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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Die Zwey und Füntzigste Geistliche Lection
Gnaden erwiesen habe: eine/ daß er ihn zum Apostel erwählet/ und die ande-
re/ daß er ihn zum Schaffner und Außspender über seine Apostolische Ver-
samblung gesetzt habe: wordurch er gnugsamb hat zeigen wollen/ wie sehr er
verlange/ diesen Menschen zu erretten: und weilen er vorgesehen/ daß ihn der
Geld-Geitz zum Verrath seines himmlischen Lehr-Meisters nicht wenig an-
treiben würde; derhalben hat er ihm das Geld anvertrauet/ und in seine Händ
gegeben; auff daß er eine so schändliche That zu begehen/ ja nicht versuchen/
wir aber hier auß erlernen möchten/ daß selbiger Bößwicht seine Verdamnuß
Christo mit Fug nicht auffmessen/ weder auch über ihn sich beklagen könte/
der ihm vielmehr den Rath zum guten gegeben/ und die Gelegenheit zu sündi-
Hom 1.
de jejun.
gen dardurch entzogen hat. Dahero sagt der H. Chrysostomus/ der Herr hät-
te ihm den Geld-Beutel vertrauet/ weil er wuste/ daß er zu stehlen geneigt war:
indem er ihm aber diese Gewalt gegeben/ hat er dessen begierigen Menschen
unzimblichen Geitz curiren wollen: zumahlen Gott so eifferig suchet den von
ihm erschaffenen Menschen seelig zu machen; daß er auch/ so viel an ihm ist/
den jenigen gern helffen wolte/ so wir auß dem Glauben erkennen/ daß unfehl-
bar wer den verdambt werden: unter welche der Antichrist samptseinen Nach-
folgern gezehlet wird. Diese unbetriegliche Warheit ist in der Offenbahrung
deß H. Joannis gnugsamb vorbedeutet worden/ danemblich derselbe zum Him-
mel verzückt gewesen/ und zwölff Pforten gesehen hat; auff deren jeder ein
Nahm auß den zwölff Geschlechten der Kinder Jsrael gesehrieben gewesen:
nach diesem erzehlet der H. Joannes alle Geschlechte nach der Ordnung/ und
sagt also: auß dem Stammen Juda zwölff tausend gezeichnet: auß dem
Stammen Ruben zwölff tausend gezeichnet etc. und so von andern: er thut a-
ber keine Meldung von dem Stammen Dan. So entstehet nun die Frag:
weilen im Himmel zwölff Pforten gefunden werden/ und auff einer jeden der
Nahm eines Geschlechts oder Stammen geschrieben stunde/ und diese Pfor-
ten eröffnet waren: warumb wird dann auch nicht gedacht deß Stammen
Quaest.
22. in Jo-
sua.
Dan? diese Frag beantwortet der Heil. Augustinus/ und sagt; daß der heilige
Apostel und Evangelist nicht ohne Ursach und Geheimnuß den Stammen
Dan verschwiegen habe: sintemahlen auß selbigem der Antichrist seinen Ur-
sprung hernehmet/ der nicht zum Himmel kommen wird: warumb ist ihme
aber eine offene Pforten angewiesen worden? auff daß wir hierauß lernen
sollen/ daß der gütige GOTT/ so viel an ihm ist/ auch dem Antichrist selbsten
die Thür deß Himmels nicht verschliesse/ sondern wolle vielmehr/ daß selbiger
ins himmlisehe Jerusalem könne hinein gelassen werden; und derhalben hat
GOTT die Pforten offen gelassen; damit/ wann er nicht wolle hinein ge-

hen/

Die Zwey und Fuͤntzigſte Geiſtliche Lection
Gnaden erwieſen habe: eine/ daß er ihn zum Apoſtel erwaͤhlet/ und die ande-
re/ daß er ihn zum Schaffner und Außſpender uͤber ſeine Apoſtoliſche Ver-
ſamblung geſetzt habe: wordurch er gnugſamb hat zeigen wollen/ wie ſehr er
verlange/ dieſen Menſchen zu erretten: und weilen er vorgeſehen/ daß ihn der
Geld-Geitz zum Verrath ſeines himmliſchen Lehr-Meiſters nicht wenig an-
treiben wuͤrde; derhalben hat er ihm das Geld anvertrauet/ und in ſeine Haͤnd
gegeben; auff daß er eine ſo ſchaͤndliche That zu begehen/ ja nicht verſuchen/
wir aber hier auß erlernen moͤchten/ daß ſelbiger Boͤßwicht ſeine Verdamnuß
Chriſto mit Fug nicht auffmeſſen/ weder auch uͤber ihn ſich beklagen koͤnte/
der ihm vielmehr den Rath zum guten gegeben/ und die Gelegenheit zu ſuͤndi-
Hom 1.
de jejun.
gen dardurch entzogen hat. Dahero ſagt der H. Chryſoſtomus/ der Herr haͤt-
te ihm den Geld-Beutel vertrauet/ weil er wuſte/ daß er zu ſtehlen geneigt war:
indem er ihm aber dieſe Gewalt gegeben/ hat er deſſen begierigen Menſchen
unzimblichen Geitz curiren wollen: zumahlen Gott ſo eifferig ſuchet den von
ihm erſchaffenen Menſchen ſeelig zu machen; daß er auch/ ſo viel an ihm iſt/
den jenigen gern helffen wolte/ ſo wir auß dem Glauben erkennen/ daß unfehl-
bar wer den verdambt werden: unter welche der Antichriſt ſamptſeinen Nach-
folgern gezehlet wird. Dieſe unbetriegliche Warheit iſt in der Offenbahrung
deß H. Joannis gnugſamb vorbedeutet worden/ danemblich derſelbe zum Him-
mel verzuͤckt geweſen/ und zwoͤlff Pforten geſehen hat; auff deren jeder ein
Nahm auß den zwoͤlff Geſchlechten der Kinder Jſrael geſehrieben geweſen:
nach dieſem erzehlet der H. Joannes alle Geſchlechte nach der Ordnung/ und
ſagt alſo: auß dem Stammen Juda zwoͤlff tauſend gezeichnet: auß dem
Stammen Ruben zwoͤlff tauſend gezeichnet ꝛc. und ſo von andern: er thut a-
ber keine Meldung von dem Stammen Dan. So entſtehet nun die Frag:
weilen im Himmel zwoͤlff Pforten gefunden werden/ und auff einer jeden der
Nahm eines Geſchlechts oder Stammen geſchrieben ſtunde/ und dieſe Pfor-
ten eroͤffnet waren: warumb wird dann auch nicht gedacht deß Stammen
Quæſt.
22. in Jo-
ſua.
Dan? dieſe Frag beantwortet der Heil. Auguſtinus/ und ſagt; daß der heilige
Apoſtel und Evangeliſt nicht ohne Urſach und Geheimnuß den Stammen
Dan verſchwiegen habe: ſintemahlen auß ſelbigem der Antichriſt ſeinen Ur-
ſprung hernehmet/ der nicht zum Himmel kommen wird: warumb iſt ihme
aber eine offene Pforten angewieſen worden? auff daß wir hierauß lernen
ſollen/ daß der guͤtige GOTT/ ſo viel an ihm iſt/ auch dem Antichriſt ſelbſten
die Thuͤr deß Himmels nicht verſchlieſſe/ ſondern wolle vielmehr/ daß ſelbiger
ins himmliſehe Jeruſalem koͤnne hinein gelaſſen werden; und derhalben hat
GOTT die Pforten offen gelaſſen; damit/ wann er nicht wolle hinein ge-

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[678/0706] Die Zwey und Fuͤntzigſte Geiſtliche Lection Gnaden erwieſen habe: eine/ daß er ihn zum Apoſtel erwaͤhlet/ und die ande- re/ daß er ihn zum Schaffner und Außſpender uͤber ſeine Apoſtoliſche Ver- ſamblung geſetzt habe: wordurch er gnugſamb hat zeigen wollen/ wie ſehr er verlange/ dieſen Menſchen zu erretten: und weilen er vorgeſehen/ daß ihn der Geld-Geitz zum Verrath ſeines himmliſchen Lehr-Meiſters nicht wenig an- treiben wuͤrde; derhalben hat er ihm das Geld anvertrauet/ und in ſeine Haͤnd gegeben; auff daß er eine ſo ſchaͤndliche That zu begehen/ ja nicht verſuchen/ wir aber hier auß erlernen moͤchten/ daß ſelbiger Boͤßwicht ſeine Verdamnuß Chriſto mit Fug nicht auffmeſſen/ weder auch uͤber ihn ſich beklagen koͤnte/ der ihm vielmehr den Rath zum guten gegeben/ und die Gelegenheit zu ſuͤndi- gen dardurch entzogen hat. Dahero ſagt der H. Chryſoſtomus/ der Herr haͤt- te ihm den Geld-Beutel vertrauet/ weil er wuſte/ daß er zu ſtehlen geneigt war: indem er ihm aber dieſe Gewalt gegeben/ hat er deſſen begierigen Menſchen unzimblichen Geitz curiren wollen: zumahlen Gott ſo eifferig ſuchet den von ihm erſchaffenen Menſchen ſeelig zu machen; daß er auch/ ſo viel an ihm iſt/ den jenigen gern helffen wolte/ ſo wir auß dem Glauben erkennen/ daß unfehl- bar wer den verdambt werden: unter welche der Antichriſt ſamptſeinen Nach- folgern gezehlet wird. Dieſe unbetriegliche Warheit iſt in der Offenbahrung deß H. Joannis gnugſamb vorbedeutet worden/ danemblich derſelbe zum Him- mel verzuͤckt geweſen/ und zwoͤlff Pforten geſehen hat; auff deren jeder ein Nahm auß den zwoͤlff Geſchlechten der Kinder Jſrael geſehrieben geweſen: nach dieſem erzehlet der H. Joannes alle Geſchlechte nach der Ordnung/ und ſagt alſo: auß dem Stammen Juda zwoͤlff tauſend gezeichnet: auß dem Stammen Ruben zwoͤlff tauſend gezeichnet ꝛc. und ſo von andern: er thut a- ber keine Meldung von dem Stammen Dan. So entſtehet nun die Frag: weilen im Himmel zwoͤlff Pforten gefunden werden/ und auff einer jeden der Nahm eines Geſchlechts oder Stammen geſchrieben ſtunde/ und dieſe Pfor- ten eroͤffnet waren: warumb wird dann auch nicht gedacht deß Stammen Dan? dieſe Frag beantwortet der Heil. Auguſtinus/ und ſagt; daß der heilige Apoſtel und Evangeliſt nicht ohne Urſach und Geheimnuß den Stammen Dan verſchwiegen habe: ſintemahlen auß ſelbigem der Antichriſt ſeinen Ur- ſprung hernehmet/ der nicht zum Himmel kommen wird: warumb iſt ihme aber eine offene Pforten angewieſen worden? auff daß wir hierauß lernen ſollen/ daß der guͤtige GOTT/ ſo viel an ihm iſt/ auch dem Antichriſt ſelbſten die Thuͤr deß Himmels nicht verſchlieſſe/ ſondern wolle vielmehr/ daß ſelbiger ins himmliſehe Jeruſalem koͤnne hinein gelaſſen werden; und derhalben hat GOTT die Pforten offen gelaſſen; damit/ wann er nicht wolle hinein ge- hen/ Hom 1. de jejun. Quæſt. 22. in Jo- ſua.

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 678. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/706>, abgerufen am 24.11.2024.