Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

Bild:
<< vorherige Seite

Von dem Allerheiligsten Sacrament deß Altars:
will sich aber unterstehen dörffen/ die Vortreffligkeit dieses Opffers der Ge-
bühr nach zu entwerffen/ indem selbiges eines unendlichen Werts ist? So
viel die geopfferte Sach/ und den fürnembsten Priester oder Opfferer der-
selben Sach betrifft/ ist dieses Opffer eins mit dem Opffer deß Creutzes auff
den Berg Calvariä/ was aber die Weiß und Manier zu opffern belangt/ ist zwi-
schen diesen beyden ein Unterscheid; wie das H. Concilium Triden. Sess. 22.
C.
1. lehret. Weilen dan das Opffer deß Creutzes eines unendlichen Werts
ist/ so viel an ihm ist; dan es kan in uns so viel Verdiensten und Gnugthu-
ungen nicht verursachen/ daß es sich zu mehreren und unendlichen nicht er-
sträcke: Weilen dan/ sag ich/ das Opffer deß Crentzes eines unendlichenIn Missa-
li novo
An 1634.
recogni-
to.
Mol na
in In-
struct.
Sacerd.

Werts ist/ so viel an ihm ist; so ist dan auch das heilige Meeß-Opffer eines
unendlichen Werts. Dahero hat GOtt ein grösseres Wohlgefallen an
einem eintzigen solchen Opffer/ als er haben könte an einem Menschen/
welcher alle mögliche Wirckungen der Tugenten erweckete/ und alle er-
denckliche Tormenten seinethalben außstünde. Dahero hat ein gewisser
vornehmer Schribent nicht unbillig gesagt/ daß/ wann alle außerw öhlte
Gottes/ sambt der Mutter deß Herren/ eine Sach von Gott begehren/ und
zu Erlangung derselben alle ihre gute Werck und Verdiensten/ alle
Schmertzen und Tormenten Gott würden auffopfferen: und käme auch ein
einfältiger armer Priester/ und hielte durch ein eintziges Meeß-Opffer an/
dieselbe Sach zu erlangen: so würde der Priester krafft deß heiligen Meeß-
Opffers die begehrte Gnad geschwinder erhalten/ dan alle heilige durch ihre
Verdiensten.

10. Dahero sagt Vibanus der Achte: Wann etwas ist unter uns Menschen/
so da mehr Göttlich/ als Menschlich ist; welches uns die Heilige und Engelen
Gottes mißgünnen könten (die doch von aller Mißgunst frey seynd) so ist es
ohne allen Zweiffel das heilige Meeß - Opffer: krafft dessen geschicht/ daß
wir Menschen den Himmel besitzen auff Erden; indem wir vor unseren
Augen haben den Erschöpffer selbst Himmels und der Erden/ und ihn mit
unseren Händen angreiffen. Von diesem großmächtigen Opffer redet
der S. Laurentius Justinianus also: Kein Mensch kan außspre-L. 1. de
Obed.

chen/ wie reiche Früchten/ und ansehnliche geistliche Gaa-
ben auß der Opfferung und Niessung dieses Sacraments
entstehen: dann der Sunder wird mit seinem GOTT
versöhnet; der Gerechte aber wird noch mehr gerecht-
fertiget/ die Engeln Gottes werden erfreuet/ die Ver-

dien-

Von dem Allerheiligſten Sacrament deß Altars:
will ſich aber unterſtehen doͤrffen/ die Vortreffligkeit dieſes Opffers der Ge-
buͤhr nach zu entwerffen/ indem ſelbiges eines unendlichen Werts iſt? So
viel die geopfferte Sach/ und den fuͤrnembſten Prieſter oder Opfferer der-
ſelben Sach betrifft/ iſt dieſes Opffer eins mit dem Opffer deß Creutzes auff
dẽ Berg Calvariaͤ/ was aber die Weiß und Manier zu opffern belangt/ iſt zwi-
ſchen dieſen beyden ein Unterſcheid; wie das H. Concilium Triden. Seſſ. 22.
C.
1. lehret. Weilen dan das Opffer deß Creutzes eines unendlichen Werts
iſt/ ſo viel an ihm iſt; dan es kan in uns ſo viel Verdienſten und Gnugthu-
ungen nicht verurſachen/ daß es ſich zu mehreren und unendlichen nicht er-
ſtraͤcke: Weilen dan/ ſag ich/ das Opffer deß Crentzes eines unendlichenIn Miſſa-
li novo
An 1634.
recogni-
to.
Mol na
in In-
ſtruct.
Sacerd.

Werts iſt/ ſo viel an ihm iſt; ſo iſt dan auch das heilige Meeß-Opffer eines
unendlichen Werts. Dahero hat GOtt ein groͤſſeres Wohlgefallen an
einem eintzigen ſolchen Opffer/ als er haben koͤnte an einem Menſchen/
welcher alle moͤgliche Wirckungen der Tugenten erweckete/ und alle er-
denckliche Tormenten ſeinethalben außſtuͤnde. Dahero hat ein gewiſſer
vornehmer Schribent nicht unbillig geſagt/ daß/ wann alle außerw oͤhlte
Gottes/ ſambt der Mutter deß Herren/ eine Sach von Gott begehren/ und
zu Erlangung derſelben alle ihre gute Werck und Verdienſten/ alle
Schmertzen und Tormenten Gott wuͤrden auffopfferen: und kaͤme auch ein
einfaͤltiger armer Prieſter/ und hielte durch ein eintziges Meeß-Opffer an/
dieſelbe Sach zu erlangen: ſo wuͤrde der Prieſter krafft deß heiligen Meeß-
Opffers die begehrte Gnad geſchwinder erhalten/ dan alle heilige durch ihre
Verdienſten.

10. Dahero ſagt Vibanus der Achte: Wann etwas iſt unter uns Menſchen/
ſo da mehr Goͤttlich/ als Menſchlich iſt; welches uns die Heilige und Engelen
Gottes mißguͤnnen koͤnten (die doch von aller Mißgunſt frey ſeynd) ſo iſt es
ohne allen Zweiffel das heilige Meeß - Opffer: krafft deſſen geſchicht/ daß
wir Menſchen den Himmel beſitzen auff Erden; indem wir vor unſeren
Augen haben den Erſchoͤpffer ſelbſt Himmels und der Erden/ und ihn mit
unſeren Haͤnden angreiffen. Von dieſem großmaͤchtigen Opffer redet
der S. Laurentius Juſtinianus alſo: Kein Menſch kan außſpre-L. 1. de
Obed.

chen/ wie reiche Früchten/ und anſehnliche geiſtliche Gaa-
ben auß der Opfferung und Nieſſung dieſes Sacraments
entſtehen: dann der Sůnder wird mit ſeinem GOTT
verſoͤhnet; der Gerechte aber wird noch mehr gerecht-
fertiget/ die Engeln Gottes werden erfreuet/ die Ver-

dien-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0563" n="535"/><fw place="top" type="header">Von dem Allerheilig&#x017F;ten Sacrament deß Altars:</fw><lb/>
will &#x017F;ich aber unter&#x017F;tehen do&#x0364;rffen/ die Vortreffligkeit die&#x017F;es Opffers der Ge-<lb/>
bu&#x0364;hr nach zu entwerffen/ indem &#x017F;elbiges eines unendlichen <hi rendition="#fr">W</hi>erts i&#x017F;t? So<lb/>
viel die geopfferte Sach/ und den fu&#x0364;rnemb&#x017F;ten Prie&#x017F;ter oder Opfferer der-<lb/>
&#x017F;elben Sach betrifft/ i&#x017F;t die&#x017F;es Opffer eins mit dem Opffer deß Creutzes auff<lb/>
de&#x0303; Berg Calvaria&#x0364;/ was aber die Weiß und Manier zu opffern belangt/ i&#x017F;t zwi-<lb/>
&#x017F;chen die&#x017F;en beyden ein Unter&#x017F;cheid; wie das H. <hi rendition="#aq">Concilium Triden. Se&#x017F;&#x017F;. 22.<lb/>
C.</hi> 1. lehret. Weilen dan das Opffer deß Creutzes eines unendlichen Werts<lb/>
i&#x017F;t/ &#x017F;o viel an ihm i&#x017F;t; dan es kan in uns &#x017F;o viel Verdien&#x017F;ten und Gnugthu-<lb/>
ungen nicht verur&#x017F;achen/ daß es &#x017F;ich zu mehreren und unendlichen nicht er-<lb/>
&#x017F;tra&#x0364;cke: Weilen dan/ &#x017F;ag ich/ das Opffer deß Crentzes eines unendlichen<note place="right"><hi rendition="#aq">In Mi&#x017F;&#x017F;a-<lb/>
li novo<lb/>
An 1634.<lb/>
recogni-<lb/>
to.<lb/>
Mol na<lb/>
in In-<lb/>
&#x017F;truct.<lb/>
Sacerd.</hi></note><lb/>
Werts i&#x017F;t/ &#x017F;o viel an ihm i&#x017F;t; &#x017F;o i&#x017F;t dan auch das heilige Meeß-Opffer eines<lb/>
unendlichen Werts. Dahero hat GOtt ein gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;eres Wohlgefallen an<lb/>
einem eintzigen &#x017F;olchen Opffer/ als er haben ko&#x0364;nte an einem Men&#x017F;chen/<lb/>
welcher alle mo&#x0364;gliche Wirckungen der Tugenten erweckete/ und alle er-<lb/>
denckliche Tormenten &#x017F;einethalben auß&#x017F;tu&#x0364;nde. Dahero hat ein gewi&#x017F;&#x017F;er<lb/>
vornehmer Schribent nicht unbillig ge&#x017F;agt/ daß/ wann alle außerw o&#x0364;hlte<lb/>
Gottes/ &#x017F;ambt der Mutter deß Herren/ eine Sach von Gott begehren/ und<lb/>
zu Erlangung der&#x017F;elben alle ihre gute Werck und Verdien&#x017F;ten/ alle<lb/>
Schmertzen und Tormenten Gott wu&#x0364;rden auffopfferen: und ka&#x0364;me auch ein<lb/>
einfa&#x0364;ltiger armer Prie&#x017F;ter/ und hielte durch ein eintziges Meeß-Opffer an/<lb/>
die&#x017F;elbe Sach zu erlangen: &#x017F;o wu&#x0364;rde der Prie&#x017F;ter krafft deß heiligen Meeß-<lb/>
Opffers die begehrte Gnad ge&#x017F;chwinder erhalten/ dan alle heilige durch ihre<lb/>
Verdien&#x017F;ten.</p><lb/>
            <p>10. Dahero &#x017F;agt <hi rendition="#aq">Vibanus</hi> der Achte: Wann etwas i&#x017F;t unter uns Men&#x017F;chen/<lb/>
&#x017F;o da mehr Go&#x0364;ttlich/ als Men&#x017F;chlich i&#x017F;t; welches uns die Heilige und Engelen<lb/>
Gottes mißgu&#x0364;nnen ko&#x0364;nten (die doch von aller Mißgun&#x017F;t frey &#x017F;eynd) &#x017F;o i&#x017F;t es<lb/>
ohne allen Zweiffel das heilige Meeß - Opffer: krafft de&#x017F;&#x017F;en ge&#x017F;chicht/ daß<lb/>
wir Men&#x017F;chen den <hi rendition="#fr">H</hi>immel be&#x017F;itzen auff Erden; indem wir vor un&#x017F;eren<lb/>
Augen haben den Er&#x017F;cho&#x0364;pffer &#x017F;elb&#x017F;t <hi rendition="#fr">H</hi>immels und der Erden/ und ihn mit<lb/>
un&#x017F;eren <hi rendition="#fr">H</hi>a&#x0364;nden angreiffen. Von die&#x017F;em großma&#x0364;chtigen <hi rendition="#fr">O</hi>pffer redet<lb/>
der <hi rendition="#aq">S. Laurentius Ju&#x017F;tinianus</hi> al&#x017F;o: <hi rendition="#fr">Kein Men&#x017F;ch kan auß&#x017F;pre-</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">L. 1. de<lb/>
Obed.</hi></note><lb/><hi rendition="#fr">chen/ wie reiche Früchten/ und an&#x017F;ehnliche gei&#x017F;tliche Gaa-<lb/>
ben auß der Opfferung und Nie&#x017F;&#x017F;ung die&#x017F;es Sacraments<lb/>
ent&#x017F;tehen: dann der S&#x016F;nder wird mit &#x017F;einem GOTT<lb/>
ver&#x017F;o&#x0364;hnet; der Gerechte aber wird noch mehr gerecht-<lb/>
fertiget/ die Engeln Gottes werden <choice><sic>erfrenet</sic><corr>erfreuet</corr></choice>/ die Ver-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">dien-</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[535/0563] Von dem Allerheiligſten Sacrament deß Altars: will ſich aber unterſtehen doͤrffen/ die Vortreffligkeit dieſes Opffers der Ge- buͤhr nach zu entwerffen/ indem ſelbiges eines unendlichen Werts iſt? So viel die geopfferte Sach/ und den fuͤrnembſten Prieſter oder Opfferer der- ſelben Sach betrifft/ iſt dieſes Opffer eins mit dem Opffer deß Creutzes auff dẽ Berg Calvariaͤ/ was aber die Weiß und Manier zu opffern belangt/ iſt zwi- ſchen dieſen beyden ein Unterſcheid; wie das H. Concilium Triden. Seſſ. 22. C. 1. lehret. Weilen dan das Opffer deß Creutzes eines unendlichen Werts iſt/ ſo viel an ihm iſt; dan es kan in uns ſo viel Verdienſten und Gnugthu- ungen nicht verurſachen/ daß es ſich zu mehreren und unendlichen nicht er- ſtraͤcke: Weilen dan/ ſag ich/ das Opffer deß Crentzes eines unendlichen Werts iſt/ ſo viel an ihm iſt; ſo iſt dan auch das heilige Meeß-Opffer eines unendlichen Werts. Dahero hat GOtt ein groͤſſeres Wohlgefallen an einem eintzigen ſolchen Opffer/ als er haben koͤnte an einem Menſchen/ welcher alle moͤgliche Wirckungen der Tugenten erweckete/ und alle er- denckliche Tormenten ſeinethalben außſtuͤnde. Dahero hat ein gewiſſer vornehmer Schribent nicht unbillig geſagt/ daß/ wann alle außerw oͤhlte Gottes/ ſambt der Mutter deß Herren/ eine Sach von Gott begehren/ und zu Erlangung derſelben alle ihre gute Werck und Verdienſten/ alle Schmertzen und Tormenten Gott wuͤrden auffopfferen: und kaͤme auch ein einfaͤltiger armer Prieſter/ und hielte durch ein eintziges Meeß-Opffer an/ dieſelbe Sach zu erlangen: ſo wuͤrde der Prieſter krafft deß heiligen Meeß- Opffers die begehrte Gnad geſchwinder erhalten/ dan alle heilige durch ihre Verdienſten. In Miſſa- li novo An 1634. recogni- to. Mol na in In- ſtruct. Sacerd. 10. Dahero ſagt Vibanus der Achte: Wann etwas iſt unter uns Menſchen/ ſo da mehr Goͤttlich/ als Menſchlich iſt; welches uns die Heilige und Engelen Gottes mißguͤnnen koͤnten (die doch von aller Mißgunſt frey ſeynd) ſo iſt es ohne allen Zweiffel das heilige Meeß - Opffer: krafft deſſen geſchicht/ daß wir Menſchen den Himmel beſitzen auff Erden; indem wir vor unſeren Augen haben den Erſchoͤpffer ſelbſt Himmels und der Erden/ und ihn mit unſeren Haͤnden angreiffen. Von dieſem großmaͤchtigen Opffer redet der S. Laurentius Juſtinianus alſo: Kein Menſch kan außſpre- chen/ wie reiche Früchten/ und anſehnliche geiſtliche Gaa- ben auß der Opfferung und Nieſſung dieſes Sacraments entſtehen: dann der Sůnder wird mit ſeinem GOTT verſoͤhnet; der Gerechte aber wird noch mehr gerecht- fertiget/ die Engeln Gottes werden erfreuet/ die Ver- dien- L. 1. de Obed.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/563
Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 535. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/563>, abgerufen am 21.11.2024.