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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Die Drey und Dreissigste Geistliche Lection
aber gieng er in aller Frühe mit blosen Füssen über das gefrorne Erdreich/
und zur Regen-Zeit über die Dörnen/ und mahnete die seinigen gar artlich
und lustig an/ dergleichen zu thun/ sagend: wer die Musqueten-Kugel förch-
tet/ der gehe nicht in den Krieg: wer das Leiden förchtet/ der suche den Him-
mel nicht/ und wann man durch viele Trübsall in Himmel gehen muß/ so
mag alles Ubel der Welt über mich kommen: deß Nachts hatte er zum öfftern
das Fenster seiner Zellen offen/ damit er von der bösen Lufft möchte beschwä-
ret werden/ und die einkommende Mücken und Fiegen ihn
auffs härteste plageten. Weiters gieng er allezeit mit blosen Füssen/
deren Füß-Sohlen mit Eyß/ Steinen und Dörnern in die kleineste Theil
zerschnitten bißweilen ein häuffiges Blut liessen: auch zur Winters-Zeit
gieng er nicht zum Feuer: zur Nachfolg S. Guillelmi gebrauchte er einen
Brustharnisch für ein Hembd/ damit er aber nicht röstig würde/ nahme er ei-
nen neuen/ dann er hatte drey/ deren er einen nach dem andern gebrauchte/ de-
ren etliche hat er gar verbrauchet: als er seinen Habit außgezogen/ haben et-
liche durch die Ritzen seiner Zellen gesehen/ daß die Ringe deß Brust-Harnisch
also in das Fleisch getrungen/ daß man kaum unterscheiden konte/ ob er einen
Brust - Harnisch hatte. Es mangelten ihm auch nicht zum Zierath seines
Leibs Gürtel und Arm-Bänder/ dann er gebrauchte eine grosse eiserne Ket-
ten/ welche von der rechten Schulter zu der lincken Seiten/ und von der lin-
cken Schulter zu der rechten Seiten in Form eines Creutzes über die Brust
gegangen/ mit einer andern hat er sich gegürtelt/ welche er so zusammen ge-
zogen getragen/ daß im Jahr 1605. als er in eine gefährliche Kranckheit ge-
fallen/ sein Gesell der Bruder Laurentius, als er ihn ins Bett getragen/ die
gedachte Ketten so zusammen gezogen/ und am Leib hangen gesehen/ daß sie
das schon faule Fleisch durchgetrungen/ deßwegen er sie nicht ohne den grösten
Schmertzen deß P. Joannis mit dem an vielen Orthen anhangenden Fleisch
herauß gezogen: bißweilen gebrauchte er auch an statt der Ketten einen eiser-
nen Ring/ der etliche Stachel hatte/ welches alles zu Populonien mit grosser
Ve ehrung auffbehalten wird: und alle diese Peinigungs-Instrumenten wa-
ren dem P. Joanni, daß er seinen Leib casteyete/ nicht gnug/ dann er hat ein
neues und sonderliches Exempel einer gantz unerhörten Buß zeigen wollen:
dahero hat er etliche eiserne Kämme/ die zum Wollen kratzen bequem seynd/
erdacht/ auß dessen auffgerichten Stacheln hat er sich ein Wammes biß
zu den Hüfften reichend gemacht/ mit welchem er allezeit gekleidet
war/ und noch heutiges Tags in unserm Battiniensischen Con-
vent/ nicht allein blütig/ sondern von Blut gleichsamb gantz ro-
stig und auff der Seiten deß Rückens und der Brust verzehrt/ von allen

gesehen

Die Drey und Dreiſſigſte Geiſtliche Lection
aber gieng er in aller Fruͤhe mit bloſen Fuͤſſen uͤber das gefrorne Erdreich/
und zur Regen-Zeit uͤber die Doͤrnen/ und mahnete die ſeinigen gar artlich
und luſtig an/ dergleichen zu thun/ ſagend: wer die Muſqueten-Kugel foͤrch-
tet/ der gehe nicht in den Krieg: wer das Leiden foͤrchtet/ der ſuche den Him-
mel nicht/ und wann man durch viele Truͤbſall in Himmel gehen muß/ ſo
mag alles Ubel der Welt uͤber mich kommen: deß Nachts hatte er zum oͤfftern
das Fenſter ſeiner Zellen offen/ damit er von der boͤſen Lufft moͤchte beſchwaͤ-
ret werden/ und die einkommende Muͤcken und Fiegen ihn
auffs haͤrteſte plageten. Weiters gieng er allezeit mit bloſen Fuͤſſen/
deren Fuͤß-Sohlen mit Eyß/ Steinen und Doͤrnern in die kleineſte Theil
zerſchnitten bißweilen ein haͤuffiges Blut lieſſen: auch zur Winters-Zeit
gieng er nicht zum Feuer: zur Nachfolg S. Guillelmi gebrauchte er einen
Bruſtharniſch fuͤr ein Hembd/ damit er aber nicht roͤſtig wuͤrde/ nahme er ei-
nen neuen/ dann er hatte drey/ deren er einen nach dem andern gebrauchte/ de-
ren etliche hat er gar verbrauchet: als er ſeinen Habit außgezogen/ haben et-
liche durch die Ritzen ſeiner Zellen geſehen/ daß die Ringe deß Bruſt-Harniſch
alſo in das Fleiſch getrungen/ daß man kaum unterſcheiden konte/ ob er einen
Bruſt - Harniſch hatte. Es mangelten ihm auch nicht zum Zierath ſeines
Leibs Guͤrtel und Arm-Baͤnder/ dann er gebrauchte eine groſſe eiſerne Ket-
ten/ welche von der rechten Schulter zu der lincken Seiten/ und von der lin-
cken Schulter zu der rechten Seiten in Form eines Creutzes uͤber die Bruſt
gegangen/ mit einer andern hat er ſich geguͤrtelt/ welche er ſo zuſammen ge-
zogen getragen/ daß im Jahr 1605. als er in eine gefaͤhrliche Kranckheit ge-
fallen/ ſein Geſell der Bruder Laurentius, als er ihn ins Bett getragen/ die
gedachte Ketten ſo zuſammen gezogen/ und am Leib hangen geſehen/ daß ſie
das ſchon faule Fleiſch durchgetrungen/ deßwegen er ſie nicht ohne den groͤſten
Schmertzen deß P. Joannis mit dem an vielen Orthen anhangenden Fleiſch
herauß gezogen: bißweilen gebrauchte er auch an ſtatt der Ketten einen eiſer-
nen Ring/ der etliche Stachel hatte/ welches alles zu Populonien mit groſſer
Ve ehrung auffbehalten wird: und alle dieſe Peinigungs-Inſtrumenten wa-
ren dem P. Joanni, daß er ſeinen Leib caſteyete/ nicht gnug/ dann er hat ein
neues und ſonderliches Exempel einer gantz unerhoͤrten Buß zeigen wollen:
dahero hat er etliche eiſerne Kaͤmme/ die zum Wollen kratzen bequem ſeynd/
erdacht/ auß deſſen auffgerichten Stacheln hat er ſich ein Wammes biß
zu den Huͤfften reichend gemacht/ mit welchem er allezeit gekleidet
war/ und noch heutiges Tags in unſerm Battinienſiſchen Con-
vent/ nicht allein bluͤtig/ ſondern von Blut gleichſamb gantz ro-
ſtig und auff der Seiten deß Ruͤckens und der Bruſt verzehrt/ von allen

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[404/0432] Die Drey und Dreiſſigſte Geiſtliche Lection aber gieng er in aller Fruͤhe mit bloſen Fuͤſſen uͤber das gefrorne Erdreich/ und zur Regen-Zeit uͤber die Doͤrnen/ und mahnete die ſeinigen gar artlich und luſtig an/ dergleichen zu thun/ ſagend: wer die Muſqueten-Kugel foͤrch- tet/ der gehe nicht in den Krieg: wer das Leiden foͤrchtet/ der ſuche den Him- mel nicht/ und wann man durch viele Truͤbſall in Himmel gehen muß/ ſo mag alles Ubel der Welt uͤber mich kommen: deß Nachts hatte er zum oͤfftern das Fenſter ſeiner Zellen offen/ damit er von der boͤſen Lufft moͤchte beſchwaͤ- ret werden/ und die einkommende Muͤcken und Fiegen ihn auffs haͤrteſte plageten. Weiters gieng er allezeit mit bloſen Fuͤſſen/ deren Fuͤß-Sohlen mit Eyß/ Steinen und Doͤrnern in die kleineſte Theil zerſchnitten bißweilen ein haͤuffiges Blut lieſſen: auch zur Winters-Zeit gieng er nicht zum Feuer: zur Nachfolg S. Guillelmi gebrauchte er einen Bruſtharniſch fuͤr ein Hembd/ damit er aber nicht roͤſtig wuͤrde/ nahme er ei- nen neuen/ dann er hatte drey/ deren er einen nach dem andern gebrauchte/ de- ren etliche hat er gar verbrauchet: als er ſeinen Habit außgezogen/ haben et- liche durch die Ritzen ſeiner Zellen geſehen/ daß die Ringe deß Bruſt-Harniſch alſo in das Fleiſch getrungen/ daß man kaum unterſcheiden konte/ ob er einen Bruſt - Harniſch hatte. Es mangelten ihm auch nicht zum Zierath ſeines Leibs Guͤrtel und Arm-Baͤnder/ dann er gebrauchte eine groſſe eiſerne Ket- ten/ welche von der rechten Schulter zu der lincken Seiten/ und von der lin- cken Schulter zu der rechten Seiten in Form eines Creutzes uͤber die Bruſt gegangen/ mit einer andern hat er ſich geguͤrtelt/ welche er ſo zuſammen ge- zogen getragen/ daß im Jahr 1605. als er in eine gefaͤhrliche Kranckheit ge- fallen/ ſein Geſell der Bruder Laurentius, als er ihn ins Bett getragen/ die gedachte Ketten ſo zuſammen gezogen/ und am Leib hangen geſehen/ daß ſie das ſchon faule Fleiſch durchgetrungen/ deßwegen er ſie nicht ohne den groͤſten Schmertzen deß P. Joannis mit dem an vielen Orthen anhangenden Fleiſch herauß gezogen: bißweilen gebrauchte er auch an ſtatt der Ketten einen eiſer- nen Ring/ der etliche Stachel hatte/ welches alles zu Populonien mit groſſer Ve ehrung auffbehalten wird: und alle dieſe Peinigungs-Inſtrumenten wa- ren dem P. Joanni, daß er ſeinen Leib caſteyete/ nicht gnug/ dann er hat ein neues und ſonderliches Exempel einer gantz unerhoͤrten Buß zeigen wollen: dahero hat er etliche eiſerne Kaͤmme/ die zum Wollen kratzen bequem ſeynd/ erdacht/ auß deſſen auffgerichten Stacheln hat er ſich ein Wammes biß zu den Huͤfften reichend gemacht/ mit welchem er allezeit gekleidet war/ und noch heutiges Tags in unſerm Battinienſiſchen Con- vent/ nicht allein bluͤtig/ ſondern von Blut gleichſamb gantz ro- ſtig und auff der Seiten deß Ruͤckens und der Bruſt verzehrt/ von allen geſehen

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/432>, abgerufen am 21.11.2024.