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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von der Ergebung in den Willen Gottes.
der Will Gottes schwär und bitter; so bist du nicht auffrichtig von Hertzen:
warumb? weilen du deinen Willen nicht wilst richten nach dem Willen
GOttes: sondern wilst den göttlichen Willen biegen zu dem deinigen. Der
Will Gottes ist gerad und auffrichtig; du aber bist krumb: deinen Willen
must du nach diesem Willen besseren; und nicht muß derselbige Will nach
dem deinigen gebogen werden: wann du es also machest/ so hast du ein auff-
richtiges Hertz: und wie kan dir grössere Ehr widerfahren/ als wann du bist
ein Mensch nach dem Hertzen Gottes? Ein solcher ware die H. Gertrudis:
dieser Jungfrawen ist Christus einsmahls erschienen/ und hat ihr in seinerBlos. l. 4.
div. In-
star. c.
23.

rechten Hand die Gesundheit/ und in der lincken Hand gezeigt die Kranck-
heit/ und selbiger befohlen/ sie solle auß diesen beyden erwählen/ welches sie
wolle: die kluge Dienerin GOttes aber hat denen beyden Händen ihres
Bräutigambs den Rücken gekehret/ und gesagt: nicht meinen Willen/ O
Herr/ nicht sehe meinen Willen an: sondern vielmehr auß gantzem Hertzen
verlange ich/ daß du deinen Willen in allem vollbringest: hierauff hat die
gemeldte Heil. Jungfraw diese Wort auß dem göttlichen Mund zu hören
verdienet. Der haben will/ daß ich offt zu ihm komme; der ge-
be mir den Schlussel seines Willens/ und fordere denselben
niemahl wiederumb:
Nach empfangener solcher Lection, hat die
fromme Gertrudis dieses folgende Gebettlein täglich dreyhundert und
fünff und sechstzigmahl widerholet: Nicht mein/ sondern dein
Will geschehe/ mein allerliebster JESV:
Und hat erfah-
ren/ daß diese offt widerholte Resignation dem Herrn sonderbar gefallen
habe.

13. Auch hat der H. Macarius den Nutzen/ so unter diesen wenigen Wor-
ten verborgen liget/ gnugsamb vermercket: dann/ da er einsmahls von zweyenRuff.
Aquil. n.

208.

gefragt worden/ wie man betten soll/ hat er ihm geantwortet: daß man im
Gebett vieler Wort sich zu gebrauchen nicht nöthig habe; sondern man soll
die Händ offt zu Gott erheben und sagen: Herr/ wie du wilst/ und
wie es dir gefällig ist/ also geschehe:
Dann GOtt weiß am be-
sten/ was uns nützlich ist: dieses kurtze Gebett lobt über die massen der ehr-
würdige Vatter Drexelius, und sagt/ daß kein besseres/ noch schier
kürtzeres/ kein vollkommeres/ kein GOTT gefälligeres/ und
dem Menschen nützlicheres Gebett seye/ dann dieses eintzige: dein
Will geschehe: nicht mein/ sondern dein Will geschehe: nicht/
wie ich/ sondern/ wie du wilst: dahero erfordert die göttliche Majestät
von uns vor allem/ was wir oder reden/ oder thuen können; daß wir

auß
U u 2

Von der Ergebung in den Willen Gottes.
der Will Gottes ſchwaͤr und bitter; ſo biſt du nicht auffrichtig von Hertzen:
warumb? weilen du deinen Willen nicht wilſt richten nach dem Willen
GOttes: ſondern wilſt den goͤttlichen Willen biegen zu dem deinigen. Der
Will Gottes iſt gerad und auffrichtig; du aber biſt krumb: deinen Willen
muſt du nach dieſem Willen beſſeren; und nicht muß derſelbige Will nach
dem deinigen gebogen werden: wann du es alſo macheſt/ ſo haſt du ein auff-
richtiges Hertz: und wie kan dir groͤſſere Ehr widerfahren/ als wann du biſt
ein Menſch nach dem Hertzen Gottes? Ein ſolcher ware die H. Gertrudis:
dieſer Jungfrawen iſt Chriſtus einsmahls erſchienen/ und hat ihr in ſeinerBloſ. l. 4.
div. In-
ſtar. c.
23.

rechten Hand die Geſundheit/ und in der lincken Hand gezeigt die Kranck-
heit/ und ſelbiger befohlen/ ſie ſolle auß dieſen beyden erwaͤhlen/ welches ſie
wolle: die kluge Dienerin GOttes aber hat denen beyden Haͤnden ihres
Braͤutigambs den Ruͤcken gekehret/ und geſagt: nicht meinen Willen/ O
Herr/ nicht ſehe meinen Willen an: ſondern vielmehr auß gantzem Hertzen
verlange ich/ daß du deinen Willen in allem vollbringeſt: hierauff hat die
gemeldte Heil. Jungfraw dieſe Wort auß dem goͤttlichen Mund zu hoͤren
verdienet. Der haben will/ daß ich offt zu ihm komme; der ge-
be mir den Schlůſſel ſeines Willens/ und fordere denſelben
niemahl wiederumb:
Nach empfangener ſolcher Lection, hat die
fromme Gertrudis dieſes folgende Gebettlein taͤglich dreyhundert und
fuͤnff und ſechstzigmahl widerholet: Nicht mein/ ſondern dein
Will geſchehe/ mein allerliebſter JESV:
Und hat erfah-
ren/ daß dieſe offt widerholte Reſignation dem Herrn ſonderbar gefallen
habe.

13. Auch hat der H. Macarius den Nutzen/ ſo unter dieſen wenigen Wor-
ten verborgen liget/ gnugſamb vermercket: dann/ da er einsmahls von zweyenRuff.
Aquil. n.

208.

gefragt worden/ wie man betten ſoll/ hat er ihm geantwortet: daß man im
Gebett vieler Wort ſich zu gebrauchen nicht noͤthig habe; ſondern man ſoll
die Haͤnd offt zu Gott erheben und ſagen: Herr/ wie du wilſt/ und
wie es dir gefaͤllig iſt/ alſo geſchehe:
Dann GOtt weiß am be-
ſten/ was uns nuͤtzlich iſt: dieſes kurtze Gebett lobt uͤber die maſſen der ehr-
wuͤrdige Vatter Drexelius, und ſagt/ daß kein beſſeres/ noch ſchier
kuͤrtzeres/ kein vollkommeres/ kein GOTT gefaͤlligeres/ und
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Will geſchehe: nicht mein/ ſondern dein Will geſchehe: nicht/
wie ich/ ſondern/ wie du wilſt: dahero erfordert die goͤttliche Majeſtaͤt
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[339/0367] Von der Ergebung in den Willen Gottes. der Will Gottes ſchwaͤr und bitter; ſo biſt du nicht auffrichtig von Hertzen: warumb? weilen du deinen Willen nicht wilſt richten nach dem Willen GOttes: ſondern wilſt den goͤttlichen Willen biegen zu dem deinigen. Der Will Gottes iſt gerad und auffrichtig; du aber biſt krumb: deinen Willen muſt du nach dieſem Willen beſſeren; und nicht muß derſelbige Will nach dem deinigen gebogen werden: wann du es alſo macheſt/ ſo haſt du ein auff- richtiges Hertz: und wie kan dir groͤſſere Ehr widerfahren/ als wann du biſt ein Menſch nach dem Hertzen Gottes? Ein ſolcher ware die H. Gertrudis: dieſer Jungfrawen iſt Chriſtus einsmahls erſchienen/ und hat ihr in ſeiner rechten Hand die Geſundheit/ und in der lincken Hand gezeigt die Kranck- heit/ und ſelbiger befohlen/ ſie ſolle auß dieſen beyden erwaͤhlen/ welches ſie wolle: die kluge Dienerin GOttes aber hat denen beyden Haͤnden ihres Braͤutigambs den Ruͤcken gekehret/ und geſagt: nicht meinen Willen/ O Herr/ nicht ſehe meinen Willen an: ſondern vielmehr auß gantzem Hertzen verlange ich/ daß du deinen Willen in allem vollbringeſt: hierauff hat die gemeldte Heil. Jungfraw dieſe Wort auß dem goͤttlichen Mund zu hoͤren verdienet. Der haben will/ daß ich offt zu ihm komme; der ge- be mir den Schlůſſel ſeines Willens/ und fordere denſelben niemahl wiederumb: Nach empfangener ſolcher Lection, hat die fromme Gertrudis dieſes folgende Gebettlein taͤglich dreyhundert und fuͤnff und ſechstzigmahl widerholet: Nicht mein/ ſondern dein Will geſchehe/ mein allerliebſter JESV: Und hat erfah- ren/ daß dieſe offt widerholte Reſignation dem Herrn ſonderbar gefallen habe. Bloſ. l. 4. div. In- ſtar. c. 23. 13. Auch hat der H. Macarius den Nutzen/ ſo unter dieſen wenigen Wor- ten verborgen liget/ gnugſamb vermercket: dann/ da er einsmahls von zweyen gefragt worden/ wie man betten ſoll/ hat er ihm geantwortet: daß man im Gebett vieler Wort ſich zu gebrauchen nicht noͤthig habe; ſondern man ſoll die Haͤnd offt zu Gott erheben und ſagen: Herr/ wie du wilſt/ und wie es dir gefaͤllig iſt/ alſo geſchehe: Dann GOtt weiß am be- ſten/ was uns nuͤtzlich iſt: dieſes kurtze Gebett lobt uͤber die maſſen der ehr- wuͤrdige Vatter Drexelius, und ſagt/ daß kein beſſeres/ noch ſchier kuͤrtzeres/ kein vollkommeres/ kein GOTT gefaͤlligeres/ und dem Menſchen nuͤtzlicheres Gebett ſeye/ dann dieſes eintzige: dein Will geſchehe: nicht mein/ ſondern dein Will geſchehe: nicht/ wie ich/ ſondern/ wie du wilſt: dahero erfordert die goͤttliche Majeſtaͤt von uns vor allem/ was wir oder reden/ oder thuen koͤnnen; daß wir auß Ruff. Aquil. n. 208. U u 2

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/367>, abgerufen am 01.07.2024.