Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Die Fünff und zwantzigste Geistliche Lection sich selbsten befleissen muß/ sondern auch andern zur Meidung derselben nachaller Möglichkeit behülfflich zu seyn verbunden ist: als ist unter allen andern Materien von dieser folgenden zu handlen am meisten nothwendig: zumah- len gleich wie sehr viele seynd deß Teuffels Erfindungen und Argliste; also auch nicht wenigere Mittel und Lehren gefunden werden/ durch welche man diesen Betrügen sich mit aller Vorsichtigkeit zu entschlagen hat: selbige wer- den aber alle auff drey Haubt-Mittel zusammen gezogen: nemblich/ daß man wohl wisse/ was vor der Versuchung/ was in derselben/ und was nach der Versuchung zu beobachten seye. Vor der Versuchung ist zu mercken; daß einer gäntzlich darfür halte/ daß er/ nachdem er seinem Gott zu dienen hat angefangen/ sein Gemüt zur Versuchung bereiten/ und sich versichern müs- se/ daß/ wie glücklicher er in den Tugenden fortschreite/ je hefftiger werde ver- l. 29. mor. c. 12.sucht werden; dann gleich wie wir nach Zeugnüß deß Heil. Gregorii/ un- serm höllischen Feind uns gewaltiger widersetzen/ je mehr er uns bestreitet; die jenige aber/ so dessen Gewalt untergeben seynd/ lasset er in Frieden leben: und gleich wie ein erfahrner und begieriger Fischer die kleine Fischlein nicht achtet/ sondern nach den grossen trachtet/ wann er vermerckt/ daß derselben vorhanden seynd; also stellet der Teuffel den Vollkommenen mit grösserer Serm. 36.Begierigkeit nach/ und suchet selbige zu fangen. Förchtet nicht der Feind/ sagt der H. Chrysologus/ mehr einen Kriegs-Obristen/ als einen gemeinen Sol- daten? Er bestreitet nicht die Todten/ sondern krieget mit den Lebendigen: also sucht unser Feind nicht die Sünder/ sondern die Gerechte zu bestreiten: und gleich wie die See-Räuber/ spricht der Heil. Chrysostomus/ nicht die auß dem Hafen außfahrende leere; sondern die wiederkommende beladene Schiff anfallen: also/ wann der höllische Rauber vermerekt/ daß wir viele Wahren; als da seynd Fasten/ Gebett/ Allmussen/ Keuschheit/ und mehr an- dere Tugenden versamblet haben; streichet er alsbald hervor/ und suchet un- ser Schifflein/ auch so gar in dem Gestaat selbsten/ in den Abgrund deß Meers zu versencken: Derselbe Kirchen-Lehrer sagt an einem andern Orth: Hom. ad Pop. An- tioch.Verwundert euch nicht/ daß wir/ die wir den geistlichen Dingen obligen/ viele Widerwärtigkeiten leiden mussen: sondern gedencket; daß/ gleich wie die Dieb nicht dem Graß/ Hew/ oder Strohe/ sondern dem Golt und Silber nachgraben/ und immer wachen; also der verfluchte See- len-Dieb mit den Gerechten umbgehe. Der H. Cyprianus sagt: L. 3. Lp. 1.Der Teuffel sucht nicht die jenige zu Bodem zu werssen/ die ligen; sondern die stehen: Und wann ich mich hierüber bey dem Heil. l. 29. mor.Gregorio befrage/ so gibt er mir zur Antwort wann wir in einem besseren und
Die Fuͤnff und zwantzigſte Geiſtliche Lection ſich ſelbſten befleiſſen muß/ ſondern auch andern zur Meidung derſelben nachaller Moͤglichkeit behuͤlfflich zu ſeyn verbunden iſt: als iſt unter allen andern Materien von dieſer folgenden zu handlen am meiſten nothwendig: zumah- len gleich wie ſehr viele ſeynd deß Teuffels Erfindungen und Argliſte; alſo auch nicht wenigere Mittel und Lehren gefunden werden/ durch welche man dieſen Betruͤgen ſich mit aller Vorſichtigkeit zu entſchlagen hat: ſelbige wer- den aber alle auff drey Haubt-Mittel zuſammen gezogen: nemblich/ daß man wohl wiſſe/ was vor der Verſuchung/ was in derſelben/ und was nach der Verſuchung zu beobachten ſeye. Vor der Verſuchung iſt zu mercken; daß einer gaͤntzlich darfuͤr halte/ daß er/ nachdem er ſeinem Gott zu dienen hat angefangen/ ſein Gemuͤt zur Verſuchung bereiten/ und ſich verſichern muͤſ- ſe/ daß/ wie gluͤcklicher er in den Tugenden fortſchreite/ je hefftiger werde ver- l. 29. mor. c. 12.ſucht werden; dann gleich wie wir nach Zeugnuͤß deß Heil. Gregorii/ un- ſerm hoͤlliſchen Feind uns gewaltiger widerſetzen/ je mehr er uns beſtreitet; die jenige aber/ ſo deſſen Gewalt untergeben ſeynd/ laſſet er in Frieden leben: und gleich wie ein erfahrner und begieriger Fiſcher die kleine Fiſchlein nicht achtet/ ſondern nach den groſſen trachtet/ wann er vermerckt/ daß derſelben vorhanden ſeynd; alſo ſtellet der Teuffel den Vollkommenen mit groͤſſerer Serm. 36.Begierigkeit nach/ und ſuchet ſelbige zu fangen. Foͤrchtet nicht der Feind/ ſagt der H. Chryſologus/ mehr einen Kriegs-Obriſten/ als einen gemeinen Sol- daten? Er beſtreitet nicht die Todten/ ſondern krieget mit den Lebendigen: alſo ſucht unſer Feind nicht die Suͤnder/ ſondern die Gerechte zu beſtreiten: und gleich wie die See-Raͤuber/ ſpricht der Heil. Chryſoſtomus/ nicht die auß dem Hafen außfahrende leere; ſondern die wiederkommende beladene Schiff anfallen: alſo/ wann der hoͤlliſche Rauber vermerekt/ daß wir viele Wahren; als da ſeynd Faſten/ Gebett/ Allmuſſen/ Keuſchheit/ und mehr an- dere Tugenden verſamblet haben; ſtreichet er alsbald hervor/ und ſuchet un- ſer Schifflein/ auch ſo gar in dem Geſtaat ſelbſten/ in den Abgrund deß Meers zu verſencken: Derſelbe Kirchen-Lehrer ſagt an einem andern Orth: Hom. ad Pop. An- tioch.Verwundert euch nicht/ daß wir/ die wir den geiſtlichen Dingen obligen/ viele Widerwaͤrtigkeiten leiden můſſen: ſondern gedencket; daß/ gleich wie die Dieb nicht dem Graß/ Hew/ oder Strohe/ ſondern dem Golt und Silber nachgraben/ und immer wachen; alſo der verfluchte See- len-Dieb mit den Gerechten umbgehe. Der H. Cyprianus ſagt: L. 3. Lp. 1.Der Teuffel ſucht nicht die jenige zu Bodem zu werſſen/ die ligen; ſondern die ſtehen: Und wann ich mich hieruͤber bey dem Heil. l. 29. mor.Gregorio befrage/ ſo gibt er mir zur Antwort wann wir in einem beſſeren und
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Die Fuͤnff und zwantzigſte Geiſtliche Lection
ſich ſelbſten befleiſſen muß/ ſondern auch andern zur Meidung derſelben nach
aller Moͤglichkeit behuͤlfflich zu ſeyn verbunden iſt: als iſt unter allen andern
Materien von dieſer folgenden zu handlen am meiſten nothwendig: zumah-
len gleich wie ſehr viele ſeynd deß Teuffels Erfindungen und Argliſte; alſo
auch nicht wenigere Mittel und Lehren gefunden werden/ durch welche man
dieſen Betruͤgen ſich mit aller Vorſichtigkeit zu entſchlagen hat: ſelbige wer-
den aber alle auff drey Haubt-Mittel zuſammen gezogen: nemblich/ daß
man wohl wiſſe/ was vor der Verſuchung/ was in derſelben/ und was nach
der Verſuchung zu beobachten ſeye. Vor der Verſuchung iſt zu mercken;
daß einer gaͤntzlich darfuͤr halte/ daß er/ nachdem er ſeinem Gott zu dienen hat
angefangen/ ſein Gemuͤt zur Verſuchung bereiten/ und ſich verſichern muͤſ-
ſe/ daß/ wie gluͤcklicher er in den Tugenden fortſchreite/ je hefftiger werde ver-
ſucht werden; dann gleich wie wir nach Zeugnuͤß deß Heil. Gregorii/ un-
ſerm hoͤlliſchen Feind uns gewaltiger widerſetzen/ je mehr er uns beſtreitet; die
jenige aber/ ſo deſſen Gewalt untergeben ſeynd/ laſſet er in Frieden leben:
und gleich wie ein erfahrner und begieriger Fiſcher die kleine Fiſchlein nicht
achtet/ ſondern nach den groſſen trachtet/ wann er vermerckt/ daß derſelben
vorhanden ſeynd; alſo ſtellet der Teuffel den Vollkommenen mit groͤſſerer
Begierigkeit nach/ und ſuchet ſelbige zu fangen. Foͤrchtet nicht der Feind/ ſagt
der H. Chryſologus/ mehr einen Kriegs-Obriſten/ als einen gemeinen Sol-
daten? Er beſtreitet nicht die Todten/ ſondern krieget mit den Lebendigen:
alſo ſucht unſer Feind nicht die Suͤnder/ ſondern die Gerechte zu beſtreiten:
und gleich wie die See-Raͤuber/ ſpricht der Heil. Chryſoſtomus/ nicht die
auß dem Hafen außfahrende leere; ſondern die wiederkommende beladene
Schiff anfallen: alſo/ wann der hoͤlliſche Rauber vermerekt/ daß wir viele
Wahren; als da ſeynd Faſten/ Gebett/ Allmuſſen/ Keuſchheit/ und mehr an-
dere Tugenden verſamblet haben; ſtreichet er alsbald hervor/ und ſuchet un-
ſer Schifflein/ auch ſo gar in dem Geſtaat ſelbſten/ in den Abgrund deß
Meers zu verſencken: Derſelbe Kirchen-Lehrer ſagt an einem andern Orth:
Verwundert euch nicht/ daß wir/ die wir den geiſtlichen
Dingen obligen/ viele Widerwaͤrtigkeiten leiden můſſen:
ſondern gedencket; daß/ gleich wie die Dieb nicht dem
Graß/ Hew/ oder Strohe/ ſondern dem Golt und Silber
nachgraben/ und immer wachen; alſo der verfluchte See-
len-Dieb mit den Gerechten umbgehe. Der H. Cyprianus ſagt:
Der Teuffel ſucht nicht die jenige zu Bodem zu werſſen/ die
ligen; ſondern die ſtehen: Und wann ich mich hieruͤber bey dem Heil.
Gregorio befrage/ ſo gibt er mir zur Antwort wann wir in einem beſſeren
und
l. 29. mor.
c. 12.
Serm. 36.
Hom. ad
Pop. An-
tioch.
L. 3. Lp. 1.
l. 29. mor.
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