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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von der Gedult der Geistlichen.
plication gibt Christus vom Creutz alsolche Antwort Was hab ich verschul-
det/ mein Petre/ daß ich an dieses Creutz hab müssen gehefftet werden? Lerne
du die Gedult auß meinem Exempel. Ein gar geringes ist/ was du leidest/ und
kan solches mit meinen Peinen und Schmertzen nicht verglichen werden. Auß
diesen Worten deß Herrn/ ist der gute Petrus theils getröstet/ theils scham-
roth worden/ hat alsbald zu mehreren Widerwärtigkeiten sich erbotten/ und
mit brennendem Hertzen seinen Erlöser gebetten und gesagt: Als besser
dran/ als besser dran/ mein Heyland/ mehre du die Schand/
vermehre die Verachtung; du wirst auch vermehren die
Belohnung.
Lerne derhalben/ mein Christliche Seel/ lerne ergreiffen in
der Schulen Christi/ und nach dem Exempel Christi/ in deinen widrigen Zu-
fällen die Gedult der Heiligen/ und gedencke/ daß diese Wort deines Erlö-
sers dir ebenfals gesagt seyen: und also wirstu auch mit dem H. Petro ruffen:
Als besser dran/ als besser dran/ mein GOtt; vergrössere
das Creutz/ vermehre die Verfolgung.
Was du aber vor Gna-
den zu gewarten habest/ daß hastu auß dem obangezogenen Laurentio Ju-
stiniano vernommen.

Der Andere Theil.

6. ALlen und jeden ist gnugsamb bekandt/ daß die Schmertzen dem ley-
denden am schwäresten fallen/ wann er vermeint/ daß er allein leyde
und ihme hergegen leichter ankommen/ wann er sehet/ daß auch an-
dere den Trübseeligkeiten sich biegen müssen. Dahero hab ich für rathsamb
befunden (damit in der Tugend der vorhin außgelegten fünfffältigen Ge-
dult niemand wanckele) die jenige mit den Augen deß Hertzens zu beschauen/
welche uns in der gleichen Widerwärtigkeiten seynd vorgangen/ und alle sehr
herrliche Exemplen hinterlassen haben/ so da von jedem Christ-Glaubigen/
insonders aber von den Geistlichen billig solten nachgefolgt werden. Auff daß
wir nun wegen Abgang der zeitlichen Dingen nicht unordentlich betrübet
werden/ sondern solchen unsern Mangel mit einem Heldenmuth erdulden mö-
gen/ lehret uns neben dem gedultigen Job/ erstlich der H. Remigius/ welcherIn Vita.
eine grosse Theurung vorgesehen hatte; derhalben hat er zu Erhaltung der Ar-
men eine sehr ansehnliche menge Geträid versamblet; so aber von einigen Böß-
wichten verbrennet werden. Nach eingenommener dieser traurigen Zeitung
ist der H. Mann/ umb solches Wüten der Feinde zu stillen/ zu Pferd gesessen/
und hinzu geeilet. Nachdem er aber alles durch die Flammen er-
griffen gesehen/ ist er abgestiegen; und hat sich wegen eingefallener
Kälte zum Feuer begeben/ und mit gantz ruhigem Gemüth und aller
Christlichen Zufriedenheit gesagt; Das Feur ist allzeit gut. Dem hei-
ligen Bernardo einem Clarevallensischen Abt werden zwyhundert

Pfund

Von der Gedult der Geiſtlichen.
plication gibt Chriſtus vom Creutz alſolche Antwort Was hab ich verſchul-
det/ mein Petre/ daß ich an dieſes Creutz hab muͤſſen gehefftet werden? Lerne
du die Gedult auß meinem Exempel. Ein gar geringes iſt/ was du leideſt/ und
kan ſolches mit meinen Peinen und Schmertzen nicht verglichen werden. Auß
dieſen Worten deß Herrn/ iſt der gute Petrus theils getroͤſtet/ theils ſcham-
roth worden/ hat alsbald zu mehreren Widerwaͤrtigkeiten ſich erbotten/ und
mit brennendem Hertzen ſeinen Erloͤſer gebetten und geſagt: Als beſſer
dran/ als beſſer dran/ mein Heyland/ mehre du die Schand/
vermehre die Verachtung; du wirſt auch vermehren die
Belohnung.
Lerne derhalben/ mein Chriſtliche Seel/ lerne ergreiffen in
der Schulen Chriſti/ und nach dem Exempel Chriſti/ in deinen widrigen Zu-
faͤllen die Gedult der Heiligen/ und gedencke/ daß dieſe Wort deines Erloͤ-
ſers dir ebenfals geſagt ſeyen: und alſo wirſtu auch mit dem H. Petro ruffen:
Als beſſer dran/ als beſſer dran/ mein GOtt; vergroͤſſere
das Creutz/ vermehre die Verfolgung.
Was du aber vor Gna-
den zu gewarten habeſt/ daß haſtu auß dem obangezogenen Laurentio Ju-
ſtiniano vernommen.

Der Andere Theil.

6. ALlen und jeden iſt gnugſamb bekandt/ daß die Schmertzen dem ley-
denden am ſchwaͤreſten fallen/ wann er vermeint/ daß er allein leyde
und ihme hergegen leichter ankommen/ wann er ſehet/ daß auch an-
dere den Truͤbſeeligkeiten ſich biegen muͤſſen. Dahero hab ich fuͤr rathſamb
befunden (damit in der Tugend der vorhin außgelegten fuͤnfffaͤltigen Ge-
dult niemand wanckele) die jenige mit den Augen deß Hertzens zu beſchauen/
welche uns in der gleichen Widerwaͤrtigkeiten ſeynd vorgangen/ und alle ſehr
herrliche Exemplen hinterlaſſen haben/ ſo da von jedem Chriſt-Glaubigen/
inſonders aber von den Geiſtlichen billig ſolten nachgefolgt werden. Auff daß
wir nun wegen Abgang der zeitlichen Dingen nicht unordentlich betruͤbet
werden/ ſondern ſolchen unſern Mangel mit einem Heldenmuth erdulden moͤ-
gen/ lehret uns neben dem gedultigen Job/ erſtlich der H. Remigius/ welcherIn Vita.
eine groſſe Theurung vorgeſehen hatte; derhalben hat er zu Erhaltung der Ar-
men eine ſehr anſehnliche menge Getraͤid verſamblet; ſo aber von einigen Boͤß-
wichten verbrennet werden. Nach eingenommener dieſer traurigen Zeitung
iſt der H. Mann/ umb ſolches Wuͤten der Feinde zu ſtillen/ zu Pferd geſeſſen/
und hinzu geeilet. Nachdem er aber alles durch die Flammen er-
griffen geſehen/ iſt er abgeſtiegen; und hat ſich wegen eingefallener
Kaͤlte zum Feuer begeben/ und mit gantz ruhigem Gemuͤth und aller
Chriſtlichen Zufriedenheit geſagt; Das Feur iſt allzeit gut. Dem hei-
ligen Bernardo einem Clarevallenſiſchen Abt werden zwyhundert

Pfund
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[279/0307] Von der Gedult der Geiſtlichen. plication gibt Chriſtus vom Creutz alſolche Antwort Was hab ich verſchul- det/ mein Petre/ daß ich an dieſes Creutz hab muͤſſen gehefftet werden? Lerne du die Gedult auß meinem Exempel. Ein gar geringes iſt/ was du leideſt/ und kan ſolches mit meinen Peinen und Schmertzen nicht verglichen werden. Auß dieſen Worten deß Herrn/ iſt der gute Petrus theils getroͤſtet/ theils ſcham- roth worden/ hat alsbald zu mehreren Widerwaͤrtigkeiten ſich erbotten/ und mit brennendem Hertzen ſeinen Erloͤſer gebetten und geſagt: Als beſſer dran/ als beſſer dran/ mein Heyland/ mehre du die Schand/ vermehre die Verachtung; du wirſt auch vermehren die Belohnung. Lerne derhalben/ mein Chriſtliche Seel/ lerne ergreiffen in der Schulen Chriſti/ und nach dem Exempel Chriſti/ in deinen widrigen Zu- faͤllen die Gedult der Heiligen/ und gedencke/ daß dieſe Wort deines Erloͤ- ſers dir ebenfals geſagt ſeyen: und alſo wirſtu auch mit dem H. Petro ruffen: Als beſſer dran/ als beſſer dran/ mein GOtt; vergroͤſſere das Creutz/ vermehre die Verfolgung. Was du aber vor Gna- den zu gewarten habeſt/ daß haſtu auß dem obangezogenen Laurentio Ju- ſtiniano vernommen. Der Andere Theil. 6. ALlen und jeden iſt gnugſamb bekandt/ daß die Schmertzen dem ley- denden am ſchwaͤreſten fallen/ wann er vermeint/ daß er allein leyde und ihme hergegen leichter ankommen/ wann er ſehet/ daß auch an- dere den Truͤbſeeligkeiten ſich biegen muͤſſen. Dahero hab ich fuͤr rathſamb befunden (damit in der Tugend der vorhin außgelegten fuͤnfffaͤltigen Ge- dult niemand wanckele) die jenige mit den Augen deß Hertzens zu beſchauen/ welche uns in der gleichen Widerwaͤrtigkeiten ſeynd vorgangen/ und alle ſehr herrliche Exemplen hinterlaſſen haben/ ſo da von jedem Chriſt-Glaubigen/ inſonders aber von den Geiſtlichen billig ſolten nachgefolgt werden. Auff daß wir nun wegen Abgang der zeitlichen Dingen nicht unordentlich betruͤbet werden/ ſondern ſolchen unſern Mangel mit einem Heldenmuth erdulden moͤ- gen/ lehret uns neben dem gedultigen Job/ erſtlich der H. Remigius/ welcher eine groſſe Theurung vorgeſehen hatte; derhalben hat er zu Erhaltung der Ar- men eine ſehr anſehnliche menge Getraͤid verſamblet; ſo aber von einigen Boͤß- wichten verbrennet werden. Nach eingenommener dieſer traurigen Zeitung iſt der H. Mann/ umb ſolches Wuͤten der Feinde zu ſtillen/ zu Pferd geſeſſen/ und hinzu geeilet. Nachdem er aber alles durch die Flammen er- griffen geſehen/ iſt er abgeſtiegen; und hat ſich wegen eingefallener Kaͤlte zum Feuer begeben/ und mit gantz ruhigem Gemuͤth und aller Chriſtlichen Zufriedenheit geſagt; Das Feur iſt allzeit gut. Dem hei- ligen Bernardo einem Clarevallenſiſchen Abt werden zwyhundert Pfund In Vita.

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/307>, abgerufen am 25.11.2024.