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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Die Drey und zwantzigste Geistliche Lection
Plagen; und dann diese Wider wärtigkeiten so wohl der menschlichen Natur
zumahlen verdrießlich fallen/ als auch dem anfangenden Schüler den gefa-
sten Muth zu benehmen bestand seynd: als wird erfordert/ daß sich derselbe al-
so in dieser Schulen Christi/ zur dapffern Uber windung alles Widrigen son-
derbar bereite; damit er anfänglich dasselbe mit Gedult ertragen/ und nach-
mahls hurtig/ gern und leichtlich; und endlich auch in Frewde und Fröhlig-
keit mit dem Heil. Apostel Andrea sein Creutzlein umbhälsen lerne; und das-
selbe mit den Worten dieses glorwürdigen Jüngers CHristi begrüsse: O
du gutes und lang verlangtes Creutz; wie hab ich dich so
sorgfältiglich geliebet/ wie hab ich dich ohne Vnterlaß ge-
suchet Siehe/ nun bist du meinem begierigen Hertzen zu
Theil worden; derhalben komm ich mit Frewd und
Sicherheit zu dir; nehme mich hin von den Menschen/ und
gebe mich wieder meinem himmlischen Lehr-Meister; da-
mit durch dich der jenige mich wieder bekomme/ so mich
nicht ohne dich erlöset hat.
Es wird aber die Gedult entworffen/ daß
sie nemblich eine Tugend seye/ krafft deren wir die Widerwärtigkeiten dieser
Welt mit rühigem Gemüt leiden/ und derenthalben weder innerlich verstöh-
ret/ oder unmässiglich betrübet werden; weder auch eusserlich etwas unzimb-
liches oder unordentliches begehren.

2. Weiters wird diese Tugend in fünff Geschlechter vertheilet; deren
das erste ist die Gedult in dem Schaden der zeitlichen Wol-
fahrt
/ das ist/ in Reichtumben/ Aecker/ Viehe und dergleichen Gütern:
Jn diesem Schaden/ er entstehe her/ wo er immer wolle/ muß man sich der
Worten deß gedultigen Jobs gebrauchen: Der Herr hats gegeben/
der Herr hats genommen/ wie es dem Herrn gefallen hat/
also ists geschehen: der Nahm deß Herrn sey gebenedeyet.

Das andere ist die Gedult in den übelen Zuständen deß
Leibs
/ so da seynd der Hunger/ Durst/ Kält und Hitze/ Kranckheiten und
Schmertzen/ so da durch freywillige Züchtigungen/ oder durch andere recht-
oder unrechtmäßlich dem Menschen zustossen; welche alle gleichsamb von der
göttlichen Vorsichtigkeit/ oder zur vätterlichen Bestraffung/ oder zu einer
liebkosenden Prob/ oder zur häuffigeren Belohnung zugefüget/ mit höchster
Urbietigkeit und Zufriedenheit müssen angenommen werden; auff daß wir im
widrigenfall nicht zu hören gezwungen werden/ was GOtt der seligen Ma-
riae Diaziae
so sich über die grosse Kälte beklagt/ verweißlich vorgeworffen/
und gesagt hat: ich bin die Ursach dieser Kälte/ und du murrest noch dar über?

Daß

Die Drey und zwantzigſte Geiſtliche Lection
Plagen; und dann dieſe Wider waͤrtigkeiten ſo wohl der menſchlichen Natur
zumahlen verdrießlich fallen/ als auch dem anfangenden Schuͤler den gefa-
ſten Muth zu benehmen beſtand ſeynd: als wird erfordert/ daß ſich derſelbe al-
ſo in dieſer Schulen Chriſti/ zur dapffern Uber windung alles Widrigen ſon-
derbar bereite; damit er anfaͤnglich daſſelbe mit Gedult ertragen/ und nach-
mahls hurtig/ gern und leichtlich; und endlich auch in Frewde und Froͤhlig-
keit mit dem Heil. Apoſtel Andrea ſein Creutzlein umbhaͤlſen lerne; und daſ-
ſelbe mit den Worten dieſes glorwuͤrdigen Juͤngers CHriſti begruͤſſe: O
du gutes und lang verlangtes Creutz; wie hab ich dich ſo
ſorgfaͤltiglich geliebet/ wie hab ich dich ohne Vnterlaß ge-
ſuchet Siehe/ nun biſt du meinem begierigen Hertzen zu
Theil worden; derhalben komm ich mit Frewd und
Sicherheit zu dir; nehme mich hin von den Menſchen/ und
gebe mich wieder meinem himmliſchen Lehr-Meiſter; da-
mit durch dich der jenige mich wieder bekomme/ ſo mich
nicht ohne dich erloͤſet hat.
Es wird aber die Gedult entworffen/ daß
ſie nemblich eine Tugend ſeye/ krafft deren wir die Widerwaͤrtigkeiten dieſer
Welt mit ruͤhigem Gemuͤt leiden/ und derenthalben weder innerlich verſtoͤh-
ret/ oder unmaͤſſiglich betruͤbet werden; weder auch euſſerlich etwas unzimb-
liches oder unordentliches begehren.

2. Weiters wird dieſe Tugend in fuͤnff Geſchlechter vertheilet; deren
das erſte iſt die Gedult in dem Schaden der zeitlichen Wol-
fahrt
/ das iſt/ in Reichtumben/ Aecker/ Viehe und dergleichen Guͤtern:
Jn dieſem Schaden/ er entſtehe her/ wo er immer wolle/ muß man ſich der
Worten deß gedultigen Jobs gebrauchen: Der Herr hats gegeben/
der Herr hats genommen/ wie es dem Herrn gefallen hat/
alſo iſts geſchehen: der Nahm deß Herrn ſey gebenedeyet.

Das andere iſt die Gedult in den uͤbelen Zuſtaͤnden deß
Leibs
/ ſo da ſeynd der Hunger/ Durſt/ Kaͤlt und Hitze/ Kranckheiten und
Schmertzen/ ſo da durch freywillige Zuͤchtigungen/ oder durch andere recht-
oder unrechtmaͤßlich dem Menſchen zuſtoſſen; welche alle gleichſamb von der
goͤttlichen Vorſichtigkeit/ oder zur vaͤtterlichen Beſtraffung/ oder zu einer
liebkoſenden Prob/ oder zur haͤuffigeren Belohnung zugefuͤget/ mit hoͤchſter
Urbietigkeit und Zufriedenheit muͤſſen angenommen werden; auff daß wir im
widrigenfall nicht zu hoͤren gezwungen werden/ was GOtt der ſeligen Ma-
riæ Diaziæ
ſo ſich uͤber die groſſe Kaͤlte beklagt/ verweißlich vorgeworffen/
und geſagt hat: ich bin die Urſach dieſer Kaͤlte/ und du murreſt noch dar uͤber?

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[274/0302] Die Drey und zwantzigſte Geiſtliche Lection Plagen; und dann dieſe Wider waͤrtigkeiten ſo wohl der menſchlichen Natur zumahlen verdrießlich fallen/ als auch dem anfangenden Schuͤler den gefa- ſten Muth zu benehmen beſtand ſeynd: als wird erfordert/ daß ſich derſelbe al- ſo in dieſer Schulen Chriſti/ zur dapffern Uber windung alles Widrigen ſon- derbar bereite; damit er anfaͤnglich daſſelbe mit Gedult ertragen/ und nach- mahls hurtig/ gern und leichtlich; und endlich auch in Frewde und Froͤhlig- keit mit dem Heil. Apoſtel Andrea ſein Creutzlein umbhaͤlſen lerne; und daſ- ſelbe mit den Worten dieſes glorwuͤrdigen Juͤngers CHriſti begruͤſſe: O du gutes und lang verlangtes Creutz; wie hab ich dich ſo ſorgfaͤltiglich geliebet/ wie hab ich dich ohne Vnterlaß ge- ſuchet Siehe/ nun biſt du meinem begierigen Hertzen zu Theil worden; derhalben komm ich mit Frewd und Sicherheit zu dir; nehme mich hin von den Menſchen/ und gebe mich wieder meinem himmliſchen Lehr-Meiſter; da- mit durch dich der jenige mich wieder bekomme/ ſo mich nicht ohne dich erloͤſet hat. Es wird aber die Gedult entworffen/ daß ſie nemblich eine Tugend ſeye/ krafft deren wir die Widerwaͤrtigkeiten dieſer Welt mit ruͤhigem Gemuͤt leiden/ und derenthalben weder innerlich verſtoͤh- ret/ oder unmaͤſſiglich betruͤbet werden; weder auch euſſerlich etwas unzimb- liches oder unordentliches begehren. 2. Weiters wird dieſe Tugend in fuͤnff Geſchlechter vertheilet; deren das erſte iſt die Gedult in dem Schaden der zeitlichen Wol- fahrt/ das iſt/ in Reichtumben/ Aecker/ Viehe und dergleichen Guͤtern: Jn dieſem Schaden/ er entſtehe her/ wo er immer wolle/ muß man ſich der Worten deß gedultigen Jobs gebrauchen: Der Herr hats gegeben/ der Herr hats genommen/ wie es dem Herrn gefallen hat/ alſo iſts geſchehen: der Nahm deß Herrn ſey gebenedeyet. Das andere iſt die Gedult in den uͤbelen Zuſtaͤnden deß Leibs/ ſo da ſeynd der Hunger/ Durſt/ Kaͤlt und Hitze/ Kranckheiten und Schmertzen/ ſo da durch freywillige Zuͤchtigungen/ oder durch andere recht- oder unrechtmaͤßlich dem Menſchen zuſtoſſen; welche alle gleichſamb von der goͤttlichen Vorſichtigkeit/ oder zur vaͤtterlichen Beſtraffung/ oder zu einer liebkoſenden Prob/ oder zur haͤuffigeren Belohnung zugefuͤget/ mit hoͤchſter Urbietigkeit und Zufriedenheit muͤſſen angenommen werden; auff daß wir im widrigenfall nicht zu hoͤren gezwungen werden/ was GOtt der ſeligen Ma- riæ Diaziæ ſo ſich uͤber die groſſe Kaͤlte beklagt/ verweißlich vorgeworffen/ und geſagt hat: ich bin die Urſach dieſer Kaͤlte/ und du murreſt noch dar uͤber? Daß

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/302>, abgerufen am 24.11.2024.