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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Die dreyzehende Geistliche Lection
dieses behertziget/ wird alle anerbottene Aembter wie das Gifft der Schlan-
gen und wie die Pest selbsten hassen und fliehen.

13. Derhalben hat nicht unbillig der H. Bernardus das Genuensische
und Mayländische Bichsthumb anzunehmen sich geweigeret. Wohl auch
hat der H. Thomas von Aquin/ die von dem Papst Clemente dem Vier-
ten ihm auffgetragene Neapolitanische Ertz-Bischoffliche Würden ver-
achtet. Jmgleichen wie hat nicht der H. Bruno das ihm ebenfals von dem
Papst Honorio anerbottene Ertz-Bischoffliche Ambt der Stadt Rehms
geförchtet/ daß er auch dieserthalben von Rom in Franckreich wieder zu keh-
ren sich gescheuet/ und Calabriam zu seinem heimlichen Auffenthalt erweh-
let/ so ihme auch von statten/ und er der so verderblichen Ehr Gefahr glücklich
entgangen ist. Wie hat sich nicht in gleichem Fall verhalten der H. Papst
Gregorius/ von dem wir am 77 igsten Blat gemeldet? der hocherleuchte
Augustinus hat auch mit grosser Gewalt zu der Bischofflichen Vorste-
hung müssen gezwungen werden; dann er wolte lieber an einem niedrigen
Ort seelig werden; als an einem hohen sich in Gefahr stellen. Maru-
lus lasset auch herkommen von dem frommen Geistlichen Ammonio/ daß er
zu Vermeidung deß Bichstumbs/ zu dem man ihn zwingen wollen/ sich ein
Ohr vom Kopff gantz abgeschnitten: und da er also mißstaltet/ dannoch
dieser Würden nicht entkommen können; hat er vor dem Ertz-
Bischoff und sämptlichem Volck geschwohren/ daß er seine Zung/
derwegen sie ihn liebten/ auch abschneiden wolte/ wann sie von ihrem
eiffrigen Anhalten nicht ablassen würden; derhalben haben sie deß Am-
monii sich nothwendig begeben müssen. Vieler/ ja unzahlbarer anderer
zugeschweigen/ muß ich dir/ mein Christliche Seel/ unsern H. Thomam
de Villa nova
noch vorstellen; von dem der Magister Solon erzehlet/ daß er
von dem Kayser Carolo dem fünfften zum Bischoff zu Granat seye er-
nennet worden; habe aber dieser Würden sich tapffer entschlagen; und da
er nachmahlen (unangesehen der vorigen Weigerung) von allerhöchst-er-
wehntem Kayser zum Ertz-Bischoff zu Valentzien erkläret worden; hat er
abermahl mit aller geistlichen Höffligkeit sich entschuldiget; und dem eif-
frigen Begehren deß Kayserlichen Erb - Printzen Philippi Secundi, wie
auch dessen fürnembsten Reichs-Ständen/ und deß Cardinalen Toletani
hefftigem Antreiben mänlich widerstanden. Derhalben hat man den Ge-
neralen deß H. Ordens ersuchet/ welcher unter Straff der Excommunica-
tion deß gefählten Vrtheils/ mehr-gemeldtem Thomä befohlen/ inner-
halb vier und zwantzig Stunden obgedachtes Ertz-Bischoffthum anzuneh-

men.

Die dreyzehende Geiſtliche Lection
dieſes behertziget/ wird alle anerbottene Aembter wie das Gifft der Schlan-
gen und wie die Peſt ſelbſten haſſen und fliehen.

13. Derhalben hat nicht unbillig der H. Bernardus das Genuenſiſche
und Maylaͤndiſche Bichſthumb anzunehmen ſich geweigeret. Wohl auch
hat der H. Thomas von Aquin/ die von dem Papſt Clemente dem Vier-
ten ihm auffgetragene Neapolitaniſche Ertz-Biſchoffliche Wuͤrden ver-
achtet. Jmgleichen wie hat nicht der H. Bruno das ihm ebenfals von dem
Papſt Honorio anerbottene Ertz-Biſchoffliche Ambt der Stadt Rehms
gefoͤrchtet/ daß er auch dieſerthalben von Rom in Franckreich wieder zu keh-
ren ſich geſcheuet/ und Calabriam zu ſeinem heimlichen Auffenthalt erweh-
let/ ſo ihme auch von ſtatten/ und er der ſo verderblichen Ehr Gefahr gluͤcklich
entgangen iſt. Wie hat ſich nicht in gleichem Fall verhalten der H. Papſt
Gregorius/ von dem wir am 77 igſten Blat gemeldet? der hocherleuchte
Auguſtinus hat auch mit groſſer Gewalt zu der Biſchofflichen Vorſte-
hung muͤſſen gezwungen werden; dann er wolte lieber an einem niedrigen
Ort ſeelig werden; als an einem hohen ſich in Gefahr ſtellen. Maru-
lus laſſet auch herkommen von dem frommen Geiſtlichen Ammonio/ daß er
zu Vermeidung deß Bichſtumbs/ zu dem man ihn zwingen wollen/ ſich ein
Ohr vom Kopff gantz abgeſchnitten: und da er alſo mißſtaltet/ dannoch
dieſer Wuͤrden nicht entkommen koͤnnen; hat er vor dem Ertz-
Biſchoff und ſaͤmptlichem Volck geſchwohren/ daß er ſeine Zung/
derwegen ſie ihn liebten/ auch abſchneiden wolte/ wann ſie von ihrem
eiffrigen Anhalten nicht ablaſſen wuͤrden; derhalben haben ſie deß Am-
monii ſich nothwendig begeben muͤſſen. Vieler/ ja unzahlbarer anderer
zugeſchweigen/ muß ich dir/ mein Chriſtliche Seel/ unſern H. Thomam
de Villa nova
noch vorſtellen; von dem der Magiſter Solon erzehlet/ daß er
von dem Kayſer Carolo dem fuͤnfften zum Biſchoff zu Granat ſeye er-
nennet worden; habe aber dieſer Wuͤrden ſich tapffer entſchlagen; und da
er nachmahlen (unangeſehen der vorigen Weigerung) von allerhoͤchſt-er-
wehntem Kayſer zum Ertz-Biſchoff zu Valentzien erklaͤret worden; hat er
abermahl mit aller geiſtlichen Hoͤffligkeit ſich entſchuldiget; und dem eif-
frigen Begehren deß Kayſerlichen Erb - Printzen Philippi Secundi, wie
auch deſſen fuͤrnembſten Reichs-Staͤnden/ und deß Cardinalen Toletani
hefftigem Antreiben maͤnlich widerſtanden. Derhalben hat man den Ge-
neralen deß H. Ordens erſuchet/ welcher unter Straff der Excommunica-
tion deß gefaͤhlten Vrtheils/ mehr-gemeldtem Thomaͤ befohlen/ inner-
halb vier und zwantzig Stunden obgedachtes Ertz-Biſchoffthum anzuneh-

men.
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[158/0186] Die dreyzehende Geiſtliche Lection dieſes behertziget/ wird alle anerbottene Aembter wie das Gifft der Schlan- gen und wie die Peſt ſelbſten haſſen und fliehen. 13. Derhalben hat nicht unbillig der H. Bernardus das Genuenſiſche und Maylaͤndiſche Bichſthumb anzunehmen ſich geweigeret. Wohl auch hat der H. Thomas von Aquin/ die von dem Papſt Clemente dem Vier- ten ihm auffgetragene Neapolitaniſche Ertz-Biſchoffliche Wuͤrden ver- achtet. Jmgleichen wie hat nicht der H. Bruno das ihm ebenfals von dem Papſt Honorio anerbottene Ertz-Biſchoffliche Ambt der Stadt Rehms gefoͤrchtet/ daß er auch dieſerthalben von Rom in Franckreich wieder zu keh- ren ſich geſcheuet/ und Calabriam zu ſeinem heimlichen Auffenthalt erweh- let/ ſo ihme auch von ſtatten/ und er der ſo verderblichen Ehr Gefahr gluͤcklich entgangen iſt. Wie hat ſich nicht in gleichem Fall verhalten der H. Papſt Gregorius/ von dem wir am 77 igſten Blat gemeldet? der hocherleuchte Auguſtinus hat auch mit groſſer Gewalt zu der Biſchofflichen Vorſte- hung muͤſſen gezwungen werden; dann er wolte lieber an einem niedrigen Ort ſeelig werden; als an einem hohen ſich in Gefahr ſtellen. Maru- lus laſſet auch herkommen von dem frommen Geiſtlichen Ammonio/ daß er zu Vermeidung deß Bichſtumbs/ zu dem man ihn zwingen wollen/ ſich ein Ohr vom Kopff gantz abgeſchnitten: und da er alſo mißſtaltet/ dannoch dieſer Wuͤrden nicht entkommen koͤnnen; hat er vor dem Ertz- Biſchoff und ſaͤmptlichem Volck geſchwohren/ daß er ſeine Zung/ derwegen ſie ihn liebten/ auch abſchneiden wolte/ wann ſie von ihrem eiffrigen Anhalten nicht ablaſſen wuͤrden; derhalben haben ſie deß Am- monii ſich nothwendig begeben muͤſſen. Vieler/ ja unzahlbarer anderer zugeſchweigen/ muß ich dir/ mein Chriſtliche Seel/ unſern H. Thomam de Villa nova noch vorſtellen; von dem der Magiſter Solon erzehlet/ daß er von dem Kayſer Carolo dem fuͤnfften zum Biſchoff zu Granat ſeye er- nennet worden; habe aber dieſer Wuͤrden ſich tapffer entſchlagen; und da er nachmahlen (unangeſehen der vorigen Weigerung) von allerhoͤchſt-er- wehntem Kayſer zum Ertz-Biſchoff zu Valentzien erklaͤret worden; hat er abermahl mit aller geiſtlichen Hoͤffligkeit ſich entſchuldiget; und dem eif- frigen Begehren deß Kayſerlichen Erb - Printzen Philippi Secundi, wie auch deſſen fuͤrnembſten Reichs-Staͤnden/ und deß Cardinalen Toletani hefftigem Antreiben maͤnlich widerſtanden. Derhalben hat man den Ge- neralen deß H. Ordens erſuchet/ welcher unter Straff der Excommunica- tion deß gefaͤhlten Vrtheils/ mehr-gemeldtem Thomaͤ befohlen/ inner- halb vier und zwantzig Stunden obgedachtes Ertz-Biſchoffthum anzuneh- men.

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/186>, abgerufen am 25.04.2024.