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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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Judas ein Dieb Geistlicher Güter.
ringste/ so sich mit einem zugetragen hat. Dieser führte ein ehr-
lichen Handel/ und nahme meistentheils seinen Weg bey solcher
Kirch vorbey. Einsmahls manglete ihm ein Stecken/ wormit
er seinen Sämesel kunte besser antreiben/ machte ihm derowegen
keinen sondern Scrupel/ sondern nimmt aus besagter Kirchen ein
Krucken/ deren ein grosse Anzahl daselbst gehangen/ uud braucht
solche an statt deß Steckens; kaum aber/ daß er ein Viertelstund
von dem Ort kommen/ da ist ihme Augenblicklich durch ein un-
sichtbare Hand und Gewalt der Hals dermassen ummgerieben
worden/ daß ihme daß Angesicht auf dem Rucken gestanden/
auch so lang verblieben/ biß er solche Frechheit genugsam bereuet/
Cantin.
Bollan.
in 12.
Maj.
und dem H. Martyrer Pancratio allemahl/ so offt er werde vor-
bey reisen/ zwey Pfund Oel versprochen/ worüber er zu voriger
Gesundheit gelangt.

Zu dem Abraham kommen auf ein Zeit drey Engel in Ge-
stalt der Frembdling/ und nehmen bey ihm die Einkehr/ zumahl
er sehr freundlich gegen allen Gästen. Da er sie nun wol tra-
cti
ret/ und den guten Willen sammt dem Werck erwiesen/ da brin-
gen sie ihme die Zeitung/ daß ihme ein Mannlicher Erb werde
gebohren werden/ welches der Sara/ so dazumahl aus Weiblicher
Vorwitz hinter der Thür zugelost/ ein Ursach geben/ daß sie hier-
über gelacht/ und geschmutzt hat/ zumahlen sie bereits eines ho-
hen Alters/ welches sie selbst bekennt/ so sonsten andre Weiber
niemahlen recht bekennen/ sondern allezeit für jünger wollen ange-
sehen seyn. Der Engel wirfft es alsobald dem Abraham vor/
warumb die Sara gelacht habe/ als müste ein Mann als das
Ober-Haupt Rechenschafft geben von allem Thun und Lassen sei-
nes Weibs? aber soll dann ein wenig Lachen ein so grosses Ver-
brechen seyn? Das Tractament daselbst ware ein Sinnbildnus
deß höchsten Altars Geheimbnus/ das Tentorium oder Hüt-
ten aber ein Tempel; dahero wolte der Engel zuverstehen geben/
daß es sich gar nicht gebühre an einem solchen Orth im wenigsten
zulachen. Procop. apud Cornel. a Lapide. Kan nun der all.

mächti-

Judas ein Dieb Geiſtlicher Guͤter.
ringſte/ ſo ſich mit einem zugetragen hat. Dieſer fuͤhrte ein ehr-
lichen Handel/ und nahme meiſtentheils ſeinen Weg bey ſolcher
Kirch vorbey. Einsmahls manglete ihm ein Stecken/ wormit
er ſeinen Saͤmeſel kunte beſſer antreiben/ machte ihm derowegen
keinen ſondern Scrupel/ ſondern nimmt aus beſagter Kirchen ein
Krucken/ deren ein groſſe Anzahl daſelbſt gehangen/ uud braucht
ſolche an ſtatt deß Steckens; kaum aber/ daß er ein Vıertelſtund
von dem Ort kommen/ da iſt ihme Augenblicklich durch ein un-
ſichtbare Hand und Gewalt der Hals dermaſſen ummgerieben
worden/ daß ihme daß Angeſicht auf dem Rucken geſtanden/
auch ſo lang verblieben/ biß er ſolche Frechheit genugſam bereuet/
Cantin.
Bollan.
in 12.
Maj.
und dem H. Martyrer Pancratio allemahl/ ſo offt er werde vor-
bey reiſen/ zwey Pfund Oel verſprochen/ woruͤber er zu voriger
Geſundheit gelangt.

Zu dem Abraham kommen auf ein Zeit drey Engel in Ge-
ſtalt der Frembdling/ und nehmen bey ihm die Einkehr/ zumahl
er ſehr freundlich gegen allen Gaͤſten. Da er ſie nun wol tra-
cti
ret/ und den guten Willen ſammt dem Werck erwieſen/ da brin-
gen ſie ihme die Zeitung/ daß ihme ein Mannlicher Erb werde
gebohren werden/ welches der Sara/ ſo dazumahl aus Weiblicher
Vorwitz hinter der Thuͤr zugeloſt/ ein Urſach geben/ daß ſie hier-
uͤber gelacht/ und geſchmutzt hat/ zumahlen ſie bereits eines ho-
hen Alters/ welches ſie ſelbſt bekennt/ ſo ſonſten andre Weiber
niemahlen recht bekennen/ ſondern allezeit fuͤr juͤnger wollen ange-
ſehen ſeyn. Der Engel wirfft es alſobald dem Abraham vor/
warumb die Sara gelacht habe/ als muͤſte ein Mann als das
Ober-Haupt Rechenſchafft geben von allem Thun und Laſſen ſei-
nes Weibs? aber ſoll dann ein wenig Lachen ein ſo groſſes Ver-
brechen ſeyn? Das Tractament daſelbſt ware ein Sinnbildnus
deß hoͤchſten Altars Geheimbnus/ das Tentorium oder Huͤt-
ten aber ein Tempel; dahero wolte der Engel zuverſtehen geben/
daß es ſich gar nicht gebuͤhre an einem ſolchen Orth im wenigſten
zulachen. Procop. apud Cornel. à Lapide. Kan nun der all.

maͤchti-
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[62/0074] Judas ein Dieb Geiſtlicher Guͤter. ringſte/ ſo ſich mit einem zugetragen hat. Dieſer fuͤhrte ein ehr- lichen Handel/ und nahme meiſtentheils ſeinen Weg bey ſolcher Kirch vorbey. Einsmahls manglete ihm ein Stecken/ wormit er ſeinen Saͤmeſel kunte beſſer antreiben/ machte ihm derowegen keinen ſondern Scrupel/ ſondern nimmt aus beſagter Kirchen ein Krucken/ deren ein groſſe Anzahl daſelbſt gehangen/ uud braucht ſolche an ſtatt deß Steckens; kaum aber/ daß er ein Vıertelſtund von dem Ort kommen/ da iſt ihme Augenblicklich durch ein un- ſichtbare Hand und Gewalt der Hals dermaſſen ummgerieben worden/ daß ihme daß Angeſicht auf dem Rucken geſtanden/ auch ſo lang verblieben/ biß er ſolche Frechheit genugſam bereuet/ und dem H. Martyrer Pancratio allemahl/ ſo offt er werde vor- bey reiſen/ zwey Pfund Oel verſprochen/ woruͤber er zu voriger Geſundheit gelangt. Cantin. Bollan. in 12. Maj. Zu dem Abraham kommen auf ein Zeit drey Engel in Ge- ſtalt der Frembdling/ und nehmen bey ihm die Einkehr/ zumahl er ſehr freundlich gegen allen Gaͤſten. Da er ſie nun wol tra- ctiret/ und den guten Willen ſammt dem Werck erwieſen/ da brin- gen ſie ihme die Zeitung/ daß ihme ein Mannlicher Erb werde gebohren werden/ welches der Sara/ ſo dazumahl aus Weiblicher Vorwitz hinter der Thuͤr zugeloſt/ ein Urſach geben/ daß ſie hier- uͤber gelacht/ und geſchmutzt hat/ zumahlen ſie bereits eines ho- hen Alters/ welches ſie ſelbſt bekennt/ ſo ſonſten andre Weiber niemahlen recht bekennen/ ſondern allezeit fuͤr juͤnger wollen ange- ſehen ſeyn. Der Engel wirfft es alſobald dem Abraham vor/ warumb die Sara gelacht habe/ als muͤſte ein Mann als das Ober-Haupt Rechenſchafft geben von allem Thun und Laſſen ſei- nes Weibs? aber ſoll dann ein wenig Lachen ein ſo groſſes Ver- brechen ſeyn? Das Tractament daſelbſt ware ein Sinnbildnus deß hoͤchſten Altars Geheimbnus/ das Tentorium oder Huͤt- ten aber ein Tempel; dahero wolte der Engel zuverſtehen geben/ daß es ſich gar nicht gebuͤhre an einem ſolchen Orth im wenigſten zulachen. Procop. apud Cornel. à Lapide. Kan nun der all. maͤchti-

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/74>, abgerufen am 28.03.2024.