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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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Judas sparrt keine Mühe noch Arbeit/
Memento, und Gedencken. Sonsten ist der Artzten Aussag/ daß
nemlich das Lilien-Oel gut und heilsam seye/ wann sich einer ge-
brennt hat. Bey diesen unsern Zeiten erfahren wir das Widerspiel/
indeme uns die Frantzösische Lilien mehrer gebrennt/ als abgkühlt.
Speyer/ Wormbs und andere vornehme Oerter umb Bericht/ etc.
Samson hat/ durch drey hundert Füchs/ die schöne Philisteische
Felder in die Aschen gelegt. Die arglistige Mord-Brenner haben
so gar dem Königreich Böhmen nicht verschonet/ wie dann neben
andern stattlichen Oertern Anno 1689. den 21. Junii die schöne
Haupt-Stadt Prag durch solche gewissenlose Leut einen unermeß-
lichen Schaden gelitten/ und neben vielen hundert Häusern/ so
viel herrliche Kirchen und GOttes-Häuser in Flammen aufgan-
gen. Was Anno 1683. in Unter-Oesterreich durch den Christli-
chen Erb-Feind mit Feuer verzehrt worden/ können es die wässeri-
ge Augen nicht sattsam bethränen.

Aber ungeacht des grossen Schadens/ welchen die Menschen-
Kinder von solchem feurigen Element leyden/ ist weit grösser/ das
Unheil/ so aus dem seurigen Zorn entstehet. Wann mancher so
kurtz angebunden/ unnd gleich Feuer in dem Tach ist. Derglei-
chen Exempel hat man durch tägliche Erfahrnuß. Jch weiß mich
zu entsinnen/ daß vor zwantzig Jahren von mir zu Wienn an Si-
monis und Judoe-Tag ein Predig gehalten worden/ worinnen
etwas wider die bösen Weiber/ wie an dergleichen Tag meistens
pflegt zu geschehen/ ist eingeführt worden. Unter der zimlichen
Anzahl der Zuhörer/ war auch ein ehrlicher und mir wolbekannter
Mann/ welcher ein kleine Lection aus der Predig/ zu Haus sei-
nem bösen Weib bey dem Tisch erzehlt hat/ diese aber gleich einer
Haus-Orgel/ fangt an zu pfeiffen/ und wird dergestalt zornig/
daß sie alsobald nach des Manns Gesicht avangiret/ nicht allein
auf Tiger-Art/ ihme blaue Augen eingesetzt/ sondern noch die un-
tere Lefftzen des Manns zwischen die Zähn gebracht/ dieselbe gantz
unsinnig abgebissen/ und hinunter geschluckt/ wordurch der
Mann veranlast worden/ indeme sie mehrmalen dergleichen Un-

sinnig-

Judas ſparrt keine Muͤhe noch Arbeit/
Memento, und Gedencken. Sonſten iſt der Artzten Ausſag/ daß
nemlich das Lilien-Oel gut und heilſam ſeye/ wann ſich einer ge-
brennt hat. Bey dieſen unſern Zeiten erfahren wir das Widerſpiel/
indeme uns die Frantzoͤſiſche Lilien mehrer gebrennt/ als abgkuͤhlt.
Speyer/ Wormbs und andere vornehme Oerter umb Bericht/ ꝛc.
Samſon hat/ durch drey hundert Fuͤchs/ die ſchoͤne Philiſteiſche
Felder in die Aſchen gelegt. Die argliſtige Mord-Brenner haben
ſo gar dem Koͤnigreich Boͤhmen nicht verſchonet/ wie dann neben
andern ſtattlichen Oertern Anno 1689. den 21. Junii die ſchoͤne
Haupt-Stadt Prag durch ſolche gewiſſenloſe Leut einen unermeß-
lichen Schaden gelitten/ und neben vielen hundert Haͤuſern/ ſo
viel herꝛliche Kirchen und GOttes-Haͤuſer in Flammen aufgan-
gen. Was Anno 1683. in Unter-Oeſterreich durch den Chriſtli-
chen Erb-Feind mit Feuer verzehrt worden/ koͤnnen es die waͤſſeri-
ge Augen nicht ſattſam bethraͤnen.

Aber ungeacht des groſſen Schadens/ welchen die Menſchen-
Kinder von ſolchem feurigen Element leyden/ iſt weit groͤſſer/ das
Unheil/ ſo aus dem ſeurigen Zorn entſtehet. Wann mancher ſo
kurtz angebunden/ unnd gleich Feuer in dem Tach iſt. Derglei-
chen Exempel hat man durch taͤgliche Erfahrnuß. Jch weiß mich
zu entſinnen/ daß vor zwantzig Jahren von mir zu Wienn an Si-
monis und Judœ-Tag ein Predig gehalten worden/ worinnen
etwas wider die boͤſen Weiber/ wie an dergleichen Tag meiſtens
pflegt zu geſchehen/ iſt eingefuͤhrt worden. Unter der zimlichen
Anzahl der Zuhoͤrer/ war auch ein ehrlicher und mir wolbekannter
Mann/ welcher ein kleine Lection aus der Predig/ zu Haus ſei-
nem boͤſen Weib bey dem Tiſch erzehlt hat/ dieſe aber gleich einer
Haus-Orgel/ fangt an zu pfeiffen/ und wird dergeſtalt zornig/
daß ſie alſobald nach des Manns Geſicht avangiret/ nicht allein
auf Tiger-Art/ ihme blaue Augen eingeſetzt/ ſondern noch die un-
tere Lefftzen des Manns zwiſchen die Zaͤhn gebracht/ dieſelbe gantz
unſinnig abgebiſſen/ und hinunter geſchluckt/ wordurch der
Mann veranlaſt worden/ indeme ſie mehrmalen dergleichen Un-

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[500/0512] Judas ſparrt keine Muͤhe noch Arbeit/ Memento, und Gedencken. Sonſten iſt der Artzten Ausſag/ daß nemlich das Lilien-Oel gut und heilſam ſeye/ wann ſich einer ge- brennt hat. Bey dieſen unſern Zeiten erfahren wir das Widerſpiel/ indeme uns die Frantzoͤſiſche Lilien mehrer gebrennt/ als abgkuͤhlt. Speyer/ Wormbs und andere vornehme Oerter umb Bericht/ ꝛc. Samſon hat/ durch drey hundert Fuͤchs/ die ſchoͤne Philiſteiſche Felder in die Aſchen gelegt. Die argliſtige Mord-Brenner haben ſo gar dem Koͤnigreich Boͤhmen nicht verſchonet/ wie dann neben andern ſtattlichen Oertern Anno 1689. den 21. Junii die ſchoͤne Haupt-Stadt Prag durch ſolche gewiſſenloſe Leut einen unermeß- lichen Schaden gelitten/ und neben vielen hundert Haͤuſern/ ſo viel herꝛliche Kirchen und GOttes-Haͤuſer in Flammen aufgan- gen. Was Anno 1683. in Unter-Oeſterreich durch den Chriſtli- chen Erb-Feind mit Feuer verzehrt worden/ koͤnnen es die waͤſſeri- ge Augen nicht ſattſam bethraͤnen. Aber ungeacht des groſſen Schadens/ welchen die Menſchen- Kinder von ſolchem feurigen Element leyden/ iſt weit groͤſſer/ das Unheil/ ſo aus dem ſeurigen Zorn entſtehet. Wann mancher ſo kurtz angebunden/ unnd gleich Feuer in dem Tach iſt. Derglei- chen Exempel hat man durch taͤgliche Erfahrnuß. Jch weiß mich zu entſinnen/ daß vor zwantzig Jahren von mir zu Wienn an Si- monis und Judœ-Tag ein Predig gehalten worden/ worinnen etwas wider die boͤſen Weiber/ wie an dergleichen Tag meiſtens pflegt zu geſchehen/ iſt eingefuͤhrt worden. Unter der zimlichen Anzahl der Zuhoͤrer/ war auch ein ehrlicher und mir wolbekannter Mann/ welcher ein kleine Lection aus der Predig/ zu Haus ſei- nem boͤſen Weib bey dem Tiſch erzehlt hat/ dieſe aber gleich einer Haus-Orgel/ fangt an zu pfeiffen/ und wird dergeſtalt zornig/ daß ſie alſobald nach des Manns Geſicht avangiret/ nicht allein auf Tiger-Art/ ihme blaue Augen eingeſetzt/ ſondern noch die un- tere Lefftzen des Manns zwiſchen die Zaͤhn gebracht/ dieſelbe gantz unſinnig abgebiſſen/ und hinunter geſchluckt/ wordurch der Mann veranlaſt worden/ indeme ſie mehrmalen dergleichen Un- ſinnig-

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/512>, abgerufen am 23.04.2024.