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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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Judas hat Gott an keinem andern Ort verrathen/
ein Wachsthum und Aufnehmen komme: dann ein einiger bö-
ser und lasterhaffter Mensch kan offt einem gantzen Haus den Se-
gen nehmen.

GOTT der HERR hat seinem auserwählten Kriegs-
Fürsten Josue versprochen/ daß er ihme wolle seine Waffen bestens
Siegreich machen/ wie dann erstgedachter Kriegs-Fürst solches
hauptsächlich erfahren bey der Stadt Jericho/ allwo durch sonde-
re Göttliche Beyhülff die starcke/ dicke/ feste Mauer von freyen
stucken selbst zu Boden gefallen/ und er ohne Verlusts eines eini-
gen Manns die Stadt und Jnnwohner überwunden. Wie er
aber nachgehends mit seiner Macht vor das kleine Städtel Hay ge-
ruckt/ welches kaum mit einer Ziegeldicken Mauren umgeben war/
und fast mit Schnee-Ballen/ oder Schlüssel-Büxen hätte kön-
nen bemächtiget werden/ da hat der Josue nicht allein dieses so
schlechte Lumpen-Orth nicht bekommen/ sondern ist mit samt den
Seinigen noch spöttlich in die Flucht gejagt worden. Es kunte
sich dessen aus allen niemand genug verwunderen/ warum sie das-
mahl das Glück verlassen? warumb sie dasmahl ein auf Hoch-
Teutsch ein Sau aufgehebt? Jofue fallt auf seine Knye nieder/ er-
sucht GOTT mit weinenden Augen/ umb die Ursach dieses Un-
sterns: vernimmt endlich von dem Höchsten/ daß ein einiger schlim-
mer Schelm die gantze Ursach seye dieses Ubels/ einer aus der gan-
tzen Armee benanntlich der Achan, welcher wider das Göttliche
Verbott zu Jericho einige Leuth habe niedergemacht. Gedencke
jemand/ ein Gottloser Mensch hat so viel tausend in Unglück ge-
stürtzt. Betrachte jemand/ ein lasterhaffter Judas hat gemacht/
daß schier bey einem Haar das gantze Schiffel sammt den Aposto-
len wäre zu Grund gangen. Sihe jemand/ ein Jonas hat verur-
sacht/ daß ein Wetter und Ungestümme schier alle im Schiff hätte
zu Grund gericht. Einer! Einer.

Und also ist es gar nichts neues/ wann ein Wirth oder
Haus-Herr nur einen in seinem Haus/ Garten/ oder Woh-
nung leydet/ der da Gottlos und forderist ein Gotts-Lästerer

ist.

Judas hat Gott an keinem andern Ort verrathen/
ein Wachsthum und Aufnehmen komme: dann ein einiger boͤ-
ſer und laſterhaffter Menſch kan offt einem gantzen Haus den Se-
gen nehmen.

GOTT der HERR hat ſeinem auserwaͤhlten Kriegs-
Fuͤrſten Joſue verſprochen/ daß er ihme wolle ſeine Waffen beſtens
Siegreich machen/ wie dann erſtgedachter Kriegs-Fuͤrſt ſolches
hauptſaͤchlich erfahren bey der Stadt Jericho/ allwo durch ſonde-
re Goͤttliche Beyhuͤlff die ſtarcke/ dicke/ feſte Mauer von freyen
ſtucken ſelbſt zu Boden gefallen/ und er ohne Verluſts eines eini-
gen Manns die Stadt und Jnnwohner uͤberwunden. Wie er
aber nachgehends mit ſeiner Macht vor das kleine Staͤdtel Hay ge-
ruckt/ welches kaum mit einer Ziegeldicken Mauren umgeben war/
und faſt mit Schnee-Ballen/ oder Schluͤſſel-Buͤxen haͤtte koͤn-
nen bemaͤchtiget werden/ da hat der Joſue nicht allein dieſes ſo
ſchlechte Lumpen-Orth nicht bekommen/ ſondern iſt mit ſamt den
Seinigen noch ſpoͤttlich in die Flucht gejagt worden. Es kunte
ſich deſſen aus allen niemand genug verwunderen/ warum ſie das-
mahl das Gluͤck verlaſſen? warumb ſie dasmahl ein auf Hoch-
Teutſch ein Sau aufgehebt? Jofue fallt auf ſeine Knye nieder/ er-
ſucht GOTT mit weinenden Augen/ umb die Urſach dieſes Un-
ſterns: vernimmt endlich von dem Hoͤchſten/ daß ein einiger ſchlim-
mer Schelm die gantze Urſach ſeye dieſes Ubels/ einer aus der gan-
tzen Armee benanntlich der Achan, welcher wider das Goͤttliche
Verbott zu Jericho einige Leuth habe niedergemacht. Gedencke
jemand/ ein Gottloſer Menſch hat ſo viel tauſend in Ungluͤck ge-
ſtuͤrtzt. Betrachte jemand/ ein laſterhaffter Judas hat gemacht/
daß ſchier bey einem Haar das gantze Schiffel ſammt den Apoſto-
len waͤre zu Grund gangen. Sihe jemand/ ein Jonas hat verur-
ſacht/ daß ein Wetter und Ungeſtuͤmme ſchier alle im Schiff haͤtte
zu Grund gericht. Einer! Einer.

Und alſo iſt es gar nichts neues/ wann ein Wirth oder
Haus-Herꝛ nur einen in ſeinem Haus/ Garten/ oder Woh-
nung leydet/ der da Gottlos und forderiſt ein Gotts-Laͤſterer

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[432/0444] Judas hat Gott an keinem andern Ort verrathen/ ein Wachsthum und Aufnehmen komme: dann ein einiger boͤ- ſer und laſterhaffter Menſch kan offt einem gantzen Haus den Se- gen nehmen. GOTT der HERR hat ſeinem auserwaͤhlten Kriegs- Fuͤrſten Joſue verſprochen/ daß er ihme wolle ſeine Waffen beſtens Siegreich machen/ wie dann erſtgedachter Kriegs-Fuͤrſt ſolches hauptſaͤchlich erfahren bey der Stadt Jericho/ allwo durch ſonde- re Goͤttliche Beyhuͤlff die ſtarcke/ dicke/ feſte Mauer von freyen ſtucken ſelbſt zu Boden gefallen/ und er ohne Verluſts eines eini- gen Manns die Stadt und Jnnwohner uͤberwunden. Wie er aber nachgehends mit ſeiner Macht vor das kleine Staͤdtel Hay ge- ruckt/ welches kaum mit einer Ziegeldicken Mauren umgeben war/ und faſt mit Schnee-Ballen/ oder Schluͤſſel-Buͤxen haͤtte koͤn- nen bemaͤchtiget werden/ da hat der Joſue nicht allein dieſes ſo ſchlechte Lumpen-Orth nicht bekommen/ ſondern iſt mit ſamt den Seinigen noch ſpoͤttlich in die Flucht gejagt worden. Es kunte ſich deſſen aus allen niemand genug verwunderen/ warum ſie das- mahl das Gluͤck verlaſſen? warumb ſie dasmahl ein auf Hoch- Teutſch ein Sau aufgehebt? Jofue fallt auf ſeine Knye nieder/ er- ſucht GOTT mit weinenden Augen/ umb die Urſach dieſes Un- ſterns: vernimmt endlich von dem Hoͤchſten/ daß ein einiger ſchlim- mer Schelm die gantze Urſach ſeye dieſes Ubels/ einer aus der gan- tzen Armee benanntlich der Achan, welcher wider das Goͤttliche Verbott zu Jericho einige Leuth habe niedergemacht. Gedencke jemand/ ein Gottloſer Menſch hat ſo viel tauſend in Ungluͤck ge- ſtuͤrtzt. Betrachte jemand/ ein laſterhaffter Judas hat gemacht/ daß ſchier bey einem Haar das gantze Schiffel ſammt den Apoſto- len waͤre zu Grund gangen. Sihe jemand/ ein Jonas hat verur- ſacht/ daß ein Wetter und Ungeſtuͤmme ſchier alle im Schiff haͤtte zu Grund gericht. Einer! Einer. Und alſo iſt es gar nichts neues/ wann ein Wirth oder Haus-Herꝛ nur einen in ſeinem Haus/ Garten/ oder Woh- nung leydet/ der da Gottlos und forderiſt ein Gotts-Laͤſterer iſt.

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/444>, abgerufen am 25.04.2024.