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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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Judas hat GOtt an keinem andern Ort verrathen
nun Christus der HERR mit denen eilff Apostlen bey der Nacht
zu diesem Garten kommen/ da liesse er achte derselben alldorten
sitzen/ und sagt Moyses Barcepha, daß es eben diß Ort gewesen/
wo der Abraham seine Bediente hat warten lassen/ wie er auf den
Berg hinauf gestiegen/ seinen Sohn aufzuopffern; von diesem
Ort hat sich der HERR in den Garten begeben/ und mit sich ge-
nommen den Petrum/ den Jacobum und Joannem/ und weil die
Porten deß Gartens versperrt und verschlossen ware/ also hat
sich selbige durch Göttlichen Gewalt selbß eröffnet/ nachdeme
folgends der mit Tods-Aengsten überhäuffte Heyland so viel
Blut geschwitzt/ daß der gantze Erdboden daselbst benetzt worden/
und sagt der Englische Lehrer Thomas/ daß Christus allda durch
ein Wunder-Werck das Blut habe wieder zu sich genommen/
damit er solches mehrmalen in der Geißlung und Crönung möch-
te vergiessen. Jn dem vornehmen Benedictiner-Closter/ insge-
mein der heilige Berg genannt/ in dem Hertzogthum Bäyrn/ ist
ein halbes Tüchel oder Facilet, wormit der HERR JESUS
in dem Garten sein heiligstes Angesicht hat abgewischt; in die-
sem Garten hat der Gewissenlose Judas/ dieser verruchte Böß-
wicht die gröste Unthat begangen/ indem er den Welt-Heyland
verrathen/ und ihn den blutgierigen Feinden übergeben. O was
Ubel geschicht offt in Garten.

Der Evangelist Marcus schreibt in seinem sechsten Cap.
wie daß einmal fünff tausend Personen der eifferigen Predig zu-
gehört/ welche der HERR und Heyland in einer Wüsten ge-
halten/ nachdeme aber solches grosse Volck etwas von Hunger
geplagt worden/ hat sich unser HERR ihrer erbarmt/ ihnen
allen miteinander befohlen/ sie sollen sich in das grüne Graß
niedersetzen/ nachdeme solches geschehen/ hat der HERR
alle diese mit fünff Brod und zweyen Fischen dergestalt gespeist
und gesättiget/ daß noch mit dem überbliebenen Brod und
Brocken zwölff grosse Körb seyn angefüllt worden/ nach sol-

chem

Judas hat GOtt an keinem andern Ort verrathen
nun Chriſtus der HERR mit denen eilff Apoſtlen bey der Nacht
zu dieſem Garten kommen/ da lieſſe er achte derſelben alldorten
ſitzen/ und ſagt Moyſes Barcepha, daß es eben diß Ort geweſen/
wo der Abraham ſeine Bediente hat warten laſſen/ wie er auf den
Berg hinauf geſtiegen/ ſeinen Sohn aufzuopffern; von dieſem
Ort hat ſich der HERR in den Garten begeben/ und mit ſich ge-
nommen den Petrum/ den Jacobum und Joannem/ und weil die
Porten deß Gartens verſperꝛt und verſchloſſen ware/ alſo hat
ſich ſelbige durch Goͤttlichen Gewalt ſelbß eroͤffnet/ nachdeme
folgends der mit Tods-Aengſten uͤberhaͤuffte Heyland ſo viel
Blut geſchwitzt/ daß der gantze Erdboden daſelbſt benetzt worden/
und ſagt der Engliſche Lehrer Thomas/ daß Chriſtus allda durch
ein Wunder-Werck das Blut habe wieder zu ſich genommen/
damit er ſolches mehrmalen in der Geißlung und Croͤnung moͤch-
te vergieſſen. Jn dem vornehmen Benedictiner-Cloſter/ insge-
mein der heilige Berg genannt/ in dem Hertzogthum Baͤyrn/ iſt
ein halbes Tuͤchel oder Facilet, wormit der HERR JESUS
in dem Garten ſein heiligſtes Angeſicht hat abgewıſcht; in die-
ſem Garten hat der Gewiſſenloſe Judas/ dieſer verruchte Boͤß-
wicht die groͤſte Unthat begangen/ indem er den Welt-Heyland
verrathen/ und ihn den blutgierigen Feinden uͤbergeben. O was
Ubel geſchicht offt in Garten.

Der Evangeliſt Marcus ſchreibt in ſeinem ſechſten Cap.
wie daß einmal fuͤnff tauſend Perſonen der eifferigen Predig zu-
gehoͤrt/ welche der HERR und Heyland in einer Wuͤſten ge-
halten/ nachdeme aber ſolches groſſe Volck etwas von Hunger
geplagt worden/ hat ſich unſer HERR ihrer erbarmt/ ihnen
allen miteinander befohlen/ ſie ſollen ſich in das gruͤne Graß
niederſetzen/ nachdeme ſolches geſchehen/ hat der HERR
alle dieſe mit fuͤnff Brod und zweyen Fiſchen dergeſtalt geſpeiſt
und geſaͤttiget/ daß noch mit dem uͤberbliebenen Brod und
Brocken zwoͤlff groſſe Koͤrb ſeyn angefuͤllt worden/ nach ſol-

chem
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[422/0434] Judas hat GOtt an keinem andern Ort verrathen nun Chriſtus der HERR mit denen eilff Apoſtlen bey der Nacht zu dieſem Garten kommen/ da lieſſe er achte derſelben alldorten ſitzen/ und ſagt Moyſes Barcepha, daß es eben diß Ort geweſen/ wo der Abraham ſeine Bediente hat warten laſſen/ wie er auf den Berg hinauf geſtiegen/ ſeinen Sohn aufzuopffern; von dieſem Ort hat ſich der HERR in den Garten begeben/ und mit ſich ge- nommen den Petrum/ den Jacobum und Joannem/ und weil die Porten deß Gartens verſperꝛt und verſchloſſen ware/ alſo hat ſich ſelbige durch Goͤttlichen Gewalt ſelbß eroͤffnet/ nachdeme folgends der mit Tods-Aengſten uͤberhaͤuffte Heyland ſo viel Blut geſchwitzt/ daß der gantze Erdboden daſelbſt benetzt worden/ und ſagt der Engliſche Lehrer Thomas/ daß Chriſtus allda durch ein Wunder-Werck das Blut habe wieder zu ſich genommen/ damit er ſolches mehrmalen in der Geißlung und Croͤnung moͤch- te vergieſſen. Jn dem vornehmen Benedictiner-Cloſter/ insge- mein der heilige Berg genannt/ in dem Hertzogthum Baͤyrn/ iſt ein halbes Tuͤchel oder Facilet, wormit der HERR JESUS in dem Garten ſein heiligſtes Angeſicht hat abgewıſcht; in die- ſem Garten hat der Gewiſſenloſe Judas/ dieſer verruchte Boͤß- wicht die groͤſte Unthat begangen/ indem er den Welt-Heyland verrathen/ und ihn den blutgierigen Feinden uͤbergeben. O was Ubel geſchicht offt in Garten. Der Evangeliſt Marcus ſchreibt in ſeinem ſechſten Cap. wie daß einmal fuͤnff tauſend Perſonen der eifferigen Predig zu- gehoͤrt/ welche der HERR und Heyland in einer Wuͤſten ge- halten/ nachdeme aber ſolches groſſe Volck etwas von Hunger geplagt worden/ hat ſich unſer HERR ihrer erbarmt/ ihnen allen miteinander befohlen/ ſie ſollen ſich in das gruͤne Graß niederſetzen/ nachdeme ſolches geſchehen/ hat der HERR alle dieſe mit fuͤnff Brod und zweyen Fiſchen dergeſtalt geſpeiſt und geſaͤttiget/ daß noch mit dem uͤberbliebenen Brod und Brocken zwoͤlff groſſe Koͤrb ſeyn angefuͤllt worden/ nach ſol- chem

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/434>, abgerufen am 26.04.2024.