Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

Bild:
<< vorherige Seite

wird gar unter die Heiligen gezehlt.
sich anklagt/ sondern es wird dieser Muthwillen in den Kleide-
ren bereits für kein Sünd oder Verbrechen gehalten: O GOtt!
O Gewissen! weiß man doch biß dato noch kein andere Ursach/
wessenthalben der reiche Mann in dem Evangelio zum Teuffel
gefahren/ als weil er öfftere Mahlzeiten gehalten/ und sich mehr
als Standmässig gekleidet hat. Der Heilige Franciscus de
Paula,
mit ihm der Heilige Hyacinthus Prediger Ordens/ mit
ihm der Heilige Bernardinus Senensis Franciscaner Ordens/
mit ihme der Seelige Hieronymus Recanatensis Augustiner
Ordens/ mit ihme der heiligmässige Mann Matthaeus a Bascio,
Capucciner Ordens/ etc. alle diese haben ihre Kappen oder Män-Pagat.
tom. 1.
p.
129.

tel auf grosse Wasser und tieffe Flüß gebreit/ und auf denselben
als in den sichersten Schiffen gefahren. Denen haben ihre
Kleider Glück und Heyl gebracht/ aber wehe allen den jenigen/
so dem übermässigen Kleider-Pracht ergeben! ihnen drohen der-
gleichen Kleider nichts als das zeitliche und ewige Unheil: Jo-
nas
hat sich sehr beklagt/ ja so gar hefftig erzürnt über den
Wurm/ der ihme die Schattenächtige Kürbes-Blätter abge-
bissen/ aber der Höchste GOtt hat sich noch billicher zu erzürnen
über den Seyden-Wurm/ welcher manchem so gar das ewige
Heyl und Seelen Seeligkeit hinweg frist: es ist nicht allein jene
stoltze Frau zu Saona in Liguria anno 1560. in Gegenwarth
deß Gelehrten Capucciners P. Angeli, der zuvor in der berühmb-
ten Schul zu Sarbona Doctor gewesen/ vom Teuffel leben-
dig hingeführt worden/ umb/ weil sie eine neue Kleider-Modi in
die Stadt gebracht/ sondern es fleigen noch auf heutigen TagAnnal. c.
viel tausend Seelen in den Abgrund dieser einigen Sünd halber/
da doch leider solcher Mißbrauch schon den Nahmen einer Sünd
verlohren.

Anno 1530. seynd zu Nürnberg/ Regenspurg/ Landshut/
Eger/ Bamberg und mehrer Orthen in Teutschland gantz
häuffige Creutz erschienen auf den Kleidern der Männer und
Weibern/ viel häuffiger aber auf den Kleidern der Weiber/ mei-

stens
A a a 2

wird gar unter die Heiligen gezehlt.
ſich anklagt/ ſondern es wird dieſer Muthwıllen in den Kleide-
ren bereits fuͤr kein Suͤnd oder Verbrechen gehalten: O GOtt!
O Gewiſſen! weiß man doch biß dato noch kein andere Urſach/
weſſenthalben der reiche Mann in dem Evangelio zum Teuffel
gefahren/ als weil er oͤfftere Mahlzeiten gehalten/ und ſich mehr
als Standmaͤſſig gekleidet hat. Der Heilige Franciſcus de
Paula,
mit ihm der Heilige Hyacinthus Prediger Ordens/ mit
ihm der Heilige Bernardinus Senenſis Franciſcaner Ordens/
mit ihme der Seelige Hieronymus Recanatenſis Auguſtiner
Ordens/ mit ihme der heiligmaͤſſige Mann Matthæus à Baſcio,
Capucciner Ordens/ ꝛc. alle dieſe haben ihre Kappen oder Maͤn-Pagat.
tom. 1.
p.
129.

tel auf groſſe Waſſer und tieffe Fluͤß gebreit/ und auf denſelben
als in den ſicherſten Schiffen gefahren. Denen haben ihre
Kleider Gluͤck und Heyl gebracht/ aber wehe allen den jenigen/
ſo dem uͤbermaͤſſigen Kleider-Pracht ergeben! ihnen drohen der-
gleichen Kleider nichts als das zeitliche und ewige Unheil: Jo-
nas
hat ſich ſehr beklagt/ ja ſo gar hefftig erzuͤrnt uͤber den
Wurm/ der ihme die Schattenaͤchtige Kuͤrbes-Blaͤtter abge-
biſſen/ aber der Hoͤchſte GOtt hat ſich noch billicher zu erzuͤrnen
uͤber den Seyden-Wurm/ welcher manchem ſo gar das ewige
Heyl und Seelen Seeligkeit hinweg friſt: es iſt nicht allein jene
ſtoltze Frau zu Saona in Liguria anno 1560. in Gegenwarth
deß Gelehrten Capucciners P. Angeli, der zuvor in der beruͤhmb-
ten Schul zu Sarbona Doctor geweſen/ vom Teuffel leben-
dig hingefuͤhrt worden/ umb/ weil ſie eine neue Kleider-Modi in
die Stadt gebracht/ ſondern es fleıgen noch auf heutigen TagAnnal. c.
viel tauſend Seelen in den Abgrund dieſer einigen Suͤnd halber/
da doch leider ſolcher Mißbrauch ſchon den Nahmen einer Suͤnd
verlohren.

Anno 1530. ſeynd zu Nuͤrnberg/ Regenſpurg/ Landshut/
Eger/ Bamberg und mehrer Orthen in Teutſchland gantz
haͤuffige Creutz erſchienen auf den Kleidern der Maͤnner und
Weibern/ viel haͤuffiger aber auf den Kleidern der Weiber/ mei-

ſtens
A a a 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0383" n="371"/><fw place="top" type="header">wird gar unter die Heiligen gezehlt.</fw><lb/>
&#x017F;ich anklagt/ &#x017F;ondern es wird die&#x017F;er Muthw&#x0131;llen in den Kleide-<lb/>
ren bereits fu&#x0364;r kein Su&#x0364;nd oder Verbrechen gehalten: O GOtt!<lb/>
O Gewi&#x017F;&#x017F;en! weiß man doch biß <hi rendition="#aq">dato</hi> noch kein andere Ur&#x017F;ach/<lb/>
we&#x017F;&#x017F;enthalben der reiche Mann in dem Evangelio zum Teuffel<lb/>
gefahren/ als weil er o&#x0364;fftere Mahlzeiten gehalten/ und &#x017F;ich mehr<lb/>
als Standma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig gekleidet hat. Der Heilige <hi rendition="#aq">Franci&#x017F;cus de<lb/>
Paula,</hi> mit ihm der Heilige <hi rendition="#aq">Hyacinthus</hi> <hi rendition="#fr">P</hi>rediger Ordens/ mit<lb/>
ihm der Heilige <hi rendition="#aq">Bernardinus Senen&#x017F;is</hi> Franci&#x017F;caner Ordens/<lb/>
mit ihme der Seelige <hi rendition="#aq">Hieronymus Recanaten&#x017F;is</hi> Augu&#x017F;tiner<lb/>
Ordens/ mit ihme der heiligma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ige Mann <hi rendition="#aq">Matthæus à Ba&#x017F;cio,</hi><lb/>
Capucciner Ordens/ &#xA75B;c. alle die&#x017F;e haben ihre Kappen oder Ma&#x0364;n-<note place="right"><hi rendition="#aq">Pagat.<lb/>
tom. 1.<lb/>
p.</hi> 129.</note><lb/>
tel auf gro&#x017F;&#x017F;e Wa&#x017F;&#x017F;er und tieffe Flu&#x0364;ß gebreit/ und auf den&#x017F;elben<lb/>
als in den &#x017F;icher&#x017F;ten Schiffen gefahren. Denen haben ihre<lb/>
Kleider Glu&#x0364;ck und Heyl gebracht/ aber wehe allen den jenigen/<lb/>
&#x017F;o dem u&#x0364;berma&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen Kleider-<hi rendition="#fr">P</hi>racht ergeben! ihnen drohen der-<lb/>
gleichen Kleider nichts als das zeitliche und ewige Unheil: <hi rendition="#aq">Jo-<lb/>
nas</hi> hat &#x017F;ich &#x017F;ehr beklagt/ ja &#x017F;o gar hefftig erzu&#x0364;rnt u&#x0364;ber den<lb/>
Wurm/ der ihme die Schattena&#x0364;chtige Ku&#x0364;rbes-Bla&#x0364;tter abge-<lb/>
bi&#x017F;&#x017F;en/ aber der Ho&#x0364;ch&#x017F;te GOtt hat &#x017F;ich noch billicher zu erzu&#x0364;rnen<lb/>
u&#x0364;ber den Seyden-Wurm/ welcher manchem &#x017F;o gar das ewige<lb/>
Heyl und Seelen Seeligkeit hinweg fri&#x017F;t: es i&#x017F;t nicht allein jene<lb/>
&#x017F;toltze Frau zu <hi rendition="#aq">Saona in Liguria anno</hi> 1560. in Gegenwarth<lb/>
deß Gelehrten Capucciners <hi rendition="#aq">P. Angeli,</hi> der zuvor in der beru&#x0364;hmb-<lb/>
ten Schul zu <hi rendition="#aq">Sarbona Doctor</hi> gewe&#x017F;en/ vom Teuffel leben-<lb/>
dig hingefu&#x0364;hrt worden/ umb/ weil &#x017F;ie eine neue Kleider-<hi rendition="#aq">Modi</hi> in<lb/>
die Stadt gebracht/ &#x017F;ondern es fle&#x0131;gen noch auf heutigen Tag<note place="right"><hi rendition="#aq">Annal. c.</hi></note><lb/>
viel tau&#x017F;end Seelen in den Abgrund die&#x017F;er einigen Su&#x0364;nd halber/<lb/>
da doch leider &#x017F;olcher Mißbrauch &#x017F;chon den Nahmen einer Su&#x0364;nd<lb/>
verlohren.</p><lb/>
        <p>Anno 1530. &#x017F;eynd zu Nu&#x0364;rnberg/ Regen&#x017F;purg/ Landshut/<lb/>
Eger/ Bamberg und mehrer Orthen in Teut&#x017F;chland gantz<lb/>
ha&#x0364;uffige Creutz er&#x017F;chienen auf den Kleidern der Ma&#x0364;nner und<lb/>
Weibern/ viel ha&#x0364;uffiger aber auf den Kleidern der Weiber/ mei-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a a 2</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;tens</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[371/0383] wird gar unter die Heiligen gezehlt. ſich anklagt/ ſondern es wird dieſer Muthwıllen in den Kleide- ren bereits fuͤr kein Suͤnd oder Verbrechen gehalten: O GOtt! O Gewiſſen! weiß man doch biß dato noch kein andere Urſach/ weſſenthalben der reiche Mann in dem Evangelio zum Teuffel gefahren/ als weil er oͤfftere Mahlzeiten gehalten/ und ſich mehr als Standmaͤſſig gekleidet hat. Der Heilige Franciſcus de Paula, mit ihm der Heilige Hyacinthus Prediger Ordens/ mit ihm der Heilige Bernardinus Senenſis Franciſcaner Ordens/ mit ihme der Seelige Hieronymus Recanatenſis Auguſtiner Ordens/ mit ihme der heiligmaͤſſige Mann Matthæus à Baſcio, Capucciner Ordens/ ꝛc. alle dieſe haben ihre Kappen oder Maͤn- tel auf groſſe Waſſer und tieffe Fluͤß gebreit/ und auf denſelben als in den ſicherſten Schiffen gefahren. Denen haben ihre Kleider Gluͤck und Heyl gebracht/ aber wehe allen den jenigen/ ſo dem uͤbermaͤſſigen Kleider-Pracht ergeben! ihnen drohen der- gleichen Kleider nichts als das zeitliche und ewige Unheil: Jo- nas hat ſich ſehr beklagt/ ja ſo gar hefftig erzuͤrnt uͤber den Wurm/ der ihme die Schattenaͤchtige Kuͤrbes-Blaͤtter abge- biſſen/ aber der Hoͤchſte GOtt hat ſich noch billicher zu erzuͤrnen uͤber den Seyden-Wurm/ welcher manchem ſo gar das ewige Heyl und Seelen Seeligkeit hinweg friſt: es iſt nicht allein jene ſtoltze Frau zu Saona in Liguria anno 1560. in Gegenwarth deß Gelehrten Capucciners P. Angeli, der zuvor in der beruͤhmb- ten Schul zu Sarbona Doctor geweſen/ vom Teuffel leben- dig hingefuͤhrt worden/ umb/ weil ſie eine neue Kleider-Modi in die Stadt gebracht/ ſondern es fleıgen noch auf heutigen Tag viel tauſend Seelen in den Abgrund dieſer einigen Suͤnd halber/ da doch leider ſolcher Mißbrauch ſchon den Nahmen einer Suͤnd verlohren. Pagat. tom. 1. p. 129. Annal. c. Anno 1530. ſeynd zu Nuͤrnberg/ Regenſpurg/ Landshut/ Eger/ Bamberg und mehrer Orthen in Teutſchland gantz haͤuffige Creutz erſchienen auf den Kleidern der Maͤnner und Weibern/ viel haͤuffiger aber auf den Kleidern der Weiber/ mei- ſtens A a a 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/383
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/383>, abgerufen am 20.04.2024.