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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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Die dreyssig Silberling
er aber lieff zum Viech und hlote das beste Kalb/ gabe es den
Knaben/ und diser eylte/ und kochte es/ Gen. 18. Wer seynd
doch dise gewesen/ wessenthalben sie zu bedienen man allerseits
Orig. To.
4. in Gen.
eylte in dem Haus deß Abrahams? Abraham currit, Uxor
festinat, Puer accelerat, &c.
Frembde seynd sie gewest/ die der
Abraham nie gesehen noch gekent.

Pfuy der Schand bey uns! Abraham springt den Fremb-
den so eylends bey/ und wir unsern Nechsten Bluts Verwandten
in jener Welt so lau und langsam; er spendirt ihnen alsobald ein
weisses Brod/ und wir lassen offt etliche Tag und Wochen ver-
streichen/ biß wir ihnen ein bissel vergonnen und vorlegen von
dem Schneeweissen Brod der Engeln. Jch will/ sagt mancher/
wol etliche heilige Meß lesen lassen/ aber ich muß vorhero wis-
sen/ ob es die Verlassenschafft außträgt/ was für Schuldner
sich nach und nach werden einfinden/ damit ich mit der Welt
nicht mit lauter Meß-Opffer das Meinige auch auffopffere:
unterdessen haist es so vil/ als laß ihn brinnen/ und braten. O
eyßkalte Hertzen? habt ihr doch ein Mitleyden/ wann ein Hund
mit einem Stein geworffen wird/ und durchs Geschrey und
Wimbseln sein Zuflucht zu euch nimbt: wie könt ihr dann zusehen/
zulassen/ zuhören/ daß eure eigne Besreundte/ oder beste Bekandte/
so lang warthen müssen im Feuer und Flammen euer Hülff! Ci-
to, Cito,
ach eylet eylet doch umb GOttes Willen ihnen zu helf-
fen/ und feyret nicht ein Augenblick wegen deß unbeschreiblichen
Feuer/ nehmet dißfalls die Schnelle deß Hirschen an euch/ da-
mit ein jeder zu seiner Zeit mit dem Psalmisten David sprechen
könne: Perfecit pedes meos tanquam Cervo-
rum. Psal.
17. Er hat meine Füß den
Hirschen gleich gesetzt.



Acci-

Die dreyſſig Silberling
er aber lieff zum Viech und hlote das beſte Kalb/ gabe es den
Knaben/ und diſer eylte/ und kochte es/ Gen. 18. Wer ſeynd
doch diſe geweſen/ weſſenthalben ſie zu bedienen man allerſeits
Orig. To.
4. in Gen.
eylte in dem Haus deß Abrahams? Abraham currit, Uxor
feſtinat, Puer accelerat, &c.
Frembde ſeynd ſie geweſt/ die der
Abraham nie geſehen noch gekent.

Pfuy der Schand bey uns! Abraham ſpringt den Fremb-
den ſo eylends bey/ und wir unſern Nechſtẽ Bluts Verwandtẽ
in jener Welt ſo lau und langſam; er ſpendirt ihnen alſobald ein
weiſſes Brod/ und wir laſſen offt etliche Tag und Wochen ver-
ſtreichen/ biß wir ihnen ein biſſel vergonnen und vorlegen von
dem Schneeweiſſen Brod der Engeln. Jch will/ ſagt mancher/
wol etliche heilige Meß leſen laſſen/ aber ich muß vorhero wiſ-
ſen/ ob es die Verlaſſenſchafft außtraͤgt/ was fuͤr Schuldner
ſich nach und nach werden einfinden/ damit ich mit der Welt
nicht mit lauter Meß-Opffer das Meinige auch auffopffere:
unterdeſſen haiſt es ſo vil/ als laß ihn brinnen/ und braten. O
eyßkalte Hertzen? habt ihr doch ein Mitleyden/ wañ ein Hund
mit einem Stein geworffen wird/ und durchs Geſchrey und
Wimbſeln ſein Zuflucht zu euch nimbt: wie koͤnt ihr dañ zuſehẽ/
zulaſſẽ/ zuhoͤrẽ/ daß eure eigne Beſꝛeundte/ oder beſte Bekandte/
ſo lang warthen muͤſſen im Feuer und Flammen euer Huͤlff! Ci-
to, Cito,
ach eylet eylet doch umb GOttes Willen ihnen zu helf-
fen/ und feyret nicht ein Augenblick wegen deß unbeſchreiblichẽ
Feuer/ nehmet dißfalls die Schnelle deß Hirſchen an euch/ da-
mit ein jeder zu ſeiner Zeit mit dem Pſalmiſten David ſprechen
koͤnne: Perfecit pedes meos tanquam Cervo-
rum. Pſal.
17. Er hat meine Fuͤß den
Hirſchen gleich geſetzt.



Acci-
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[306/0318] Die dreyſſig Silberling er aber lieff zum Viech und hlote das beſte Kalb/ gabe es den Knaben/ und diſer eylte/ und kochte es/ Gen. 18. Wer ſeynd doch diſe geweſen/ weſſenthalben ſie zu bedienen man allerſeits eylte in dem Haus deß Abrahams? Abraham currit, Uxor feſtinat, Puer accelerat, &c. Frembde ſeynd ſie geweſt/ die der Abraham nie geſehen noch gekent. Orig. To. 4. in Gen. Pfuy der Schand bey uns! Abraham ſpringt den Fremb- den ſo eylends bey/ und wir unſern Nechſtẽ Bluts Verwandtẽ in jener Welt ſo lau und langſam; er ſpendirt ihnen alſobald ein weiſſes Brod/ und wir laſſen offt etliche Tag und Wochen ver- ſtreichen/ biß wir ihnen ein biſſel vergonnen und vorlegen von dem Schneeweiſſen Brod der Engeln. Jch will/ ſagt mancher/ wol etliche heilige Meß leſen laſſen/ aber ich muß vorhero wiſ- ſen/ ob es die Verlaſſenſchafft außtraͤgt/ was fuͤr Schuldner ſich nach und nach werden einfinden/ damit ich mit der Welt nicht mit lauter Meß-Opffer das Meinige auch auffopffere: unterdeſſen haiſt es ſo vil/ als laß ihn brinnen/ und braten. O eyßkalte Hertzen? habt ihr doch ein Mitleyden/ wañ ein Hund mit einem Stein geworffen wird/ und durchs Geſchrey und Wimbſeln ſein Zuflucht zu euch nimbt: wie koͤnt ihr dañ zuſehẽ/ zulaſſẽ/ zuhoͤrẽ/ daß eure eigne Beſꝛeundte/ oder beſte Bekandte/ ſo lang warthen muͤſſen im Feuer und Flammen euer Huͤlff! Ci- to, Cito, ach eylet eylet doch umb GOttes Willen ihnen zu helf- fen/ und feyret nicht ein Augenblick wegen deß unbeſchreiblichẽ Feuer/ nehmet dißfalls die Schnelle deß Hirſchen an euch/ da- mit ein jeder zu ſeiner Zeit mit dem Pſalmiſten David ſprechen koͤnne: Perfecit pedes meos tanquam Cervo- rum. Pſal. 17. Er hat meine Fuͤß den Hirſchen gleich geſetzt. Acci-

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/318>, abgerufen am 19.04.2024.