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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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Die dreyssig Silberling
Wölff oder andern Bestien/ massen solche Erscheinungen mehr
dem bösen Feind/ als den guten Geistern zugemessen.

Wann der Geist kein Scheuen tragt ob dem heiligen Creutz-
Zeichen/ an dem süssesten Namen JEsu und Maria/ heiligen
Reliquien/ Waihwasser/ Agnus DEI, &c.

Wann der Geist zufriden ist mit dem/ was er Anfangs be-
gehrt/ und allbereith für ihn schon verricht worden/ dann so
fern er nach Abstattung der verlangten guten Wercken noch
fernere Ungelegenheit im Hauß/ und der Person machet/ kan
dißfalls gar leicht ein Betrug und Falschheit des bösen Feinds/
oder auch der Person vermuthet werden.

Wann endlich der Erscheinung des Geists Anfangs ei-
nen Schröcken verursachet/ und sich der Natur darob erstlich
entsetzt/ nachgehends aber ein sonder Hertzens-Trost entsteht/
so scheint es ein gewisses Kennzeichen eines guten Geist/ der da
Hülff sucht zu seiner Erlösung: soll aber der Geist zu Anfang
das Gemüth mit Trost erfüllen/ zuletzt aber Angst/ Forcht/
und allerley Entrüstungen verursachen/ so kan man gar leicht
abnehmen/ dises sey ein böser Geist/ und zwar nicht allemahl
ein verdambte Seel/ sondern mainstens der böse Feind/ und
Sathan selbst/ welcher vil Oerther solcher Gestalt aus Göttli-
cher Verhängnuß pflegt zu beunruhigen.

Rathsam und heylsam ist es/ so offt man nächtlicher Weil
ein unnatürlich Getöß oder Klopffen spühren thut/ wie ich es
selbst erfahren/ da in Gegenwarth meiner und eines andern
Gespan/ eine unsichtbare Hand alle grosse eysene Leuchter zur
Metten-Zeit/ in dem Chor ordentlich an ihr Ort gestellt/ etc.
Gut ist es/ daß man bey dergleichen Zufäll ohne weitern Ver-
zug das heilige Gebett ergreifft/ und solches GOtt dem All-
mächtigen aufopfferte für jene Seel/ so da aus Zulassung Got-
tes auff solch Weiß Hülff verlangt/ wie dann wir auch gethan
vor den Pater, so deß vorigen Tags mit Tod abgangen.

Gleichwie auch in der Charwochen nach Auslöschung der

Kertzen

Die dreyſſig Silberling
Woͤlff oder andern Beſtien/ maſſen ſolche Erſcheinungen mehr
dem boͤſen Feind/ als den guten Geiſtern zugemeſſen.

Wañ der Geiſt kein Scheuen tragt ob dem heiligen Creutz-
Zeichen/ an dem ſuͤſſeſten Namen JEſu und Maria/ heiligen
Reliquien/ Waihwaſſer/ Agnus DEI, &c.

Wann der Geiſt zufriden iſt mit dem/ was er Anfangs be-
gehrt/ und allbereith fuͤr ihn ſchon verricht worden/ dann ſo
fern er nach Abſtattung der verlangten guten Wercken noch
fernere Ungelegenheit im Hauß/ und der Perſon machet/ kan
dißfalls gar leicht ein Betrug und Falſchheit des boͤſen Feinds/
oder auch der Perſon vermuthet werden.

Wann endlich der Erſcheinung des Geiſts Anfangs ei-
nen Schroͤcken verurſachet/ und ſich der Natur darob erſtlich
entſetzt/ nachgehends aber ein ſonder Hertzens-Troſt entſteht/
ſo ſcheint es ein gewiſſes Kennzeichen eines guten Geiſt/ der da
Huͤlff ſucht zu ſeiner Erloͤſung: ſoll aber der Geiſt zu Anfang
das Gemuͤth mit Troſt erfuͤllen/ zuletzt aber Angſt/ Forcht/
und allerley Entruͤſtungen verurſachen/ ſo kan man gar leicht
abnehmen/ diſes ſey ein boͤſer Geiſt/ und zwar nicht allemahl
ein verdambte Seel/ ſondern mainſtens der boͤſe Feind/ und
Sathan ſelbſt/ welcher vil Oerther ſolcher Geſtalt aus Goͤttli-
cher Verhaͤngnuß pflegt zu beunruhigen.

Rathſam und heylſam iſt es/ ſo offt man naͤchtlicher Weil
ein unnatuͤrlich Getoͤß oder Klopffen ſpuͤhren thut/ wie ich es
ſelbſt erfahren/ da in Gegenwarth meiner und eines andern
Geſpan/ eine unſichtbare Hand alle groſſe eyſene Leuchter zur
Metten-Zeit/ in dem Chor ordentlich an ihr Ort geſtellt/ ꝛc.
Gut iſt es/ daß man bey dergleichen Zufaͤll ohne weitern Ver-
zug das heilige Gebett ergreifft/ und ſolches GOtt dem All-
maͤchtigen aufopfferte fuͤr jene Seel/ ſo da aus Zulaſſung Got-
tes auff ſolch Weiß Huͤlff verlangt/ wie dann wir auch gethan
vor den Pater, ſo deß vorigen Tags mit Tod abgangen.

Gleichwie auch in der Charwochen nach Ausloͤſchung der

Kertzen
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[396[296]/0308] Die dreyſſig Silberling Woͤlff oder andern Beſtien/ maſſen ſolche Erſcheinungen mehr dem boͤſen Feind/ als den guten Geiſtern zugemeſſen. Wañ der Geiſt kein Scheuen tragt ob dem heiligen Creutz- Zeichen/ an dem ſuͤſſeſten Namen JEſu und Maria/ heiligen Reliquien/ Waihwaſſer/ Agnus DEI, &c. Wann der Geiſt zufriden iſt mit dem/ was er Anfangs be- gehrt/ und allbereith fuͤr ihn ſchon verricht worden/ dann ſo fern er nach Abſtattung der verlangten guten Wercken noch fernere Ungelegenheit im Hauß/ und der Perſon machet/ kan dißfalls gar leicht ein Betrug und Falſchheit des boͤſen Feinds/ oder auch der Perſon vermuthet werden. Wann endlich der Erſcheinung des Geiſts Anfangs ei- nen Schroͤcken verurſachet/ und ſich der Natur darob erſtlich entſetzt/ nachgehends aber ein ſonder Hertzens-Troſt entſteht/ ſo ſcheint es ein gewiſſes Kennzeichen eines guten Geiſt/ der da Huͤlff ſucht zu ſeiner Erloͤſung: ſoll aber der Geiſt zu Anfang das Gemuͤth mit Troſt erfuͤllen/ zuletzt aber Angſt/ Forcht/ und allerley Entruͤſtungen verurſachen/ ſo kan man gar leicht abnehmen/ diſes ſey ein boͤſer Geiſt/ und zwar nicht allemahl ein verdambte Seel/ ſondern mainſtens der boͤſe Feind/ und Sathan ſelbſt/ welcher vil Oerther ſolcher Geſtalt aus Goͤttli- cher Verhaͤngnuß pflegt zu beunruhigen. Rathſam und heylſam iſt es/ ſo offt man naͤchtlicher Weil ein unnatuͤrlich Getoͤß oder Klopffen ſpuͤhren thut/ wie ich es ſelbſt erfahren/ da in Gegenwarth meiner und eines andern Geſpan/ eine unſichtbare Hand alle groſſe eyſene Leuchter zur Metten-Zeit/ in dem Chor ordentlich an ihr Ort geſtellt/ ꝛc. Gut iſt es/ daß man bey dergleichen Zufaͤll ohne weitern Ver- zug das heilige Gebett ergreifft/ und ſolches GOtt dem All- maͤchtigen aufopfferte fuͤr jene Seel/ ſo da aus Zulaſſung Got- tes auff ſolch Weiß Huͤlff verlangt/ wie dann wir auch gethan vor den Pater, ſo deß vorigen Tags mit Tod abgangen. Gleichwie auch in der Charwochen nach Ausloͤſchung der Kertzen

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 396[296]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/308>, abgerufen am 23.04.2024.