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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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und giebt es seinen Weib und Kindern.
und Nahrungs-Mittel zu suchen; du bist wie ein Opffer-
Stock/ so Tag und Nacht das Maul aufreist/ das Geld zu
schlicken; du bist wie ein Krebs/ so auch dem Nechsten zum grö-
sten Schaden umb sich frist; du bist wie ein Dornhecken/ die so
gar ein Heu-oder Stroh Wagen/ der vorbey fähret/ nicht un-
geropffter last; du bist wie ein reissender Fluß/ der auch diebi-
scher Weiß frembden Grund untergräbt/ und folgends hinweg
zwickt. Du schwitzest mehr als ein Postklepper/ du lauffst
mehr als ein Land-Both/ du wackest mehr als ein Goggel-
hahn/ du grabst mehr als ein Maulwurff/ du samblest mehr
als ein Omeiß (besser geredet) du stihlst mehr als ein Raab:
Narr/ Narra, so sag mir aber zu was Ziel und End du sol-
ches ungerechtes Gut zusammen rafflest? darumb antwor-
test du/ darumb/ damit Heut oder Morgen/ mein Weib und
Kinder ein guts Stückel Brod/ und ein ehrliche Unterhaltung
haben. O bethörter Tropff! du irrest weit/ du must wissen/
daß du solcher Gestalten deinem Weib und Kindern das Brod
vom Maul wegnehmest; dann das ungerechte Gut/ hat bey
den Erben kein grössere Beständigkeit/ als der Butter an der
Sonnen.

Die Kinder Jsrael seynd wunderbarlicher Weiß in der
Wüsten von GOtt dem HErrn gespeist worden/ und zwar
mit dem edlesten Himmel-Brodt oder Manna/ welches sie alle
Tag gesammlet/ jedoch mit dem Geding/ daß sie über NachtsExod. 16.
nichts darvon sollen aufbehalten: Quidam ex eis, &c. Etli-
che aber aus ihnen/ verstehe geitzige Narren/ seynd solchem
Gebott nicht nachkommen/ sondern einiges Manna in ge-
wisse Geschirr/ in Kisten und Kästen eingesperrt/ und aufbe-
halten/ aber was Nutzen ist daraus entsprossen: Scatere coe-
pit vermibus, &c.
Es ist alles verfault gewest/ stinckend wor-
den/ und voller Würm. Da sehe einer/ was unrecht aufge-
hebt wird/ das verdirbt/ das kan man nicht geniessen.

Sigismundus Ignatius von Reichershausen/ Herr zu
Furtenberg und Diebing/ etc. Jst mit denen Unterthanen umb-

gan-

und giebt es ſeinen Weib und Kindern.
und Nahrungs-Mittel zu ſuchen; du biſt wie ein Opffer-
Stock/ ſo Tag und Nacht das Maul aufreiſt/ das Geld zu
ſchlicken; du biſt wie ein Krebs/ ſo auch dem Nechſten zum groͤ-
ſten Schaden umb ſich friſt; du biſt wie ein Dornhecken/ die ſo
gar ein Heu-oder Stroh Wagen/ der vorbey faͤhret/ nicht un-
geropffter laſt; du biſt wie ein reiſſender Fluß/ der auch diebi-
ſcher Weiß frembden Grund untergraͤbt/ und folgends hınweg
zwickt. Du ſchwitzeſt mehr als ein Poſtklepper/ du lauffſt
mehr als ein Land-Both/ du wackeſt mehr als ein Goggel-
hahn/ du grabſt mehr als ein Maulwurff/ du ſambleſt mehr
als ein Omeiß (beſſer geredet) du ſtihlſt mehr als ein Raab:
Narꝛ/ Narra, ſo ſag mir aber zu was Ziel und End du ſol-
ches ungerechtes Gut zuſammen raffleſt? darumb antwor-
teſt du/ darumb/ damit Heut oder Morgen/ mein Weib und
Kinder ein guts Stuͤckel Brod/ und ein ehrliche Unterhaltung
haben. O bethoͤrter Tropff! du irreſt weit/ du muſt wiſſen/
daß du ſolcher Geſtalten deinem Weib und Kindern das Brod
vom Maul wegnehmeſt; dann das ungerechte Gut/ hat bey
den Erben kein groͤſſere Beſtaͤndigkeit/ als der Butter an der
Sonnen.

Die Kinder Jſrael ſeynd wunderbarlicher Weiß in der
Wuͤſten von GOtt dem HErrn geſpeiſt worden/ und zwar
mit dem edleſten Himmel-Brodt oder Manna/ welches ſie alle
Tag geſammlet/ jedoch mit dem Geding/ daß ſie uͤber NachtsExod. 16.
nichts darvon ſollen aufbehalten: Quidam ex eis, &c. Etli-
che aber aus ihnen/ verſtehe geitzige Narꝛen/ ſeynd ſolchem
Gebott nicht nachkommen/ ſondern einiges Manna in ge-
wiſſe Geſchirꝛ/ in Kiſten und Kaͤſten eingeſperꝛt/ und aufbe-
halten/ aber was Nutzen iſt daraus entſproſſen: Scatere cœ-
pit vermibus, &c.
Es iſt alles verfault geweſt/ ſtinckend wor-
den/ und voller Wuͤrm. Da ſehe einer/ was unrecht aufge-
hebt wird/ das verdirbt/ das kan man nicht genieſſen.

Sigismundus Ignatius von Reichershauſen/ Herꝛ zu
Furtenberg und Diebing/ ꝛc. Jſt mit denen Unterthanen umb-

gan-
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[279/0291] und giebt es ſeinen Weib und Kindern. und Nahrungs-Mittel zu ſuchen; du biſt wie ein Opffer- Stock/ ſo Tag und Nacht das Maul aufreiſt/ das Geld zu ſchlicken; du biſt wie ein Krebs/ ſo auch dem Nechſten zum groͤ- ſten Schaden umb ſich friſt; du biſt wie ein Dornhecken/ die ſo gar ein Heu-oder Stroh Wagen/ der vorbey faͤhret/ nicht un- geropffter laſt; du biſt wie ein reiſſender Fluß/ der auch diebi- ſcher Weiß frembden Grund untergraͤbt/ und folgends hınweg zwickt. Du ſchwitzeſt mehr als ein Poſtklepper/ du lauffſt mehr als ein Land-Both/ du wackeſt mehr als ein Goggel- hahn/ du grabſt mehr als ein Maulwurff/ du ſambleſt mehr als ein Omeiß (beſſer geredet) du ſtihlſt mehr als ein Raab: Narꝛ/ Narra, ſo ſag mir aber zu was Ziel und End du ſol- ches ungerechtes Gut zuſammen raffleſt? darumb antwor- teſt du/ darumb/ damit Heut oder Morgen/ mein Weib und Kinder ein guts Stuͤckel Brod/ und ein ehrliche Unterhaltung haben. O bethoͤrter Tropff! du irreſt weit/ du muſt wiſſen/ daß du ſolcher Geſtalten deinem Weib und Kindern das Brod vom Maul wegnehmeſt; dann das ungerechte Gut/ hat bey den Erben kein groͤſſere Beſtaͤndigkeit/ als der Butter an der Sonnen. Die Kinder Jſrael ſeynd wunderbarlicher Weiß in der Wuͤſten von GOtt dem HErrn geſpeiſt worden/ und zwar mit dem edleſten Himmel-Brodt oder Manna/ welches ſie alle Tag geſammlet/ jedoch mit dem Geding/ daß ſie uͤber Nachts nichts darvon ſollen aufbehalten: Quidam ex eis, &c. Etli- che aber aus ihnen/ verſtehe geitzige Narꝛen/ ſeynd ſolchem Gebott nicht nachkommen/ ſondern einiges Manna in ge- wiſſe Geſchirꝛ/ in Kiſten und Kaͤſten eingeſperꝛt/ und aufbe- halten/ aber was Nutzen iſt daraus entſproſſen: Scatere cœ- pit vermibus, &c. Es iſt alles verfault geweſt/ ſtinckend wor- den/ und voller Wuͤrm. Da ſehe einer/ was unrecht aufge- hebt wird/ das verdirbt/ das kan man nicht genieſſen. Exod. 16. Sigismundus Ignatius von Reichershauſen/ Herꝛ zu Furtenberg und Diebing/ ꝛc. Jſt mit denen Unterthanen umb- gan-

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/291>, abgerufen am 25.04.2024.