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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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gelangt durch einhellige Wahl der H. Matthias.
ihr nit Peter nennt/ und warumb Simon? er hat ja schon von
seinem Göttlichen Mund den herlichen Titul Peter erhalten?
freylich wol/ aber dasmahl ist er nit werth/ daß man ihn solt Pe-
ter
schelten; nichts Peter, ja wohl Peter, dasmahl gar nit Peter;
dann diser Nam will so viel sagen/ als ein Haupt und Obrigkeit
der Kirchen; weil er dann dazumahl so schläfferig gewesen/ so
ware er nit werth/ daß man ihn hätt sollen ein Obrigkeit nen-
nen; also soll ein Obrigkeit immerzu wachtsam seyn.

Wie GOttes Sohn aus der unbefleckten Jungfrau Ma-
ria geboren zu Bethlehem/ da haben sich sehr vil Wunder-Ding
zugetragen. Erstlich ist ein unzahlbare Anzahl der Engel vom
Himmel herab gestiegen/ und das neugeborne guldene Göttliche
Kind mit allerley lieblichen Gesängern an statt deß Aja Pupeja
verehrt: nach mahls ist der zimlich tiffe Schnee in selbiger Ge-
gend Augenblicklich verschwunden/ und erschienen die Bäumer
mit Blühe und Blättern/ die Erd aber mit den schönsten Blu-
men bekleidet/ und gleichsam geschmückt: worvon die Hirten des-
selbigen Orths/ nechst dem Thurn Hader genannt/ allerley
Kräntzel und Bischel gebunden/ solche sammt etlichen jungen
Lämmlein dem neugebohrnen Messiae demüthigst überreicht.
Nach Aussag Reinaudi sollen nur vier Hirten gewesen seyn/
benanntlich Miehael, Achael, Cyriacus und Stephanus. War-
umb daß der gebenedeyte Heyland/ gleich als er auf die Welt
kommen/ nur dise Hirten zu sich gezogen/ warumb nicht andere?
es waren dazumal zu Jerusalem wol vornehmere Pastores und
Hirten/ nemblich die Hohe-Priester/ welche so gar Seelen-
Hirten abgeben/ so glaublich weit mehrer zu achten/ als die
Schaaf-Hirten: Es hat ja wenigst ein einiger Engel sollen de-
nenselben solche hochwichtige neue Zeitung überbringen und
andeuten; aber der neugebohrne Heyland hat ihrer gantz und
gar nichts geacht/ aus Ursach/ die seynd dazumahl alle in ihren
Feder-Bethern gelegen/ haben geschlaffen wie die Ratzen; aber
obbemelte vier Hirten in der Gegend Bethlehem seynd wacht-

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gelangt durch einhellige Wahl der H. Matthias.
ihr nit Peter nennt/ und warumb Simon? er hat ja ſchon von
ſeinem Goͤttlichen Mund den herlichen Tıtul Peter erhalten?
freylich wol/ aber dasmahl iſt er nit werth/ daß man ihn ſolt Pe-
ter
ſchelten; nichts Peter, ja wohl Peter, dasmahl gar nit Peter;
dann diſer Nam will ſo viel ſagen/ als ein Haupt und Obrigkeit
der Kirchen; weil er dann dazumahl ſo ſchlaͤfferig geweſen/ ſo
ware er nit werth/ daß man ihn haͤtt ſollen ein Obrigkeit nen-
nen; alſo ſoll ein Obrigkeit immerzu wachtſam ſeyn.

Wie GOttes Sohn aus der unbefleckten Jungfrau Ma-
ria geborẽ zu Bethlehem/ da haben ſich ſehr vil Wunder-Ding
zugetragen. Erſtlich iſt ein unzahlbare Anzahl der Engel vom
Himmel herab geſtiegen/ uñ das neugeborne guldene Goͤttliche
Kind mit allerley lieblichen Geſaͤngeꝛn an ſtatt deß Aja Pupeja
verehrt: nach mahls iſt der zimlich tiffe Schnee in ſelbiger Ge-
gend Augenblicklich verſchwundẽ/ und erſchienen die Baͤumer
mit Bluͤhe und Blaͤttern/ die Erd aber mit den ſchoͤnſten Blu-
men bekleidet/ und gleichſam geſchmuͤckt: worvon die Hirtẽ deſ-
ſelbigen Orths/ nechſt dem Thurn Hader genannt/ allerley
Kraͤntzel und Biſchel gebunden/ ſolche ſammt etlichen jungen
Laͤmmlein dem neugebohrnen Meſſiæ demuͤthigſt uͤberreicht.
Nach Auſſag Reinaudi ſollen nur vier Hirten geweſen ſeyn/
benañtlich Miehaël, Achaël, Cyriacus und Stephanus. War-
umb daß der gebenedeyte Heyland/ gleich als er auf die Welt
kommen/ nur diſe Hirten zu ſich gezogen/ waꝛumb nicht andere?
es waren dazumal zu Jeruſalem wol vornehmere Paſtores und
Hirten/ nemblich die Hohe-Prieſter/ welche ſo gar Seelen-
Hırten abgeben/ ſo glaublich weit mehrer zu achten/ als die
Schaaf-Hirten: Es hat ja wenigſt ein einiger Engel ſollen de-
nenſelben ſolche hochwichtige neue Zeitung uͤberbringen und
andeuten; aber der neugebohrne Heyland hat ihrer gantz und
gar nichts geacht/ aus Urſach/ die ſeynd dazumahl alle in ihren
Feder-Bethern gelegen/ haben geſchlaffen wie die Ratzen; aber
obbemelte vier Hirten in der Gegend Bethlehem ſeynd wacht-

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[245/0257] gelangt durch einhellige Wahl der H. Matthias. ihr nit Peter nennt/ und warumb Simon? er hat ja ſchon von ſeinem Goͤttlichen Mund den herlichen Tıtul Peter erhalten? freylich wol/ aber dasmahl iſt er nit werth/ daß man ihn ſolt Pe- ter ſchelten; nichts Peter, ja wohl Peter, dasmahl gar nit Peter; dann diſer Nam will ſo viel ſagen/ als ein Haupt und Obrigkeit der Kirchen; weil er dann dazumahl ſo ſchlaͤfferig geweſen/ ſo ware er nit werth/ daß man ihn haͤtt ſollen ein Obrigkeit nen- nen; alſo ſoll ein Obrigkeit immerzu wachtſam ſeyn. Wie GOttes Sohn aus der unbefleckten Jungfrau Ma- ria geborẽ zu Bethlehem/ da haben ſich ſehr vil Wunder-Ding zugetragen. Erſtlich iſt ein unzahlbare Anzahl der Engel vom Himmel herab geſtiegen/ uñ das neugeborne guldene Goͤttliche Kind mit allerley lieblichen Geſaͤngeꝛn an ſtatt deß Aja Pupeja verehrt: nach mahls iſt der zimlich tiffe Schnee in ſelbiger Ge- gend Augenblicklich verſchwundẽ/ und erſchienen die Baͤumer mit Bluͤhe und Blaͤttern/ die Erd aber mit den ſchoͤnſten Blu- men bekleidet/ und gleichſam geſchmuͤckt: worvon die Hirtẽ deſ- ſelbigen Orths/ nechſt dem Thurn Hader genannt/ allerley Kraͤntzel und Biſchel gebunden/ ſolche ſammt etlichen jungen Laͤmmlein dem neugebohrnen Meſſiæ demuͤthigſt uͤberreicht. Nach Auſſag Reinaudi ſollen nur vier Hirten geweſen ſeyn/ benañtlich Miehaël, Achaël, Cyriacus und Stephanus. War- umb daß der gebenedeyte Heyland/ gleich als er auf die Welt kommen/ nur diſe Hirten zu ſich gezogen/ waꝛumb nicht andere? es waren dazumal zu Jeruſalem wol vornehmere Paſtores und Hirten/ nemblich die Hohe-Prieſter/ welche ſo gar Seelen- Hırten abgeben/ ſo glaublich weit mehrer zu achten/ als die Schaaf-Hirten: Es hat ja wenigſt ein einiger Engel ſollen de- nenſelben ſolche hochwichtige neue Zeitung uͤberbringen und andeuten; aber der neugebohrne Heyland hat ihrer gantz und gar nichts geacht/ aus Urſach/ die ſeynd dazumahl alle in ihren Feder-Bethern gelegen/ haben geſchlaffen wie die Ratzen; aber obbemelte vier Hirten in der Gegend Bethlehem ſeynd wacht- ſam H h 3

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/257>, abgerufen am 26.04.2024.