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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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gelangt durch einhellige Wahl | der H. Matthias.
tige Stimmen und Wahl zu einer Dignität erhoben wird/ so
wird er zwar in allweg trachten/ wie er es möge andern nach-
thun/ er kleidet sich gleich andern/ und muß der doppelte Taffet
den einfachen und einfältigen Tropff bedecken/ er last den Barth
nach der Modi refomiren/ der ohne das Rasus genug ist/ er schickt
sich allgemach in die Reputation, und singe den Alt/ der vorher
ein so niedern Paß gesungen: aber es will ihn doch nichts anste-
hen/ aus denen Worten und Wercken merckt man/ daß der höl-
tzerne Klepper/ auf dem die muthwilligen Soldaten auf dem
Platz müssen reiten/ sein nechster Verwandter seye: aus seinem
Discurs thut man wahrnehmen/ das am Palmtag sein vor-
nehmbstes Fest seye/ und bleibt in allweg ein Esel/ worvon nach-
mahls der Respect bey denen Untern in Verlurst gehet/ man-
cher verschmitzter Gesell und arger Vogel ihn hinter das Liecht
führt/ der gemeine Pöfel ihn verhöhnet/ das Ampt spöttlich
verricht wird/ und das gantze Gebäu unter einem solchen Stroh
Dach Schaden leidet; Ignorantia enim est erroris Mater.

Jch hab von einem der gleichen Ignoranten gelesen/ was
Gestalt er durch die grosse Willfährtigkeit seines Königs zu ei-
ner Geistlichen Würde seye erhoben worden/ unangesehen er die
Schwind-Sucht im Hirn gehabt. Es ist ihm gangen wie der
Music, welche aus allen Noten das La zu höchst setzt/ ut, re,
mi, fa, so, la;
also gelangt auch mancher La Lährer Kopff/ La
Lapp/ La Laller/ La Lauser/ La Lackendrescher/ etc. durch blin-
des Glück in die Höhe; weil erstgedachter Idiot zu dem unver-
dienten Ampt kommen/ und andere Wolverständige und Ge-
lehrte das kürtzere gezogen/ also haben sie dem König mit artli-
cher Manier solche Esels-Promotion zuverstehen geben; und
weil sie wusten daß er in etlich Tagen das Hochampt muste gar
solemniter vor dem König halten/ so haben sie in aller Still in
dem Meß-Buch zwey einige Buchstaben ausgekratzt/ in der
Collecten für dem König/ nemblich das Fa, da famulo tuo

Regi,
G g 3

gelangt durch einhellige Wahl | der H. Matthias.
tige Stimmen und Wahl zu einer Dignitaͤt erhoben wird/ ſo
wird er zwar in allweg trachten/ wie er es moͤge andern nach-
thun/ er kleidet ſich gleich andern/ und muß der doppelte Taffet
den einfachen und einfaͤltigen Tropff bedeckẽ/ er laſt den Barth
nach der Modi refomirẽ/ der ohne das Raſus genug iſt/ er ſchickt
ſich allgemach in die Reputation, und ſinge den Alt/ der vorher
ein ſo niedern Paß geſungen: aber es will ihn doch nichts anſte-
hen/ aus denen Worten und Wercken merckt man/ daß der hoͤl-
tzerne Klepper/ auf dem die muthwilligen Soldaten auf dem
Platz muͤſſen reiten/ ſein nechſter Verwandter ſeye: aus ſeinem
Diſcurs thut man wahrnehmen/ das am Palmtag ſein vor-
nehmbſtes Feſt ſeye/ und bleibt in allweg ein Eſel/ woꝛvon nach-
mahls der Reſpect bey denen Untern in Verlurſt gehet/ man-
cher verſchmitzter Geſell uñ arger Vogel ihn hinter das Liecht
fuͤhrt/ der gemeine Poͤfel ihn verhoͤhnet/ das Ampt ſpoͤttlich
veꝛricht wird/ uñ das gantze Gebaͤu unter einem ſolchen Stꝛoh
Dach Schaden leidet; Ignorantia enim eſt erroris Mater.

Jch hab von einem der gleichen Ignoranten geleſen/ was
Geſtalt er durch die groſſe Willfaͤhrtigkeit ſeines Koͤnigs zu ei-
ner Geiſtlichen Wuͤrde ſeye erhoben worden/ unangeſehẽ er die
Schwind-Sucht im Hirn gehabt. Es iſt ihm gangen wie der
Muſic, welche aus allen Noten das La zu hoͤchſt ſetzt/ ut, re,
mi, fa, ſo, la;
alſo gelangt auch mancher La Laͤhrer Kopff/ La
Lapp/ La Laller/ La Lauſer/ La Lackendreſcher/ ꝛc. durch blin-
des Gluͤck in die Hoͤhe; weil erſtgedachter Idiot zu dem unver-
dienten Ampt kommen/ und andere Wolverſtaͤndige und Ge-
lehrte das kuͤrtzere gezogen/ alſo haben ſie dem Koͤnig mıt artli-
cher Manier ſolche Eſels-Promotion zuverſtehen geben; und
weil ſie wuſten daß er in etlich Tagen das Hochampt muſte gaꝛ
ſolemniter vor dem Koͤnig halten/ ſo haben ſie in aller Still in
dem Meß-Buch zwey einige Buchſtaben ausgekratzt/ in der
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Regi,
G g 3
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[237/0249] gelangt durch einhellige Wahl | der H. Matthias. tige Stimmen und Wahl zu einer Dignitaͤt erhoben wird/ ſo wird er zwar in allweg trachten/ wie er es moͤge andern nach- thun/ er kleidet ſich gleich andern/ und muß der doppelte Taffet den einfachen und einfaͤltigen Tropff bedeckẽ/ er laſt den Barth nach der Modi refomirẽ/ der ohne das Raſus genug iſt/ er ſchickt ſich allgemach in die Reputation, und ſinge den Alt/ der vorher ein ſo niedern Paß geſungen: aber es will ihn doch nichts anſte- hen/ aus denen Worten und Wercken merckt man/ daß der hoͤl- tzerne Klepper/ auf dem die muthwilligen Soldaten auf dem Platz muͤſſen reiten/ ſein nechſter Verwandter ſeye: aus ſeinem Diſcurs thut man wahrnehmen/ das am Palmtag ſein vor- nehmbſtes Feſt ſeye/ und bleibt in allweg ein Eſel/ woꝛvon nach- mahls der Reſpect bey denen Untern in Verlurſt gehet/ man- cher verſchmitzter Geſell uñ arger Vogel ihn hinter das Liecht fuͤhrt/ der gemeine Poͤfel ihn verhoͤhnet/ das Ampt ſpoͤttlich veꝛricht wird/ uñ das gantze Gebaͤu unter einem ſolchen Stꝛoh Dach Schaden leidet; Ignorantia enim eſt erroris Mater. Jch hab von einem der gleichen Ignoranten geleſen/ was Geſtalt er durch die groſſe Willfaͤhrtigkeit ſeines Koͤnigs zu ei- ner Geiſtlichen Wuͤrde ſeye erhoben worden/ unangeſehẽ er die Schwind-Sucht im Hirn gehabt. Es iſt ihm gangen wie der Muſic, welche aus allen Noten das La zu hoͤchſt ſetzt/ ut, re, mi, fa, ſo, la; alſo gelangt auch mancher La Laͤhrer Kopff/ La Lapp/ La Laller/ La Lauſer/ La Lackendreſcher/ ꝛc. durch blin- des Gluͤck in die Hoͤhe; weil erſtgedachter Idiot zu dem unver- dienten Ampt kommen/ und andere Wolverſtaͤndige und Ge- lehrte das kuͤrtzere gezogen/ alſo haben ſie dem Koͤnig mıt artli- cher Manier ſolche Eſels-Promotion zuverſtehen geben; und weil ſie wuſten daß er in etlich Tagen das Hochampt muſte gaꝛ ſolemniter vor dem Koͤnig halten/ ſo haben ſie in aller Still in dem Meß-Buch zwey einige Buchſtaben ausgekratzt/ in der Collecten fuͤr dem Koͤnig/ nemblich das Fa, da famulo tuo Regi, G g 3

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/249>, abgerufen am 16.04.2024.