Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.und hört nit gern die Predigen. geprediget der H. Bernardinus Senensis. Ihr send ja nitherrlicher als ein Ezelinus in Welschland/ und gleichwol hat ihme seine Unthaten verwiesen der H. Antonius Pa- duanus. Ihr seyd ja nit mächtiger als ein König Trasa- mundus, und dannoch hat ihme scharpf zugeredet ein H. Fulgentius. Ihr seyd ja nit Majestätischer als ein Kö- nig Henricus in Engelland/ und dannoch hat ihme der H. Anselmus kein Blat vor das Maul genommen/ als er in Gegenwart seiner geprediget. O/ gibt mir zur Antwort dieser/ wann der Pfarrherr heilig wäre/ so hätts ein an- dere Farb/ aber er ist selber nit vier Haller werth etc. Pia- no Herr Pfleger/ Dismas war ein schlimmer und gottlo- ser Mensch/ und dannoch hat er seinen Mit-CameradenHomil. Je cruce. zum guten ermahnet/ wessenthalben der Herr ihme das Paradeiß ertheilt/ wie es bezeugt der Heil. Joan. Chry- sost. Der Pfarrherr ist ein lauterer Idiot &c. Wer weiß obs wahr ist? und wann schon/ es ist auch aus dem Esels- kinnbacken des Samsons ein klares Bronnenquell geflos- sen. Der Pfarrherr hat selbst ein Gewissen/ daß ein Schle- sischer Fuhrmann könt darinnen umkehren. Das ist zu viel geredt Herr Pfleger/ und wann es auch dem also wä- re/ was hindert es! Elias hat ein Stuck Brod von einem Engel/ und ein Stuck Brod von einem Raben bekom- men/ mein/ von welchem Stuck ist er feister worden? Es predige dir nun ein Engel/ oder ein Mensch/ ein Pfarr- herr oder ein Religios, ein Heiliger oder ein Böser/ ein je- der gibt dir ein heylsame Lehr/ ein jeder gibt dir ein Seel- Speiß. Im Reich/ und absonderlich im Schwabenland/ wird man auf dem Weg und Strassen gewisse Säulen antreffen/ mit einer ausgestreckten höltzernen Hand/ worbey auch ein Schrifft/ zum Exempel/ da geht man nacher Nürnberg etc. Hier ist der Weg nacher Ulm etc. Nun müst einer sehr thor und alber seyn/ der solcher Säu- len ihrem Rath nit folgen thät/ um weil sie den Weg nit selber Pars III. E
und hoͤrt nit gern die Predigen. geprediget der H. Bernardinus Senenſis. Ihr ſend ja nitherrlicher als ein Ezelinus in Welſchland/ und gleichwol hat ihme ſeine Unthaten verwieſen der H. Antonius Pa- duanus. Ihr ſeyd ja nit maͤchtiger als ein Koͤnig Traſa- mundus, und dannoch hat ihme ſcharpf zugeredet ein H. Fulgentius. Ihr ſeyd ja nit Majeſtaͤtiſcher als ein Koͤ- nig Henricus in Engelland/ und dannoch hat ihme der H. Anſelmus kein Blat vor das Maul genommen/ als er in Gegenwart ſeiner geprediget. O/ gibt mir zur Antwort dieſer/ wann der Pfarrherr heilig waͤre/ ſo haͤtts ein an- dere Farb/ aber er iſt ſelber nit vier Haller werth ꝛc. Pia- no Herr Pfleger/ Diſmas war ein ſchlimmer und gottlo- ſer Menſch/ und dannoch hat er ſeinen Mit-CameradenHomil. Je cruce. zum guten ermahnet/ weſſenthalben der Herr ihme das Paradeiß ertheilt/ wie es bezeugt der Heil. Joan. Chry- ſoſt. Der Pfarrherr iſt ein lauterer Idiot &c. Wer weiß obs wahr iſt? und wann ſchon/ es iſt auch aus dem Eſels- kinnbacken des Samſons ein klares Bronnenquell gefloſ- ſen. Der Pfarrherr hat ſelbſt ein Gewiſſen/ daß ein Schle- ſiſcher Fuhrmann koͤnt darinnen umkehren. Das iſt zu viel geredt Herr Pfleger/ und wann es auch dem alſo waͤ- re/ was hindert es! Elias hat ein Stuck Brod von einem Engel/ und ein Stuck Brod von einem Raben bekom- men/ mein/ von welchem Stuck iſt er feiſter worden? Es predige dir nun ein Engel/ oder ein Menſch/ ein Pfarr- herr oder ein Religios, ein Heiliger oder ein Boͤſer/ ein je- der gibt dir ein heylſame Lehr/ ein jeder gibt dir ein Seel- Speiß. Im Reich/ und abſonderlich im Schwabenland/ wird man auf dem Weg und Straſſen gewiſſe Saͤulen antreffen/ mit einer ausgeſtreckten hoͤltzernen Hand/ worbey auch ein Schrifft/ zum Exempel/ da geht man nacher Nuͤrnberg ꝛc. Hier iſt der Weg nacher Ulm ꝛc. Nun muͤſt einer ſehr thor und alber ſeyn/ der ſolcher Saͤu- len ihrem Rath nit folgen thaͤt/ um weil ſie den Weg nit ſelber Pars III. E
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herrlicher als ein Ezelinus in Welſchland/ und gleichwol
hat ihme ſeine Unthaten verwieſen der H. Antonius Pa-
duanus. Ihr ſeyd ja nit maͤchtiger als ein Koͤnig Traſa-
mundus, und dannoch hat ihme ſcharpf zugeredet ein H.
Fulgentius. Ihr ſeyd ja nit Majeſtaͤtiſcher als ein Koͤ-
nig Henricus in Engelland/ und dannoch hat ihme der H.
Anſelmus kein Blat vor das Maul genommen/ als er in
Gegenwart ſeiner geprediget. O/ gibt mir zur Antwort
dieſer/ wann der Pfarrherr heilig waͤre/ ſo haͤtts ein an-
dere Farb/ aber er iſt ſelber nit vier Haller werth ꝛc. Pia-
no Herr Pfleger/ Diſmas war ein ſchlimmer und gottlo-
ſer Menſch/ und dannoch hat er ſeinen Mit-Cameraden
zum guten ermahnet/ weſſenthalben der Herr ihme das
Paradeiß ertheilt/ wie es bezeugt der Heil. Joan. Chry-
ſoſt. Der Pfarrherr iſt ein lauterer Idiot &c. Wer weiß
obs wahr iſt? und wann ſchon/ es iſt auch aus dem Eſels-
kinnbacken des Samſons ein klares Bronnenquell gefloſ-
ſen. Der Pfarrherr hat ſelbſt ein Gewiſſen/ daß ein Schle-
ſiſcher Fuhrmann koͤnt darinnen umkehren. Das iſt zu
viel geredt Herr Pfleger/ und wann es auch dem alſo waͤ-
re/ was hindert es! Elias hat ein Stuck Brod von einem
Engel/ und ein Stuck Brod von einem Raben bekom-
men/ mein/ von welchem Stuck iſt er feiſter worden? Es
predige dir nun ein Engel/ oder ein Menſch/ ein Pfarr-
herr oder ein Religios, ein Heiliger oder ein Boͤſer/ ein je-
der gibt dir ein heylſame Lehr/ ein jeder gibt dir ein Seel-
Speiß. Im Reich/ und abſonderlich im Schwabenland/
wird man auf dem Weg und Straſſen gewiſſe Saͤulen
antreffen/ mit einer ausgeſtreckten hoͤltzernen Hand/
worbey auch ein Schrifft/ zum Exempel/ da geht man
nacher Nuͤrnberg ꝛc. Hier iſt der Weg nacher Ulm ꝛc.
Nun muͤſt einer ſehr thor und alber ſeyn/ der ſolcher Saͤu-
len ihrem Rath nit folgen thaͤt/ um weil ſie den Weg nit
ſelber
Homil. Je
cruce.
Pars III. E
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