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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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Judas der verfluchte und verzweiffelte Gesell/
me läutet man alle Glocken/ dann man an dergleichen Spielplatz
fast nichts öffters höret als die Säuglocken/ und andere Zotten
reden/ ihme haltet man das schönste Lobpredigen/ und wird kein
Karten also hervor gestrichen/ als ihr Pamphilische Domination
und Herrlichkeit/ der Sonntag und Feyertag werden in dem Ca-
lender roth geschrieben/ aber der Pamphili schickt sich in allerley
Farben/ also thut er auch Sonntag und Feyertag überwinden.
Das vierdte Gebot/ du sollst Vatter und Mutter in Ehren ha-
ben. Sage mir jemand/ was mehrer könne die liebste Eltern
beleidigen/ als ein unerzogner Sohn/ welcher Tag und Nacht die
Karten in der Hand hält/ und das jenige/ was der Vatter mit so
harter Mühe und grossen Fleiß ersparet/ durch das liederliche Spie-
len verschwendet? Die Bauren auf dem Dorff wissen schon denen
Astrologis die Planeten zu lesen/ und wann sie einen vielfältigen
Regenbogen sehen/ da schliessen sie gleich/ und treffen treflich zu/
daß ein Regen werde kommen. Wann ich in denen Händen der
Kinder die Spielkarten wahrnimme/ welche ihrer allerley Farben
halber dem Regenbogen nit ungleich/ da kan ich alsobalden einen
künfftigen Regen abnehmen/ aber dieser fällt von den Augen der
Eltern/ als welche so hertz ich beweinen den elenden Stand der Kin-
der/ so die Zeit/ und das Zeitliche durch das Spielen anwerden/
und nachmals denen Eltern Tag und Nacht überlästig wegen des
Gelds/ auch/ so sie etwan nichts/ oder nit allzeit etwas erhalten/ so
gar mit Drohworten/ und wol auch mit harten Streichen gegen
den Eltern verfahren. Wie muß jenem Vatter um das Hertz
seyn gewest/ der mit seinem zwölff-jährigen Sohn Karten gespie-
let/ weil aber solcher Rotzhub das Seinige alles verspielt/ hat er et-
Sylva hist.
l.
7.
liche Lästerwort geredet wider den Heiligen Hieronymum, wel-
ches GOTT nit wolte ungestrafft lassen/ massen alsobalden etliche
Teufel ersch[i]enen/ und diesen unerzogenen Sohn mit Leib und
Seel hinweg geführt. Diese Geschicht beschreibt mein heiliger
Vatter Augustinus selbst. Das fünffte Gebot/ du sollst nit töd-
ten; Wo rühren mehrere Zanck und folgsam schädliche Todtschläg
her/ als von dem Spiel? was taugt besser zum brennen/ als das
Papier? Woher kommt eheunter das Feuer ins Tach/ und wird
der ungezämte Zorn erweckt/ als durch die Karten? Der König
Saul legt dem David den Harnisch an/ so ihme zwar nit wol an-
gestanden/ wie mancher wird in Harnisch gebracht durch einen
König/ wann er nemlich einen Cavall hat/ der andere aber einen

König

Judas der verfluchte und verzweiffelte Geſell/
me laͤutet man alle Glocken/ dann man an dergleichen Spielplatz
faſt nichts oͤffters hoͤret als die Saͤuglocken/ und andere Zotten
reden/ ihme haltet man das ſchoͤnſte Lobpredigen/ und wird kein
Karten alſo hervor geſtrichen/ als ihr Pamphiliſche Domination
und Herrlichkeit/ der Sonntag und Feyertag werden in dem Ca-
lender roth geſchrieben/ aber der Pamphili ſchickt ſich in allerley
Farben/ alſo thut er auch Sonntag und Feyertag uͤberwinden.
Das vierdte Gebot/ du ſollſt Vatter und Mutter in Ehren ha-
ben. Sage mir jemand/ was mehrer koͤnne die liebſte Eltern
beleidigen/ als ein unerzogner Sohn/ welcher Tag und Nacht die
Karten in der Hand haͤlt/ und das jenige/ was der Vatter mit ſo
harter Muͤhe und groſſen Fleiß erſparet/ durch das liederliche Spie-
len verſchwendet? Die Bauren auf dem Dorff wiſſen ſchon denen
Aſtrologis die Planeten zu leſen/ und wann ſie einen vielfaͤltigen
Regenbogen ſehen/ da ſchlieſſen ſie gleich/ und treffen treflich zu/
daß ein Regen werde kommen. Wann ich in denen Haͤnden der
Kinder die Spielkarten wahrnimme/ welche ihrer allerley Farben
halber dem Regenbogen nit ungleich/ da kan ich alſobalden einen
kuͤnfftigen Regen abnehmen/ aber dieſer faͤllt von den Augen der
Eltern/ als welche ſo hertz ich beweinen den elenden Stand der Kin-
der/ ſo die Zeit/ und das Zeitliche durch das Spielen anwerden/
und nachmals denen Eltern Tag und Nacht uͤberlaͤſtig wegen des
Gelds/ auch/ ſo ſie etwan nichts/ oder nit allzeit etwas erhalten/ ſo
gar mit Drohworten/ und wol auch mit harten Streichen gegen
den Eltern verfahren. Wie muß jenem Vatter um das Hertz
ſeyn geweſt/ der mit ſeinem zwoͤlff-jaͤhrigen Sohn Karten geſpie-
let/ weil aber ſolcher Rotzhub das Seinige alles verſpielt/ hat er et-
Sylva hiſt.
l.
7.
liche Laͤſterwort geredet wider den Heiligen Hieronymum, wel-
ches GOTT nit wolte ungeſtrafft laſſen/ maſſen alſobalden etliche
Teufel erſch[i]enen/ und dieſen unerzogenen Sohn mit Leib und
Seel hinweg gefuͤhrt. Dieſe Geſchicht beſchreibt mein heiliger
Vatter Auguſtinus ſelbſt. Das fuͤnffte Gebot/ du ſollſt nit toͤd-
ten; Wo ruͤhren mehrere Zanck und folgſam ſchaͤdliche Todtſchlaͤg
her/ als von dem Spiel? was taugt beſſer zum brennen/ als das
Papier? Woher kommt eheunter das Feuer ins Tach/ und wird
der ungezaͤmte Zorn erweckt/ als durch die Karten? Der Koͤnig
Saul legt dem David den Harniſch an/ ſo ihme zwar nit wol an-
geſtanden/ wie mancher wird in Harniſch gebracht durch einen
Koͤnig/ wann er nemlich einen Cavall hat/ der andere aber einen

Koͤnig
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[574/0606] Judas der verfluchte und verzweiffelte Geſell/ me laͤutet man alle Glocken/ dann man an dergleichen Spielplatz faſt nichts oͤffters hoͤret als die Saͤuglocken/ und andere Zotten reden/ ihme haltet man das ſchoͤnſte Lobpredigen/ und wird kein Karten alſo hervor geſtrichen/ als ihr Pamphiliſche Domination und Herrlichkeit/ der Sonntag und Feyertag werden in dem Ca- lender roth geſchrieben/ aber der Pamphili ſchickt ſich in allerley Farben/ alſo thut er auch Sonntag und Feyertag uͤberwinden. Das vierdte Gebot/ du ſollſt Vatter und Mutter in Ehren ha- ben. Sage mir jemand/ was mehrer koͤnne die liebſte Eltern beleidigen/ als ein unerzogner Sohn/ welcher Tag und Nacht die Karten in der Hand haͤlt/ und das jenige/ was der Vatter mit ſo harter Muͤhe und groſſen Fleiß erſparet/ durch das liederliche Spie- len verſchwendet? Die Bauren auf dem Dorff wiſſen ſchon denen Aſtrologis die Planeten zu leſen/ und wann ſie einen vielfaͤltigen Regenbogen ſehen/ da ſchlieſſen ſie gleich/ und treffen treflich zu/ daß ein Regen werde kommen. Wann ich in denen Haͤnden der Kinder die Spielkarten wahrnimme/ welche ihrer allerley Farben halber dem Regenbogen nit ungleich/ da kan ich alſobalden einen kuͤnfftigen Regen abnehmen/ aber dieſer faͤllt von den Augen der Eltern/ als welche ſo hertz ich beweinen den elenden Stand der Kin- der/ ſo die Zeit/ und das Zeitliche durch das Spielen anwerden/ und nachmals denen Eltern Tag und Nacht uͤberlaͤſtig wegen des Gelds/ auch/ ſo ſie etwan nichts/ oder nit allzeit etwas erhalten/ ſo gar mit Drohworten/ und wol auch mit harten Streichen gegen den Eltern verfahren. Wie muß jenem Vatter um das Hertz ſeyn geweſt/ der mit ſeinem zwoͤlff-jaͤhrigen Sohn Karten geſpie- let/ weil aber ſolcher Rotzhub das Seinige alles verſpielt/ hat er et- liche Laͤſterwort geredet wider den Heiligen Hieronymum, wel- ches GOTT nit wolte ungeſtrafft laſſen/ maſſen alſobalden etliche Teufel erſchienen/ und dieſen unerzogenen Sohn mit Leib und Seel hinweg gefuͤhrt. Dieſe Geſchicht beſchreibt mein heiliger Vatter Auguſtinus ſelbſt. Das fuͤnffte Gebot/ du ſollſt nit toͤd- ten; Wo ruͤhren mehrere Zanck und folgſam ſchaͤdliche Todtſchlaͤg her/ als von dem Spiel? was taugt beſſer zum brennen/ als das Papier? Woher kommt eheunter das Feuer ins Tach/ und wird der ungezaͤmte Zorn erweckt/ als durch die Karten? Der Koͤnig Saul legt dem David den Harniſch an/ ſo ihme zwar nit wol an- geſtanden/ wie mancher wird in Harniſch gebracht durch einen Koͤnig/ wann er nemlich einen Cavall hat/ der andere aber einen Koͤnig Sylva hiſt. l. 7.

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 574. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/606>, abgerufen am 24.11.2024.