Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

Bild:
<< vorherige Seite

Judas der Ertzschelm hasset das Wort GOttes/
wann du schon gern von ihme loß wärest/ daß er herent-
gegen von dir nit gern loß wäre (zwar loß ist er genug)
brauchest du ihn nit/ so braucht er dich/ daß er dein Recht
so langsam zu einem gewünschtem End bringt/ er wils
nit über das Knye abbrechen/ damit fein der Handel ganz
bleibe/ Eylen thut kein gut/ sagte der Schneck/ der 7. Jahr
über die Brucken gekrochen/ und gleichwol gestolpert/ aus
dem Langsam wächst ihm sein Interesse, aber ist das recht?
ein Recht führt er wohl/ aber nit recht/ dann was er in
vier Wochen hätte können zu einem Ausgang bringen/
und selbiges erst in 4. Jahren vollendet/ so ist unterdessen
dein Ausgab sein Diebstahl/ wann es durch sein Boß-
heit/ oder Fahrlässigkeit also prolongirt worden.

Marei 11. c.

Jener Feigenbaum ist durch des HErrn malediction
völlig verdorben/ es ist ihm recht geschehen/ warum hat
er dem Heyland nit einige Frucht gespendiret: Aber ich/
sagt manicher/ hab meinem Advocaten etlich Jahr her/ so
viel gespendirt/ ich wolt/ daß ihn etc. und bin letzlich gleich-
wol verdorben/ dann mein Gegentheil mir das Recht ab-
gewonnen. Schneidewinus ist ein rechter und wackerer
Jurist/ aber mein Advocat heist Schneidofftius, dann er
mir je und allweg aufgeschnitten/ daß er wolle den Han-
del gewinnen/ ich habe ein gerechte Sach etc. unterdessen
hat er mir den Beutel geschrepfft/ das ist ja nicht recht.
Schragius ist ein stattlicher Jurist/ aber mein Advocat hat
manchem schon das Recht so lang hinausgeführt/ biß er
auf dem Schragen gelegen/ ich glaub/ und förchte/ es wer-
de mir nicht um ein Haar besser gehen/ dann ich mercke/
seine actiones richten sich nach dem alten Calender. Schil-
terus
ist ein trefflicher Jurist/ aber mein Advocat heist
Schildtalzeit/ der hat schon manchem Teufel ein Ohr
abgeschworen/ er wolle inner der und der Zeit die Sach
zum End bringen/ es ist aber sein Kramm nie kein Wahre.
Sprengerus ist ein guter Jurist/ aber das hat er nit ge-

schrieben/

Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes/
wann du ſchon gern von ihme loß waͤreſt/ daß er herent-
gegen von dir nit gern loß waͤre (zwar loß iſt er genug)
braucheſt du ihn nit/ ſo braucht er dich/ daß er dein Recht
ſo langſam zu einem gewuͤnſchtem End bringt/ er wils
nit uͤber das Knye abbrechen/ damit fein der Handel ganz
bleibe/ Eylen thut kein gut/ ſagte der Schneck/ der 7. Jahr
uͤber die Brucken gekrochen/ und gleichwol geſtolpert/ aus
dem Langſam waͤchſt ihm ſein Intereſſe, abeꝛ iſt das recht?
ein Recht fuͤhrt er wohl/ aber nit recht/ dann was er in
vier Wochen haͤtte koͤnnen zu einem Ausgang bringen/
und ſelbiges erſt in 4. Jahren vollendet/ ſo iſt unterdeſſen
dein Ausgab ſein Diebſtahl/ wann es durch ſein Boß-
heit/ oder Fahrlaͤſſigkeit alſo prolongirt worden.

Marei 11. c.

Jener Feigenbaum iſt durch des HErrn malediction
voͤllig verdorben/ es iſt ihm recht geſchehen/ warum hat
er dem Heyland nit einige Frucht geſpendiret: Aber ich/
ſagt manicher/ hab meinem Advocaten etlich Jahr her/ ſo
viel geſpendirt/ ich wolt/ daß ihn ꝛc. und bin letzlich gleich-
wol verdorben/ dann mein Gegentheil mir das Recht ab-
gewonnen. Schneidewinus iſt ein rechter und wackerer
Juriſt/ aber mein Advocat heiſt Schneidofftius, dann er
mir je und allweg aufgeſchnitten/ daß er wolle den Han-
del gewinnen/ ich habe ein gerechte Sach ꝛc. unterdeſſen
hat er mir den Beutel geſchrepfft/ das iſt ja nicht recht.
Schragius iſt ein ſtattlicher Juriſt/ aber mein Advocat hat
manchem ſchon das Recht ſo lang hinausgefuͤhrt/ biß er
auf dem Schragen gelegen/ ich glaub/ und foͤrchte/ es wer-
de mir nicht um ein Haar beſſer gehen/ dann ich mercke/
ſeine actiones richten ſich nach dem alten Calender. Schil-
terus
iſt ein trefflicher Juriſt/ aber mein Advocat heiſt
Schildtalzeit/ der hat ſchon manchem Teufel ein Ohr
abgeſchworen/ er wolle inner der und der Zeit die Sach
zum End bringen/ es iſt aber ſein Kram̄ nie kein Wahre.
Sprengerus iſt ein guter Juriſt/ aber das hat er nit ge-

ſchrieben/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0056" n="24"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Judas der Ertz&#x017F;chelm ha&#x017F;&#x017F;et das Wort GOttes/</hi></fw><lb/>
wann du &#x017F;chon gern von ihme loß wa&#x0364;re&#x017F;t/ daß er herent-<lb/>
gegen von dir nit gern loß wa&#x0364;re (zwar loß i&#x017F;t er genug)<lb/>
brauche&#x017F;t du ihn nit/ &#x017F;o braucht er dich/ daß er dein Recht<lb/>
&#x017F;o lang&#x017F;am zu einem gewu&#x0364;n&#x017F;chtem End bringt/ er wils<lb/>
nit u&#x0364;ber das Knye abbrechen/ damit fein der Handel ganz<lb/>
bleibe/ Eylen thut kein gut/ &#x017F;agte der Schneck/ der 7. Jahr<lb/>
u&#x0364;ber die Brucken gekrochen/ und gleichwol ge&#x017F;tolpert/ aus<lb/>
dem <hi rendition="#fr">Lang&#x017F;am</hi> wa&#x0364;ch&#x017F;t ihm &#x017F;ein <hi rendition="#aq">Intere&#x017F;&#x017F;e,</hi> abe&#xA75B; i&#x017F;t das recht?<lb/>
ein <hi rendition="#fr">Recht</hi> fu&#x0364;hrt er wohl/ aber nit recht/ dann was er in<lb/>
vier Wochen ha&#x0364;tte ko&#x0364;nnen zu einem Ausgang bringen/<lb/>
und &#x017F;elbiges er&#x017F;t in 4. Jahren vollendet/ &#x017F;o i&#x017F;t unterde&#x017F;&#x017F;en<lb/>
dein Ausgab &#x017F;ein Dieb&#x017F;tahl/ wann es durch &#x017F;ein Boß-<lb/>
heit/ oder Fahrla&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeit al&#x017F;o <hi rendition="#aq">prolongi</hi>rt worden.</p><lb/>
        <note place="left"> <hi rendition="#aq">Marei 11. c.</hi> </note>
        <p>Jener Feigenbaum i&#x017F;t durch des HErrn <hi rendition="#aq">malediction</hi><lb/>
vo&#x0364;llig verdorben/ es i&#x017F;t ihm recht ge&#x017F;chehen/ warum hat<lb/>
er dem Heyland nit einige Frucht ge&#x017F;pendiret: Aber ich/<lb/>
&#x017F;agt manicher/ hab meinem <hi rendition="#aq">Advoca</hi>ten etlich Jahr her/ &#x017F;o<lb/>
viel ge&#x017F;pendirt/ ich wolt/ daß ihn &#xA75B;c. und bin letzlich gleich-<lb/>
wol verdorben/ dann mein Gegentheil mir das Recht ab-<lb/>
gewonnen. <hi rendition="#aq">Schneidewinus</hi> i&#x017F;t ein rechter und wackerer<lb/>
Juri&#x017F;t/ aber mein <hi rendition="#aq">Advocat</hi> hei&#x017F;t <hi rendition="#aq">Schneidofftius,</hi> dann er<lb/>
mir je und allweg aufge&#x017F;chnitten/ daß er wolle den Han-<lb/>
del gewinnen/ ich habe ein gerechte Sach &#xA75B;c. unterde&#x017F;&#x017F;en<lb/>
hat er mir den Beutel ge&#x017F;chrepfft/ das i&#x017F;t ja nicht recht.<lb/><hi rendition="#aq">Schragius</hi> i&#x017F;t ein &#x017F;tattlicher Juri&#x017F;t/ aber mein <hi rendition="#aq">Advocat</hi> hat<lb/>
manchem &#x017F;chon das Recht &#x017F;o lang hinausgefu&#x0364;hrt/ biß er<lb/>
auf dem Schragen gelegen/ ich glaub/ und fo&#x0364;rchte/ es wer-<lb/>
de mir nicht um ein Haar be&#x017F;&#x017F;er gehen/ dann ich mercke/<lb/>
&#x017F;eine <hi rendition="#aq">actiones</hi> richten &#x017F;ich nach dem alten Calender. <hi rendition="#aq">Schil-<lb/>
terus</hi> i&#x017F;t ein trefflicher Juri&#x017F;t/ aber mein <hi rendition="#aq">Advocat</hi> hei&#x017F;t<lb/><hi rendition="#fr">Schildtalzeit</hi>/ der hat &#x017F;chon manchem Teufel ein Ohr<lb/>
abge&#x017F;chworen/ er wolle inner der und der Zeit die Sach<lb/>
zum End bringen/ es i&#x017F;t aber &#x017F;ein Kram&#x0304; nie kein Wahre.<lb/><hi rendition="#aq">Sprengerus</hi> i&#x017F;t ein guter Juri&#x017F;t/ aber das hat er nit ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chrieben/</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[24/0056] Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes/ wann du ſchon gern von ihme loß waͤreſt/ daß er herent- gegen von dir nit gern loß waͤre (zwar loß iſt er genug) braucheſt du ihn nit/ ſo braucht er dich/ daß er dein Recht ſo langſam zu einem gewuͤnſchtem End bringt/ er wils nit uͤber das Knye abbrechen/ damit fein der Handel ganz bleibe/ Eylen thut kein gut/ ſagte der Schneck/ der 7. Jahr uͤber die Brucken gekrochen/ und gleichwol geſtolpert/ aus dem Langſam waͤchſt ihm ſein Intereſſe, abeꝛ iſt das recht? ein Recht fuͤhrt er wohl/ aber nit recht/ dann was er in vier Wochen haͤtte koͤnnen zu einem Ausgang bringen/ und ſelbiges erſt in 4. Jahren vollendet/ ſo iſt unterdeſſen dein Ausgab ſein Diebſtahl/ wann es durch ſein Boß- heit/ oder Fahrlaͤſſigkeit alſo prolongirt worden. Jener Feigenbaum iſt durch des HErrn malediction voͤllig verdorben/ es iſt ihm recht geſchehen/ warum hat er dem Heyland nit einige Frucht geſpendiret: Aber ich/ ſagt manicher/ hab meinem Advocaten etlich Jahr her/ ſo viel geſpendirt/ ich wolt/ daß ihn ꝛc. und bin letzlich gleich- wol verdorben/ dann mein Gegentheil mir das Recht ab- gewonnen. Schneidewinus iſt ein rechter und wackerer Juriſt/ aber mein Advocat heiſt Schneidofftius, dann er mir je und allweg aufgeſchnitten/ daß er wolle den Han- del gewinnen/ ich habe ein gerechte Sach ꝛc. unterdeſſen hat er mir den Beutel geſchrepfft/ das iſt ja nicht recht. Schragius iſt ein ſtattlicher Juriſt/ aber mein Advocat hat manchem ſchon das Recht ſo lang hinausgefuͤhrt/ biß er auf dem Schragen gelegen/ ich glaub/ und foͤrchte/ es wer- de mir nicht um ein Haar beſſer gehen/ dann ich mercke/ ſeine actiones richten ſich nach dem alten Calender. Schil- terus iſt ein trefflicher Juriſt/ aber mein Advocat heiſt Schildtalzeit/ der hat ſchon manchem Teufel ein Ohr abgeſchworen/ er wolle inner der und der Zeit die Sach zum End bringen/ es iſt aber ſein Kram̄ nie kein Wahre. Sprengerus iſt ein guter Juriſt/ aber das hat er nit ge- ſchrieben/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/56
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/56>, abgerufen am 04.05.2024.