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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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vor dem Fisch-Thor zu Jerusalem.
mehrmal der Fürst/ er hat das Miltz-Wehe/ und wist ihr
nit/ in wem das Miltz-Wehe bestehet? Zweiffels ohne war
die Antwort von ihnen: Das Miltz-Wehe ist dis/ wann
selbiges die Nahrung/ so es andern Gliedern zu geben schul-
dig/ alles für sich selbst behält/ so müsse nothwendig selbe
mit der Weil verderben und zu Grund gehen. Diesen Zu-
stand/ sagt der Fürst/ hat dieser Gegenwärtige mein Hof-
Cavalier etc. wolte ihm hierdurch sattsam unter die Nasen
reiben sein Gewissen-loses Interesse, wessenthalben er
den Unteren und andern die Gebühr verweigert/ und ab-
schnitt/ und alles für sich behaltet. Dergleichen Sachen
haben mir schier einen Gedancken verursacht/ als würde
ich keine/ oder wenigst nit viel heilige Hof-Herren im Him-
mel antreffen/ aber das Widerspiel: Massen kein Stand
in der Welt/ der nit in der Glori triumphiret/ als sahe ich
deren eine Menge daselbst. Da waren der H. Severinus
Boetius,
der S. Pancarius, der S. Gaudiosus und andere
mehr geweste obriste Hof-Meister. Da ware Galloce-
rus
ein gewester obrister Cämmerer; da waren der Heil.
Eparchus, Bonitus, Thomas Morus, geweste obriste
Cantzler; da waren der H. Demetrius, Sergius, Victo-
rianus
geweste obriste Stadthalter: da waren der H.
Erastus, Adaucius, und andere/ geweste Cammer-Prae-
siden
ten. Da waren der H. Fulgentius und andere obri-
ste Kuchel-Meister/ da waren Waningus, Mautotontus
oberste Jäger-Meister/ samt andern. Da waren heilige
Secretarien/Marcellinus, Menulphus, und andere. In
Summa/ die Menge der Hof-Bedienten waren im Him-
mel anzutreffen/ woraus zu schliessen gewest/ daß GOtt
allemal mitten durchgehe/ wie Er dann allemal in der
Mitten gesehen worden: Bey seiner Geburt in Mitten der

zweyen
S s s 2

vor dem Fiſch-Thor zu Jeruſalem.
mehrmal der Fuͤrſt/ er hat das Miltz-Wehe/ und wiſt ihr
nit/ in wem das Miltz-Wehe beſtehet? Zweiffels ohne war
die Antwort von ihnen: Das Miltz-Wehe iſt dis/ wann
ſelbiges die Nahrung/ ſo es andern Gliedern zu geben ſchul-
dig/ alles fuͤr ſich ſelbſt behaͤlt/ ſo muͤſſe nothwendig ſelbe
mit der Weil verderben und zu Grund gehen. Dieſen Zu-
ſtand/ ſagt der Fuͤrſt/ hat dieſer Gegenwaͤrtige mein Hof-
Cavalier ꝛc. wolte ihm hierdurch ſattſam unter die Naſen
reiben ſein Gewiſſen-loſes Intereſſe, weſſenthalben er
den Unteren und andern die Gebuͤhr verweigert/ und ab-
ſchnitt/ und alles fuͤr ſich behaltet. Dergleichen Sachen
haben mir ſchier einen Gedancken verurſacht/ als wuͤrde
ich keine/ oder wenigſt nit viel heilige Hof-Herren im Him-
mel antreffen/ aber das Widerſpiel: Maſſen kein Stand
in der Welt/ der nit in der Glori triumphiret/ als ſahe ich
deren eine Menge daſelbſt. Da waren der H. Severinus
Boetius,
der S. Pancarius, der S. Gaudioſus und andere
mehr geweſte obriſte Hof-Meiſter. Da ware Galloce-
rus
ein geweſter obriſter Caͤmmerer; da waren der Heil.
Eparchus, Bonitus, Thomas Morus, geweſte obriſte
Cantzler; da waren der H. Demetrius, Sergius, Victo-
rianus
geweſte obriſte Stadthalter: da waren der H.
Eraſtus, Adaucius, und andere/ geweſte Cammer-Præ-
ſiden
ten. Da waren der H. Fulgentius und andere obri-
ſte Kuchel-Meiſter/ da waren Waningus, Mautotontus
oberſte Jaͤger-Meiſter/ ſamt andern. Da waren heilige
Secretarien/Marcellinus, Menulphus, und andere. In
Summa/ die Menge der Hof-Bedienten waren im Him-
mel anzutreffen/ woraus zu ſchlieſſen geweſt/ daß GOtt
allemal mitten durchgehe/ wie Er dann allemal in der
Mitten geſehen worden: Bey ſeiner Geburt in Mitten der

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[507/0539] vor dem Fiſch-Thor zu Jeruſalem. mehrmal der Fuͤrſt/ er hat das Miltz-Wehe/ und wiſt ihr nit/ in wem das Miltz-Wehe beſtehet? Zweiffels ohne war die Antwort von ihnen: Das Miltz-Wehe iſt dis/ wann ſelbiges die Nahrung/ ſo es andern Gliedern zu geben ſchul- dig/ alles fuͤr ſich ſelbſt behaͤlt/ ſo muͤſſe nothwendig ſelbe mit der Weil verderben und zu Grund gehen. Dieſen Zu- ſtand/ ſagt der Fuͤrſt/ hat dieſer Gegenwaͤrtige mein Hof- Cavalier ꝛc. wolte ihm hierdurch ſattſam unter die Naſen reiben ſein Gewiſſen-loſes Intereſſe, weſſenthalben er den Unteren und andern die Gebuͤhr verweigert/ und ab- ſchnitt/ und alles fuͤr ſich behaltet. Dergleichen Sachen haben mir ſchier einen Gedancken verurſacht/ als wuͤrde ich keine/ oder wenigſt nit viel heilige Hof-Herren im Him- mel antreffen/ aber das Widerſpiel: Maſſen kein Stand in der Welt/ der nit in der Glori triumphiret/ als ſahe ich deren eine Menge daſelbſt. Da waren der H. Severinus Boetius, der S. Pancarius, der S. Gaudioſus und andere mehr geweſte obriſte Hof-Meiſter. Da ware Galloce- rus ein geweſter obriſter Caͤmmerer; da waren der Heil. Eparchus, Bonitus, Thomas Morus, geweſte obriſte Cantzler; da waren der H. Demetrius, Sergius, Victo- rianus geweſte obriſte Stadthalter: da waren der H. Eraſtus, Adaucius, und andere/ geweſte Cammer-Præ- ſidenten. Da waren der H. Fulgentius und andere obri- ſte Kuchel-Meiſter/ da waren Waningus, Mautotontus oberſte Jaͤger-Meiſter/ ſamt andern. Da waren heilige Secretarien/Marcellinus, Menulphus, und andere. In Summa/ die Menge der Hof-Bedienten waren im Him- mel anzutreffen/ woraus zu ſchlieſſen geweſt/ daß GOtt allemal mitten durchgehe/ wie Er dann allemal in der Mitten geſehen worden: Bey ſeiner Geburt in Mitten der zweyen S ſ ſ 2

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/539>, abgerufen am 28.11.2024.