Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

Bild:
<< vorherige Seite

vor dem Fisch-Thor zu Jerusalem.
Franckreich; David, ein König in Israel; Canutus, ein
König in Dännemarck; Eduardus, ein König in Engel-
land etc. Andere grosse Fürsten und Herren; gleichwie der
Heil. Leopoldus mit seiner Agnes 14. Kinder erzeugt/
gleichwol beede heilig gelebt/ nit in rauhen Kleidern und
verwerfflichen Aufzug daher gangen/ sondern auch wohl
in Sammet und Seiden/ in Silber und Gold/ und gleich-
wol seynd sie in denen Verdiensten höher gestiegen/ als viel
Eremiten/ viel Religiosen/ die in der Wüsten und Einöde
ihr Leben zugebracht.

Ich hab schier in Zweiffel gesetzt/ ob ich in Himmel
droben werde einige heilige Hof-Ministros, und vorneh-
me Hof-Rähte antreffen. Dann bey dergleichen gar
offt Ratio Stataus (ein Wunder-Thier ist diß) das Ge-
wissen in die Schantz schlägt: das hat man genugsam
wahrgenommen bey dem hohen geheimen Rath der Für-
sten der Synagog, und hat den Heyland JEsum nichts
mehrers zu dem bittern Tod promovirt/ als Ratio Sta-
taus,
dann der saubere Politicus Caiphas in Erwegung/
daß das meiste Volck der Hebräer von der Lehr CHristi
gezogen worden/ und seine Heiligkeit und Gutthätigkeit
die Gemühter der mehristen an sich gezogen/ unangesehen
er die Unschuld JESU von Nazareth wohl erkannt/
wegen Forcht aber/ es möchten die Romaner kommen/
und sie um ihr Reich und Freyheit bringen/ hat er in all-
weg gesucht/ daß Christus möchte aus den Weeg geraumt
werden; es thäte zwar hierinnfalls der gewissenhaffte Ni-
codemus
als auch ein Raths-Mitglied auf keine Weise
zustimmen/ um Willen man in diesem Nazaräer keine
Schuld finden könne/ Ey! sagt Caiphas, Ratio Stataus
bringts mit sich/ Unschuld hin/ Unschuld her/ es ist besser/

daß
Pars III. S s s

vor dem Fiſch-Thor zu Jeruſalem.
Franckreich; David, ein Koͤnig in Iſrael; Canutus, ein
Koͤnig in Daͤnnemarck; Eduardus, ein Koͤnig in Engel-
land ꝛc. Andere groſſe Fuͤrſten und Herren; gleichwie der
Heil. Leopoldus mit ſeiner Agnes 14. Kinder erzeugt/
gleichwol beede heilig gelebt/ nit in rauhen Kleidern und
verwerfflichen Aufzug daher gangen/ ſondern auch wohl
in Sammet und Seiden/ in Silber und Gold/ und gleich-
wol ſeynd ſie in denen Verdienſten hoͤher geſtiegen/ als viel
Eremiten/ viel Religioſen/ die in der Wuͤſten und Einoͤde
ihr Leben zugebracht.

Ich hab ſchier in Zweiffel geſetzt/ ob ich in Himmel
droben werde einige heilige Hof-Miniſtros, und vorneh-
me Hof-Raͤhte antreffen. Dann bey dergleichen gar
offt Ratio Statûs (ein Wunder-Thier iſt diß) das Ge-
wiſſen in die Schantz ſchlaͤgt: das hat man genugſam
wahrgenommen bey dem hohen geheimen Rath der Fuͤr-
ſten der Synagog, und hat den Heyland JEſum nichts
mehrers zu dem bittern Tod promovirt/ als Ratio Sta-
tûs,
dann der ſaubere Politicus Caiphas in Erwegung/
daß das meiſte Volck der Hebraͤer von der Lehr CHriſti
gezogen worden/ und ſeine Heiligkeit und Gutthaͤtigkeit
die Gemuͤhter der mehriſten an ſich gezogen/ unangeſehen
er die Unſchuld JESU von Nazareth wohl erkannt/
wegen Forcht aber/ es moͤchten die Romaner kommen/
und ſie um ihr Reich und Freyheit bringen/ hat er in all-
weg geſucht/ daß Chriſtus moͤchte aus den Weeg geraumt
werden; es thaͤte zwar hierinnfalls der gewiſſenhaffte Ni-
codemus
als auch ein Raths-Mitglied auf keine Weiſe
zuſtimmen/ um Willen man in dieſem Nazaraͤer keine
Schuld finden koͤnne/ Ey! ſagt Caiphas, Ratio Statûs
bringts mit ſich/ Unſchuld hin/ Unſchuld her/ es iſt beſſer/

daß
Pars III. S s s
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0537" n="505"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">vor dem Fi&#x017F;ch-Thor zu Jeru&#x017F;alem.</hi></fw><lb/>
Franckreich; <hi rendition="#aq">David,</hi> ein Ko&#x0364;nig in I&#x017F;rael; <hi rendition="#aq">Canutus,</hi> ein<lb/>
Ko&#x0364;nig in Da&#x0364;nnemarck; <hi rendition="#aq">Eduardus,</hi> ein Ko&#x0364;nig in Engel-<lb/>
land &#xA75B;c. Andere gro&#x017F;&#x017F;e Fu&#x0364;r&#x017F;ten und Herren; gleichwie der<lb/>
Heil. <hi rendition="#aq">Leopoldus</hi> mit &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Agnes</hi> 14. Kinder erzeugt/<lb/>
gleichwol beede heilig gelebt/ nit in rauhen Kleidern und<lb/>
verwerfflichen Aufzug daher gangen/ &#x017F;ondern auch wohl<lb/>
in Sammet und Seiden/ in Silber und Gold/ und gleich-<lb/>
wol &#x017F;eynd &#x017F;ie in denen Verdien&#x017F;ten ho&#x0364;her ge&#x017F;tiegen/ als viel<lb/><hi rendition="#aq">Eremi</hi>ten/ viel <hi rendition="#aq">Religio</hi>&#x017F;en/ die in der Wu&#x0364;&#x017F;ten und Eino&#x0364;de<lb/>
ihr Leben zugebracht.</p><lb/>
        <p>Ich hab &#x017F;chier in Zweiffel ge&#x017F;etzt/ ob ich in Himmel<lb/>
droben werde einige heilige Hof-<hi rendition="#aq">Mini&#x017F;tros,</hi> und vorneh-<lb/>
me Hof-Ra&#x0364;hte antreffen. Dann bey dergleichen gar<lb/>
offt <hi rendition="#aq">Ratio Statûs</hi> (ein Wunder-Thier i&#x017F;t diß) das Ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en in die Schantz &#x017F;chla&#x0364;gt: das hat man genug&#x017F;am<lb/>
wahrgenommen bey dem hohen geheimen Rath der Fu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;ten der <hi rendition="#aq">Synagog,</hi> und hat den Heyland JE&#x017F;um nichts<lb/>
mehrers zu dem bittern Tod <hi rendition="#aq">promovi</hi>rt/ als <hi rendition="#aq">Ratio Sta-<lb/>
tûs,</hi> dann der &#x017F;aubere <hi rendition="#aq">Politicus Caiphas</hi> in Erwegung/<lb/>
daß das mei&#x017F;te Volck der Hebra&#x0364;er von der Lehr CHri&#x017F;ti<lb/>
gezogen worden/ und &#x017F;eine Heiligkeit und Guttha&#x0364;tigkeit<lb/>
die Gemu&#x0364;hter der mehri&#x017F;ten an &#x017F;ich gezogen/ unange&#x017F;ehen<lb/>
er die Un&#x017F;chuld JESU von Nazareth wohl erkannt/<lb/>
wegen Forcht aber/ es mo&#x0364;chten die Romaner kommen/<lb/>
und &#x017F;ie um ihr Reich und Freyheit bringen/ hat er in all-<lb/>
weg ge&#x017F;ucht/ daß Chri&#x017F;tus mo&#x0364;chte aus den Weeg geraumt<lb/>
werden; es tha&#x0364;te zwar hierinnfalls der gewi&#x017F;&#x017F;enhaffte <hi rendition="#aq">Ni-<lb/>
codemus</hi> als auch ein Raths-Mitglied auf keine Wei&#x017F;e<lb/>
zu&#x017F;timmen/ um Willen man in die&#x017F;em Nazara&#x0364;er keine<lb/>
Schuld finden ko&#x0364;nne/ Ey! &#x017F;agt <hi rendition="#aq">Caiphas, Ratio Statûs</hi><lb/>
bringts mit &#x017F;ich/ Un&#x017F;chuld hin/ Un&#x017F;chuld her/ es i&#x017F;t be&#x017F;&#x017F;er/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">Pars III.</hi> S s s</fw><fw place="bottom" type="catch">daß</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[505/0537] vor dem Fiſch-Thor zu Jeruſalem. Franckreich; David, ein Koͤnig in Iſrael; Canutus, ein Koͤnig in Daͤnnemarck; Eduardus, ein Koͤnig in Engel- land ꝛc. Andere groſſe Fuͤrſten und Herren; gleichwie der Heil. Leopoldus mit ſeiner Agnes 14. Kinder erzeugt/ gleichwol beede heilig gelebt/ nit in rauhen Kleidern und verwerfflichen Aufzug daher gangen/ ſondern auch wohl in Sammet und Seiden/ in Silber und Gold/ und gleich- wol ſeynd ſie in denen Verdienſten hoͤher geſtiegen/ als viel Eremiten/ viel Religioſen/ die in der Wuͤſten und Einoͤde ihr Leben zugebracht. Ich hab ſchier in Zweiffel geſetzt/ ob ich in Himmel droben werde einige heilige Hof-Miniſtros, und vorneh- me Hof-Raͤhte antreffen. Dann bey dergleichen gar offt Ratio Statûs (ein Wunder-Thier iſt diß) das Ge- wiſſen in die Schantz ſchlaͤgt: das hat man genugſam wahrgenommen bey dem hohen geheimen Rath der Fuͤr- ſten der Synagog, und hat den Heyland JEſum nichts mehrers zu dem bittern Tod promovirt/ als Ratio Sta- tûs, dann der ſaubere Politicus Caiphas in Erwegung/ daß das meiſte Volck der Hebraͤer von der Lehr CHriſti gezogen worden/ und ſeine Heiligkeit und Gutthaͤtigkeit die Gemuͤhter der mehriſten an ſich gezogen/ unangeſehen er die Unſchuld JESU von Nazareth wohl erkannt/ wegen Forcht aber/ es moͤchten die Romaner kommen/ und ſie um ihr Reich und Freyheit bringen/ hat er in all- weg geſucht/ daß Chriſtus moͤchte aus den Weeg geraumt werden; es thaͤte zwar hierinnfalls der gewiſſenhaffte Ni- codemus als auch ein Raths-Mitglied auf keine Weiſe zuſtimmen/ um Willen man in dieſem Nazaraͤer keine Schuld finden koͤnne/ Ey! ſagt Caiphas, Ratio Statûs bringts mit ſich/ Unſchuld hin/ Unſchuld her/ es iſt beſſer/ daß Pars III. S s s

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/537
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/537>, abgerufen am 19.05.2024.