Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

Bild:
<< vorherige Seite

welches erzeigen wird am Jüngsten Tag.
men und Feuerfuncken seine durstige Zung heraus ge-
streckt/ und wehemütig bey dem Vatter Abraham ange-
halten/ um ein einige/ auch die allergeringste Erquickung/
er hat aber ein abschlägige Antwort bekommen/ und hat
es geheissen/ recepisti bona in vita tua, du Kerl hast dirLuc. 16.
gute Täg angethan/ so lang du gelebt hast/ jetzt kanst du
schon schwitzen/ zwey Himmelreich gehen nit aufeinan-
der etc. Aber ein Religios und Ordensperson hat keine
gute Täg gehabt/ hat müssen unter dem strengen Gehor-
sam leben/ ist in einem rauhen Kleid gesteckt/ und soll
gleichwol verlohren werden? verdammt werden? Frei-
lich wol es werden gestellt unter die Böck/ welche zwar ge-
schoren waren um den Kopf/ aber nit ein Haar gefragt
nach ihrer Regul. Unter die Böck/ welche mit der Schlan-
gen die alte Haut abgezogen/ aber dannoch das Gifft be-
halten. Unter die Böck/ welche öffters mit dem Raben
aus der Archen geflogen/ und vielleicht um ein stincken-
des Aas umgeschauet. Unter die Böck/ welche wie ein
Misthauffen im Winter äusserlich mit Schnee bedeckt/
innwendig aber nichts als pfuy verborgen. Unter die
Böck/ welche die Hoffart mit einer rauhen Kutten zuge-
deckt/ die sonsten nur in Seiden und Sammet gesucht
wird. Unter die Böck/ welche sich in weltliche Geschäff-
ten eingemischt/ und dasjenige darvon getragen/ was
der Haffner von dem Laimen. Alsdann wird sich erheben
ein ungeheures Geschrey und Heulen/ alsdann werden sie
widerholen/ vermaledeyt die Stund in dero ich zum Geist-
lichen Stand bin beruffen worden/ vermaledeyt der Ha-
bit/ den ich getragen/ vermaledeyt die Regul/ dero Uber-
trettung mich anhero gebracht hat/ vermaledeyt der gan-
tze Orden/ dessen Mitglied ich gewesen bin etc.

Nach-
F f 3

welches erzeigen wird am Juͤngſten Tag.
men und Feuerfuncken ſeine durſtige Zung heraus ge-
ſtreckt/ und wehemuͤtig bey dem Vatter Abraham ange-
halten/ um ein einige/ auch die allergeringſte Erquickung/
er hat aber ein abſchlaͤgige Antwort bekommen/ und hat
es geheiſſen/ recepiſti bona in vita tua, du Kerl haſt dirLuc. 16.
gute Taͤg angethan/ ſo lang du gelebt haſt/ jetzt kanſt du
ſchon ſchwitzen/ zwey Himmelreich gehen nit aufeinan-
der ꝛc. Aber ein Religios und Ordensperſon hat keine
gute Taͤg gehabt/ hat muͤſſen unter dem ſtrengen Gehor-
ſam leben/ iſt in einem rauhen Kleid geſteckt/ und ſoll
gleichwol verlohren werden? verdammt werden? Frei-
lich wol es werden geſtellt unter die Boͤck/ welche zwar ge-
ſchoren waren um den Kopf/ aber nit ein Haar gefragt
nach ihrer Regul. Unter die Boͤck/ welche mit der Schlan-
gen die alte Haut abgezogen/ aber dannoch das Gifft be-
halten. Unter die Boͤck/ welche oͤffters mit dem Raben
aus der Archen geflogen/ und vielleicht um ein ſtincken-
des Aas umgeſchauet. Unter die Boͤck/ welche wie ein
Miſthauffen im Winter aͤuſſerlich mit Schnee bedeckt/
innwendig aber nichts als pfuy verborgen. Unter die
Boͤck/ welche die Hoffart mit einer rauhen Kutten zuge-
deckt/ die ſonſten nur in Seiden und Sammet geſucht
wird. Unter die Boͤck/ welche ſich in weltliche Geſchaͤff-
ten eingemiſcht/ und dasjenige darvon getragen/ was
der Haffner von dem Laimen. Alsdann wird ſich erheben
ein ungeheures Geſchrey und Heulen/ alsdann werden ſie
widerholen/ vermaledeyt die Stund in dero ich zum Geiſt-
lichen Stand bin beruffen worden/ vermaledeyt der Ha-
bit/ den ich getragen/ vermaledeyt die Regul/ dero Uber-
trettung mich anhero gebracht hat/ vermaledeyt der gan-
tze Orden/ deſſen Mitglied ich geweſen bin ꝛc.

Nach-
F f 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0261" n="229"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">welches erzeigen wird am Ju&#x0364;ng&#x017F;ten Tag.</hi></fw><lb/>
men und Feuerfuncken &#x017F;eine dur&#x017F;tige Zung heraus ge-<lb/>
&#x017F;treckt/ und wehemu&#x0364;tig bey dem Vatter Abraham ange-<lb/>
halten/ um ein einige/ auch die allergering&#x017F;te Erquickung/<lb/>
er hat aber ein ab&#x017F;chla&#x0364;gige Antwort bekommen/ und hat<lb/>
es gehei&#x017F;&#x017F;en/ <hi rendition="#aq">recepi&#x017F;ti bona in vita tua,</hi> du Kerl ha&#x017F;t dir<note place="right"><hi rendition="#aq">Luc.</hi> 16.</note><lb/>
gute Ta&#x0364;g angethan/ &#x017F;o lang du gelebt ha&#x017F;t/ jetzt kan&#x017F;t du<lb/>
&#x017F;chon &#x017F;chwitzen/ zwey Himmelreich gehen nit aufeinan-<lb/>
der &#xA75B;c. Aber ein <hi rendition="#aq">Religios</hi> und Ordensper&#x017F;on hat keine<lb/>
gute Ta&#x0364;g gehabt/ hat mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en unter dem &#x017F;trengen Gehor-<lb/>
&#x017F;am leben/ i&#x017F;t in einem rauhen Kleid ge&#x017F;teckt/ und &#x017F;oll<lb/>
gleichwol verlohren werden? verdammt werden? Frei-<lb/>
lich wol es werden ge&#x017F;tellt unter die Bo&#x0364;ck/ welche zwar ge-<lb/>
&#x017F;choren waren um den Kopf/ aber nit ein Haar gefragt<lb/>
nach ihrer Regul. Unter die Bo&#x0364;ck/ welche mit der Schlan-<lb/>
gen die alte Haut abgezogen/ aber dannoch das Gifft be-<lb/>
halten. Unter die Bo&#x0364;ck/ welche o&#x0364;ffters mit dem Raben<lb/>
aus der Archen geflogen/ und vielleicht um ein &#x017F;tincken-<lb/>
des Aas umge&#x017F;chauet. Unter die Bo&#x0364;ck/ welche wie ein<lb/>
Mi&#x017F;thauffen im Winter a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlich mit Schnee bedeckt/<lb/>
innwendig aber nichts als pfuy verborgen. Unter die<lb/>
Bo&#x0364;ck/ welche die Hoffart mit einer rauhen Kutten zuge-<lb/>
deckt/ die &#x017F;on&#x017F;ten nur in Seiden und Sammet ge&#x017F;ucht<lb/>
wird. Unter die Bo&#x0364;ck/ welche &#x017F;ich in weltliche Ge&#x017F;cha&#x0364;ff-<lb/>
ten eingemi&#x017F;cht/ und dasjenige darvon getragen/ was<lb/>
der Haffner von dem Laimen. Alsdann wird &#x017F;ich erheben<lb/>
ein ungeheures Ge&#x017F;chrey und Heulen/ alsdann werden &#x017F;ie<lb/>
widerholen/ vermaledeyt die Stund in dero ich zum Gei&#x017F;t-<lb/>
lichen Stand bin beruffen worden/ vermaledeyt der Ha-<lb/>
bit/ den ich getragen/ vermaledeyt die Regul/ dero Uber-<lb/>
trettung mich anhero gebracht hat/ vermaledeyt der gan-<lb/>
tze Orden/ de&#x017F;&#x017F;en Mitglied ich gewe&#x017F;en bin &#xA75B;c.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">F f 3</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Nach-</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[229/0261] welches erzeigen wird am Juͤngſten Tag. men und Feuerfuncken ſeine durſtige Zung heraus ge- ſtreckt/ und wehemuͤtig bey dem Vatter Abraham ange- halten/ um ein einige/ auch die allergeringſte Erquickung/ er hat aber ein abſchlaͤgige Antwort bekommen/ und hat es geheiſſen/ recepiſti bona in vita tua, du Kerl haſt dir gute Taͤg angethan/ ſo lang du gelebt haſt/ jetzt kanſt du ſchon ſchwitzen/ zwey Himmelreich gehen nit aufeinan- der ꝛc. Aber ein Religios und Ordensperſon hat keine gute Taͤg gehabt/ hat muͤſſen unter dem ſtrengen Gehor- ſam leben/ iſt in einem rauhen Kleid geſteckt/ und ſoll gleichwol verlohren werden? verdammt werden? Frei- lich wol es werden geſtellt unter die Boͤck/ welche zwar ge- ſchoren waren um den Kopf/ aber nit ein Haar gefragt nach ihrer Regul. Unter die Boͤck/ welche mit der Schlan- gen die alte Haut abgezogen/ aber dannoch das Gifft be- halten. Unter die Boͤck/ welche oͤffters mit dem Raben aus der Archen geflogen/ und vielleicht um ein ſtincken- des Aas umgeſchauet. Unter die Boͤck/ welche wie ein Miſthauffen im Winter aͤuſſerlich mit Schnee bedeckt/ innwendig aber nichts als pfuy verborgen. Unter die Boͤck/ welche die Hoffart mit einer rauhen Kutten zuge- deckt/ die ſonſten nur in Seiden und Sammet geſucht wird. Unter die Boͤck/ welche ſich in weltliche Geſchaͤff- ten eingemiſcht/ und dasjenige darvon getragen/ was der Haffner von dem Laimen. Alsdann wird ſich erheben ein ungeheures Geſchrey und Heulen/ alsdann werden ſie widerholen/ vermaledeyt die Stund in dero ich zum Geiſt- lichen Stand bin beruffen worden/ vermaledeyt der Ha- bit/ den ich getragen/ vermaledeyt die Regul/ dero Uber- trettung mich anhero gebracht hat/ vermaledeyt der gan- tze Orden/ deſſen Mitglied ich geweſen bin ꝛc. Luc. 16. Nach- F f 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/261
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/261>, abgerufen am 11.05.2024.