Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iscarioths, mit der lieben Einfalt/ so doch von der Welt verhönet/als mit dem hochverständigem Nasen-Witz/ oder präch- tigem Welt-Schein/ welcher gleichwol von den meisten zum wehrtisten gehalten wird. Dahero niemand/ obschon mit armen und schmutzigen Kleidern/ bettlerischen Auf- zug/ zu verachten ist/ wer weiß es/ ob nit unter diesem rupffenem Küttel/ ein Seydenes Gewissen/ und man- chesmal unter einem Sammeten Rock ein zwilchenes Gewissen stecken thut; Vorwahr zu Joppen hat GOTT dem Heil. Petro wunderbarliche Dinge geoffenbahret. Act. 9. Also seynd mehrmalen unter einer armen Bett- ler- oder Bauren-Joppen grosse und himmlische Dinge verhüllet; Wer hätte ihm eingebildet/ daß aus einem dür- ren Esels-Kienback der Samson ein klares Bronnquell fin- den solt? Also wissen wir auch nit/ ob nit GOtt mit die- sem oder jenem einfältigen Tropffen/ den man vor einen Esels-Kopff haltet/ noch grosse Wunder-Ding würcken werde/ massen er schon einen gewöhnlichen Brauch hat/ aus schlechten Sachen/ das Vornehmste zu machen/ stul- ta eligit, ut confundat fortia, das Lied ist nur vor den ge- macht/ so da die liebe Einfalt veracht. Adesso ein an- ders. Nachdem das Hebräische Lotters-Gesind/ und die zu- die
Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iſcarioths, mit der lieben Einfalt/ ſo doch von der Welt verhoͤnet/als mit dem hochverſtaͤndigem Naſen-Witz/ oder praͤch- tigem Welt-Schein/ welcher gleichwol von den meiſten zum wehrtiſten gehalten wird. Dahero niemand/ obſchon mit armen und ſchmutzigen Kleidern/ bettleriſchen Auf- zug/ zu verachten iſt/ wer weiß es/ ob nit unter dieſem rupffenem Kuͤttel/ ein Seydenes Gewiſſen/ und man- chesmal unter einem Sammeten Rock ein zwilchenes Gewiſſen ſtecken thut; Vorwahr zu Joppen hat GOTT dem Heil. Petro wunderbarliche Dinge geoffenbahret. Act. 9. Alſo ſeynd mehrmalen unter einer armen Bett- ler- oder Bauren-Joppen groſſe und himmliſche Dinge verhuͤllet; Wer haͤtte ihm eingebildet/ daß aus einem duͤr- ren Eſels-Kienback der Samſon ein klares Bronnquell fin- den ſolt? Alſo wiſſen wir auch nit/ ob nit GOtt mit die- ſem oder jenem einfaͤltigen Tropffen/ den man vor einen Eſels-Kopff haltet/ noch groſſe Wunder-Ding wuͤrcken werde/ maſſen er ſchon einen gewoͤhnlichen Brauch hat/ aus ſchlechten Sachen/ das Vornehmſte zu machen/ ſtul- ta eligit, ut confundat fortia, das Lied iſt nur vor den ge- macht/ ſo da die liebe Einfalt veracht. Adeſſo ein an- ders. Nachdem das Hebraͤiſche Lotters-Geſind/ und die zu- die
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Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iſcarioths,
mit der lieben Einfalt/ ſo doch von der Welt verhoͤnet/
als mit dem hochverſtaͤndigem Naſen-Witz/ oder praͤch-
tigem Welt-Schein/ welcher gleichwol von den meiſten
zum wehrtiſten gehalten wird. Dahero niemand/ obſchon
mit armen und ſchmutzigen Kleidern/ bettleriſchen Auf-
zug/ zu verachten iſt/ wer weiß es/ ob nit unter dieſem
rupffenem Kuͤttel/ ein Seydenes Gewiſſen/ und man-
chesmal unter einem Sammeten Rock ein zwilchenes
Gewiſſen ſtecken thut; Vorwahr zu Joppen hat GOTT
dem Heil. Petro wunderbarliche Dinge geoffenbahret.
Act. 9. Alſo ſeynd mehrmalen unter einer armen Bett-
ler- oder Bauren-Joppen groſſe und himmliſche Dinge
verhuͤllet; Wer haͤtte ihm eingebildet/ daß aus einem duͤr-
ren Eſels-Kienback der Samſon ein klares Bronnquell fin-
den ſolt? Alſo wiſſen wir auch nit/ ob nit GOtt mit die-
ſem oder jenem einfaͤltigen Tropffen/ den man vor einen
Eſels-Kopff haltet/ noch groſſe Wunder-Ding wuͤrcken
werde/ maſſen er ſchon einen gewoͤhnlichen Brauch hat/
aus ſchlechten Sachen/ das Vornehmſte zu machen/ ſtul-
ta eligit, ut confundat fortia, das Lied iſt nur vor den ge-
macht/ ſo da die liebe Einfalt veracht. Adeſſo ein an-
ders.
Nachdem das Hebraͤiſche Lotters-Geſind/ und die zu-
ſammen gerotte Henckers-Knecht den Heyland JEſum
in dem Garten gefangen/ und wie es der ſeeligen Veroni-
oæ geoffenbahret worden/ das Goͤttliche Lamm mit groͤ-
ſter Ungeſtimm auf die Erden niedergeworffen/ das al-
lerheiligſte Angeſicht mit harten Backen-Streichen ent-
unehret/ eine groſſe eiſerne Ketten an den Hals gelegt/
und ſolcher geſtalten ihn mit allem erdencklichen Muth-
willẽ dahin geſchleppt/ biß zu dem Bach Cedron, woſelbſt
ſie ihn mit groſſem Gewalt von dem Steg ins Waſſer
geſtůrtzt/ und alſo unmenſchlich auf Haͤnd und Fuͤſſen
hinduꝛch gezogen/ dazumalen hat der Heyland JESUS
die
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Zitationshilfe: | Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/160>, abgerufen am 16.02.2025. |