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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iscarioths,
schlechter und geringer seyn ein Altar und Tabernackel/
allwo das wahre Göttliche Brod der Heyland JESUS
selbsten zu finden ist? Seynd doch in dem prächtigen
Tempel Salomonis dreyssig tausend Kleider/ und alle von
kostbaren Gold-Stücken zu sehen gewest/ da doch zur sel-
ben Zeit die Priester fast nichts als Metzger und Fleisch-
hacker abgeben/ warum soll dermalen die Gott-geweyhe-
te Priesterschafft/ welche mit dem wahren Fleisch und
Blut des Lamms GOttes umgehet/ mit geringen Ha-
dern und Lumpen-Kleidern vorlieb nehmen? Auch so diß
der zahmlose Schnarcher nur dem Alten Testament bey-
messet/ und mir mit dem Gegenwurff begegnet/ daß
CHristus der HErr in dem Neuen Testament eine frey-
willige Armuth in allem habe eingestellt/ so frag ich ihn/
wo dann der gebenedeyte Heyland das allerheiligste
Abendmahl/ das höchste Altar-Geheimnuß ein/ und an-
gestellt? Wo? etwan in einer alten Rauchstuben/ oder
alten zusammen geschlagenen hültzernen Hütten? das nit/
das gar nit/ sondern auf einem stattlichen ansehlichen
und mit kostbaren Tapezereyen ausgezierten Saal/ ei-
nes sehr reichen und adelichen Herrns/ Coenaculum
grande stratum. &c. Matth. 15.
auch die Schussel/ worinn
das Osterlamm gelegen/ ware von dem besten und kost-
barem Schmaragd, so annoch auf heutigen Tag zu Genua
gezeigt wird; woraus sattsam abzunehmen/ daß alle Zier-
de und Sauberkeit in den Kirchen und Gotts-Häusern
nit allein auf keine Weise zu beschnarchen seye/ sondern
vielmehr höchstrühmlich und nothwendig. Nota bene, &
benefac Ecclesiis,
auf diese Lection folget eine andere.

Wie der HErr und Heyland seinen Einzug gehal-
ten in die vornehme Stadt Jerusalem/ allwo das Volck
mit so grossen Freuden-Schall ihn empfangen/ hat er
hierzu nit stoltze Pferd oder Klepper/ nit grosse ungeheure
Elephanten/ noch hohe und hochtrabende Cameelen nach.

Arth

Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iſcarioths,
ſchlechter und geringer ſeyn ein Altar und Tabernackel/
allwo das wahre Goͤttliche Brod der Heyland JESUS
ſelbſten zu finden iſt? Seynd doch in dem praͤchtigen
Tempel Salomonis dreyſſig tauſend Kleider/ und alle von
koſtbaren Gold-Stuͤcken zu ſehen geweſt/ da doch zur ſel-
ben Zeit die Prieſter faſt nichts als Metzger und Fleiſch-
hacker abgeben/ warum ſoll dermalen die Gott-geweyhe-
te Prieſterſchafft/ welche mit dem wahren Fleiſch und
Blut des Lamms GOttes umgehet/ mit geringen Ha-
dern und Lumpen-Kleidern vorlieb nehmen? Auch ſo diß
der zahmloſe Schnarcher nur dem Alten Teſtament bey-
meſſet/ und mir mit dem Gegenwurff begegnet/ daß
CHriſtus der HErr in dem Neuen Teſtament eine frey-
willige Armuth in allem habe eingeſtellt/ ſo frag ich ihn/
wo dann der gebenedeyte Heyland das allerheiligſte
Abendmahl/ das hoͤchſte Altar-Geheimnuß ein/ und an-
geſtellt? Wo? etwan in einer alten Rauchſtuben/ oder
alten zuſam̃en geſchlagenen huͤltzernen Huͤtten? das nit/
das gar nit/ ſondern auf einem ſtattlichen anſehlichen
und mit koſtbaren Tapezereyen ausgezierten Saal/ ei-
nes ſehr reichen und adelichen Herrns/ Cœnaculum
grande ſtratum. &c. Matth. 15.
auch die Schůſſel/ worinn
das Oſterlamm gelegen/ ware von dem beſten und koſt-
barem Schmaragd, ſo annoch auf heutigen Tag zu Genua
gezeigt wird; woraus ſattſam abzunehmen/ daß alle Zier-
de und Sauberkeit in den Kirchen und Gotts-Haͤuſern
nit allein auf keine Weiſe zu beſchnarchen ſeye/ ſondern
vielmehr hoͤchſtruͤhmlich und nothwendig. Nota bene, &
benefac Eccleſiis,
auf dieſe Lection folget eine andere.

Wie der HErr und Heyland ſeinen Einzug gehal-
ten in die vornehme Stadt Jeruſalem/ allwo das Volck
mit ſo groſſen Freuden-Schall ihn empfangen/ hat er
hierzu nit ſtoltze Pferd oder Klepper/ nit groſſe ungeheure
Elephanten/ noch hohe und hochtrabende Cameelen nach.

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[124/0156] Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iſcarioths, ſchlechter und geringer ſeyn ein Altar und Tabernackel/ allwo das wahre Goͤttliche Brod der Heyland JESUS ſelbſten zu finden iſt? Seynd doch in dem praͤchtigen Tempel Salomonis dreyſſig tauſend Kleider/ und alle von koſtbaren Gold-Stuͤcken zu ſehen geweſt/ da doch zur ſel- ben Zeit die Prieſter faſt nichts als Metzger und Fleiſch- hacker abgeben/ warum ſoll dermalen die Gott-geweyhe- te Prieſterſchafft/ welche mit dem wahren Fleiſch und Blut des Lamms GOttes umgehet/ mit geringen Ha- dern und Lumpen-Kleidern vorlieb nehmen? Auch ſo diß der zahmloſe Schnarcher nur dem Alten Teſtament bey- meſſet/ und mir mit dem Gegenwurff begegnet/ daß CHriſtus der HErr in dem Neuen Teſtament eine frey- willige Armuth in allem habe eingeſtellt/ ſo frag ich ihn/ wo dann der gebenedeyte Heyland das allerheiligſte Abendmahl/ das hoͤchſte Altar-Geheimnuß ein/ und an- geſtellt? Wo? etwan in einer alten Rauchſtuben/ oder alten zuſam̃en geſchlagenen huͤltzernen Huͤtten? das nit/ das gar nit/ ſondern auf einem ſtattlichen anſehlichen und mit koſtbaren Tapezereyen ausgezierten Saal/ ei- nes ſehr reichen und adelichen Herrns/ Cœnaculum grande ſtratum. &c. Matth. 15. auch die Schůſſel/ worinn das Oſterlamm gelegen/ ware von dem beſten und koſt- barem Schmaragd, ſo annoch auf heutigen Tag zu Genua gezeigt wird; woraus ſattſam abzunehmen/ daß alle Zier- de und Sauberkeit in den Kirchen und Gotts-Haͤuſern nit allein auf keine Weiſe zu beſchnarchen ſeye/ ſondern vielmehr hoͤchſtruͤhmlich und nothwendig. Nota bene, & benefac Eccleſiis, auf dieſe Lection folget eine andere. Wie der HErr und Heyland ſeinen Einzug gehal- ten in die vornehme Stadt Jeruſalem/ allwo das Volck mit ſo groſſen Freuden-Schall ihn empfangen/ hat er hierzu nit ſtoltze Pferd oder Klepper/ nit groſſe ungeheure Elephanten/ noch hohe und hochtrabende Cameelen nach. Arth

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/156>, abgerufen am 04.05.2024.