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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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At Triviae lenis species, & multus in
ore

Frater erat, Phoebique genas, & lumi-
na Phoebi

Esse putes; Solusque dabat discri-
mina sexus.

Brachia nuda nitent; levibus pro-
jecerat auris

Indociles errare comas, arcuqve re-
misso,

Ocia nervus agit: pendent post ter-
ga sagittae:

Crispatur gemino vestis Cortynia
cinctu,

Poplite fusa tenus.
Es war ja die Gestalt der Trivia zu eh-
ren/

man kont aus ihrem Mund deß Bruders
Nahm offt hören.

Ich schwür'/ deß Phoebus/ wär das Aug-
und Wangen-Paar/

wann mir nicht das Geschlecht den Un-
terschied legt dar.

Die Arme klänzten bloß. Sie ließ die Haa-
re fliegen

hin durch die leichte Lufft. Der Bogen
müd vom kriegen

schafft ihrer Senne Ruh. Der Rücken
träger Pfeil.

Es wird ihr Jäger-Kleid gegürtet in
zwey Theil/

biß auf die weissen Knie.

Der Diana Gespielinnen. Dieser geselleten sie etliche Jungfrauen zu/ welche von eben diesem Poeten/ nämlich dem Claudianus/ im dritten Buch also vorgestellet werden:

--- --- veniunt humeros,& brachia
nudae

Armataeque manus jaculis,& terga sa-
gittis,

Incomptae,pulcraeqve tamen, sudo-
ribus ora

Pulverulenta rubent: sexum nec
cruda fatetur

Virginitas: sine lege comae: duo
cingula vestem

Crure tenus pendere vetant.
Sie kommen an den Arm- und Schuldern
gantz entkleidet/

die Hand ziert eine Senn/ der Rück mit
Pfeilen droht/

Sie sind vortrefflich schön/ und doch nicht
schön bereitet/

den Mund bedeckt zwar Staub; doch
ist er Purpur-roht/

[Spaltenumbruch] Die reife Jungfrauschafft will nicht den
Stand verrahten/

es fliegen um sie her die ungeflochtnen
Haar.

Zwey Gürteln hintern dieß/ daß nicht biß
auf die Waden

die Kleider hangen ab.

Bogen der Diana. Eben dieser Claudianus ist in der Meinung/ daß der Bogen der Diana von Horn gewesen/ dem der Poet Ovidius widerspricht/ und solchen von Golde zu seyn vorgiebt/ wann er von der Nymphe Syrinx also schreibet:

--- --- ritu qvoqve cincta Dianae
Falleret, & credi posset Latonia, si
non

Corneus huic arcus, si non foret au-
reus illi.

Vor die Diana sie gewißlich würd' ge-
acht/

und wär kein Unterschied in beyderley Ge-
stalten/

wann nicht der Bogen/ den sie in den Hän-
den halten/

bey jener wär von Gold/ bey der von
Horn gemacht.

Also fabulirten und dichteten die Alten von der Diana: ja gleichwie sie unter deß Apollo Namen die Sonne/ also ehrten sie unter der Diana den Mond/ welchen sie Diana/ gleichsam Deviana genennet; weil der Mond von der so genannten Linea Ecliptica unterweilen abweichet/ eben wie die Jäger durch unwegsame Oerter und Wälder zu gehen pflegen/ wann sie dem Wilde nachstreben/ Der Diana ist der Hirsch angenehm gewesen. unter welchem der Hirsch dieser Diana am angenehmsten gewesen/ worvon diß ein klarer Beweiß/ daß als Agamemnon unwissend ihren Hirschen gefällt/ diese Göttin dermassen ergrimmet worden/ daß sie der Griechen Armee im Port Aulis unbarmhertzig geplagt/ sie auch mit allerhand Unglücks-Arten so lange zu verfolgen gedrohet/ biß sie durch deß Agamemnons Blut würde versöhnet seyn. Als man nun deßen Tochter/ die Iphigenia/ zu ihren Altar geführet hatte/ und selbige zu opffern im Werck ware/ wurde hierdurch die Göttin zum Mitleiden beweget/ daß sie die Iphigenia plötzlich hinweggerückt/ und eine Hinde an ihre Stadt dahin gelegt/ durch dero Blut der Göttin Zorn gemildert/ die Iphygenia aber in die Taurische Landschafft gebracht/ und zu der Diana Priesterin gemacht wurde/ allda die Einwohner/ der Gewonheit nach/ die frembde Ankömmlinge insonderheit die dahin gelangte Griechen/ dieser Göttin zum Opfer schlachteten/ und zwar auf diese Weise: Nachdem man das Gebet verrichtet hatte/ schlugen sie dem Menschen das Haupt mit einer Keule ab/ und wurffen darauf den Rumpff vom

[Spaltenumbruch]
At Triviae lenis species, & multus in
ore

Frater erat, Phoebique genas, & lumi-
na Phoebi

Esse putes; Solusque dabat discri-
mina sexus.

Brachia nuda nitent; levibus pro-
jecerat auris

Indociles errare comas, arcuqve re-
misso,

Ocia nervus agit: pendent post ter-
ga sagittae:

Crispatur gemino vestis Cortynia
cinctu,

Poplite fusa tenus.
Es war ja die Gestalt der Trivia zu eh-
ren/

man kont aus ihrem Mund deß Bruders
Nahm offt hören.

Ich schwür’/ deß Phoebus/ wär das Aug-
und Wangen-Paar/

wann mir nicht das Geschlecht den Un-
terschied legt dar.

Die Arme klänzten bloß. Sie ließ die Haa-
re fliegen

hin durch die leichte Lufft. Der Bogen
müd vom kriegen

schafft ihrer Senne Ruh. Der Rücken
träger Pfeil.

Es wird ihr Jäger-Kleid gegürtet in
zwey Theil/

biß auf die weissen Knie.

Der Diana Gespielinnen. Dieser geselleten sie etliche Jungfrauen zu/ welche von eben diesem Poeten/ nämlich dem Claudianus/ im dritten Buch also vorgestellet werden:

--- --- veniunt humeros,& brachia
nudae

Armataeque manus jaculis,& terga sa-
gittis,

Incomptae,pulcraeqve tamen, sudo-
ribus ora

Pulverulenta rubent: sexum nec
cruda fatetur

Virginitas: sine lege comae: duo
cingula vestem

Crure tenus pendere vetant.
Sie kommen an den Arm- und Schuldern
gantz entkleidet/

die Hand ziert eine Senn/ der Rück mit
Pfeilen droht/

Sie sind vortrefflich schön/ und doch nicht
schön bereitet/

den Mund bedeckt zwar Staub; doch
ist er Purpur-roht/

[Spaltenumbruch] Die reife Jungfrauschafft will nicht den
Stand verrahten/

es fliegen um sie her die ungeflochtnen
Haar.

Zwey Gürteln hintern dieß/ daß nicht biß
auf die Waden

die Kleider hangen ab.

Bogen der Diana. Eben dieser Claudianus ist in der Meinung/ daß der Bogen der Diana von Horn gewesen/ dem der Poet Ovidius widerspricht/ und solchen von Golde zu seyn vorgiebt/ wann er von der Nymphe Syrinx also schreibet:

--- --- ritu qvoqve cincta Dianae
Falleret, & credi posset Latonia, si
non

Corneus huic arcus, si non foret au-
reus illi.

Vor die Diana sie gewißlich würd’ ge-
acht/

und wär kein Unterschied in beyderley Ge-
stalten/

wann nicht der Bogen/ den sie in den Hän-
den halten/

bey jener wär von Gold/ bey der von
Horn gemacht.

Also fabulirten und dichteten die Alten von der Diana: ja gleichwie sie unter deß Apollo Namen die Sonne/ also ehrten sie unter der Diana den Mond/ welchen sie Diana/ gleichsam Deviana genennet; weil der Mond von der so genannten Linea Ecliptica unterweilen abweichet/ eben wie die Jäger durch unwegsame Oerter und Wälder zu gehen pflegen/ wann sie dem Wilde nachstreben/ Der Diana ist der Hirsch angenehm gewesen. unter welchem der Hirsch dieser Diana am angenehmsten gewesen/ worvon diß ein klarer Beweiß/ daß als Agamemnon unwissend ihren Hirschen gefällt/ diese Göttin dermassen ergrimmet worden/ daß sie der Griechen Armee im Port Aulis unbarmhertzig geplagt/ sie auch mit allerhand Unglücks-Arten so lange zu verfolgen gedrohet/ biß sie durch deß Agamemnons Blut würde versöhnet seyn. Als man nun deßen Tochter/ die Iphigenia/ zu ihren Altar geführet hatte/ und selbige zu opffern im Werck ware/ wurde hierdurch die Göttin zum Mitleiden beweget/ daß sie die Iphigenia plötzlich hinweggerückt/ und eine Hinde an ihre Stadt dahin gelegt/ durch dero Blut der Göttin Zorn gemildert/ die Iphygenia aber in die Taurische Landschafft gebracht/ und zu der Diana Priesterin gemacht wurde/ allda die Einwohner/ der Gewonheit nach/ die frembde Ankömmlinge insonderheit die dahin gelangte Griechen/ dieser Göttin zum Opfer schlachteten/ und zwar auf diese Weise: Nachdem man das Gebet verrichtet hatte/ schlugen sie dem Menschen das Haupt mit einer Keule ab/ und wurffen darauf den Rumpff vom

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

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Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2014-06-24T13:18:31Z)
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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/94>, abgerufen am 23.11.2024.