Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] Incertum qvid Martis iter, certum-
que tonantis

Proficiat mundo; qvod velox semi-
ta Lunae,

Pigraque Saturni,qvantum Cytherea
sereno

Curriculo Phoebique Comes Cylleni-
us erret.

Illius ut Phoebus ad limen constitit
antri,

Occurrit Natura potens, seniorqve
superbis

Caniciem inclinat radiis: tuncspon-
te' reclusos

Laxavit postes adamas, penetrale
profundum

Panditur,& sedes, aevique; arcana pa-
tescunt.

Hic habitant vario facies distincta
metallo

Saecula certa locis, illic glomeran-
tur ahena:

Hic ferrata rigent, illic argentea
candent

Eximia regione domus, contingere
terris

Difficilis, stabat rutili grex aureus
anni.

Man findet/ fern von hier/ was keine Sin-
nen sinnen/

und was den Göttern auch fast schwer fällt
zu gewinnen/

die Mutter langer Jahr/ der Ewigkeiten
Grufft/

so jene Zeit ans Liecht und wieder zu sich
rufft.

Die weite Höhl der Grufft wird in die Rund
umfangen

von der/ die alles frisst/ von jener Schuppen-
Schlangen/

die ihren schlancken Schwantz zum engen
Rachen streckt/

und mit bepfeilter Zung den glatten
Stachel leckt.

Es hütet die Natur und sitzt vor dieser
Höhlen/

an allen Gliedern hangt der Hauffe leichter
Seelen.

Ein weis-bereifftes Haupt/ ein Ernst-
gezierter Mann/

schreibt die Gesetze vor/ so niemand än-
dern kan/

und allzeit gültig sind: Er theilet ab die
Fackeln

die am Saphir-Gewölb des hohen Himmels
wackeln.

Es weiß der weise Mann Bewegung
und die Ruh/

durch die/ was zeitlich ist/ abnehmen muß
und zu.

[Spaltenumbruch] Nächst dem erzehlet Er was guts der Er-
den weisen

Wann Jupiter gewiß/ Mars ungewiß
wird reisen/

und was der wanckel-Mond mit seinem
schnellen Tritt'/

auch was Saturn verricht mit Schnek-
ken-gleichen Schritt/

wie weit die Venus werd' auf ihrem heitern
Wagen/

wie weit Mercurius im Irrweg forgetra-
gen/

der güldnen Sonnen nach. Sobald der
Foebus kam/

und seinen Einzug-Pracht vor dieser
Höhlen nahm/

Springt die Natur herbey: Man sieht
besagten Alten/

Durch diesen hellen Glantz/ abstreichen sei-
ne Falten/

die sein Gesichte zählt. Drauf öffnet sich
die Thür/

durch eine Demant-Macht; du kanst er-
blicken hier

den Sitz der Flügel-Zeit und ihre Heimlich-
keiten.

Da schaue man mancher Art Metalle zube-
reiten;

dort ist der Kupfer-feil; Hier ist die Ei-
sen-Zeit/

dort blinckt die Silber-Müntz. Vortreff-
lich ist bereit

das so geschmückte Haus: Es steht mit
vollen Scharen

die übergüldte Rott der nie gezehlten
Jahren;

Sehr schwer geht es daher bis man mit
ihnen prangt.

Glückselig ist/ der sie nach dieser Zeit er-
langt.

ANTRVM. oder Erklärung der Höhle der Ewigkeit. Diese gelehrte Beschreibung der Ewigkeit erkläret Boccatius also: daß der Poet erweisen möge/ wie die Ewigkeit alle Zeiten unaussprechlich weit übertreffe/ saget er/ ihre Höhle (welche anders nichts ist als ihr allerfruchtbarst und überflüssiger Schoß/ der alles mit seinem Umfang in sich zwinget) sey niemand bekannt/ kein Mensch könne dahin gehen/ und sie liege weit aus aller Sterblichen Augen/ ja auch die Götter/ welches sind die himmlische Seelen oder Gemühter/ die von aller materialischen Befleckung entfernt und abgesondert/ können kaum hineingehen: Eben dieselbe/ saget er/ gebe die Zeiten hervor und ziehe sie wieder in sich/ wann sie von dannen ausgangen/ in einen unendlichem Circul umgeführt/ wieder dahin kommen/ daß sie wiederum von dem Orte ausfliessen; welches heimlich und im verborgen geschiehet/ dieweil uns das Alter unvermerckt und allgemächlich dahinstreichet. Um die Natur fligen ohne unterlaß die Seelen in grosser Anzahl; dieweil selbige allen lebendigen Seelen das Leben gibet/

[Spaltenumbruch] Incertum qvid Martis iter, certum-
que tonantis

Proficiat mundo; qvod velox semi-
ta Lunae,

Pigraque Saturni,qvantum Cytherea
sereno

Curriculo Phoebique Comes Cylleni-
us erret.

Illius ut Phoebus ad limen constitit
antri,

Occurrit Natura potens, seniorqve
superbis

Caniciem inclinat radiis: tuncspon-
te’ reclusos

Laxavit postes adamas, penetrale
profundum

Panditur,& sedes, aevique; arcana pa-
tescunt.

Hic habitant vario facies distincta
metallo

Saecula certa locis, illic glomeran-
tur ahena:

Hic ferrata rigent, illic argentea
candent

Eximia regione domus, contingere
terris

Difficilis, stabat rutili grex aureus
anni.

Man findet/ fern von hier/ was keine Sin-
nen sinnen/

und was den Göttern auch fast schwer fällt
zu gewinnen/

die Mutter langer Jahr/ der Ewigkeiten
Grufft/

so jene Zeit ans Liecht und wieder zu sich
rufft.

Die weite Höhl der Grufft wird in die Rund
umfangen

von der/ die alles frisst/ von jener Schuppen-
Schlangen/

die ihren schlancken Schwantz zum engen
Rachen streckt/

und mit bepfeilter Zung den glatten
Stachel leckt.

Es hütet die Natur und sitzt vor dieser
Höhlen/

an allen Gliedern hangt der Hauffe leichter
Seelen.

Ein weis-bereifftes Haupt/ ein Ernst-
gezierter Mann/

schreibt die Gesetze vor/ so niemand än-
dern kan/

und allzeit gültig sind: Er theilet ab die
Fackeln

die am Saphir-Gewölb des hohen Himmels
wackeln.

Es weiß der weise Mann Bewegung
und die Ruh/

durch die/ was zeitlich ist/ abnehmen muß
und zu.

[Spaltenumbruch] Nächst dem erzehlet Er was guts der Er-
den weisen

Wann Jupiter gewiß/ Mars ungewiß
wird reisen/

und was der wanckel-Mond mit seinem
schnellen Tritt’/

auch was Saturn verricht mit Schnek-
ken-gleichen Schritt/

wie weit die Venus werd’ auf ihrem heitern
Wagen/

wie weit Mercurius im Irrweg forgetra-
gen/

der güldnen Sonnen nach. Sobald der
Foebus kam/

und seinen Einzug-Pracht vor dieser
Höhlen nahm/

Springt die Natur herbey: Man sieht
besagten Alten/

Durch diesen hellen Glantz/ abstreichen sei-
ne Falten/

die sein Gesichte zählt. Drauf öffnet sich
die Thür/

durch eine Demant-Macht; du kanst er-
blicken hier

den Sitz der Flügel-Zeit und ihre Heimlich-
keiten.

Da schaue man mancher Art Metalle zube-
reiten;

dort ist der Kupfer-feil; Hier ist die Ei-
sen-Zeit/

dort blinckt die Silber-Müntz. Vortreff-
lich ist bereit

das so geschmückte Haus: Es steht mit
vollen Scharen

die übergüldte Rott der nie gezehlten
Jahren;

Sehr schwer geht es daher bis man mit
ihnen prangt.

Glückselig ist/ der sie nach dieser Zeit er-
langt.

ANTRVM. oder Erklärung der Höhle der Ewigkeit. Diese gelehrte Beschreibung der Ewigkeit erkläret Boccatius also: daß der Poet erweisen möge/ wie die Ewigkeit alle Zeiten unaussprechlich weit übertreffe/ saget er/ ihre Höhle (welche anders nichts ist als ihr allerfruchtbarst und überflüssiger Schoß/ der alles mit seinem Umfang in sich zwinget) sey niemand bekannt/ kein Mensch könne dahin gehen/ und sie liege weit aus aller Sterblichen Augen/ ja auch die Götter/ welches sind die himmlische Seelen oder Gemühter/ die von aller materialischen Befleckung entfernt und abgesondert/ können kaum hineingehen: Eben dieselbe/ saget er/ gebe die Zeiten hervor und ziehe sie wieder in sich/ wann sie von dannen ausgangen/ in einen unendlichem Circul umgeführt/ wieder dahin kommen/ daß sie wiederum von dem Orte ausfliessen; welches heimlich und im verborgen geschiehet/ dieweil uns das Alter unvermerckt und allgemächlich dahinstreichet. Um die Natur fligen ohne unterlaß die Seelen in grosser Anzahl; dieweil selbige allen lebendigen Seelen das Leben gibet/

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div xml:id="d1357.1">
          <lg rendition="#aq" xml:lang="la">
            <pb facs="#f0066" xml:id="pb-1358" n="TA 1680, Iconologia Deorum, S. 12"/>
            <cb/>
            <l>Incertum qvid <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-18 http://d-nb.info/gnd/118731181 http://viaf.org/viaf/101084029">Martis</persName> iter, certum-<lb/>
que tonantis</l><lb/>
            <l>Proficiat mundo; qvod velox semi-<lb/>
ta Lunae,</l><lb/>
            <l><reg>Pigraque</reg><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-98 http://d-nb.info/gnd/118804758 http://viaf.org/viaf/67261976">Saturni</persName>,qvantum Cytherea<lb/>
sereno</l><lb/>
            <l>Curriculo <reg>Phoebique</reg> Comes Cylleni-<lb/>
us erret.</l><lb/>
            <l>Illius ut <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Phoebus</persName> ad limen constitit<lb/>
antri,</l><lb/>
            <l>Occurrit <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3602 http://d-nb.info/gnd/120005190 http://viaf.org/viaf/57434601">Natura</persName> potens, <reg>seniorqve</reg><lb/>
superbis</l><lb/>
            <l>Caniciem inclinat radiis: tuncspon-<lb/>
te&#x2019; reclusos</l><lb/>
            <l>Laxavit postes adamas, penetrale<lb/>
profundum</l><lb/>
            <l>Panditur,&amp; sedes, aevique; arcana pa-<lb/>
tescunt.</l><lb/>
            <l>Hic habitant vario facies distincta<lb/>
metallo</l><lb/>
            <l>Saecula certa locis, illic glomeran-<lb/>
tur ahena:</l><lb/>
            <l>Hic ferrata rigent, illic argentea<lb/>
candent</l><lb/>
            <l>Eximia regione domus, contingere<lb/>
terris</l><lb/>
            <l>Difficilis, stabat rutili grex aureus<lb/>
anni.</l><lb/>
          </lg>
          <lg>
            <l>Man findet/ fern von hier/ was keine Sin-<lb/>
nen sinnen/</l><lb/>
            <l>und was den Göttern auch fast schwer fällt<lb/>
zu gewinnen/</l><lb/>
            <l>die Mutter langer Jahr/ der Ewigkeiten<lb/>
Grufft/</l><lb/>
            <l>so jene Zeit ans Liecht und wieder zu sich<lb/>
rufft.</l><lb/>
            <l>Die weite Höhl der Grufft wird in die Rund<lb/>
umfangen</l><lb/>
            <l>von der/ die alles frisst/ von jener Schuppen-<lb/>
Schlangen/</l><lb/>
            <l>die ihren schlancken Schwantz zum engen<lb/>
Rachen streckt/</l><lb/>
            <l>und mit bepfeilter Zung den glatten<lb/>
Stachel leckt.</l><lb/>
            <l>Es hütet die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3602 http://d-nb.info/gnd/120005190 http://viaf.org/viaf/57434601">Natur</persName> und sitzt vor dieser<lb/>
Höhlen/</l><lb/>
            <l>an allen Gliedern hangt der Hauffe leichter<lb/>
Seelen.</l><lb/>
            <l>Ein weis-bereifftes Haupt/ ein Ernst-<lb/>
gezierter Mann/</l><lb/>
            <l>schreibt die Gesetze vor/ so niemand än-<lb/>
dern kan/</l><lb/>
            <l>und allzeit gültig sind: Er theilet ab die<lb/>
Fackeln</l><lb/>
            <l>die am Saphir-Gewölb des hohen Himmels<lb/>
wackeln.</l><lb/>
            <l>Es weiß der weise Mann Bewegung<lb/>
und die Ruh/</l><lb/>
            <l>durch die/ was zeitlich ist/ abnehmen muß<lb/>
und zu.</l><lb/>
            <cb/>
            <l>Nächst dem erzehlet Er was guts der Er-<lb/>
den weisen</l><lb/>
            <l>Wann <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> gewiß/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-18 http://d-nb.info/gnd/118731181 http://viaf.org/viaf/101084029">Mars</persName> ungewiß<lb/>
wird reisen/</l><lb/>
            <l>und was der <choice><orig>wanckel- Mond</orig><reg>wanckel-Mond</reg></choice> mit seinem<lb/>
schnellen Tritt&#x2019;/</l><lb/>
            <l>auch was <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-98 http://d-nb.info/gnd/118804758 http://viaf.org/viaf/67261976">Saturn</persName> verricht mit Schnek-<lb/>
ken-gleichen Schritt/</l><lb/>
            <l>wie weit die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> werd&#x2019; auf ihrem heitern<lb/>
Wagen/</l><lb/>
            <l>wie weit <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-342 http://d-nb.info/gnd/118641077 http://viaf.org/viaf/102459012">Mercurius</persName> im Irrweg forgetra-<lb/>
gen/</l><lb/>
            <l>der güldnen Sonnen nach. Sobald der<lb/><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Foebus</persName> kam/</l><lb/>
            <l>und seinen Einzug-Pracht vor dieser<lb/>
Höhlen nahm/</l><lb/>
            <l>Springt die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3602 http://d-nb.info/gnd/120005190 http://viaf.org/viaf/57434601">Natur</persName> herbey: Man sieht<lb/>
besagten Alten/</l><lb/>
            <l>Durch diesen hellen Glantz/ abstreichen sei-<lb/>
ne Falten/</l><lb/>
            <l>die sein Gesichte zählt. Drauf öffnet sich<lb/>
die Thür/</l><lb/>
            <l>durch eine Demant-Macht; du kanst er-<lb/>
blicken hier</l><lb/>
            <l>den Sitz der Flügel-Zeit und ihre Heimlich-<lb/>
keiten.</l><lb/>
            <l>Da schaue man mancher Art Metalle zube-<lb/>
reiten;</l><lb/>
            <l>dort ist der Kupfer-feil; Hier ist die Ei-<lb/>
sen-Zeit/</l><lb/>
            <l>dort blinckt die Silber-Müntz. Vortreff-<lb/>
lich ist bereit</l><lb/>
            <l>das so geschmückte Haus: Es steht mit<lb/>
vollen Scharen</l><lb/>
            <l>die übergüldte Rott der nie gezehlten<lb/>
Jahren;</l><lb/>
            <l>Sehr schwer geht es daher bis man mit<lb/>
ihnen prangt.</l><lb/>
            <l>Glückselig ist/ der sie nach dieser Zeit er-<lb/>
langt.</l><lb/>
          </lg>
          <p xml:id="p1358.1"><note place="right"><hi rendition="#aq">ANTRVM.</hi> oder Erklärung der Höhle der Ewigkeit.</note> Diese gelehrte Beschreibung der Ewigkeit erkläret <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1067 http://d-nb.info/gnd/11851217X http://viaf.org/viaf/64002165">Boccatius</persName> also: daß der Poet erweisen möge/ wie die Ewigkeit alle Zeiten unaussprechlich weit übertreffe/ saget er/ ihre Höhle (welche anders nichts ist als ihr allerfruchtbarst und überflüssiger Schoß/ der alles mit seinem Umfang in sich zwinget) sey niemand bekannt/ kein Mensch könne dahin gehen/ und sie liege weit aus aller Sterblichen Augen/ ja auch die Götter/ welches sind die himmlische Seelen oder Gemühter/ die von aller materialischen Befleckung entfernt und abgesondert/ können kaum hineingehen: Eben dieselbe/ saget er/ gebe die Zeiten hervor und ziehe sie wieder in sich/ wann sie von dannen ausgangen/ in einen unendlichem Circul umgeführt/ wieder dahin kommen/ daß sie wiederum von dem Orte ausfliessen; welches heimlich und im verborgen geschiehet/ dieweil uns das Alter unvermerckt und allgemächlich dahinstreichet. Um die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3602 http://d-nb.info/gnd/120005190 http://viaf.org/viaf/57434601">Natur</persName> fligen ohne unterlaß die Seelen in grosser Anzahl; dieweil selbige allen lebendigen Seelen das Leben gibet/
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 12/0066] Incertum qvid Martis iter, certum- que tonantis Proficiat mundo; qvod velox semi- ta Lunae, Pigraque Saturni,qvantum Cytherea sereno Curriculo Phoebique Comes Cylleni- us erret. Illius ut Phoebus ad limen constitit antri, Occurrit Natura potens, seniorqve superbis Caniciem inclinat radiis: tuncspon- te’ reclusos Laxavit postes adamas, penetrale profundum Panditur,& sedes, aevique; arcana pa- tescunt. Hic habitant vario facies distincta metallo Saecula certa locis, illic glomeran- tur ahena: Hic ferrata rigent, illic argentea candent Eximia regione domus, contingere terris Difficilis, stabat rutili grex aureus anni. Man findet/ fern von hier/ was keine Sin- nen sinnen/ und was den Göttern auch fast schwer fällt zu gewinnen/ die Mutter langer Jahr/ der Ewigkeiten Grufft/ so jene Zeit ans Liecht und wieder zu sich rufft. Die weite Höhl der Grufft wird in die Rund umfangen von der/ die alles frisst/ von jener Schuppen- Schlangen/ die ihren schlancken Schwantz zum engen Rachen streckt/ und mit bepfeilter Zung den glatten Stachel leckt. Es hütet die Natur und sitzt vor dieser Höhlen/ an allen Gliedern hangt der Hauffe leichter Seelen. Ein weis-bereifftes Haupt/ ein Ernst- gezierter Mann/ schreibt die Gesetze vor/ so niemand än- dern kan/ und allzeit gültig sind: Er theilet ab die Fackeln die am Saphir-Gewölb des hohen Himmels wackeln. Es weiß der weise Mann Bewegung und die Ruh/ durch die/ was zeitlich ist/ abnehmen muß und zu. Nächst dem erzehlet Er was guts der Er- den weisen Wann Jupiter gewiß/ Mars ungewiß wird reisen/ und was der wanckel- Mond mit seinem schnellen Tritt’/ auch was Saturn verricht mit Schnek- ken-gleichen Schritt/ wie weit die Venus werd’ auf ihrem heitern Wagen/ wie weit Mercurius im Irrweg forgetra- gen/ der güldnen Sonnen nach. Sobald der Foebus kam/ und seinen Einzug-Pracht vor dieser Höhlen nahm/ Springt die Natur herbey: Man sieht besagten Alten/ Durch diesen hellen Glantz/ abstreichen sei- ne Falten/ die sein Gesichte zählt. Drauf öffnet sich die Thür/ durch eine Demant-Macht; du kanst er- blicken hier den Sitz der Flügel-Zeit und ihre Heimlich- keiten. Da schaue man mancher Art Metalle zube- reiten; dort ist der Kupfer-feil; Hier ist die Ei- sen-Zeit/ dort blinckt die Silber-Müntz. Vortreff- lich ist bereit das so geschmückte Haus: Es steht mit vollen Scharen die übergüldte Rott der nie gezehlten Jahren; Sehr schwer geht es daher bis man mit ihnen prangt. Glückselig ist/ der sie nach dieser Zeit er- langt. Diese gelehrte Beschreibung der Ewigkeit erkläret Boccatius also: daß der Poet erweisen möge/ wie die Ewigkeit alle Zeiten unaussprechlich weit übertreffe/ saget er/ ihre Höhle (welche anders nichts ist als ihr allerfruchtbarst und überflüssiger Schoß/ der alles mit seinem Umfang in sich zwinget) sey niemand bekannt/ kein Mensch könne dahin gehen/ und sie liege weit aus aller Sterblichen Augen/ ja auch die Götter/ welches sind die himmlische Seelen oder Gemühter/ die von aller materialischen Befleckung entfernt und abgesondert/ können kaum hineingehen: Eben dieselbe/ saget er/ gebe die Zeiten hervor und ziehe sie wieder in sich/ wann sie von dannen ausgangen/ in einen unendlichem Circul umgeführt/ wieder dahin kommen/ daß sie wiederum von dem Orte ausfliessen; welches heimlich und im verborgen geschiehet/ dieweil uns das Alter unvermerckt und allgemächlich dahinstreichet. Um die Natur fligen ohne unterlaß die Seelen in grosser Anzahl; dieweil selbige allen lebendigen Seelen das Leben gibet/ ANTRVM. oder Erklärung der Höhle der Ewigkeit.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2014-06-24T13:18:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2014-06-24T13:18:31Z)
Benjamin Fiechter: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2014-06-24T13:18:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/66
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/66>, abgerufen am 23.11.2024.