Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] liegen/ und ihre traurige Gestalt zeigen. So weit Macrobius.

Es saget aber auch Eusebius/ wann er in Libris de Praeparatione Evangelica, nach der Naturkundigung/ von der Venus redet/ daß die Thiere die Krafft zu Zeugen von derselben bekommen/ und daß sie dem Saamen Krafft gebe/ und darumb habe sie auch eine weibliche Gestalt/ anzudeuten/ daß der Sachen Ursprung von ihr herrühre; sie werde schön vorgestellet/ weil sie unter allen Sternen der schönste zu seyn scheine/ so deß Abends Hesperus/ deß Morgens aber Lucifer/ nach M. T. Ciceronis Meynung/ genennet wird; es stehe ihr auch Cupido an der Seite/ dieweil sie nie unkeusche Begierden eingiebt: Sie habe die Brüste und Scham bedeckt; dann in denselben lieget der Saame/ wie auch die Milch verborgen/ davon das/ so aus dem Saamen geboren/ sich ernehrt und erhält: Man gebe für/ sie seye aus dem Meer geboren [Spaltenumbruch] weil man dessen Wasser für feucht und warm hält/ das da immerdar beweget wird/ und in solcher Bewegung schäumet; welches alles sich auch auf den Saamen nicht unfüglich schicket. Es könnte auch viel von der Venus gesagt werden/ wann man von ihr/ als einer/ so umbher wandert/ und von derselben Würckungen/ so von ihr herab in die Erden kommen/ reden wollte. Daraus würde man denn leichtlich sehen können/ warumb die Alten gedichtet/ daß Mars/ der ein so grimmiger Gott/ mit ihr so friedlich lebe. Aber weil solches zu unserm Vorhaben nicht gar dienlich ist/ halten wir dafür/ es könne wol von uns ausgelassen werden. Derowegen wollen wir zu denen Gefertinnen der Venus/ den Gratiis und Horis, fortschreiten.



GRATIAE. [Spaltenumbruch]

Die Gratien der Venus Gefertinnen. PLATTE A A.NAchdem Venus mit ihrem Sohn Cupido beschrieben worden/ so ist noch übrig/ daß wir von derselben Gefertinnen etwas melden/ und also unser vorhabendes Werck beschliessen. Von denen wird nun gesagt/ daß sie ihr immerdar nachfolgen; dann gleichwie Venus und Cupido machen/ daß das menschliche Geschlecht durch stetiges Kinderzeugen erhalten wird: also halten die Gratiae die untereinander verbundene Menschen fest zusammen; dann die Wolthaten/ die sie einander erweisen/ sind Ursachen/ umb welcher willen einer gegen dem andern danckbar seyn soll/ und alle mit dem Band der Freundschafft zusammen gebunden werden. Wann man nun diese von den Menschen sollte hinwegnehmen/ so würden ausser allem Zweiffel die Menschen weit geringer seyn/ denn andere Thiere/ die Gemeinen würden zerstöret/ ja auch gar nicht mehr seyn. Daher man wol sagen kan/ es wäre besser gewesen/ daß die Menschen gar niemals gewesen wären/ als wenn sie gewesen wären/ und doch dabey ohne die Gratien gelebet hätten. Aber die Göttliche Vorsehung/ die die gantze Welt versorget/ hat gewollt/ daß dieselbe auch seyn sollen.

Diese sind/ nach etlicher Meynung/ der [Spaltenumbruch] Gratien sind der Venus und deß Bacchus Töchter. Venus und deß Bacchus Töchter gewesen/ und haben ihre Wohnung unter den Menschen gehabt. Es scheinet aber/ diese Fabel seye darum erdichtet worden/ dieweil den Menschen fast nichts angenehmers ist/ als das jenige/ so uns von diesen Göttinnen mitgetheilet wird. Andere sagen/ sie seyen auf eine andere Weis geboren: aber es würde sich zu unserm Vorhaben nicht schicken/ wann wir uns umb vieler Scribenten unterschiedliche Meynungen hiervon viel bekümmern/ und selbige auf die Bahn bringen wollten. Etliche Gratiae und Horae sollen einerley Göttinnen seyn. meynen/ es seyen die Gratiae und Horae einerley Göttinnen/ sie hätten aber unterschiedene Verrichtungen: Chrysippus gab für/ die Gratiae wären etwas jünger und schöner denn die Horae, und eben darumb der Venus zu Gefärtinnen zugegeben worden. Die Horae, sagt Homerus/ sind über die Himmels-Pforten gesetzt/ und machen bald schön/ bald trüb Wetter. Man dichtet auch/ daß sie der Sonnen Pferde warten/ darumb daß sie aus dem Lauff der Sonnen entstehen/ oder vielmehr abgemessen und unterschieden werden. Daher schreibet Ovidius Lib. II Metamorph. von ihnen also:

Jungere equos Titan velocibus im-
perat Horis.

Jussa Deae celeres peragunt.

[Spaltenumbruch] liegen/ und ihre traurige Gestalt zeigen. So weit Macrobius.

Es saget aber auch Eusebius/ wann er in Libris de Praeparatione Evangelica, nach der Naturkundigung/ von der Venus redet/ daß die Thiere die Krafft zu Zeugen von derselben bekommen/ und daß sie dem Saamen Krafft gebe/ und darumb habe sie auch eine weibliche Gestalt/ anzudeuten/ daß der Sachen Ursprung von ihr herrühre; sie werde schön vorgestellet/ weil sie unter allen Sternen der schönste zu seyn scheine/ so deß Abends Hesperus/ deß Morgens aber Lucifer/ nach M. T. Ciceronis Meynung/ genennet wird; es stehe ihr auch Cupido an der Seite/ dieweil sie nie unkeusche Begierden eingiebt: Sie habe die Brüste und Scham bedeckt; dann in denselben lieget der Saame/ wie auch die Milch verborgen/ davon das/ so aus dem Saamen geboren/ sich ernehrt und erhält: Man gebe für/ sie seye aus dem Meer geboren [Spaltenumbruch] weil man dessen Wasser für feucht und warm hält/ das da immerdar beweget wird/ und in solcher Bewegung schäumet; welches alles sich auch auf den Saamen nicht unfüglich schicket. Es könnte auch viel von der Venus gesagt werden/ wann man von ihr/ als einer/ so umbher wandert/ und von derselben Würckungen/ so von ihr herab in die Erden kommen/ reden wollte. Daraus würde man denn leichtlich sehen können/ warumb die Alten gedichtet/ daß Mars/ der ein so grimmiger Gott/ mit ihr so friedlich lebe. Aber weil solches zu unserm Vorhaben nicht gar dienlich ist/ halten wir dafür/ es könne wol von uns ausgelassen werden. Derowegen wollen wir zu denen Gefertinnen der Venus/ den Gratiis und Horis, fortschreiten.



GRATIAE. [Spaltenumbruch]

Die Gratien der Venus Gefertinnen. PLATTE A A.NAchdem Venus mit ihrem Sohn Cupido beschrieben worden/ so ist noch übrig/ daß wir von derselben Gefertinnen etwas melden/ und also unser vorhabendes Werck beschliessen. Von denen wird nun gesagt/ daß sie ihr immerdar nachfolgen; dann gleichwie Venus und Cupido machen/ daß das menschliche Geschlecht durch stetiges Kinderzeugen erhalten wird: also halten die Gratiae die untereinander verbundene Menschen fest zusammen; dann die Wolthaten/ die sie einander erweisen/ sind Ursachen/ umb welcher willen einer gegen dem andern danckbar seyn soll/ und alle mit dem Band der Freundschafft zusammen gebunden werden. Wann man nun diese von den Menschen sollte hinwegnehmen/ so würden ausser allem Zweiffel die Menschen weit geringer seyn/ denn andere Thiere/ die Gemeinen würden zerstöret/ ja auch gar nicht mehr seyn. Daher man wol sagen kan/ es wäre besser gewesen/ daß die Menschen gar niemals gewesen wären/ als wenn sie gewesen wären/ und doch dabey ohne die Gratien gelebet hätten. Aber die Göttliche Vorsehung/ die die gantze Welt versorget/ hat gewollt/ daß dieselbe auch seyn sollen.

Diese sind/ nach etlicher Meynung/ der [Spaltenumbruch] Gratien sind der Venus und deß Bacchus Töchter. Venus und deß Bacchus Töchter gewesen/ und haben ihre Wohnung unter den Menschen gehabt. Es scheinet aber/ diese Fabel seye darum erdichtet worden/ dieweil den Menschen fast nichts angenehmers ist/ als das jenige/ so uns von diesen Göttinnen mitgetheilet wird. Andere sagen/ sie seyen auf eine andere Weis geboren: aber es würde sich zu unserm Vorhaben nicht schicken/ wann wir uns umb vieler Scribenten unterschiedliche Meynungen hiervon viel bekümmern/ und selbige auf die Bahn bringen wollten. Etliche Gratiae und Horae sollen einerley Göttinnen seyn. meynen/ es seyen die Gratiae und Horae einerley Göttinnen/ sie hätten aber unterschiedene Verrichtungen: Chrysippus gab für/ die Gratiae wären etwas jünger und schöner denn die Horae, und eben darumb der Venus zu Gefärtinnen zugegeben worden. Die Horae, sagt Homerus/ sind über die Himmels-Pforten gesetzt/ und machen bald schön/ bald trüb Wetter. Man dichtet auch/ daß sie der Sonnen Pferde warten/ darumb daß sie aus dem Lauff der Sonnen entstehen/ oder vielmehr abgemessen und unterschieden werden. Daher schreibet Ovidius Lib. II Metamorph. von ihnen also:

Jungere equos Titan velocibus im-
perat Horis.

Jussa Deae celeres peragunt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div>
          <p xml:id="p1557.5"><pb facs="#f0289" xml:id="pb-1559" n="TA 1680, Iconologia Deorum, S. 191"/><cb/>
liegen/ und ihre traurige Gestalt zeigen. So weit <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2400 http://d-nb.info/gnd/118640763 http://viaf.org/viaf/39387062">Macrobius</persName>.</p>
          <p>Es saget aber auch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-477 http://d-nb.info/gnd/118531425 http://viaf.org/viaf/88876431">Eusebius</persName>/ wann er <hi rendition="#aq">in Libris de Praeparatione Evangelica,</hi> nach der Naturkundigung/ von der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> redet/ daß die Thiere die Krafft zu Zeugen von derselben bekommen/ und daß sie dem Saamen Krafft gebe/ und darumb habe sie auch eine weibliche Gestalt/ anzudeuten/ daß der Sachen Ursprung von ihr herrühre; sie werde schön vorgestellet/ weil sie unter allen Sternen der schönste zu seyn scheine/ so deß Abends <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1731 http://d-nb.info/gnd/139224807 http://viaf.org/viaf/100517470">Hesperus</persName>/ deß Morgens aber <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4593">Lucifer</persName>/ nach <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-344 http://d-nb.info/gnd/118520814 http://viaf.org/viaf/100196617"><hi rendition="#aq">M. T.</hi> Ciceronis</persName> Meynung/ genennet wird; es stehe ihr auch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-573 http://d-nb.info/gnd/118677500 http://viaf.org/viaf/25396366">Cupido</persName> an der Seite/ dieweil sie nie unkeusche Begierden eingiebt: Sie habe die Brüste und Scham bedeckt; dann in denselben lieget der Saame/ wie auch die Milch verborgen/ davon das/ so aus dem Saamen geboren/ sich ernehrt und erhält: Man gebe für/ sie seye aus dem Meer geboren
<cb/>
weil man dessen Wasser für feucht und warm hält/ das da immerdar beweget wird/ und in solcher Bewegung schäumet; welches alles sich auch auf den Saamen nicht unfüglich schicket. Es könnte auch viel von der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> gesagt werden/ wann man von ihr/ als einer/ so umbher wandert/ und von derselben Würckungen/ so von ihr herab in die Erden kommen/ reden wollte. Daraus würde man denn leichtlich sehen können/ warumb die Alten gedichtet/ daß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-18 http://d-nb.info/gnd/118731181 http://viaf.org/viaf/101084029">Mars</persName>/ der ein so grimmiger Gott/ mit ihr so friedlich lebe. Aber weil solches zu unserm Vorhaben nicht gar dienlich ist/ halten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> dafür/ es könne wol von uns ausgelassen werden. Derowegen wollen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> zu denen Gefertinnen der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName>/ den <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1052 http://d-nb.info/gnd/11863934X http://viaf.org/viaf/15562925">Gratiis</persName></hi> und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3594">Horis</persName>,</hi> fortschreiten.</p>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div>
          <head> <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1052 http://d-nb.info/gnd/11863934X http://viaf.org/viaf/15562925">GRATIAE</persName>.</hi> </head>
          <cb/>
          <p xml:id="p1559.1"><note place="right">Die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1052 http://d-nb.info/gnd/11863934X http://viaf.org/viaf/15562925">Gratien</persName> der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> Gefertinnen. <ref rendition="#aq" target="#figure-1558.1">PLATTE A A.</ref></note><hi rendition="#in">N</hi>Achdem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> mit ihrem Sohn <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-573 http://d-nb.info/gnd/118677500 http://viaf.org/viaf/25396366">Cupido</persName> beschrieben worden/ so ist noch übrig/ daß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> von derselben Gefertinnen etwas melden/ und also unser vorhabendes Werck beschliessen. Von denen wird nun gesagt/ daß sie ihr immerdar nachfolgen; dann gleichwie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-573 http://d-nb.info/gnd/118677500 http://viaf.org/viaf/25396366">Cupido</persName> machen/ daß das menschliche Geschlecht durch stetiges Kinderzeugen erhalten wird: also halten die <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1052 http://d-nb.info/gnd/11863934X http://viaf.org/viaf/15562925">Gratiae</persName></hi> die untereinander verbundene Menschen fest zusammen; dann die Wolthaten/ die sie einander erweisen/ sind Ursachen/ umb welcher willen einer gegen dem andern danckbar seyn soll/ und alle mit dem Band der Freundschafft zusammen gebunden werden. Wann man nun diese von den Menschen sollte hinwegnehmen/ so würden ausser allem Zweiffel die Menschen weit geringer seyn/ denn andere Thiere/ die Gemeinen würden zerstöret/ ja auch gar nicht mehr seyn. Daher man wol sagen kan/ es wäre besser gewesen/ daß die Menschen gar niemals gewesen wären/ als wenn sie gewesen wären/ und doch dabey ohne die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1052 http://d-nb.info/gnd/11863934X http://viaf.org/viaf/15562925">Gratien</persName> gelebet hätten. Aber die Göttliche Vorsehung/ die die gantze Welt versorget/ hat gewollt/ daß dieselbe auch seyn sollen.</p>
          <p>Diese sind/ nach etlicher Meynung/ der
<cb/>
<note xml:id="n1559.1" place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1052 http://d-nb.info/gnd/11863934X http://viaf.org/viaf/15562925">Gratien</persName> sind der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> und deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bacchus</persName> Töchter.</note> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> und deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bacchus</persName> Töchter gewesen/ und haben ihre Wohnung unter den Menschen gehabt. Es scheinet aber/ diese Fabel seye darum erdichtet worden/ dieweil den Menschen fast nichts angenehmers ist/ als das jenige/ so uns von diesen Göttinnen mitgetheilet wird. Andere sagen/ sie seyen auf eine andere Weis geboren: aber es würde sich zu unserm Vorhaben nicht schicken/ wann <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> uns umb vieler Scribenten unterschiedliche Meynungen hiervon viel bekümmern/ und selbige auf die Bahn bringen wollten. Etliche <note xml:id="n1559.2" place="right"><hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1052 http://d-nb.info/gnd/11863934X http://viaf.org/viaf/15562925">Gratiae</persName></hi> und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3594">Horae</persName></hi> sollen einerley Göttinnen seyn.</note> meynen/ es seyen die <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1052 http://d-nb.info/gnd/11863934X http://viaf.org/viaf/15562925">Gratiae</persName></hi> und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3594">Horae</persName></hi> einerley Göttinnen/ sie hätten aber unterschiedene Verrichtungen: <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3673 http://d-nb.info/gnd/118520741 http://viaf.org/viaf/79101299">Chrysippus</persName> gab für/ die <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1052 http://d-nb.info/gnd/11863934X http://viaf.org/viaf/15562925">Gratiae</persName></hi> wären etwas jünger und schöner denn die <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3594">Horae</persName>,</hi> und eben darumb der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> zu Gefärtinnen zugegeben worden. Die <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3594">Horae</persName>,</hi> sagt <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-109 http://d-nb.info/gnd/11855333X http://viaf.org/viaf/63292865">Homerus</persName>/ sind über die Himmels-Pforten gesetzt/ und machen bald schön/ bald trüb Wetter. Man dichtet auch/ daß sie der Sonnen Pferde warten/ darumb daß sie aus dem Lauff der Sonnen entstehen/ oder vielmehr abgemessen und unterschieden werden. Daher schreibet <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-350 http://d-nb.info/gnd/118590995 http://viaf.org/viaf/88342447">Ovidius</persName> <bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-1782"><hi rendition="#aq">Lib. II Metamorph.</hi></ref></bibl> von ihnen also:</p>
          <lg rendition="#aq" xml:lang="la">
            <l>Jungere equos <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4571">Titan</persName> velocibus im-<lb/>
perat <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3594">Horis</persName>.</l><lb/>
            <l>Jussa Deae celeres peragunt.</l><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 191/0289] liegen/ und ihre traurige Gestalt zeigen. So weit Macrobius. Es saget aber auch Eusebius/ wann er in Libris de Praeparatione Evangelica, nach der Naturkundigung/ von der Venus redet/ daß die Thiere die Krafft zu Zeugen von derselben bekommen/ und daß sie dem Saamen Krafft gebe/ und darumb habe sie auch eine weibliche Gestalt/ anzudeuten/ daß der Sachen Ursprung von ihr herrühre; sie werde schön vorgestellet/ weil sie unter allen Sternen der schönste zu seyn scheine/ so deß Abends Hesperus/ deß Morgens aber Lucifer/ nach M. T. Ciceronis Meynung/ genennet wird; es stehe ihr auch Cupido an der Seite/ dieweil sie nie unkeusche Begierden eingiebt: Sie habe die Brüste und Scham bedeckt; dann in denselben lieget der Saame/ wie auch die Milch verborgen/ davon das/ so aus dem Saamen geboren/ sich ernehrt und erhält: Man gebe für/ sie seye aus dem Meer geboren weil man dessen Wasser für feucht und warm hält/ das da immerdar beweget wird/ und in solcher Bewegung schäumet; welches alles sich auch auf den Saamen nicht unfüglich schicket. Es könnte auch viel von der Venus gesagt werden/ wann man von ihr/ als einer/ so umbher wandert/ und von derselben Würckungen/ so von ihr herab in die Erden kommen/ reden wollte. Daraus würde man denn leichtlich sehen können/ warumb die Alten gedichtet/ daß Mars/ der ein so grimmiger Gott/ mit ihr so friedlich lebe. Aber weil solches zu unserm Vorhaben nicht gar dienlich ist/ halten wir dafür/ es könne wol von uns ausgelassen werden. Derowegen wollen wir zu denen Gefertinnen der Venus/ den Gratiis und Horis, fortschreiten. GRATIAE. NAchdem Venus mit ihrem Sohn Cupido beschrieben worden/ so ist noch übrig/ daß wir von derselben Gefertinnen etwas melden/ und also unser vorhabendes Werck beschliessen. Von denen wird nun gesagt/ daß sie ihr immerdar nachfolgen; dann gleichwie Venus und Cupido machen/ daß das menschliche Geschlecht durch stetiges Kinderzeugen erhalten wird: also halten die Gratiae die untereinander verbundene Menschen fest zusammen; dann die Wolthaten/ die sie einander erweisen/ sind Ursachen/ umb welcher willen einer gegen dem andern danckbar seyn soll/ und alle mit dem Band der Freundschafft zusammen gebunden werden. Wann man nun diese von den Menschen sollte hinwegnehmen/ so würden ausser allem Zweiffel die Menschen weit geringer seyn/ denn andere Thiere/ die Gemeinen würden zerstöret/ ja auch gar nicht mehr seyn. Daher man wol sagen kan/ es wäre besser gewesen/ daß die Menschen gar niemals gewesen wären/ als wenn sie gewesen wären/ und doch dabey ohne die Gratien gelebet hätten. Aber die Göttliche Vorsehung/ die die gantze Welt versorget/ hat gewollt/ daß dieselbe auch seyn sollen. Die Gratien der Venus Gefertinnen. PLATTE A A.Diese sind/ nach etlicher Meynung/ der Venus und deß Bacchus Töchter gewesen/ und haben ihre Wohnung unter den Menschen gehabt. Es scheinet aber/ diese Fabel seye darum erdichtet worden/ dieweil den Menschen fast nichts angenehmers ist/ als das jenige/ so uns von diesen Göttinnen mitgetheilet wird. Andere sagen/ sie seyen auf eine andere Weis geboren: aber es würde sich zu unserm Vorhaben nicht schicken/ wann wir uns umb vieler Scribenten unterschiedliche Meynungen hiervon viel bekümmern/ und selbige auf die Bahn bringen wollten. Etliche meynen/ es seyen die Gratiae und Horae einerley Göttinnen/ sie hätten aber unterschiedene Verrichtungen: Chrysippus gab für/ die Gratiae wären etwas jünger und schöner denn die Horae, und eben darumb der Venus zu Gefärtinnen zugegeben worden. Die Horae, sagt Homerus/ sind über die Himmels-Pforten gesetzt/ und machen bald schön/ bald trüb Wetter. Man dichtet auch/ daß sie der Sonnen Pferde warten/ darumb daß sie aus dem Lauff der Sonnen entstehen/ oder vielmehr abgemessen und unterschieden werden. Daher schreibet Ovidius Lib. II Metamorph. von ihnen also: Gratien sind der Venus und deß Bacchus Töchter. Gratiae und Horae sollen einerley Göttinnen seyn. Jungere equos Titan velocibus im- perat Horis. Jussa Deae celeres peragunt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2014-06-24T13:18:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2014-06-24T13:18:31Z)
Benjamin Fiechter: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2014-06-24T13:18:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/289
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/289>, abgerufen am 24.11.2024.