Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] Theils schütteln Flammen ab/ und drohen
Feuergüsse

von ihrer Fackeln Bech/ aufdaß er un-
tergeh/

die Myrrha schneidet ihr den Bauch/ und
wirfft den Armen

mit Agdstein von dem Stock/ der theu-
re Thrähnen schwitzt;

theils stellen sich/ als ob sie hätten ein Er-
barmen/

nur daß ihm ihre Rach recht in die Au-
gen blitzt;

theils stechen ihn so an/ daß ihn die Spitz
soll ritzen/

daher von dessen Blut die zarte Ros
entsteht.

Theils liessen ihm/ zu Trutz/ selbst seine
Fackel hitzen.

Auch seine Mutter/ die in gleicher Straf-
fe geht/

die Venus kommet an/ und hülffet Zorn
entzünden

der Plag-Göttinnen Hertz. Sie häuffet
seine That/

durch ihr erwiesnen Schimpf: dieweil er
einst zu binden

ans Bett sie und den Mars (wie frech?)
geholffen hat.

Er hat die Schuld/ sprach sie/ daß Priap
aller Orten

mit seiner grossen Schaam/ und Eryx
werd verlacht/

wie auch Hermaphrodit. Doch bleibt es
nicht bey Worten/

zur Straff der Anfang wird durch Ro-
senkräntz gemacht.

[Spaltenumbruch] Indem die Venus nun anhält mit ihren
Schlägen/

so rinnt der rote Safft dem Knaben aus
der Seit.

Diß hart Verfahren kunnt die Heldinnen
bewegen/

daß sie ein scheel Gesicht gelegt in diesen
Streit:

Die Rache schien so groß/ daß man sie schul-
dig fande;

drum legt man Vorbitt ein/ zu Amors
grossem Glück/

und jede Heldin ihn ohn alle Schuld er-
kannte/

die gantze Schuld deß Tods bracht man
auf das Geschick.

Drauf Venus sagte Danck/ und ließ den
Frieden schaffen.

So geht es bey der Nacht/ so wird die
Ruh verstört/

so wird sie zugebracht. Diß sieht man in
dem Schlaffen.

Als nun so Amors Sorg wurd durch die
Nacht gemehrt/

floh er davon/ und da die Wach ihn wollt
bescheinen/

schwang er zun Göttern sich durchs Thor
von Helffenbeinen.



Die Venus. [Spaltenumbruch]

EHe ich die Bildnus der Venus beschreibe/ habe ich vor nöhtig erachtet/ ihre Natur mit wenigen abzubilden/ um dardurch die Ursach derer Dinge Venus/ Göttin der Geilheit. zu verstehen/ worvon wir weiter unten reden wollen. Es wurde aber die Venus für eine Göttin der unreinen Lust und Geilheit gehalten/ gleich als ob sie die PLATTE Z. Geilheit und unreine Gedancken den menschlichen Gemütern einpflantze/ und ihnen/ selbige ins Werck zu setzen/ behülfflich wäre. Daher die Alten gedichtet/ sie sey deß Amors Mutter/ weil nemlich nimmermehr ein Mann sich mit einem Weibe verbindet ohne Zuthun desselben. Diese haben die Alten/ nebenst dem Hymenaeus und der Juno/ den Hochzeit-Begängnüssen vorgesetzt/ weil selbige deßwegen vollzogen werden/ damit aus dem Beyschlaff[Spaltenumbruch] der Ehesegen und Kinder folgen mögen. Ja man hielte auch darfür/ daß die Schönheit in der Venus Gewalt stünde/ die sie geben oder nehmen könnte nach eigenem Belieben. Diese ist/ nach Aussag der Naturkündiger/ in allen lebendigen Creaturen die eingepflantzte Krafft/ wordurch sie zur Fortpflantzung angetrieben werden. Dannenhero diejenige so darfür halten/ daß unsere Seele vom Himmel in den Leib komme/ und aus jedweder Himmels-Kugel mancherley Affecten an sich nehme/ sagen/ sie bekomme von der Venus die Lust und Begierde zur fleischlichen Vermischung. Andere aber/ so die Fabeln auf natürliche Dinge ziehen/ geben vor/ die Venus/ Juno/ Luna/ Proserpina/ Diana und etliche andere Göttinnen seyen eine einige göttliche Macht/ die unter mancherley Namen verschiedene Kräfften vorbilde/ inmassen allhier aus

[Spaltenumbruch] Theils schütteln Flammen ab/ und drohen
Feuergüsse

von ihrer Fackeln Bech/ aufdaß er un-
tergeh/

die Myrrha schneidet ihr den Bauch/ und
wirfft den Armen

mit Agdstein von dem Stock/ der theu-
re Thrähnen schwitzt;

theils stellen sich/ als ob sie hätten ein Er-
barmen/

nur daß ihm ihre Rach recht in die Au-
gen blitzt;

theils stechen ihn so an/ daß ihn die Spitz
soll ritzen/

daher von dessen Blut die zarte Ros
entsteht.

Theils liessen ihm/ zu Trutz/ selbst seine
Fackel hitzen.

Auch seine Mutter/ die in gleicher Straf-
fe geht/

die Venus kommet an/ und hülffet Zorn
entzünden

der Plag-Göttinnen Hertz. Sie häuffet
seine That/

durch ihr erwiesnen Schimpf: dieweil er
einst zu binden

ans Bett sie und den Mars (wie frech?)
geholffen hat.

Er hat die Schuld/ sprach sie/ daß Priap
aller Orten

mit seiner grossen Schaam/ und Eryx
werd verlacht/

wie auch Hermaphrodit. Doch bleibt es
nicht bey Worten/

zur Straff der Anfang wird durch Ro-
senkräntz gemacht.

[Spaltenumbruch] Indem die Venus nun anhält mit ihren
Schlägen/

so rinnt der rote Safft dem Knaben aus
der Seit.

Diß hart Verfahren kunnt die Heldinnen
bewegen/

daß sie ein scheel Gesicht gelegt in diesen
Streit:

Die Rache schien so groß/ daß man sie schul-
dig fande;

drum legt man Vorbitt ein/ zu Amors
grossem Glück/

und jede Heldin ihn ohn alle Schuld er-
kannte/

die gantze Schuld deß Tods bracht man
auf das Geschick.

Drauf Venus sagte Danck/ und ließ den
Frieden schaffen.

So geht es bey der Nacht/ so wird die
Ruh verstört/

so wird sie zugebracht. Diß sieht man in
dem Schlaffen.

Als nun so Amors Sorg wurd durch die
Nacht gemehrt/

floh er davon/ und da die Wach ihn wollt
bescheinen/

schwang er zun Göttern sich durchs Thor
von Helffenbeinen.



Die Venus. [Spaltenumbruch]

EHe ich die Bildnus der Venus beschreibe/ habe ich vor nöhtig erachtet/ ihre Natur mit wenigen abzubilden/ um dardurch die Ursach derer Dinge Venus/ Göttin der Geilheit. zu verstehen/ worvon wir weiter unten reden wollen. Es wurde aber die Venus für eine Göttin der unreinen Lust und Geilheit gehalten/ gleich als ob sie die PLATTE Z. Geilheit und unreine Gedancken den menschlichen Gemütern einpflantze/ und ihnen/ selbige ins Werck zu setzen/ behülfflich wäre. Daher die Alten gedichtet/ sie sey deß Amors Mutter/ weil nemlich nimmermehr ein Mann sich mit einem Weibe verbindet ohne Zuthun desselben. Diese haben die Alten/ nebenst dem Hymenaeus und der Juno/ den Hochzeit-Begängnüssen vorgesetzt/ weil selbige deßwegen vollzogen werden/ damit aus dem Beyschlaff[Spaltenumbruch] der Ehesegen und Kinder folgen mögen. Ja man hielte auch darfür/ daß die Schönheit in der Venus Gewalt stünde/ die sie geben oder nehmen könnte nach eigenem Belieben. Diese ist/ nach Aussag der Naturkündiger/ in allen lebendigen Creaturen die eingepflantzte Krafft/ wordurch sie zur Fortpflantzung angetrieben werden. Dannenhero diejenige so darfür halten/ daß unsere Seele vom Himmel in den Leib komme/ und aus jedweder Himmels-Kugel mancherley Affecten an sich nehme/ sagen/ sie bekomme von der Venus die Lust und Begierde zur fleischlichen Vermischung. Andere aber/ so die Fabeln auf natürliche Dinge ziehen/ geben vor/ die Venus/ Juno/ Luna/ Proserpina/ Diana und etliche andere Göttinnen seyen eine einige göttliche Macht/ die unter mancherley Namen verschiedene Kräfften vorbilde/ inmassen allhier aus

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div xml:id="d1535.1">
          <lg>
            <pb facs="#f0278" xml:id="pb-1550" n="TA 1680, Iconologia Deorum, S. 184"/>
            <cb/>
            <l>Theils schütteln Flammen ab/ und drohen<lb/>
Feuergüsse</l><lb/>
            <l>von ihrer Fackeln Bech/ aufdaß er un-<lb/>
tergeh/</l><lb/>
            <l>die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3713 http://d-nb.info/gnd/130251801 http://viaf.org/viaf/70031808">Myrrha</persName> schneidet ihr den Bauch/ und<lb/>
wirfft den Armen</l><lb/>
            <l>mit Agdstein von dem Stock/ der theu-<lb/>
re Thrähnen schwitzt;</l><lb/>
            <l>theils stellen sich/ als ob sie hätten ein Er-<lb/>
barmen/</l><lb/>
            <l>nur daß ihm ihre Rach recht in die Au-<lb/>
gen blitzt;</l><lb/>
            <l>theils stechen ihn so an/ daß ihn die Spitz<lb/>
soll ritzen/</l><lb/>
            <l>daher von dessen Blut die zarte Ros<lb/>
entsteht.</l><lb/>
            <l>Theils liessen ihm/ zu Trutz/ selbst seine<lb/>
Fackel hitzen.</l><lb/>
            <l>Auch seine Mutter/ die in gleicher Straf-<lb/>
fe geht/</l><lb/>
            <l>die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> kommet an/ und hülffet Zorn<lb/>
entzünden</l><lb/>
            <l>der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3508 http://d-nb.info/gnd/118694332 http://viaf.org/viaf/59878509">Plag-Göttinnen</persName> Hertz. Sie häuffet<lb/>
seine That/</l><lb/>
            <l>durch ihr erwiesnen Schimpf: dieweil er<lb/>
einst zu binden</l><lb/>
            <l>ans Bett sie und den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-18 http://d-nb.info/gnd/118731181 http://viaf.org/viaf/101084029">Mars</persName> (wie frech?)<lb/>
geholffen hat.</l><lb/>
            <l>Er hat die Schuld/ sprach sie/ daß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1111 http://d-nb.info/gnd/118596500 http://viaf.org/viaf/74645543">Priap</persName><lb/>
aller Orten</l><lb/>
            <l>mit seiner grossen Schaam/ und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3714">Eryx</persName><lb/>
werd verlacht/</l><lb/>
            <l>wie auch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1287 http://d-nb.info/gnd/4242277-2">Hermaphrodit</persName>. Doch bleibt es<lb/>
nicht bey Worten/</l><lb/>
            <l>zur Straff der Anfang wird durch Ro-<lb/>
senkräntz gemacht.</l><lb/>
            <cb/>
            <l>Indem die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> nun anhält mit ihren<lb/>
Schlägen/</l><lb/>
            <l>so rinnt der rote Safft dem Knaben aus<lb/>
der Seit.</l><lb/>
            <l>Diß hart Verfahren kunnt die Heldinnen<lb/>
bewegen/</l><lb/>
            <l>daß sie ein scheel Gesicht gelegt in diesen<lb/>
Streit:</l><lb/>
            <l>Die Rache schien so groß/ daß man sie schul-<lb/>
dig fande;</l><lb/>
            <l>drum legt man Vorbitt ein/ zu <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1682 http://d-nb.info/gnd/11850262X http://viaf.org/viaf/35247458">Amors</persName><lb/>
grossem Glück/</l><lb/>
            <l>und jede Heldin ihn ohn alle Schuld er-<lb/>
kannte/</l><lb/>
            <l>die gantze Schuld deß Tods bracht man<lb/>
auf das Geschick.</l><lb/>
            <l>Drauf <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> sagte Danck/ und ließ den<lb/>
Frieden schaffen.</l><lb/>
            <l>So geht es bey der Nacht/ so wird die<lb/>
Ruh verstört/</l><lb/>
            <l>so wird sie zugebracht. Diß sieht man in<lb/>
dem Schlaffen.</l><lb/>
            <l>Als nun so <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1682 http://d-nb.info/gnd/11850262X http://viaf.org/viaf/35247458">Amors</persName> Sorg wurd durch die<lb/>
Nacht gemehrt/</l><lb/>
            <l>floh er davon/ und da die Wach ihn wollt<lb/>
bescheinen/</l><lb/>
            <l>schwang er zun Göttern sich durchs Thor<lb/>
von Helffenbeinen.</l><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div>
          <head>Die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName>.</head>
          <cb/>
          <p><hi rendition="#in">E</hi>He <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> die Bildnus der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> beschreibe/ habe <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> vor nöhtig erachtet/ ihre Natur mit wenigen abzubilden/ um dardurch die Ursach derer Dinge <note xml:id="n1550.1" place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Göttin der Geilheit</persName>.</note> zu verstehen/ worvon <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> weiter unten reden wollen. Es wurde aber die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> für eine <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Göttin der unreinen Lust und Geilheit</persName> gehalten/ gleich als ob sie die <note place="right"><hi rendition="#aq"><ref target="#figure-1551.1">PLATTE Z.</ref></hi></note> Geilheit und unreine Gedancken den menschlichen Gemütern einpflantze/ und ihnen/ selbige ins Werck zu setzen/ behülfflich wäre. Daher die Alten gedichtet/ sie sey deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Amors Mutter</persName>/ weil nemlich nimmermehr ein Mann sich mit einem Weibe verbindet ohne Zuthun desselben. Diese haben die Alten/ nebenst dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2762">Hymenaeus</persName> und der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-100 http://d-nb.info/gnd/118800574 http://viaf.org/viaf/47558229">Juno</persName>/ den Hochzeit-Begängnüssen vorgesetzt/ weil selbige deßwegen vollzogen werden/ damit aus dem Beyschlaff<cb/>
der Ehesegen und Kinder folgen mögen. Ja man hielte auch darfür/ daß die Schönheit in der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> Gewalt stünde/ die sie geben oder nehmen könnte nach eigenem Belieben. Diese ist/ nach Aussag der Naturkündiger/ in allen lebendigen Creaturen die eingepflantzte Krafft/ wordurch sie zur Fortpflantzung angetrieben werden. Dannenhero diejenige so darfür halten/ daß unsere Seele vom Himmel in den Leib komme/ und aus jedweder Himmels-Kugel mancherley Affecten an sich nehme/ sagen/ sie bekomme von der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> die Lust und Begierde zur fleischlichen Vermischung. Andere aber/ so die Fabeln auf natürliche Dinge ziehen/ geben vor/ die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-100 http://d-nb.info/gnd/118800574 http://viaf.org/viaf/47558229">Juno</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3295 http://d-nb.info/gnd/118634615 http://viaf.org/viaf/45095692">Luna</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-341 http://d-nb.info/gnd/11851122X http://viaf.org/viaf/25393445">Proserpina</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-60 http://d-nb.info/gnd/118678132 http://viaf.org/viaf/806296">Diana</persName> und etliche andere Göttinnen seyen eine einige göttliche Macht/ die unter mancherley Namen verschiedene Kräfften vorbilde/ inmassen allhier aus
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 184/0278] Theils schütteln Flammen ab/ und drohen Feuergüsse von ihrer Fackeln Bech/ aufdaß er un- tergeh/ die Myrrha schneidet ihr den Bauch/ und wirfft den Armen mit Agdstein von dem Stock/ der theu- re Thrähnen schwitzt; theils stellen sich/ als ob sie hätten ein Er- barmen/ nur daß ihm ihre Rach recht in die Au- gen blitzt; theils stechen ihn so an/ daß ihn die Spitz soll ritzen/ daher von dessen Blut die zarte Ros entsteht. Theils liessen ihm/ zu Trutz/ selbst seine Fackel hitzen. Auch seine Mutter/ die in gleicher Straf- fe geht/ die Venus kommet an/ und hülffet Zorn entzünden der Plag-Göttinnen Hertz. Sie häuffet seine That/ durch ihr erwiesnen Schimpf: dieweil er einst zu binden ans Bett sie und den Mars (wie frech?) geholffen hat. Er hat die Schuld/ sprach sie/ daß Priap aller Orten mit seiner grossen Schaam/ und Eryx werd verlacht/ wie auch Hermaphrodit. Doch bleibt es nicht bey Worten/ zur Straff der Anfang wird durch Ro- senkräntz gemacht. Indem die Venus nun anhält mit ihren Schlägen/ so rinnt der rote Safft dem Knaben aus der Seit. Diß hart Verfahren kunnt die Heldinnen bewegen/ daß sie ein scheel Gesicht gelegt in diesen Streit: Die Rache schien so groß/ daß man sie schul- dig fande; drum legt man Vorbitt ein/ zu Amors grossem Glück/ und jede Heldin ihn ohn alle Schuld er- kannte/ die gantze Schuld deß Tods bracht man auf das Geschick. Drauf Venus sagte Danck/ und ließ den Frieden schaffen. So geht es bey der Nacht/ so wird die Ruh verstört/ so wird sie zugebracht. Diß sieht man in dem Schlaffen. Als nun so Amors Sorg wurd durch die Nacht gemehrt/ floh er davon/ und da die Wach ihn wollt bescheinen/ schwang er zun Göttern sich durchs Thor von Helffenbeinen. Die Venus. EHe ich die Bildnus der Venus beschreibe/ habe ich vor nöhtig erachtet/ ihre Natur mit wenigen abzubilden/ um dardurch die Ursach derer Dinge zu verstehen/ worvon wir weiter unten reden wollen. Es wurde aber die Venus für eine Göttin der unreinen Lust und Geilheit gehalten/ gleich als ob sie die Geilheit und unreine Gedancken den menschlichen Gemütern einpflantze/ und ihnen/ selbige ins Werck zu setzen/ behülfflich wäre. Daher die Alten gedichtet/ sie sey deß Amors Mutter/ weil nemlich nimmermehr ein Mann sich mit einem Weibe verbindet ohne Zuthun desselben. Diese haben die Alten/ nebenst dem Hymenaeus und der Juno/ den Hochzeit-Begängnüssen vorgesetzt/ weil selbige deßwegen vollzogen werden/ damit aus dem Beyschlaff der Ehesegen und Kinder folgen mögen. Ja man hielte auch darfür/ daß die Schönheit in der Venus Gewalt stünde/ die sie geben oder nehmen könnte nach eigenem Belieben. Diese ist/ nach Aussag der Naturkündiger/ in allen lebendigen Creaturen die eingepflantzte Krafft/ wordurch sie zur Fortpflantzung angetrieben werden. Dannenhero diejenige so darfür halten/ daß unsere Seele vom Himmel in den Leib komme/ und aus jedweder Himmels-Kugel mancherley Affecten an sich nehme/ sagen/ sie bekomme von der Venus die Lust und Begierde zur fleischlichen Vermischung. Andere aber/ so die Fabeln auf natürliche Dinge ziehen/ geben vor/ die Venus/ Juno/ Luna/ Proserpina/ Diana und etliche andere Göttinnen seyen eine einige göttliche Macht/ die unter mancherley Namen verschiedene Kräfften vorbilde/ inmassen allhier aus Venus/ Göttin der Geilheit. PLATTE Z.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2014-06-24T13:18:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2014-06-24T13:18:31Z)
Benjamin Fiechter: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2014-06-24T13:18:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/278
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/278>, abgerufen am 28.11.2024.