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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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[Spaltenumbruch] Stein-Adel versammlet schiene) zeugte von ihrer höchsten Stand-Würde. Gleichwie der Zepter in der rechten/ und der Reichs-Apfel in der lincken Hand bezieleten: daß sie ein grosses Theil des Welt-Rundes nit nur zu beherrschen/ sondern auch zu halten und zu erhalten hätte. Ihr mit schwartzen Adlern durchwürktes Gold-Stuck wurde von dem Talar-Purpur meistens bedecket: welchen/ unter der Brust/ ein herrliches Kleinod zusammen hielte. Als sie sich den Musen näherte/ stunden sie nicht allein insgesamt auf: sondern bezeugten ihren geneigten Ehr-Willen mit tiefer Leibs-Neigung. Apollo selbsten/ nach dem Sie fast an seinem Thron gelangte/ und sich zur Knie-senkung bereitete/ trate ihr entgegen/ erhebte sie mit der Hand/ und trug ihr/ so wol mit einer sondern Geberden-Huld/ als durchdringlicher Wort-kürze den Neben-Sitz auf: welchen Sie auch/ aus Ehr-Schuld gegen seiner Befehl-Gnade (wie sie sich entschuldigte) anname. Hierauf winkte sie ihrer Nachtreterin Teutillis (so sich inzwischen neben den Mercurius gestellet hatte) daß sie den Vortrag/ den sie ihr zuvor in den Mund geleget/ nunmehro eröffnen solte. Diese wolte ihren Befehl fusfällig vollziehen/ wurde aber von ihrem Seiten-gesellen/ Mercurius, daran gehindert/ der ihr die Rede nicht ehe verstatten wolte/ bis sie sich aufgerichtet hätte. Deßwegen sie sich auch etwas erhube/ und hierauf also anfienge:

Durchleuchtigster Himmel Fürst/ grosser Erhalter des ganzen Welt-Rundes/ und mächtiger Beschützer des Musen-Reichs. Gegenwärtige/ meine hohe Gebieterin/ die Helden-müthige Kaiserin Germania, erinert sich noch allzuwol/ daß ihre Untergebene/ vor grauen Jahren/ von einem blinden Irr-wahn verleitet/ alleine die Mars-Altäre mit Menschen-Blut angeröhtet/ mit dem Opfer-Feuer erhitzet/ und mit Asche der streitbaren Rosse/ Raubsichtigen Wölfe/ Spurkündigen Hunde/ wachsamen[Spaltenumbruch] Hanen/ und scharfsichtigen Habichte (die sie seinen Neigungen gemäß achteten) beschweret hätten. Dieweil sie auch meistens seine Geist-regungen fühleten/ mehr mit Waffen als Würfeln/ Keulen als Kielen/spieleten/ Kriege vor Krüge liebeten; und ihre Thaten/ nit mit Dinte sondern Blut/ nit in Baumkleider sondern Feindes-gleider zeichneten. Dannenhero es nicht Wunder wäre/ wan Ihro Durchleuchtigkeit/ die Jenige Sie mit schuldiger Beehrung übergangen/ mit ewiger Ungnade angesehen/ und sie ihnen selbsten/ in ihrer Sitten-Wildniß gelassen hätte. Diesem aber ungeachtet/ hätten Sie nach und nach ihre Gunst-stralen auf diese unerkäntliche schiessen/ und ihnen einige Funken der Kunst-liebe beykommen lassen: bis sie endlich in ein helles Feuer ausgebrochen wären. Welches eben damals die reineste Flammen lohen lassen/ da die Selbst-Wut ihrer Bürger und Würger die wilde Kriegsglut mit der Fettigkeit ihres eigenen Bluts am meisten entzündet hätte.* Dann/ damit jene genehret und dieser gewehret würde/ hätte/ aus sonderem Himmel Trieb/ der grosse Ascenas-Nefe und theure Ascaniens Held/ Der Nehrende/ einen Palmenbaum gepflanzet: mit dessen Holz und Oele die Kunst-flamm zu erhalten/ und mit dem darausfliessenden Wasser die Mißgunst-Brunst zu dämpfen; und also hiedurch kluge Sprach Liebe an und altes Vertrauen wieder aufzurichten. Welches Ihm auch so weit geglücket/ daß besagter Baum/ mit rühmlicher Bey-hülfe seiner hohen Nachfolgere/ in einen fast tausend-stämmigen Hain erwachsen/ und bishero so trächtig gewesen wäre: daß man ihm mit guten Recht den Namen des Fruchtbringenden beygeleget hätte. Weil nun meine Grosgebieterin/ mit ihren hohen Söhnen/ diese heilsame Würkung der vorgerühmten Gnade des grossen Apollo schuldigst eignet: also ist sie gegenwärtig/ mit Ihnen/ allhier erschienen/ ihren Opfer-Dank auf seine

* Der hoChLöb LIChen FrVChtbrIngenDen GeseL LsC hafft VrsprVng. Besiehe hievon den nen sprossenden Palmenbaum p s. a.m.

[Spaltenumbruch] Stein-Adel versammlet schiene) zeugte von ihrer höchsten Stand-Würde. Gleichwie der Zepter in der rechten/ und der Reichs-Apfel in der lincken Hand bezieleten: daß sie ein grosses Theil des Welt-Rundes nit nur zu beherrschen/ sondern auch zu halten und zu erhalten hätte. Ihr mit schwartzen Adlern durchwürktes Gold-Stuck wurde von dem Talar-Purpur meistens bedecket: welchen/ unter der Brust/ ein herrliches Kleinod zusammen hielte. Als sie sich den Musen näherte/ stunden sie nicht allein insgesamt auf: sondern bezeugten ihren geneigten Ehr-Willen mit tiefer Leibs-Neigung. Apollo selbsten/ nach dem Sie fast an seinem Thron gelangte/ und sich zur Knie-senkung bereitete/ trate ihr entgegen/ erhebte sie mit der Hand/ und trug ihr/ so wol mit einer sondern Geberden-Huld/ als durchdringlicher Wort-kürze den Neben-Sitz auf: welchen Sie auch/ aus Ehr-Schuld gegen seiner Befehl-Gnade (wie sie sich entschuldigte) anname. Hierauf winkte sie ihrer Nachtreterin Teutillis (so sich inzwischen neben den Mercurius gestellet hatte) daß sie den Vortrag/ den sie ihr zuvor in den Mund geleget/ nunmehro eröffnen solte. Diese wolte ihren Befehl fusfällig vollziehen/ wurde aber von ihrem Seiten-gesellen/ Mercurius, daran gehindert/ der ihr die Rede nicht ehe verstatten wolte/ bis sie sich aufgerichtet hätte. Deßwegen sie sich auch etwas erhube/ und hierauf also anfienge:

Durchleuchtigster Himmel Fürst/ grosser Erhalter des ganzen Welt-Rundes/ und mächtiger Beschützer des Musen-Reichs. Gegenwärtige/ meine hohe Gebieterin/ die Helden-müthige Kaiserin Germania, erinert sich noch allzuwol/ daß ihre Untergebene/ vor grauen Jahren/ von einem blinden Irr-wahn verleitet/ alleine die Mars-Altäre mit Menschen-Blut angeröhtet/ mit dem Opfer-Feuer erhitzet/ und mit Asche der streitbaren Rosse/ Raubsichtigen Wölfe/ Spurkündigen Hunde/ wachsamen[Spaltenumbruch] Hanen/ und scharfsichtigen Habichte (die sie seinen Neigungen gemäß achteten) beschweret hätten. Dieweil sie auch meistens seine Geist-regungen fühleten/ mehr mit Waffen als Würfeln/ Keulen als Kielen/spieleten/ Kriege vor Krüge liebeten; und ihre Thaten/ nit mit Dinte sondern Blut/ nit in Baumkleider sondern Feindes-gleider zeichneten. Dannenhero es nicht Wunder wäre/ wan Ihro Durchleuchtigkeit/ die Jenige Sie mit schuldiger Beehrung übergangen/ mit ewiger Ungnade angesehen/ und sie ihnen selbsten/ in ihrer Sitten-Wildniß gelassen hätte. Diesem aber ungeachtet/ hätten Sie nach und nach ihre Gunst-stralen auf diese unerkäntliche schiessen/ und ihnen einige Funken der Kunst-liebe beykommen lassen: bis sie endlich in ein helles Feuer ausgebrochen wären. Welches eben damals die reineste Flammen lohen lassen/ da die Selbst-Wut ihrer Bürger und Würger die wilde Kriegsglut mit der Fettigkeit ihres eigenen Bluts am meisten entzündet hätte.* Dann/ damit jene genehret und dieser gewehret würde/ hätte/ aus sonderem Himmel Trieb/ der grosse Ascenas-Nefe und theure Ascaniens Held/ Der Nehrende/ einen Palmenbaum gepflanzet: mit dessen Holz und Oele die Kunst-flamm zu erhalten/ und mit dem darausfliessenden Wasser die Mißgunst-Brunst zu dämpfen; und also hiedurch kluge Sprach Liebe an und altes Vertrauen wieder aufzurichten. Welches Ihm auch so weit geglücket/ daß besagter Baum/ mit rühmlicher Bey-hülfe seiner hohen Nachfolgere/ in einen fast tausend-stämmigen Hain erwachsen/ und bishero so trächtig gewesen wäre: daß man ihm mit guten Recht den Namen des Fruchtbringenden beygeleget hätte. Weil nun meine Grosgebieterin/ mit ihren hohen Söhnen/ diese heilsame Würkung der vorgerühmten Gnade des grossen Apollo schuldigst eignet: also ist sie gegenwärtig/ mit Ihnen/ allhier erschienen/ ihren Opfer-Dank auf seine

* Der hoChLöb LIChen FrVChtbrIngenDen GeseL LsC hafft VrsprVng. Besiehe hievon den nen sprossenden Palmenbaum p s. a.m.
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[TA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [VII]/0025] Stein-Adel versammlet schiene) zeugte von ihrer höchsten Stand-Würde. Gleichwie der Zepter in der rechten/ und der Reichs-Apfel in der lincken Hand bezieleten: daß sie ein grosses Theil des Welt-Rundes nit nur zu beherrschen/ sondern auch zu halten und zu erhalten hätte. Ihr mit schwartzen Adlern durchwürktes Gold-Stuck wurde von dem Talar-Purpur meistens bedecket: welchen/ unter der Brust/ ein herrliches Kleinod zusammen hielte. Als sie sich den Musen näherte/ stunden sie nicht allein insgesamt auf: sondern bezeugten ihren geneigten Ehr-Willen mit tiefer Leibs-Neigung. Apollo selbsten/ nach dem Sie fast an seinem Thron gelangte/ und sich zur Knie-senkung bereitete/ trate ihr entgegen/ erhebte sie mit der Hand/ und trug ihr/ so wol mit einer sondern Geberden-Huld/ als durchdringlicher Wort-kürze den Neben-Sitz auf: welchen Sie auch/ aus Ehr-Schuld gegen seiner Befehl- Gnade (wie sie sich entschuldigte) anname. Hierauf winkte sie ihrer Nachtreterin Teutillis (so sich inzwischen neben den Mercurius gestellet hatte) daß sie den Vortrag/ den sie ihr zuvor in den Mund geleget/ nunmehro eröffnen solte. Diese wolte ihren Befehl fusfällig vollziehen/ wurde aber von ihrem Seiten-gesellen/ Mercurius, daran gehindert/ der ihr die Rede nicht ehe verstatten wolte/ bis sie sich aufgerichtet hätte. Deßwegen sie sich auch etwas erhube/ und hierauf also anfienge: Durchleuchtigster Himmel Fürst/ grosser Erhalter des ganzen Welt-Rundes/ und mächtiger Beschützer des Musen-Reichs. Gegenwärtige/ meine hohe Gebieterin/ die Helden-müthige Kaiserin Germania, erinert sich noch allzuwol/ daß ihre Untergebene/ vor grauen Jahren/ von einem blinden Irr-wahn verleitet/ alleine die Mars-Altäre mit Menschen-Blut angeröhtet/ mit dem Opfer-Feuer erhitzet/ und mit Asche der streitbaren Rosse/ Raubsichtigen Wölfe/ Spurkündigen Hunde/ wachsamen Hanen/ und scharfsichtigen Habichte (die sie seinen Neigungen gemäß achteten) beschweret hätten. Dieweil sie auch meistens seine Geist-regungen fühleten/ mehr mit Waffen als Würfeln/ Keulen als Kielen/spieleten/ Kriege vor Krüge liebeten; und ihre Thaten/ nit mit Dinte sondern Blut/ nit in Baumkleider sondern Feindes-gleider zeichneten. Dannenhero es nicht Wunder wäre/ wan Ihro Durchleuchtigkeit/ die Jenige Sie mit schuldiger Beehrung übergangen/ mit ewiger Ungnade angesehen/ und sie ihnen selbsten/ in ihrer Sitten-Wildniß gelassen hätte. Diesem aber ungeachtet/ hätten Sie nach und nach ihre Gunst- stralen auf diese unerkäntliche schiessen/ und ihnen einige Funken der Kunst-liebe beykommen lassen: bis sie endlich in ein helles Feuer ausgebrochen wären. Welches eben damals die reineste Flammen lohen lassen/ da die Selbst-Wut ihrer Bürger und Würger die wilde Kriegsglut mit der Fettigkeit ihres eigenen Bluts am meisten entzündet hätte. * Dann/ damit jene genehret und dieser gewehret würde/ hätte/ aus sonderem Himmel Trieb/ der grosse Ascenas-Nefe und theure Ascaniens Held/ Der Nehrende/ einen Palmenbaum gepflanzet: mit dessen Holz und Oele die Kunst-flamm zu erhalten/ und mit dem darausfliessenden Wasser die Mißgunst-Brunst zu dämpfen; und also hiedurch kluge Sprach Liebe an und altes Vertrauen wieder aufzurichten. Welches Ihm auch so weit geglücket/ daß besagter Baum/ mit rühmlicher Bey-hülfe seiner hohen Nachfolgere/ in einen fast tausend-stämmigen Hain erwachsen/ und bishero so trächtig gewesen wäre: daß man ihm mit guten Recht den Namen des Fruchtbringenden beygeleget hätte. Weil nun meine Grosgebieterin/ mit ihren hohen Söhnen/ diese heilsame Würkung der vorgerühmten Gnade des grossen Apollo schuldigst eignet: also ist sie gegenwärtig/ mit Ihnen/ allhier erschienen/ ihren Opfer-Dank auf seine * Der hoChLöb LIChen FrVChtbrIngenDen GeseL LsC hafft VrsprVng. Besiehe hievon den nen sprossenden Palmenbaum p s. a.m.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [VII]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/25>, abgerufen am 21.11.2024.