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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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[Spaltenumbruch] Sicilien/ nach der Cannenser Schlacht/ ihnen eine güldene Victoria/ nebenst annoch andern Dingen mehr/ zur Verehrung überschickt; sie aber alles/ ausgenommen die Victoria/ die sie für sich als ein gutes Zeichen ausgedeutet/ wieder zurück gesandt. Diese ward von den Alten Bildnus der Victoria mit Flügeln gemeiniglich geflügelt/ und zwar liegend/ in Gestalt einer schönen Jungfrauen gebildet/ in der einen Hand hatte Sie einen Lorbeer- oder grünen Oehlzweig-Krantz/ in der andern aber einen Palm-Zweig/ wie sie in Schau- oder Gedächtnus-Münzen und alten Steinen zu sehen ist: iedoch ist sie unterweilen auch nur mit einem Krantz/ unterweilen allein einen Palmzweig haltend zu sehen. Die Römer haben ihr bisweilen einen Lorbeer-Zweig in die Hände Der Lorbeer-Baum ist ein Kennzeichen der Victori. gegeben/ dann sie diesen für ihr Kennzeichen hielten/ und ihn mit Buchstaben von Lorbeerbaum-Holz/ wordurch nämlich die Victoria angedeutet ward/ zusammen fügten. Ingleichen pflegten sie auch/ wann ein öffentlich Freuden-Fest über einen neulich-angekündigten Sieg gehalten ward/ die Blätter von diesem Baum in deß grossen Jupiters Schos zu werffen. Auch liessen die/ so im Triumph einzogen/ sich mit den Lorbeer-Zweigen umbkränzen.

Die Egypter deuteten/ vermittelst ihrer Adler ein Siegs-Zeichen. Hieroglyphischen Buchstaben/ die Victoria/ oder Siegs-Göttin unter einem Adler an; weil dieser Vogel alle andere Vögel in Stärke überwindet und besieget. Dannenhero vielleicht Fahnen der Römer. mag kommen seyn/ daß die Römer in ihren Fahnen zum öfftern einen Adler ausgebildet; Wiewohl Sie auch bißweilen einen Wolf (weil dieses Thier dem Mars geheiligt) und den Minotaurus/ vorgestellet/ umb dardurch anzuzeigen/ es müsse eines Generals Rahtschlag allen andern also verborgen seyn/ als der Minotaurus im Labyrinth verborgen gelegen. Ja auch eine Sau pflegten sie in ihren Fahnen zu führen; dieweil ohne dieses Thier sie weder Bund noch Frieden zu machen gewohnet/ Gebrauch der Alten bey den Friedens-Verträgen. worinnen sie diesen Gebrauch hatten: Wann ietz und beyder Theile oder Parten Gesandten zusammen kamen/ schlug der Herold/ nach abgefassten und verlesnen Friedens-Pacten/ die Sau-Mutter mit einem Kieselstein/ und tödtete sie/ den Jupiter anbey anruffend/ daß er den jenigen also schlagen wolle/ welcher die Articul deß vest-gemachten Bundes oder Friedens nicht halten würde.

Man lieset auch/ daß die Römer vorzeiten ein Büschelein Heu an die Spitze eines Spiesses gebunden/ und solches an statt einer Fahne oder Paniers gebraucht haben/ ingleichen auch die aufgethane Hand und ein Seegel/ welches sie Labarum,oder eine Standarte zu nennen pflegten. Ja/ auch Pferd- oder Ochsen-Figuren wurden auf ihren Fahnen bezeichnet gesehen. Jedoch gebrauchten Sie sich dieser Fahnen ins gemein/ wann sie in ihrem Lager stunden; wann aber ein Treffen [Spaltenumbruch] Die kriegende Römer führten einen Adler in ihren Fahnen. vorgehen sollte/ führten sie einen Adler; weil sie diesen/ wie Josephus meldet/ für ein Herrschaffts- und gutes Glücks-Zeichen hielten. Dahero man beym Justinus lieset/ daß/ als sich ein Adler auf deß Jungen/ und ietzt seinen ersten Feldzug verrichtenden Hierons Schild niedergelassen/ die Vogelgeflügs-Deuter ihm propheceyet/ es würde ihme dadurch ein Königreich verkündiget; inmassen dann auch warhafftig also geschehen/ unangesehen Er von schlechten Eltern entsprossen war.

So hat auch Cyrus/ wie Xenophon in der Beschreibung von seiner Unterweisung erzehlet/ einen güldnen Adler mit ausgestreckten Flügeln oben auf seinem Wurff-Spiese geführt/ worinnen ihm die folgende Persische Könige nachgeahmet. Pausanias erzehlet in Laconicis,es seyen in dem/ bey den Lacedämoniern/ befindlichen Tempel deß Jupiters zween Adler zu sehen gewesen/ deren ieder ein Victorien-Bild getragen/ so vom Lysander/ wegen deß zweifachen Siegs/ welchen er über die Athenienser erlangt hatte/ dahin gewidmet worden. In dem berühmten Schau-Spiel/ welches Ptolemaeus Philadelphus/ nach deß Athenaeus Zeugnus/ vorgestellt/ sahe man zwey geflügelte Victorien/ mit solchen Kleidern angethan/ worein allerley Thiers-Gestalten gewirckt/ und sie selbsten mit mancherley güldnen Zieraten geschmückt waren/ die trugen güldne Rauch-Pfannen/ so auf Art der Epheu-Blätter sehr künstlich gemacht (vielleicht weil sie dem Bacchus damahliger Zeit dieneten) und tratten also hinan zum Altar/ der mit güldnen Epheu-Zweigen ausgezieret war.

Die vom Claudianus beschriebene Victoria. Claudianus beschreibet/ in den Lobgedichten deß Stilicons/ die Victoria mit allerhand Siegszeichen gezieret/ und giebt ihr einen grünen Palmzweig in die Hand/ und hefftet ihr Flügel an die Achseln/ welche den ungewissen Ausgang deß Kriegs bedeuteten: Dann die Victoria/ so anitzo auf dieser Seite zu stehen scheinet/ weichet bald auf die andere/ und pfleget öffters dem ietzt Uberwundnen wiederumb über sich zu helffen/ ihme neue Kräfften zu geben/ und deß Obsiegers Gedächtnus bey den Nachkommen im Flor zu erhalten; eben wie der Palmbaum/ iemehr er gedruckt wird/ ie mehr und stärcker er nach der Höhe trachtet/ und der druckenden Last widerstrebet: das Holtz dieses Baums faulet nicht/ wie andere Bäume/ und werden die Blätter überaus lange grün erhalten.

Dieweil aber deß Kriegs Ausschlag zweifelhafftig zu seyn pfleget/ hat man die Victoria die Gemeinsame Göttin genennet/ nicht anders/ als ob sie den jenigen/ welcher am meisten Fleiß anwendete/ in der Mitte zu umfangen pflege/ ihn auf solche Weise zu sich zu ziehen. Aus eben dieser Ursach ist auch Mars der Gemeinsame genennet worden; weil überwunden

[Spaltenumbruch] Sicilien/ nach der Cannenser Schlacht/ ihnen eine güldene Victoria/ nebenst annoch andern Dingen mehr/ zur Verehrung überschickt; sie aber alles/ ausgenommen die Victoria/ die sie für sich als ein gutes Zeichen ausgedeutet/ wieder zurück gesandt. Diese ward von den Alten Bildnus der Victoria mit Flügeln gemeiniglich geflügelt/ und zwar liegend/ in Gestalt einer schönen Jungfrauen gebildet/ in der einen Hand hatte Sie einen Lorbeer- oder grünen Oehlzweig-Krantz/ in der andern aber einen Palm-Zweig/ wie sie in Schau- oder Gedächtnus-Münzen und alten Steinen zu sehen ist: iedoch ist sie unterweilen auch nur mit einem Krantz/ unterweilen allein einen Palmzweig haltend zu sehen. Die Römer haben ihr bisweilen einen Lorbeer-Zweig in die Hände Der Lorbeer-Baum ist ein Kennzeichen der Victori. gegeben/ dann sie diesen für ihr Kennzeichen hielten/ und ihn mit Buchstaben von Lorbeerbaum-Holz/ wordurch nämlich die Victoria angedeutet ward/ zusammen fügten. Ingleichen pflegten sie auch/ wann ein öffentlich Freuden-Fest über einen neulich-angekündigten Sieg gehalten ward/ die Blätter von diesem Baum in deß grossen Jupiters Schos zu werffen. Auch liessen die/ so im Triumph einzogen/ sich mit den Lorbeer-Zweigen umbkränzen.

Die Egypter deuteten/ vermittelst ihrer Adler ein Siegs-Zeichen. Hieroglyphischen Buchstaben/ die Victoria/ oder Siegs-Göttin unter einem Adler an; weil dieser Vogel alle andere Vögel in Stärke überwindet und besieget. Dannenhero vielleicht Fahnen der Römer. mag kommen seyn/ daß die Römer in ihren Fahnen zum öfftern einen Adler ausgebildet; Wiewohl Sie auch bißweilen einen Wolf (weil dieses Thier dem Mars geheiligt) und den Minotaurus/ vorgestellet/ umb dardurch anzuzeigen/ es müsse eines Generals Rahtschlag allen andern also verborgen seyn/ als der Minotaurus im Labyrinth verborgen gelegen. Ja auch eine Sau pflegten sie in ihren Fahnen zu führen; dieweil ohne dieses Thier sie weder Bund noch Frieden zu machen gewohnet/ Gebrauch der Alten bey den Friedens-Verträgen. worinnen sie diesen Gebrauch hatten: Wann ietz und beyder Theile oder Parten Gesandten zusammen kamen/ schlug der Herold/ nach abgefassten und verlesnen Friedens-Pacten/ die Sau-Mutter mit einem Kieselstein/ und tödtete sie/ den Jupiter anbey anruffend/ daß er den jenigen also schlagen wolle/ welcher die Articul deß vest-gemachten Bundes oder Friedens nicht halten würde.

Man lieset auch/ daß die Römer vorzeiten ein Büschelein Heu an die Spitze eines Spiesses gebunden/ und solches an statt einer Fahne oder Paniers gebraucht haben/ ingleichen auch die aufgethane Hand und ein Seegel/ welches sie Labarum,oder eine Standarte zu nennen pflegten. Ja/ auch Pferd- oder Ochsen-Figuren wurden auf ihren Fahnen bezeichnet gesehen. Jedoch gebrauchten Sie sich dieser Fahnen ins gemein/ wann sie in ihrem Lager stunden; wann aber ein Treffen [Spaltenumbruch] Die kriegende Römer führten einen Adler in ihren Fahnen. vorgehen sollte/ führten sie einen Adler; weil sie diesen/ wie Josephus meldet/ für ein Herrschaffts- und gutes Glücks-Zeichen hielten. Dahero man beym Justinus lieset/ daß/ als sich ein Adler auf deß Jungen/ und ietzt seinen ersten Feldzug verrichtenden Hierons Schild niedergelassen/ die Vogelgeflügs-Deuter ihm propheceyet/ es würde ihme dadurch ein Königreich verkündiget; inmassen dann auch warhafftig also geschehen/ unangesehen Er von schlechten Eltern entsprossen war.

So hat auch Cyrus/ wie Xenophon in der Beschreibung von seiner Unterweisung erzehlet/ einen güldnen Adler mit ausgestreckten Flügeln oben auf seinem Wurff-Spiese geführt/ worinnen ihm die folgende Persische Könige nachgeahmet. Pausanias erzehlet in Laconicis,es seyen in dem/ bey den Lacedämoniern/ befindlichen Tempel deß Jupiters zween Adler zu sehen gewesen/ deren ieder ein Victorien-Bild getragen/ so vom Lysander/ wegen deß zweifachen Siegs/ welchen er über die Athenienser erlangt hatte/ dahin gewidmet worden. In dem berühmten Schau-Spiel/ welches Ptolemaeus Philadelphus/ nach deß Athenaeus Zeugnus/ vorgestellt/ sahe man zwey geflügelte Victorien/ mit solchen Kleidern angethan/ worein allerley Thiers-Gestalten gewirckt/ und sie selbsten mit mancherley güldnen Zieraten geschmückt waren/ die trugen güldne Rauch-Pfannen/ so auf Art der Epheu-Blätter sehr künstlich gemacht (vielleicht weil sie dem Bacchus damahliger Zeit dieneten) und tratten also hinan zum Altar/ der mit güldnen Epheu-Zweigen ausgezieret war.

Die vom Claudianus beschriebene Victoria. Claudianus beschreibet/ in den Lobgedichten deß Stilicons/ die Victoria mit allerhand Siegszeichen gezieret/ und giebt ihr einen grünen Palmzweig in die Hand/ und hefftet ihr Flügel an die Achseln/ welche den ungewissen Ausgang deß Kriegs bedeuteten: Dann die Victoria/ so anitzo auf dieser Seite zu stehen scheinet/ weichet bald auf die andere/ und pfleget öffters dem ietzt Uberwundnen wiederumb über sich zu helffen/ ihme neue Kräfften zu geben/ und deß Obsiegers Gedächtnus bey den Nachkommen im Flor zu erhalten; eben wie der Palmbaum/ iemehr er gedruckt wird/ ie mehr und stärcker er nach der Höhe trachtet/ und der druckenden Last widerstrebet: das Holtz dieses Baums faulet nicht/ wie andere Bäume/ und werden die Blätter überaus lange grün erhalten.

Dieweil aber deß Kriegs Ausschlag zweifelhafftig zu seyn pfleget/ hat man die Victoria die Gemeinsame Göttin genennet/ nicht anders/ als ob sie den jenigen/ welcher am meisten Fleiß anwendete/ in der Mitte zu umfangen pflege/ ihn auf solche Weise zu sich zu ziehen. Aus eben dieser Ursach ist auch Mars der Gemeinsame genennet worden; weil überwunden

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[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 144/0224] Sicilien/ nach der Cannenser Schlacht/ ihnen eine güldene Victoria/ nebenst annoch andern Dingen mehr/ zur Verehrung überschickt; sie aber alles/ ausgenommen die Victoria/ die sie für sich als ein gutes Zeichen ausgedeutet/ wieder zurück gesandt. Diese ward von den Alten gemeiniglich geflügelt/ und zwar liegend/ in Gestalt einer schönen Jungfrauen gebildet/ in der einen Hand hatte Sie einen Lorbeer- oder grünen Oehlzweig-Krantz/ in der andern aber einen Palm-Zweig/ wie sie in Schau- oder Gedächtnus-Münzen und alten Steinen zu sehen ist: iedoch ist sie unterweilen auch nur mit einem Krantz/ unterweilen allein einen Palmzweig haltend zu sehen. Die Römer haben ihr bisweilen einen Lorbeer-Zweig in die Hände gegeben/ dann sie diesen für ihr Kennzeichen hielten/ und ihn mit Buchstaben von Lorbeerbaum-Holz/ wordurch nämlich die Victoria angedeutet ward/ zusammen fügten. 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Ja auch eine Sau pflegten sie in ihren Fahnen zu führen; dieweil ohne dieses Thier sie weder Bund noch Frieden zu machen gewohnet/ worinnen sie diesen Gebrauch hatten: Wann ietz und beyder Theile oder Parten Gesandten zusammen kamen/ schlug der Herold/ nach abgefassten und verlesnen Friedens-Pacten/ die Sau-Mutter mit einem Kieselstein/ und tödtete sie/ den Jupiter anbey anruffend/ daß er den jenigen also schlagen wolle/ welcher die Articul deß vest-gemachten Bundes oder Friedens nicht halten würde. Adler ein Siegs-Zeichen. Fahnen der Römer. Gebrauch der Alten bey den Friedens-Verträgen.Man lieset auch/ daß die Römer vorzeiten ein Büschelein Heu an die Spitze eines Spiesses gebunden/ und solches an statt einer Fahne oder Paniers gebraucht haben/ ingleichen auch die aufgethane Hand und ein Seegel/ welches sie Labarum,oder eine Standarte zu nennen pflegten. Ja/ auch Pferd- oder Ochsen-Figuren wurden auf ihren Fahnen bezeichnet gesehen. Jedoch gebrauchten Sie sich dieser Fahnen ins gemein/ wann sie in ihrem Lager stunden; wann aber ein Treffen vorgehen sollte/ führten sie einen Adler; weil sie diesen/ wie Josephus meldet/ für ein Herrschaffts- und gutes Glücks-Zeichen hielten. Dahero man beym Justinus lieset/ daß/ als sich ein Adler auf deß Jungen/ und ietzt seinen ersten Feldzug verrichtenden Hierons Schild niedergelassen/ die Vogelgeflügs-Deuter ihm propheceyet/ es würde ihme dadurch ein Königreich verkündiget; inmassen dann auch warhafftig also geschehen/ unangesehen Er von schlechten Eltern entsprossen war. Die kriegende Römer führten einen Adler in ihren Fahnen.So hat auch Cyrus/ wie Xenophon in der Beschreibung von seiner Unterweisung erzehlet/ einen güldnen Adler mit ausgestreckten Flügeln oben auf seinem Wurff-Spiese geführt/ worinnen ihm die folgende Persische Könige nachgeahmet. Pausanias erzehlet in Laconicis,es seyen in dem/ bey den Lacedämoniern/ befindlichen Tempel deß Jupiters zween Adler zu sehen gewesen/ deren ieder ein Victorien-Bild getragen/ so vom Lysander/ wegen deß zweifachen Siegs/ welchen er über die Athenienser erlangt hatte/ dahin gewidmet worden. In dem berühmten Schau-Spiel/ welches Ptolemaeus Philadelphus/ nach deß Athenaeus Zeugnus/ vorgestellt/ sahe man zwey geflügelte Victorien/ mit solchen Kleidern angethan/ worein allerley Thiers-Gestalten gewirckt/ und sie selbsten mit mancherley güldnen Zieraten geschmückt waren/ die trugen güldne Rauch-Pfannen/ so auf Art der Epheu-Blätter sehr künstlich gemacht (vielleicht weil sie dem Bacchus damahliger Zeit dieneten) und tratten also hinan zum Altar/ der mit güldnen Epheu-Zweigen ausgezieret war. Claudianus beschreibet/ in den Lobgedichten deß Stilicons/ die Victoria mit allerhand Siegszeichen gezieret/ und giebt ihr einen grünen Palmzweig in die Hand/ und hefftet ihr Flügel an die Achseln/ welche den ungewissen Ausgang deß Kriegs bedeuteten: Dann die Victoria/ so anitzo auf dieser Seite zu stehen scheinet/ weichet bald auf die andere/ und pfleget öffters dem ietzt Uberwundnen wiederumb über sich zu helffen/ ihme neue Kräfften zu geben/ und deß Obsiegers Gedächtnus bey den Nachkommen im Flor zu erhalten; eben wie der Palmbaum/ iemehr er gedruckt wird/ ie mehr und stärcker er nach der Höhe trachtet/ und der druckenden Last widerstrebet: das Holtz dieses Baums faulet nicht/ wie andere Bäume/ und werden die Blätter überaus lange grün erhalten. Die vom Claudianus beschriebene Victoria.Dieweil aber deß Kriegs Ausschlag zweifelhafftig zu seyn pfleget/ hat man die Victoria die Gemeinsame Göttin genennet/ nicht anders/ als ob sie den jenigen/ welcher am meisten Fleiß anwendete/ in der Mitte zu umfangen pflege/ ihn auf solche Weise zu sich zu ziehen. Aus eben dieser Ursach ist auch Mars der Gemeinsame genennet worden; weil überwunden

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  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/224>, abgerufen am 30.04.2024.