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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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[Spaltenumbruch] Hercules/ vom Zorn überwogen/ den Dreyfuß ergriffen/ und mit sich hinweggetragen/ doch hernach wieder gebracht/ und darauf alles/ was er begehrt/ vom Oraculo erlernet. Was die Dreyfüsse gewesen. Diese Dreyfüsse waren eherne Töpffe/ so auf drey Füssen stunden; deren einige anathematikoi genennet wurden/ weil man sie nämlich nur zur Zieraht in die Häuser und Kirchen stellete/ und nicht zum Feuer setzte/ daher sie auch vom Homerus apuroi oder Feuer-Freye; die aber/ so zu deß Feuers Gebrauch gemacht waren/ aithonai oder Feuer-leidende benamset worden. Jene waren in hohen Würden/ und den Göttern/ wie auch mit rühmlicher Tugend begabten Männern verehret. Dahero sie Virgilius im V. Buch Aeneidos unter die Gewinns-Gaben zehlet/ die Aeneas/ in denen/ seinem verstorbnen Vatter Anchises zu Ehren angestellten/ Spielen aufgesetzt; so vielleicht die jenige gewesen/ welche er vom Helenus verehrt bekommen/ und vom Virgilius im III. Buch Aeneidos, Lebetes oder Tiegel genennet werden; diese sind/ nach deß Servius Meinung/ gewisse zum Händ-waschen beqveme Gefässe/ wann er sagt: es düncke ihm unanständig zu seyn/ daß man einem solchen Manne Küchen-Geschirre verehren sollte. Athenaeus aber/ da er die Homerische Unterscheidung der Dreyfüsse erzehlet/ sagt/ es sey gebräuchlich gewesen/ alle beyde Gattungen Lebetes oder Tiegel zu nennen; will auch/ es seyen die jenige so man aithonas genennet/ bequem gewesen Wasser darinen zu wärmen/ die aporoi oder Feuer-Freye aber/ an statt der Schalen/ den Wein darein zu schencken/ gebraucht worden.

Dieweil aber diese Dinge zu unserm gegenwärtigen Vorhaben wenig dienen/ als sehen wir uns billig nach etwas anders/ und zwar dienlichers/ umb/ als da ist/ der Dreyfuß oder Dreyfuß in deß Apollo Tempel zu Delphos. Tisch in deß Apollo Tempel zu Delphos/ auf welchem die Phoebas oder Priesterin sitzend zu weissagen pflegte/ nämlich von dem Geist deß Apollo getrieben/ der durch den heimlichen Orte der Priesterin in den Leib eingienge: dahero einige erzehlen/ es sey dieser Dreyfuß in der Mitte durchlöchert gewest/ damit sich ja keine Hinderung ereignen/ und der Geist frey in sie eindringen mögte. Den Dreyfuß aber können [Spaltenumbruch] Die Warheit. wir für ein Kennzeichen der Warheit nehmen/ weil die Antwort/ so aus demselben hervorgekommen/ iederzeit für die ungezweiffelte Warheit gehalten wurde. Dannenhero Athenaeus schreibet/ daß/ wann sie iemand für einen warhafften Menschen rühmen und ausgeben wollen/ sie im Sprichwort zu sagen pflegen/ er rede aus dem Dreyfuß. Aus eben Deß Bacchus Dreyfuß. mässiger Ursach/ sagt eben dieser Autor/ sey auch dem Bacchus der Dreyfuß/ in Gestalt einer Schale zugeeignet worden/ weil insonderheit der Wein die Warheit eröffnet/ nicht anders als der Götter Oracula oder geheime Antworten zu thun gepfleget/ dann wir fast von allen Göttern lesen/ daß sie an einem oder andern Orte ihre Antwort von sich gegeben haben/ wovon aber zu reden dieses Orts nicht ist; Jedoch achte ich noch nöhtig/ und der Müh wol wehrt seyn/ allhier in dieser deß Mercurius letzten Bildnus sein Oraculum mit wenigen zu berühren.

Deß Mercurius Oraculum. Pausanias in Achaicis schreibet/ es sey/ an einem gewissen Orte in Griechenlande/ mitten auf dem Marckte/ deß Mercurius marmorsteinenes Bild mit einem langen Barte/ auf einem vierecktem Grunde/ in mässiger Grösse gestanden/ und nechst darbey sey ein Oraculum gewesen; vor dem Mercurius-Bilde aber habe man die Vesta ebenmässig von Marmorstein abgebildet gesehen/ an welcher eherne Lämplein mit Bley gelötet gewesen. Die jenige nun/ so den Gott Mercurius umb Raht fragen wollen/ hätten zuvor/ vermittels Anzündung eines guten Weyrauchs/ die Vesta versöhnen/ darauf Oehl in die Lämplein giessen/ selbige anzünden/ und endlich auf der rechten Seiten deß Altars einen gewissen mit dem vätterlichen Zeichen bemerckten Müntz-Pfennig opffern müssen; da sie auch zugleich/ was ihnen nöhtig gewesen/ gefragt/ und das Ohr an das Bild gehalten; wann sie nun von Marckte wieder weggegangen/ hätten sie mit den Händen die Ohren zugedruckt und so lange zugehalten/ biß sie von demselben sich ziemlich entfernet befunden/ worauf sie solche wiederumb eröffnet/ und was sie dann zu erst vor eine Stimme gehört/ die hätten sie an statt einer Antwort deß Oraculi gehalten und angenommen.

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[Spaltenumbruch] Hercules/ vom Zorn überwogen/ den Dreyfuß ergriffen/ und mit sich hinweggetragen/ doch hernach wieder gebracht/ und darauf alles/ was er begehrt/ vom Oraculo erlernet. Was die Dreyfüsse gewesen. Diese Dreyfüsse waren eherne Töpffe/ so auf drey Füssen stunden; deren einige ἀναϑηματικοὶ genennet wurden/ weil man sie nämlich nur zur Zieraht in die Häuser und Kirchen stellete/ und nicht zum Feuer setzte/ daher sie auch vom Homerus ἀπυροι oder Feuer-Freye; die aber/ so zu deß Feuers Gebrauch gemacht waren/ ἀιϑωναι oder Feuer-leidende benamset worden. Jene waren in hohen Würden/ und den Göttern/ wie auch mit rühmlicher Tugend begabten Männern verehret. Dahero sie Virgilius im V. Buch Aeneidos unter die Gewinns-Gaben zehlet/ die Aeneas/ in denen/ seinem verstorbnen Vatter Anchises zu Ehren angestellten/ Spielen aufgesetzt; so vielleicht die jenige gewesen/ welche er vom Helenus verehrt bekommen/ und vom Virgilius im III. Buch Aeneidos, Lebetes oder Tiegel genennet werden; diese sind/ nach deß Servius Meinung/ gewisse zum Händ-waschen beqveme Gefässe/ wann er sagt: es düncke ihm unanständig zu seyn/ daß man einem solchen Manne Küchen-Geschirre verehren sollte. Athenaeus aber/ da er die Homerische Unterscheidung der Dreyfüsse erzehlet/ sagt/ es sey gebräuchlich gewesen/ alle beyde Gattungen Lebetes oder Tiegel zu nennen; will auch/ es seyen die jenige so man ἀιϑωνας genennet/ bequem gewesen Wasser darinen zu wärmen/ die ἀποροι oder Feuer-Freye aber/ an statt der Schalen/ den Wein darein zu schencken/ gebraucht worden.

Dieweil aber diese Dinge zu unserm gegenwärtigen Vorhaben wenig dienen/ als sehen wir uns billig nach etwas anders/ und zwar dienlichers/ umb/ als da ist/ der Dreyfuß oder Dreyfuß in deß Apollo Tempel zu Delphos. Tisch in deß Apollo Tempel zu Delphos/ auf welchem die Phoebas oder Priesterin sitzend zu weissagen pflegte/ nämlich von dem Geist deß Apollo getrieben/ der durch den heimlichen Orte der Priesterin in den Leib eingienge: dahero einige erzehlen/ es sey dieser Dreyfuß in der Mitte durchlöchert gewest/ damit sich ja keine Hinderung ereignen/ und der Geist frey in sie eindringen mögte. Den Dreyfuß aber können [Spaltenumbruch] Die Warheit. wir für ein Kennzeichen der Warheit nehmen/ weil die Antwort/ so aus demselben hervorgekommen/ iederzeit für die ungezweiffelte Warheit gehalten wurde. Dannenhero Athenaeus schreibet/ daß/ wann sie iemand für einen warhafften Menschen rühmen und ausgeben wollen/ sie im Sprichwort zu sagen pflegen/ er rede aus dem Dreyfuß. Aus eben Deß Bacchus Dreyfuß. mässiger Ursach/ sagt eben dieser Autor/ sey auch dem Bacchus der Dreyfuß/ in Gestalt einer Schale zugeeignet worden/ weil insonderheit der Wein die Warheit eröffnet/ nicht anders als der Götter Oracula oder geheime Antworten zu thun gepfleget/ dann wir fast von allen Göttern lesen/ daß sie an einem oder andern Orte ihre Antwort von sich gegeben haben/ wovon aber zu reden dieses Orts nicht ist; Jedoch achte ich noch nöhtig/ und der Müh wol wehrt seyn/ allhier in dieser deß Mercurius letzten Bildnus sein Oraculum mit wenigen zu berühren.

Deß Mercurius Oraculum. Pausanias in Achaicis schreibet/ es sey/ an einem gewissen Orte in Griechenlande/ mitten auf dem Marckte/ deß Mercurius marmorsteinenes Bild mit einem langen Barte/ auf einem vierecktem Grunde/ in mässiger Grösse gestanden/ und nechst darbey sey ein Oraculum gewesen; vor dem Mercurius-Bilde aber habe man die Vesta ebenmässig von Marmorstein abgebildet gesehen/ an welcher eherne Lämplein mit Bley gelötet gewesen. Die jenige nun/ so den Gott Mercurius umb Raht fragen wollen/ hätten zuvor/ vermittels Anzündung eines guten Weyrauchs/ die Vesta versöhnen/ darauf Oehl in die Lämplein giessen/ selbige anzünden/ und endlich auf der rechten Seiten deß Altars einen gewissen mit dem vätterlichen Zeichen bemerckten Müntz-Pfennig opffern müssen; da sie auch zugleich/ was ihnen nöhtig gewesen/ gefragt/ und das Ohr an das Bild gehalten; wann sie nun von Marckte wieder weggegangen/ hätten sie mit den Händen die Ohren zugedruckt und so lange zugehalten/ biß sie von demselben sich ziemlich entfernet befunden/ worauf sie solche wiederumb eröffnet/ und was sie dann zu erst vor eine Stimme gehört/ die hätten sie an statt einer Antwort deß Oraculi gehalten und angenommen.

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[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 125/0199] Hercules/ vom Zorn überwogen/ den Dreyfuß ergriffen/ und mit sich hinweggetragen/ doch hernach wieder gebracht/ und darauf alles/ was er begehrt/ vom Oraculo erlernet. Diese Dreyfüsse waren eherne Töpffe/ so auf drey Füssen stunden; deren einige ἀναϑηματικοὶ genennet wurden/ weil man sie nämlich nur zur Zieraht in die Häuser und Kirchen stellete/ und nicht zum Feuer setzte/ daher sie auch vom Homerus ἀπυροι oder Feuer-Freye; die aber/ so zu deß Feuers Gebrauch gemacht waren/ ἀιϑωναι oder Feuer-leidende benamset worden. Jene waren in hohen Würden/ und den Göttern/ wie auch mit rühmlicher Tugend begabten Männern verehret. Dahero sie Virgilius im V. Buch Aeneidos unter die Gewinns-Gaben zehlet/ die Aeneas/ in denen/ seinem verstorbnen Vatter Anchises zu Ehren angestellten/ Spielen aufgesetzt; so vielleicht die jenige gewesen/ welche er vom Helenus verehrt bekommen/ und vom Virgilius im III. Buch Aeneidos, Lebetes oder Tiegel genennet werden; diese sind/ nach deß Servius Meinung/ gewisse zum Händ-waschen beqveme Gefässe/ wann er sagt: es düncke ihm unanständig zu seyn/ daß man einem solchen Manne Küchen-Geschirre verehren sollte. Athenaeus aber/ da er die Homerische Unterscheidung der Dreyfüsse erzehlet/ sagt/ es sey gebräuchlich gewesen/ alle beyde Gattungen Lebetes oder Tiegel zu nennen; will auch/ es seyen die jenige so man ἀιϑωνας genennet/ bequem gewesen Wasser darinen zu wärmen/ die ἀποροι oder Feuer-Freye aber/ an statt der Schalen/ den Wein darein zu schencken/ gebraucht worden. Was die Dreyfüsse gewesen.Dieweil aber diese Dinge zu unserm gegenwärtigen Vorhaben wenig dienen/ als sehen wir uns billig nach etwas anders/ und zwar dienlichers/ umb/ als da ist/ der Dreyfuß oder Tisch in deß Apollo Tempel zu Delphos/ auf welchem die Phoebas oder Priesterin sitzend zu weissagen pflegte/ nämlich von dem Geist deß Apollo getrieben/ der durch den heimlichen Orte der Priesterin in den Leib eingienge: dahero einige erzehlen/ es sey dieser Dreyfuß in der Mitte durchlöchert gewest/ damit sich ja keine Hinderung ereignen/ und der Geist frey in sie eindringen mögte. Den Dreyfuß aber können wir für ein Kennzeichen der Warheit nehmen/ weil die Antwort/ so aus demselben hervorgekommen/ iederzeit für die ungezweiffelte Warheit gehalten wurde. Dannenhero Athenaeus schreibet/ daß/ wann sie iemand für einen warhafften Menschen rühmen und ausgeben wollen/ sie im Sprichwort zu sagen pflegen/ er rede aus dem Dreyfuß. Aus eben mässiger Ursach/ sagt eben dieser Autor/ sey auch dem Bacchus der Dreyfuß/ in Gestalt einer Schale zugeeignet worden/ weil insonderheit der Wein die Warheit eröffnet/ nicht anders als der Götter Oracula oder geheime Antworten zu thun gepfleget/ dann wir fast von allen Göttern lesen/ daß sie an einem oder andern Orte ihre Antwort von sich gegeben haben/ wovon aber zu reden dieses Orts nicht ist; Jedoch achte ich noch nöhtig/ und der Müh wol wehrt seyn/ allhier in dieser deß Mercurius letzten Bildnus sein Oraculum mit wenigen zu berühren. Dreyfuß in deß Apollo Tempel zu Delphos. Die Warheit. Deß Bacchus Dreyfuß. Pausanias in Achaicis schreibet/ es sey/ an einem gewissen Orte in Griechenlande/ mitten auf dem Marckte/ deß Mercurius marmorsteinenes Bild mit einem langen Barte/ auf einem vierecktem Grunde/ in mässiger Grösse gestanden/ und nechst darbey sey ein Oraculum gewesen; vor dem Mercurius-Bilde aber habe man die Vesta ebenmässig von Marmorstein abgebildet gesehen/ an welcher eherne Lämplein mit Bley gelötet gewesen. Die jenige nun/ so den Gott Mercurius umb Raht fragen wollen/ hätten zuvor/ vermittels Anzündung eines guten Weyrauchs/ die Vesta versöhnen/ darauf Oehl in die Lämplein giessen/ selbige anzünden/ und endlich auf der rechten Seiten deß Altars einen gewissen mit dem vätterlichen Zeichen bemerckten Müntz-Pfennig opffern müssen; da sie auch zugleich/ was ihnen nöhtig gewesen/ gefragt/ und das Ohr an das Bild gehalten; wann sie nun von Marckte wieder weggegangen/ hätten sie mit den Händen die Ohren zugedruckt und so lange zugehalten/ biß sie von demselben sich ziemlich entfernet befunden/ worauf sie solche wiederumb eröffnet/ und was sie dann zu erst vor eine Stimme gehört/ die hätten sie an statt einer Antwort deß Oraculi gehalten und angenommen. Deß Mercurius Oraculum. [Abbildung [Abbildung] ]

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/199>, abgerufen am 28.04.2024.