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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] habe. So meldet auch Strabo, daß Apollo den Bauleuten der Stadt diesen Rath gegeben/ sie solten gleich gegen den Blinden/ das ist/ Calcedoniern, über/ bauen; Blind hat sie der Abgott darum genannt/ weil sie/ als die am ersten dorthin gesegelt/ so eines überflüssig-reichen Ufers sich nicht bemächtiget hätten. Und dahero glaub ich/ daß auf die Medaglie ein Schiff und Meerschwein gepreget worden.

5.Crisamis.

CNopus, welcher von dem edlen Stamm Codri Cnopus bedient sich der Priesterin Crisamis in seinen Kriegs Raht. entspossen/ ward/ als er in Jonien und Asien ein ziemliches Kriegs-Heer führete/ von dem Oracul ermahnet/ daß er die Echaische Priesterin sonders wol in acht nehmen solte. Weswegen er eine Gesandschafft an die Thessalier abgeordnet/ welche nach Vernehmung seines Anbringens/ ihme/ die Priesterin Crisamis mitzuführen/ erlaubet. Weil nun diese eine sonderliche Wissenschafft der Kräuter und Kriegslist/ so die Crisamis mit einem Opffer-Vieh angestellet. Artzneyen hatte: nahm sie/ von der Weide/ den grösten und schönsten Ochsen/ welcher anzutreffen war/ hinweg/ vergüldete selbigem die Hörner/ zierete ihn mit Kräntzen und Gold-gesticktem Purpur/ und gab ihm ein/ mit Artzney angemachtes/ Futter zu fressen/ welches die Krafft hatte/ daß/ wer von des Ochsen Fleisch etwas geniessen würde/ derselbige wütend und rasend werden solte. Der Ochs ward an die Spitze des feindlichen Heers geführet. Immittelst aber man den Altar zum Opffer zubereiten wolte; fing der Ochs an/ durch der verborgenen Kräuter Krafft/ wütend zu werden/ sprang hin und her/ riß sich loß/ und lieff gantz brüllend in das feindliche Lager: allda die Feinde solches/ weil er so trefflich schön geputzet war/ für ein glückliches Zeichen hielten. Diese opfferten den Ochsen/ und bekam ein ieder ein Stück Fleisch von ihme: damit sie alle der Göttlichen Krafft theilhafftig Cnopi Feinde werden/ vom Fleisch Fleisch des tollen Ochsens, rasend/ werden möchten. Allein die Wirckung schlug viel anders aus: denn das gantze Kriegs-Heer wurde dardurch so betrogen und verführet/ daß sie alle/ nach Geniessung des Fleisches rasend wurden/ hin und her lieffen/ und ein ieder seinen anvertrauten Posten verließ. Als Cnopus dis Und drüber geschlagen. gesehen; führte er/ auf Crisamis Erinnerung/ sein Volck zusammen/ überfiel den Feind in aller Eyl/ und erlegte das gantze Heer/ bekam auch der Erythroeer grosse und schöne Haupt-Stadt Erythra dardurch ein.

Diese Crisamis ist entnommen/ aus einem Bildnus der Crisamis von einem Onix genommen. Onichstein/ in einer Ovalrunde zu einen Ringe/ mit einem Lorbeer Krantz/ und das Haar gantz schlecht gebunden/ auf die Schultern herab hangend/ mit denen 2. Anfangs-Buchstaben KP. ihres Namens. Der Lorbeer war der Poesey und Wahrsagerer geheiligt Und ob wol das Edelgestein so subtil und klein/ daß man keine Hand sehen kan: so siehet man doch eine Spitze von einem Lorbeer-Zweige. Prochus schreibet/ daß die Athenienser den Lorbeer getragen am siebendem Tag des Monats/ an welchem sie/ dem Apollo zu Ehren/ ein Lied abgesungen. Desgleichen sagt er/ daß der Lorbeerbaum nicht allein der Poesey/ sondern auch den Wahrsagern gewidmet sey. Es glaubet auch der Aberglaube/ daß dieser Baum/[Spaltenumbruch] wann er einem Schlaffenden unter dem Haupt liget/ demselben wahrhaffte Sachen träumen mache: massen dann auch die alte Heyden/ den Ausgang zukünfftiger Dinge hier aus zu erkundigen vermeynten/ und das grosse Krachen des Lorbeer-Holtzes/ wann es über das Feuer gehalten ward/ für ein sonlich gutes Zeichen hielten: wie dieser Vers Tibulli bezeugt:

Laurus ubi bina signa dedit, gaudete
Coloni.

Wann euch der Lorbeer-Ast zwey Zeichen
hat gegeben/

So mögt ihr Ackers-Leut' in vollen Freu-
den leben.

Wann aber dieser Baum also stillschweigend hingebrannt/ hielten sie es für ein grosses Unglück-Zeichen. Daher Propertius schreibt:

Et tacet extincto laurus adusta foco.
Der Lorbeer schweigt/ wie wol er gäntzlich
aufgebrannt.

So pflegten auch diejenige/ welche sich auf die Wahrsagerey beflissen/ gemeiniglich von Lorbeern zu essen. Daher die Priester und Wahrsagere mehrentheils Lorbeer-Kräntze getragen: wie darauf folgende Worte Porphyrii zielen:

Solvite serta, pedes liquidis & spargite
lymphis,

Eque manu ramum, lauros auferte vi-
rentes.

Löst auf den Krantz/ besprengt den Fuß
Mit einem klaren Wasser-Guß.
Weg mit den Zweigen aus der Hand!
Der Lorbeer-Strauch werd abgewand!

6.Codrus Rex.

AUs dem königlichen Bunde/ Mayestätischen Angesicht/ Medaglie mit Königs Codri Bildnus. und herrlichen Ansehen dieser Bildnus/ will man glauben/ daß es Codrus, der letzte Atheniensische König gewesen. Und/ zu Beglaubung dessen/ möchte wol dienen/ wann man auf der andern Seite der Medaglie eine Meerkatze/ alß ein sehr kenn- und kundbares Zeichen der Athenienser Wapen/ eingepreget siehet. Massen dann hierinnen Plutarchus, Alexander ab Alexandro, und Tiraquellus, nebenst noch anderen Autoren/ Beyfall giebt. Gleicher gestalt stimmet das aufrichtige Gesicht/ und der gleichsam mitleydige fromme Blick des Antlitzes/ mit der vortrefflichen That/ so Warnung des Orakels/ daß man dem Atheniensischen König im Kriege nicht tödten solte/ bey Verlust des Obsiegs. Codri freywilliger Tod für seine Unterthanen. er/ dem Vatterland zum besten/ vollzogen/ sehr wol damit überein. Dann/ wie Justinus, Valerius Maximus, und Polyenus melden; Als dieser Codrus erfahren/ was das Oracul ihren Feinden zur Antwort gegeben/ daß sie/ wann sie anderst den Sieg erhalten wolten/ vor allen der Athenienser ihren König nicht erwürgen solten; unterließ er nicht zu Dienst seines Vatter-lands/ seinen Königlichen Habit und Zierrat abzulegen/ und in schlechten Kleidern/ mit einem Bund Holtzes/ am Halß/ durch des Feindes Lager zu gehen/ und allda einen Soldaten/ der ihm/ nebenst vielen andern/ auf der Strasse begegnete/ zu verwunden; nur

[Spaltenumbruch] habe. So meldet auch Strabo, daß Apollo den Bauleuten der Stadt diesen Rath gegeben/ sie solten gleich gegen den Blinden/ das ist/ Calcedoniern, über/ bauen; Blind hat sie der Abgott darum genannt/ weil sie/ als die am ersten dorthin gesegelt/ so eines überflüssig-reichen Ufers sich nicht bemächtiget hätten. Und dahero glaub ich/ daß auf die Medaglie ein Schiff und Meerschwein gepreget worden.

5.Crisamis.

CNopus, welcher von dem edlen Stamm Codri Cnopus bedient sich der Priesterin Crisamis in seinen Kriegs Raht. entspossen/ ward/ als er in Jonien und Asien ein ziemliches Kriegs-Heer führete/ von dem Oracul ermahnet/ daß er die Echaische Priesterin sonders wol in acht nehmen solte. Weswegen er eine Gesandschafft an die Thessalier abgeordnet/ welche nach Vernehmung seines Anbringens/ ihme/ die Priesterin Crisamis mitzuführen/ erlaubet. Weil nun diese eine sonderliche Wissenschafft der Kräuter und Kriegslist/ so die Crisamis mit einem Opffer-Vieh angestellet. Artzneyen hatte: nahm sie/ von der Weide/ den grösten und schönsten Ochsen/ welcher anzutreffen war/ hinweg/ vergüldete selbigem die Hörner/ zierete ihn mit Kräntzen und Gold-gesticktem Purpur/ und gab ihm ein/ mit Artzney angemachtes/ Futter zu fressen/ welches die Krafft hatte/ daß/ wer von des Ochsen Fleisch etwas geniessen würde/ derselbige wütend und rasend werden solte. Der Ochs ward an die Spitze des feindlichen Heers geführet. Immittelst aber man den Altar zum Opffer zubereiten wolte; fing der Ochs an/ durch der verborgenen Kräuter Krafft/ wütend zu werden/ sprang hin und her/ riß sich loß/ und lieff gantz brüllend in das feindliche Lager: allda die Feinde solches/ weil er so trefflich schön geputzet war/ für ein glückliches Zeichen hielten. Diese opfferten den Ochsen/ und bekam ein ieder ein Stück Fleisch von ihme: damit sie alle der Göttlichen Krafft theilhafftig Cnopi Feinde werden/ vom Fleisch Fleisch des tollen Ochsens, rasend/ werden möchten. Allein die Wirckung schlug viel anders aus: denn das gantze Kriegs-Heer wurde dardurch so betrogen und verführet/ daß sie alle/ nach Geniessung des Fleisches rasend wurden/ hin und her lieffen/ und ein ieder seinen anvertrauten Posten verließ. Als Cnopus dis Und drüber geschlagen. gesehen; führte er/ auf Crisamis Erinnerung/ sein Volck zusammen/ überfiel den Feind in aller Eyl/ und erlegte das gantze Heer/ bekam auch der Erythroeer grosse und schöne Haupt-Stadt Erythra dardurch ein.

Diese Crisamis ist entnommen/ aus einem Bildnus der Crisamis von einem Onix genommen. Onichstein/ in einer Ovalrunde zu einen Ringe/ mit einem Lorbeer Krantz/ und das Haar gantz schlecht gebunden/ auf die Schultern herab hangend/ mit denen 2. Anfangs-Buchstaben KP. ihres Namens. Der Lorbeer war der Poesey und Wahrsagerer geheiligt Und ob wol das Edelgestein so subtil und klein/ daß man keine Hand sehen kan: so siehet man doch eine Spitze von einem Lorbeer-Zweige. Prochus schreibet/ daß die Athenienser den Lorbeer getragen am siebendem Tag des Monats/ an welchem sie/ dem Apollo zu Ehren/ ein Lied abgesungen. Desgleichen sagt er/ daß der Lorbeerbaum nicht allein der Poesey/ sondern auch den Wahrsagern gewidmet sey. Es glaubet auch der Aberglaube/ daß dieser Baum/[Spaltenumbruch] wann er einem Schlaffenden unter dem Haupt liget/ demselben wahrhaffte Sachen träumen mache: massen dann auch die alte Heyden/ den Ausgang zukünfftiger Dinge hier aus zu erkundigen vermeynten/ und das grosse Krachen des Lorbeer-Holtzes/ wann es über das Feuer gehalten ward/ für ein sonlich gutes Zeichen hielten: wie dieser Vers Tibulli bezeugt:

Laurus ubi bina signa dedit, gaudete
Coloni.

Wann euch der Lorbeer-Ast zwey Zeichen
hat gegeben/

So mögt ihr Ackers-Leut’ in vollen Freu-
den leben.

Wann aber dieser Baum also stillschweigend hingebrannt/ hielten sie es für ein grosses Unglück-Zeichen. Daher Propertius schreibt:

Et tacet extincto laurus adusta foco.
Der Lorbeer schweigt/ wie wol er gäntzlich
aufgebrannt.

So pflegten auch diejenige/ welche sich auf die Wahrsagerey beflissen/ gemeiniglich von Lorbeern zu essen. Daher die Priester und Wahrsagere mehrentheils Lorbeer-Kräntze getragen: wie darauf folgende Worte Porphyrii zielen:

Solvite serta, pedes liquidis & spargite
lymphis,

Eque manu ramum, lauros auferte vi-
rentes.

Löst auf den Krantz/ besprengt den Fuß
Mit einem klaren Wasser-Guß.
Weg mit den Zweigen aus der Hand!
Der Lorbeer-Strauch werd abgewand!

6.Codrus Rex.

AUs dem königlichen Bunde/ Mayestätischen Angesicht/ Medaglie mit Königs Codri Bildnus. und herrlichen Ansehen dieser Bildnus/ will man glauben/ daß es Codrus, der letzte Atheniensische König gewesen. Und/ zu Beglaubung dessen/ möchte wol dienen/ wann man auf der andern Seite der Medaglie eine Meerkatze/ alß ein sehr kenn- und kundbares Zeichen der Athenienser Wapen/ eingepreget siehet. Massen dann hierinnen Plutarchus, Alexander ab Alexandro, und Tiraquellus, nebenst noch anderen Autoren/ Beyfall giebt. Gleicher gestalt stimmet das aufrichtige Gesicht/ und der gleichsam mitleydige fromme Blick des Antlitzes/ mit der vortrefflichen That/ so Warnung des Orakels/ daß man dem Atheniensischen König im Kriege nicht tödten solte/ bey Verlust des Obsiegs. Codri freywilliger Tod für seine Unterthanen. er/ dem Vatterland zum besten/ vollzogen/ sehr wol damit überein. Dann/ wie Justinus, Valerius Maximus, und Polyenus melden; Als dieser Codrus erfahren/ was das Oracul ihren Feinden zur Antwort gegeben/ daß sie/ wann sie anderst den Sieg erhalten wolten/ vor allen der Athenienser ihren König nicht erwürgen solten; unterließ er nicht zu Dienst seines Vatter-lands/ seinen Königlichen Habit und Zierrat abzulegen/ und in schlechten Kleidern/ mit einem Bund Holtzes/ am Halß/ durch des Feindes Lager zu gehen/ und allda einen Soldaten/ der ihm/ nebenst vielen andern/ auf der Strasse begegnete/ zu verwunden; nur

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[[III (Malerei), S. 36]/0054] habe. So meldet auch Strabo, daß Apollo den Bauleuten der Stadt diesen Rath gegeben/ sie solten gleich gegen den Blinden/ das ist/ Calcedoniern, über/ bauen; Blind hat sie der Abgott darum genannt/ weil sie/ als die am ersten dorthin gesegelt/ so eines überflüssig-reichen Ufers sich nicht bemächtiget hätten. Und dahero glaub ich/ daß auf die Medaglie ein Schiff und Meerschwein gepreget worden. Crisamis. 5. CNopus, welcher von dem edlen Stamm Codri entspossen/ ward/ als er in Jonien und Asien ein ziemliches Kriegs-Heer führete/ von dem Oracul ermahnet/ daß er die Echaische Priesterin sonders wol in acht nehmen solte. Weswegen er eine Gesandschafft an die Thessalier abgeordnet/ welche nach Vernehmung seines Anbringens/ ihme/ die Priesterin Crisamis mitzuführen/ erlaubet. Weil nun diese eine sonderliche Wissenschafft der Kräuter und Artzneyen hatte: nahm sie/ von der Weide/ den grösten und schönsten Ochsen/ welcher anzutreffen war/ hinweg/ vergüldete selbigem die Hörner/ zierete ihn mit Kräntzen und Gold-gesticktem Purpur/ und gab ihm ein/ mit Artzney angemachtes/ Futter zu fressen/ welches die Krafft hatte/ daß/ wer von des Ochsen Fleisch etwas geniessen würde/ derselbige wütend und rasend werden solte. Der Ochs ward an die Spitze des feindlichen Heers geführet. Immittelst aber man den Altar zum Opffer zubereiten wolte; fing der Ochs an/ durch der verborgenen Kräuter Krafft/ wütend zu werden/ sprang hin und her/ riß sich loß/ und lieff gantz brüllend in das feindliche Lager: allda die Feinde solches/ weil er so trefflich schön geputzet war/ für ein glückliches Zeichen hielten. Diese opfferten den Ochsen/ und bekam ein ieder ein Stück Fleisch von ihme: damit sie alle der Göttlichen Krafft theilhafftig werden möchten. Allein die Wirckung schlug viel anders aus: denn das gantze Kriegs-Heer wurde dardurch so betrogen und verführet/ daß sie alle/ nach Geniessung des Fleisches rasend wurden/ hin und her lieffen/ und ein ieder seinen anvertrauten Posten verließ. Als Cnopus dis gesehen; führte er/ auf Crisamis Erinnerung/ sein Volck zusammen/ überfiel den Feind in aller Eyl/ und erlegte das gantze Heer/ bekam auch der Erythroeer grosse und schöne Haupt-Stadt Erythra dardurch ein. Cnopus bedient sich der Priesterin Crisamis in seinen Kriegs Raht. Kriegslist/ so die Crisamis mit einem Opffer-Vieh angestellet. Cnopi Feinde werden/ vom Fleisch Fleisch des tollen Ochsens, rasend/ Und drüber geschlagen. Diese Crisamis ist entnommen/ aus einem Onichstein/ in einer Ovalrunde zu einen Ringe/ mit einem Lorbeer Krantz/ und das Haar gantz schlecht gebunden/ auf die Schultern herab hangend/ mit denen 2. Anfangs-Buchstaben KP. ihres Namens. Und ob wol das Edelgestein so subtil und klein/ daß man keine Hand sehen kan: so siehet man doch eine Spitze von einem Lorbeer-Zweige. Prochus schreibet/ daß die Athenienser den Lorbeer getragen am siebendem Tag des Monats/ an welchem sie/ dem Apollo zu Ehren/ ein Lied abgesungen. Desgleichen sagt er/ daß der Lorbeerbaum nicht allein der Poesey/ sondern auch den Wahrsagern gewidmet sey. Es glaubet auch der Aberglaube/ daß dieser Baum/ wann er einem Schlaffenden unter dem Haupt liget/ demselben wahrhaffte Sachen träumen mache: massen dann auch die alte Heyden/ den Ausgang zukünfftiger Dinge hier aus zu erkundigen vermeynten/ und das grosse Krachen des Lorbeer-Holtzes/ wann es über das Feuer gehalten ward/ für ein sonlich gutes Zeichen hielten: wie dieser Vers Tibulli bezeugt: Bildnus der Crisamis von einem Onix genommen. Der Lorbeer war der Poesey und Wahrsagerer geheiligt Laurus ubi bina signa dedit, gaudete Coloni. Wann euch der Lorbeer-Ast zwey Zeichen hat gegeben/ So mögt ihr Ackers-Leut’ in vollen Freu- den leben. Wann aber dieser Baum also stillschweigend hingebrannt/ hielten sie es für ein grosses Unglück-Zeichen. Daher Propertius schreibt: Et tacet extincto laurus adusta foco. Der Lorbeer schweigt/ wie wol er gäntzlich aufgebrannt. So pflegten auch diejenige/ welche sich auf die Wahrsagerey beflissen/ gemeiniglich von Lorbeern zu essen. Daher die Priester und Wahrsagere mehrentheils Lorbeer-Kräntze getragen: wie darauf folgende Worte Porphyrii zielen: Solvite serta, pedes liquidis & spargite lymphis, Eque manu ramum, lauros auferte vi- rentes. Löst auf den Krantz/ besprengt den Fuß Mit einem klaren Wasser-Guß. Weg mit den Zweigen aus der Hand! Der Lorbeer-Strauch werd abgewand! Codrus Rex. 6. AUs dem königlichen Bunde/ Mayestätischen Angesicht/ und herrlichen Ansehen dieser Bildnus/ will man glauben/ daß es Codrus, der letzte Atheniensische König gewesen. Und/ zu Beglaubung dessen/ möchte wol dienen/ wann man auf der andern Seite der Medaglie eine Meerkatze/ alß ein sehr kenn- und kundbares Zeichen der Athenienser Wapen/ eingepreget siehet. Massen dann hierinnen Plutarchus, Alexander ab Alexandro, und Tiraquellus, nebenst noch anderen Autoren/ Beyfall giebt. Gleicher gestalt stimmet das aufrichtige Gesicht/ und der gleichsam mitleydige fromme Blick des Antlitzes/ mit der vortrefflichen That/ so er/ dem Vatterland zum besten/ vollzogen/ sehr wol damit überein. Dann/ wie Justinus, Valerius Maximus, und Polyenus melden; Als dieser Codrus erfahren/ was das Oracul ihren Feinden zur Antwort gegeben/ daß sie/ wann sie anderst den Sieg erhalten wolten/ vor allen der Athenienser ihren König nicht erwürgen solten; unterließ er nicht zu Dienst seines Vatter-lands/ seinen Königlichen Habit und Zierrat abzulegen/ und in schlechten Kleidern/ mit einem Bund Holtzes/ am Halß/ durch des Feindes Lager zu gehen/ und allda einen Soldaten/ der ihm/ nebenst vielen andern/ auf der Strasse begegnete/ zu verwunden; nur Medaglie mit Königs Codri Bildnus. Warnung des Orakels/ daß man dem Atheniensischen König im Kriege nicht tödten solte/ bey Verlust des Obsiegs. Codri freywilliger Tod für seine Unterthanen.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [III (Malerei), S. 36]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/54>, abgerufen am 23.11.2024.