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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] solche wiederum zugerichtet/ und ein Mittel hierzu gefunden. Von der Haut aber des Marsyas wurde nachgehends ein Weinschlauch gemacht. Andere haben eine andere Meinung von seinem Tode. Aber Plinius/ im 44. Cap. seines 16. Buches/ sagt/ daß auf dem Wege von Myrtea nach Phrygien/ noch zu seiner Zeit/ der Ahornbaum gestanden/ woran Marsyas hat sich selbsten erhänget. Marsyas sich selbsten erhenckt habe/ aus Schaam/ daß er von dem Apollo uberwunden worden. Also haben wir nun viel Vorbilder nach einander gehabt/ fast einerley Inhalts/ daß die nemlich alle übel angeloffen/ welche wider die Götter sich hochmühtig erwiesen: Dannenhero der Mensch wol zuzusehen/ Lehrliche Auslegung dieser Fabel. daß er sein Gemüht weislich überwinde und beherrsche/ in allem Glücksschein/ Kunst und Wissenschafft: damit er in keinem Stück/ wider die Götter sich erhebe/ oder dem sich widersetze: Welche kluge Mässigung des Gemühts grosse Krafft und Kunst bey sich führt. Vors andere/ daß ihm kein Unglücksgewitter seinen Geist/ wie sehr er auch angefochten ist/ darniederschlagen/ noch ihn von dem vesten Grund gedultiger Mässigkeit abzuweichen/ zwingen möge. Diese Fabel hat den Aufgeblasenen Laßdünckel/ derer/ die sich selbsten zuviel/ andere aber zu wenig achten/ wiederum bis auf die Haut/ oder gar auf das Bein/ angetastet. Es steht zwar so eben die Haut nicht drauf; dennoch aber zum öfftern der gute Nam/ Ehre und löblicher Leumund. Ovidius sagt/ daß des Marsyas Blut in einen Fluß verwandelt worden. Welches bedeutet/ daß alle die/ so Gott widerstehen/ oder nicht fürchten/ wie er zu fürchten ist/ von Göttlicher Allmacht gar bald angehalten werden können/ daß sie bekennen müssen/ wie sie/ mit allem ihrem Thun/ so flüchtig/ als ein Strom/ seyn: Dann sie/ ohne die Gnade Gottes/ zur Erden erniedriget/ und gleichsam in Fließwasser verwandelt werden. Weil ohne Gott/ nichts einen festen Stand halten kan.

Vom Pelops.

NUnmehro folget der/ um seine Schwester Niobe sehr betrübte/ Pelops. Er war ein Sohn des Tantalus/ und der Taygeta/ des Atlas Tochter; wie Euripides/ in seinem Orestes/ bezeuget. Aber zu seiner Verheyrahtung zu kommen/ so ist zuwissen/ daß Oenomaus/ der König von Elis und Pise vom Oracul eine Antwort bekommen/ daß er sterben werde von der Hand seines Eydams oder Tochtermanns: weswegen er seine einige Erbin/ oder ausbündig-schöne Tochter/ Hippodamia/ niemanden wolte zum Weibe geben/ oder (wie einige sagen) weil er sie selbsten sehr liebte/ und nicht dulden mochte/ daß sie iemals aus seinem Gesichte kommen solte. Dannenhero er einen Wagenstreit oder Rennen anstellte/ mit dem Bedinge/ daß der erste/ so ihn überwinden würde/ seine Tochter zum Weibe haben/ und den jenigen Isthmum/ oder das schmale Stück Landes/ so anietzo Haxamilo genannt/ und zwischen der Peloponesischen Enge/ allda Corinthus gebauet war/ gelegen ist/ zum Brautschatz bekommen; wer aber überwunden würde/ daselbsten sterben und begraben werden [Spaltenumbruch] solte. Nun hatte Oenomaus vier sehr schnelle Pferde/ die vom Blasen des Windes erzeuget und gezielet waren. Diese zogen einen Wagen/ der wunderleicht und beqvemlich gemacht war/ so daß er den Sieg wol darmit getrauete darvon zu bringen/ und seine liebe Tochter zu behalten. Pelops/ der grosse Liebe zur Hippadamia trug/ begab sich nicht eilig zu diesem Streit: sondern ließ andere vorgehen/ und/ mit Verlust ihres Lebens/ einen Versuch thun. Nachdem nun ein guter Theil dieser Liebhaber geblieben waren/ (die Oenomaus alsbald einen/ neben den andern/ begraben lassen/ (denen er so wol/ als der Hippodamia/ zu Ehren/ ein herrliches Gedenck- oder Grab-Mahl aufrichtete) bekam endlich Pelops/ vom Neptun/ der sein grosser Freund war/ einen sehr schönen Wagen verehrt/ mit vier geflügelten und vergöttlichten Pferden bespannt/ Mit welchem er endlich sich aufgemacht/ und auf die Rennbahn verfüget/ die vom Fluß Clade (oder Cladeus) an/ bis an den Corinthischen Isthmum reichete. Der König war zu frieden/ daß sie ihre Liebste zu sich auf ihre Wägen nähmen: dann folgte er ihnen/ in vollem Rennen/ und was seine Pferde lauffen konten/ nach/ mit einer Lantze/ in der Hand: die er auch/ wann er sie einholte/ ihnen entweder nachschosse/ oder in den Leib stieß. Als nun Hippodamia den Pelops ersahe; gefiel ihr desselben Gestalt und Thun so wol/ daß sie hefftig in ihn verliebt ward/ und aus Getrieb dieser Liebe/ handelte sie heimlich/ mit dem Myrtilus/ ihres Vatters Fuhrmanne/ als welcher dem Pelops in der Uberwindung halff; iedoch unwissend/ daß es ihres Vatters Leben kosten würde. Dieser/ also bestochen/ unterlies/ denen Rädern am Wagen die behörige Nägel vorzustecken/ also daß die Räder/ stracks im Anfange seines Rennens/ von denen Achsen ab- und der Wagen zur Erden stürtzte; wordurch Oenomaus nicht allein überwunden wurde/ sondern auch unter dem Wagen fiel/ der ihm alle Glieder zerbrach. Als nun Oenomaus sahe/ daß er ietzund sterben müste: ersuchte er den Pelops/ daß er an dem Myrtilus seinen Tod rächen wolte: fluchte ihm auch/ und wünschte ihm sehr viel Ubels an den Halß: welches Ubel ihn auch bald hierauf betraff. Dann indeme Pelops ietzund seine gewonnene Freundin wegführte/ und sie auf dem Wege grossen Durst erlitten/ lieff er selbsten herum einen Brunnen zufinden: Da inzwischen Myrtilus diese Gelegenheit in Acht genommen/ und sie noht zu zwingen gesucht. Pelops aber/ nach seiner Wiederkunfft/ solches von ihr vernehmend/ ergriff ihn/ und stürtzte ihn/ von einer grossen Höhe/ ins Meer hinab. Von welchen allen bey verschiedenen auch unterschiedene Erzehlungen/ so uns aber wenig dienlich/ gefunden werden. Von diesem Mord oder Todschlag hat Neptunus den Pelops absolvirt und loßgesprochen. Er nahm hierauf zu sich die Königliche Stadt Pisa/ zusamt dem Königlichen Hause; und die gantze Landschafft Apia/ oder Pelasgia/ und nannte das gantze feste Eyland nach seinem Namen/ Peloponnesus/ oder die Insul des Pelops: welcher grosser Land-Strich heut zu Tage Morea genennet wird. Von Pelops erstem Tode/ und seiner elfenbeinern Schulter/ (meines wissens/ hat der Author hievon

[Spaltenumbruch] solche wiederum zugerichtet/ und ein Mittel hierzu gefunden. Von der Haut aber des Marsyas wurde nachgehends ein Weinschlauch gemacht. Andere haben eine andere Meinung von seinem Tode. Aber Plinius/ im 44. Cap. seines 16. Buches/ sagt/ daß auf dem Wege von Myrtea nach Phrygien/ noch zu seiner Zeit/ der Ahornbaum gestanden/ woran Marsyas hat sich selbsten erhänget. Marsyas sich selbsten erhenckt habe/ aus Schaam/ daß er von dem Apollo uberwunden worden. Also haben wir nun viel Vorbilder nach einander gehabt/ fast einerley Inhalts/ daß die nemlich alle übel angeloffen/ welche wider die Götter sich hochmühtig erwiesen: Dannenhero der Mensch wol zuzusehen/ Lehrliche Auslegung dieser Fabel. daß er sein Gemüht weislich überwinde und beherrsche/ in allem Glücksschein/ Kunst und Wissenschafft: damit er in keinem Stück/ wider die Götter sich erhebe/ oder dem sich widersetze: Welche kluge Mässigung des Gemühts grosse Krafft und Kunst bey sich führt. Vors andere/ daß ihm kein Unglücksgewitter seinen Geist/ wie sehr er auch angefochten ist/ darniederschlagen/ noch ihn von dem vesten Grund gedultiger Mässigkeit abzuweichen/ zwingen möge. Diese Fabel hat den Aufgeblasenen Laßdünckel/ derer/ die sich selbsten zuviel/ andere aber zu wenig achten/ wiederum bis auf die Haut/ oder gar auf das Bein/ angetastet. Es steht zwar so eben die Haut nicht drauf; dennoch aber zum öfftern der gute Nam/ Ehre und löblicher Leumund. Ovidius sagt/ daß des Marsyas Blut in einen Fluß verwandelt worden. Welches bedeutet/ daß alle die/ so Gott widerstehen/ oder nicht fürchten/ wie er zu fürchten ist/ von Göttlicher Allmacht gar bald angehalten werden können/ daß sie bekennen müssen/ wie sie/ mit allem ihrem Thun/ so flüchtig/ als ein Strom/ seyn: Dann sie/ ohne die Gnade Gottes/ zur Erden erniedriget/ und gleichsam in Fließwasser verwandelt werden. Weil ohne Gott/ nichts einen festen Stand halten kan.

Vom Pelops.

NUnmehro folget der/ um seine Schwester Niobe sehr betrübte/ Pelops. Er war ein Sohn des Tantalus/ und der Taygeta/ des Atlas Tochter; wie Euripides/ in seinem Orestes/ bezeuget. Aber zu seiner Verheyrahtung zu kommen/ so ist zuwissen/ daß Oenomaus/ der König von Elis und Pise vom Oracul eine Antwort bekommen/ daß er sterben werde von der Hand seines Eydams oder Tochtermanns: weswegen er seine einige Erbin/ oder ausbündig-schöne Tochter/ Hippodamia/ niemanden wolte zum Weibe geben/ oder (wie einige sagen) weil er sie selbsten sehr liebte/ und nicht dulden mochte/ daß sie iemals aus seinem Gesichte kommen solte. Dannenhero er einen Wagenstreit oder Rennen anstellte/ mit dem Bedinge/ daß der erste/ so ihn überwinden würde/ seine Tochter zum Weibe haben/ und den jenigen Isthmum/ oder das schmale Stück Landes/ so anietzo Haxamilo genannt/ und zwischen der Peloponesischen Enge/ allda Corinthus gebauet war/ gelegen ist/ zum Brautschatz bekommen; wer aber überwunden würde/ daselbsten sterben und begraben werden [Spaltenumbruch] solte. Nun hatte Oenomaus vier sehr schnelle Pferde/ die vom Blasen des Windes erzeuget und gezielet waren. Diese zogen einen Wagen/ der wunderleicht und beqvemlich gemacht war/ so daß er den Sieg wol darmit getrauete darvon zu bringen/ und seine liebe Tochter zu behalten. Pelops/ der grosse Liebe zur Hippadamia trug/ begab sich nicht eilig zu diesem Streit: sondern ließ andere vorgehen/ und/ mit Verlust ihres Lebens/ einen Versuch thun. Nachdem nun ein guter Theil dieser Liebhaber geblieben waren/ (die Oenomaus alsbald einen/ neben den andern/ begraben lassen/ (denen er so wol/ als der Hippodamia/ zu Ehren/ ein herrliches Gedenck- oder Grab-Mahl aufrichtete) bekam endlich Pelops/ vom Neptun/ der sein grosser Freund war/ einen sehr schönen Wagen verehrt/ mit vier geflügelten und vergöttlichten Pferden bespannt/ Mit welchem er endlich sich aufgemacht/ und auf die Rennbahn verfüget/ die vom Fluß Clade (oder Cladeus) an/ bis an den Corinthischen Isthmum reichete. Der König war zu frieden/ daß sie ihre Liebste zu sich auf ihre Wägen nähmen: dann folgte er ihnen/ in vollem Rennen/ und was seine Pferde lauffen konten/ nach/ mit einer Lantze/ in der Hand: die er auch/ wann er sie einholte/ ihnen entweder nachschosse/ oder in den Leib stieß. Als nun Hippodamia den Pelops ersahe; gefiel ihr desselben Gestalt und Thun so wol/ daß sie hefftig in ihn verliebt ward/ und aus Getrieb dieser Liebe/ handelte sie heimlich/ mit dem Myrtilus/ ihres Vatters Fuhrmanne/ als welcher dem Pelops in der Uberwindung halff; iedoch unwissend/ daß es ihres Vatters Leben kosten würde. Dieser/ also bestochen/ unterlies/ denen Rädern am Wagen die behörige Nägel vorzustecken/ also daß die Räder/ stracks im Anfange seines Rennens/ von denen Achsen ab- und der Wagen zur Erden stürtzte; wordurch Oenomaus nicht allein überwunden wurde/ sondern auch unter dem Wagen fiel/ der ihm alle Glieder zerbrach. Als nun Oenomaus sahe/ daß er ietzund sterben müste: ersuchte er den Pelops/ daß er an dem Myrtilus seinen Tod rächen wolte: fluchte ihm auch/ und wünschte ihm sehr viel Ubels an den Halß: welches Ubel ihn auch bald hierauf betraff. Dann indeme Pelops ietzund seine gewonnene Freundin wegführte/ und sie auf dem Wege grossen Durst erlitten/ lieff er selbsten herum einen Brunnen zufinden: Da inzwischen Myrtilus diese Gelegenheit in Acht genommen/ und sie noht zu zwingen gesucht. Pelops aber/ nach seiner Wiederkunfft/ solches von ihr vernehmend/ ergriff ihn/ und stürtzte ihn/ von einer grossen Höhe/ ins Meer hinab. Von welchen allen bey verschiedenen auch unterschiedene Erzehlungen/ so uns aber wenig dienlich/ gefunden werden. Von diesem Mord oder Todschlag hat Neptunus den Pelops absolvirt und loßgesprochen. Er nahm hierauf zu sich die Königliche Stadt Pisa/ zusamt dem Königlichen Hause; und die gantze Landschafft Apia/ oder Pelasgia/ und nannte das gantze feste Eyland nach seinem Namen/ Peloponnesus/ oder die Insul des Pelops: welcher grosser Land-Strich heut zu Tage Morea genennet wird. Von Pelops erstem Tode/ und seiner elfenbeinern Schulter/ (meines wissens/ hat der Author hievon

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[[Metamorphosis, S. 78]/0254] solche wiederum zugerichtet/ und ein Mittel hierzu gefunden. Von der Haut aber des Marsyas wurde nachgehends ein Weinschlauch gemacht. Andere haben eine andere Meinung von seinem Tode. Aber Plinius/ im 44. Cap. seines 16. Buches/ sagt/ daß auf dem Wege von Myrtea nach Phrygien/ noch zu seiner Zeit/ der Ahornbaum gestanden/ woran Marsyas sich selbsten erhenckt habe/ aus Schaam/ daß er von dem Apollo uberwunden worden. Also haben wir nun viel Vorbilder nach einander gehabt/ fast einerley Inhalts/ daß die nemlich alle übel angeloffen/ welche wider die Götter sich hochmühtig erwiesen: Dannenhero der Mensch wol zuzusehen/ daß er sein Gemüht weislich überwinde und beherrsche/ in allem Glücksschein/ Kunst und Wissenschafft: damit er in keinem Stück/ wider die Götter sich erhebe/ oder dem sich widersetze: Welche kluge Mässigung des Gemühts grosse Krafft und Kunst bey sich führt. Vors andere/ daß ihm kein Unglücksgewitter seinen Geist/ wie sehr er auch angefochten ist/ darniederschlagen/ noch ihn von dem vesten Grund gedultiger Mässigkeit abzuweichen/ zwingen möge. Diese Fabel hat den Aufgeblasenen Laßdünckel/ derer/ die sich selbsten zuviel/ andere aber zu wenig achten/ wiederum bis auf die Haut/ oder gar auf das Bein/ angetastet. Es steht zwar so eben die Haut nicht drauf; dennoch aber zum öfftern der gute Nam/ Ehre und löblicher Leumund. Ovidius sagt/ daß des Marsyas Blut in einen Fluß verwandelt worden. Welches bedeutet/ daß alle die/ so Gott widerstehen/ oder nicht fürchten/ wie er zu fürchten ist/ von Göttlicher Allmacht gar bald angehalten werden können/ daß sie bekennen müssen/ wie sie/ mit allem ihrem Thun/ so flüchtig/ als ein Strom/ seyn: Dann sie/ ohne die Gnade Gottes/ zur Erden erniedriget/ und gleichsam in Fließwasser verwandelt werden. Weil ohne Gott/ nichts einen festen Stand halten kan. Marsyas hat sich selbsten erhänget. Lehrliche Auslegung dieser Fabel. Vom Pelops. NUnmehro folget der/ um seine Schwester Niobe sehr betrübte/ Pelops. Er war ein Sohn des Tantalus/ und der Taygeta/ des Atlas Tochter; wie Euripides/ in seinem Orestes/ bezeuget. Aber zu seiner Verheyrahtung zu kommen/ so ist zuwissen/ daß Oenomaus/ der König von Elis und Pise vom Oracul eine Antwort bekommen/ daß er sterben werde von der Hand seines Eydams oder Tochtermanns: weswegen er seine einige Erbin/ oder ausbündig-schöne Tochter/ Hippodamia/ niemanden wolte zum Weibe geben/ oder (wie einige sagen) weil er sie selbsten sehr liebte/ und nicht dulden mochte/ daß sie iemals aus seinem Gesichte kommen solte. Dannenhero er einen Wagenstreit oder Rennen anstellte/ mit dem Bedinge/ daß der erste/ so ihn überwinden würde/ seine Tochter zum Weibe haben/ und den jenigen Isthmum/ oder das schmale Stück Landes/ so anietzo Haxamilo genannt/ und zwischen der Peloponesischen Enge/ allda Corinthus gebauet war/ gelegen ist/ zum Brautschatz bekommen; wer aber überwunden würde/ daselbsten sterben und begraben werden solte. Nun hatte Oenomaus vier sehr schnelle Pferde/ die vom Blasen des Windes erzeuget und gezielet waren. Diese zogen einen Wagen/ der wunderleicht und beqvemlich gemacht war/ so daß er den Sieg wol darmit getrauete darvon zu bringen/ und seine liebe Tochter zu behalten. Pelops/ der grosse Liebe zur Hippadamia trug/ begab sich nicht eilig zu diesem Streit: sondern ließ andere vorgehen/ und/ mit Verlust ihres Lebens/ einen Versuch thun. Nachdem nun ein guter Theil dieser Liebhaber geblieben waren/ (die Oenomaus alsbald einen/ neben den andern/ begraben lassen/ (denen er so wol/ als der Hippodamia/ zu Ehren/ ein herrliches Gedenck- oder Grab-Mahl aufrichtete) bekam endlich Pelops/ vom Neptun/ der sein grosser Freund war/ einen sehr schönen Wagen verehrt/ mit vier geflügelten und vergöttlichten Pferden bespannt/ Mit welchem er endlich sich aufgemacht/ und auf die Rennbahn verfüget/ die vom Fluß Clade (oder Cladeus) an/ bis an den Corinthischen Isthmum reichete. Der König war zu frieden/ daß sie ihre Liebste zu sich auf ihre Wägen nähmen: dann folgte er ihnen/ in vollem Rennen/ und was seine Pferde lauffen konten/ nach/ mit einer Lantze/ in der Hand: die er auch/ wann er sie einholte/ ihnen entweder nachschosse/ oder in den Leib stieß. Als nun Hippodamia den Pelops ersahe; gefiel ihr desselben Gestalt und Thun so wol/ daß sie hefftig in ihn verliebt ward/ und aus Getrieb dieser Liebe/ handelte sie heimlich/ mit dem Myrtilus/ ihres Vatters Fuhrmanne/ als welcher dem Pelops in der Uberwindung halff; iedoch unwissend/ daß es ihres Vatters Leben kosten würde. Dieser/ also bestochen/ unterlies/ denen Rädern am Wagen die behörige Nägel vorzustecken/ also daß die Räder/ stracks im Anfange seines Rennens/ von denen Achsen ab- und der Wagen zur Erden stürtzte; wordurch Oenomaus nicht allein überwunden wurde/ sondern auch unter dem Wagen fiel/ der ihm alle Glieder zerbrach. Als nun Oenomaus sahe/ daß er ietzund sterben müste: ersuchte er den Pelops/ daß er an dem Myrtilus seinen Tod rächen wolte: fluchte ihm auch/ und wünschte ihm sehr viel Ubels an den Halß: welches Ubel ihn auch bald hierauf betraff. Dann indeme Pelops ietzund seine gewonnene Freundin wegführte/ und sie auf dem Wege grossen Durst erlitten/ lieff er selbsten herum einen Brunnen zufinden: Da inzwischen Myrtilus diese Gelegenheit in Acht genommen/ und sie noht zu zwingen gesucht. Pelops aber/ nach seiner Wiederkunfft/ solches von ihr vernehmend/ ergriff ihn/ und stürtzte ihn/ von einer grossen Höhe/ ins Meer hinab. Von welchen allen bey verschiedenen auch unterschiedene Erzehlungen/ so uns aber wenig dienlich/ gefunden werden. Von diesem Mord oder Todschlag hat Neptunus den Pelops absolvirt und loßgesprochen. Er nahm hierauf zu sich die Königliche Stadt Pisa/ zusamt dem Königlichen Hause; und die gantze Landschafft Apia/ oder Pelasgia/ und nannte das gantze feste Eyland nach seinem Namen/ Peloponnesus/ oder die Insul des Pelops: welcher grosser Land-Strich heut zu Tage Morea genennet wird. Von Pelops erstem Tode/ und seiner elfenbeinern Schulter/ (meines wissens/ hat der Author hievon

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [Metamorphosis, S. 78]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/254>, abgerufen am 22.11.2024.