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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] Schooß/ und ward von ihr in den Busen eingestecket. Darauf nahm er seine rechte Gestalt wiederum an/ und genoß der begehrten Frucht/ wornach alle Liebhaber Verlangen tragen. Einige halten darvor/ Acrisius habe es alsobald gemerckt/ daß seine Tochter schwanger wäre; aber seinen Grimm heimlich verborgen/ bis sie erlöst worden. Andere aber wollen/ daß das Kind bereits drey Jahr alt gewest/ ehe ers in Erfahrung gebracht: und weil er dem Orakel nicht glauben wollen/ daß es des Jupiters Kind wäre/ habe er erstlich die Säugamme getödtet/ hernach Mutter und Kind (welches Perseus benamt gewest/) fest in eine höltzerne Kiste geschlossen/ solche in das Meer geworffen/ Danae und Perseus treiben auf der See. und den wilden Wellen übergeben: welche sie auf die Insel Scryphus ausgeworffen/ so eine derer/ im Egeischen Meer gelegenen/ Cycladischen Insulen/ allda Polydectes/ der Sohn des Androtheus und Peristhenes/ aus des Neptunus Geschlecht/ seine Herrschafft hatte. Als nun die Kiste daselbsten ankam/ hatte/ zu allem Glück/ des Königs Bruder Dictys/ allda auf der See/ seine Lust mit der Fischerey/ der dann/ mit seinem Netze/ diese Kiste zu sich zoge. Worauf ihn Danae ersuchte/ daß er solche öffnen wolte. Als er dieses gethan/ und verstanden/ wer sie wären; führte er sie in sein Hauß/ und empfing sie mit/ aller Freundligkeit/ als seine eigene Freunde und Blutsverwandte; wie Polydectus begehrt der Danae in Unehren. solches Strabo/ in seinem zehnten Buch/ bezeuget. Immittelst verliebte sich Polydectes hefftig in die Danaen/ und lag ihr unablässig an/ seines Willens zu werden/ vermochte sie aber im geringsten nicht zu bewegen. Mit Gewalt aber/ etwas gegen ihr vorzunehmen/ dorffte er/ wegen ihres Sohns/ des Perseus/ der stets um sie/ und nun bereits ziemlich erwachsen war/ nicht wol wagen. Dannenhero suchte er/ wie er den Perseus listig verschicken/ und weit von der Mutter wegbringen möchte. Zu welchem Ende er erdichtete/ daß er der Hippodamia/ des Oenomas Tochter/ die er zu heyrahten gedächte/ einige sonderbare Geschencke senden wolte: Schickte hierauf den Perseus zu denen Gorgonen/ daß er ihme das Haupt der Medusa bringen solte/ solches alsdann seiner Freundin zu geben. Perseus wird zu den Gorgonen gesandt. Seine Meinung aber war/ daß Perseus denen Gorgonen nicht entkommen solte/ und er hernach mit dessen Mutter/ was er wolte/ thun könte. Welches aber anders ausfiel: dann Perseus kam denen Schwestern der Medusa unversehens übern Halß/ nahm ihnen das einige Auge und Zahn/ welche sie unter sich gemein hatten; gab ihnen solches beydes auch nicht wieder/ bis sie ihn geleitet hatten zu den Nymphen/ von welchen er Fersen-Flügel der Musen/ das krumme diamantinne Schwerdt des Mercurius/ Harpe genannt/ des Pluto Helm/ und den grossen Spiegel-Schild der Minerva empfienge. Gorgonen und Medusa. Mit diesen flog er durch die Lufft/ und langte in Spanien/ bey der Stadt Tertessa/ an. Daselbst um wohneten die Gorgonen/ derer Haupt und Haar/ mit schubbichten Schlangen/ durchflochten/ ihre Leiber aber mit geflochtenen Adern/ und die Mäuler voll grimmige Zähne/ wie grosser wilden Schweine-Hauer waren: und kupfferne Hände/ stählerne krumme Klauen oder Nägel/ und guldene [Spaltenumbruch] Flügel zum fliegen hatten. Diese fand er/ zu seinem Glücke/ schlaffend; und schlug er alsobald der Medusa/ ihrer Schwester/ das Haupt ab: Aus dem Blut dieses Haupts ist das Pferd Pegasus/ und ein Theil Schlangen entsprungen. Als nun die Gorgonen hierüber aufwachten; flogen sie auf ihn loß/ ihn zu verschlingen: veränderten auch alle die/ so sie im Angesicht sahen/ in Steine/ dieweil aber Perseus/ mit des Plutons Schilde bedeckt war: vermochten sie nichts auszurichten wider ihn. Nachdem nun Perseus/ mit diesem Haupte/ überall umher Andromeda erlöst. geflogen/ die schöne Andromeda gesehen/ dieselbe erlöst/ und zum Weibe genommen hatte: brachte er endlich das Haupt dem Könige Polydectes. Weil aber dieser dem Perseus solche erlangte Ehre/ daß er nemlich eine solche tapffere That gethan/ misgönnte/ auch noch immerdar ein böses Hertz zu ihm trug und ihn lästerte: nahm er ihm das Haupt wiederum/ Polydectes in Stein verwandelt. und nach vieler Gedult/ verwandelte er ihn in einen Steinfels; indem er ihm dieses Haupt/ dessen Krafft dem Polydectes unbekand war/ sehen ließ. Hierauf gab Perseus dieses Haupt der Minerva/ die solches allezeit auf oder in ihrem Schilde trug. Andere wollen/ daß dem Perseus/ als er wieder zuruck kommen/ auf die Insul Scryphus/ seine Mutter die Danae und Dictys/ des Polydectes Bruder/ begegnet/ indem sie/ sich zu salviren/ in einen Tempel fliehen wolten/ um allda sicher zu seyn für der Gewalt und Uberlast des Polydectes/ welcher bereits alle seine Freunde und Verwandten eingeladen/ in Meinung/ die Danaen zu ehlichen: deswegen ihn Perseus/ samt allen/ die bey ihm zu Gaste gewesen/ bey seiner Ankunfft in Steine verwandelt haben soll/ worauf er die Herrschafft dieses Eylandes dem Dictys überlassen/ sich darvon gemacht/ und/ mit seiner Mutter/ nebst der erlöseten Andromeda/ durch einen grossen Hauffen Cyclopen begleitet/ zu Argos angelangt/ aber allda seinen Großvatter den Acrisius nicht gefunden/ dann weil derselbe des Perseus Rache gefürchtet/ war er nach Larissa geflohen/ also ließ Perseus seine Mutter Danae zu Argos/ bey ihrer Mutter Eurydice/ und zoch/ mit der Andromeda/ und denen Cyclopen/ gerade nach Larissa/ allda er seinen Großvatter/ den Acrisius/ funden/ und ihme gerathen/ wiederum mit nacher Argos zu kehren: Ehe er aber noch von dar abreisete/ ließ er daselbsten/ in der gantzen Stadt/ außruffen/ daß er Freuden-Spiele/ Turniere/ Stechen und dergleichen halten wolte: In welchen Perseus selbst einer von den Kämpffern und Streitern war. Und weil damals die Olympische Spiele noch nicht gebräuchlich waren/ pflegten sie ein Spiel unter das andere zu mischen/ und sich also darinne zu üben. Perseus nahm die Scheibe/ oder den Wurffstein/ ließ daran seine Stärcke und Geschicklichkeit blikken: allein im niederfallen traff der Stein/ durch Unglück/ eben auf des Acrisii Fuß/ worvon dieser auch den Geist aufgeben muste/ und von denen Bürgern zu Larissa/ vor dem Thore/ herrlich begraben ward. Welchen Fall und Begebenheit Pausanias/ in der Corintischen Geschicht/ an einen andern Ort/ nemlich an den Fluß Peneus versetzt. Andere wollen/ daß Teutamus der König von Larissa/ bey des Perseus Ankunfft/ die Begräbnüs-Spiele zu Ehren

[Spaltenumbruch] Schooß/ und ward von ihr in den Busen eingestecket. Darauf nahm er seine rechte Gestalt wiederum an/ und genoß der begehrten Frucht/ wornach alle Liebhaber Verlangen tragen. Einige halten darvor/ Acrisius habe es alsobald gemerckt/ daß seine Tochter schwanger wäre; aber seinen Grimm heimlich verborgen/ bis sie erlöst worden. Andere aber wollen/ daß das Kind bereits drey Jahr alt gewest/ ehe ers in Erfahrung gebracht: und weil er dem Orakel nicht glauben wollen/ daß es des Jupiters Kind wäre/ habe er erstlich die Säugamme getödtet/ hernach Mutter und Kind (welches Perseus benamt gewest/) fest in eine höltzerne Kiste geschlossen/ solche in das Meer geworffen/ Danae und Perseus treiben auf der See. und den wilden Wellen übergeben: welche sie auf die Insel Scryphus ausgeworffen/ so eine derer/ im Egeischen Meer gelegenen/ Cycladischen Insulen/ allda Polydectes/ der Sohn des Androtheus und Peristhenes/ aus des Neptunus Geschlecht/ seine Herrschafft hatte. Als nun die Kiste daselbsten ankam/ hatte/ zu allem Glück/ des Königs Bruder Dictys/ allda auf der See/ seine Lust mit der Fischerey/ der dann/ mit seinem Netze/ diese Kiste zu sich zoge. Worauf ihn Danae ersuchte/ daß er solche öffnen wolte. Als er dieses gethan/ und verstanden/ wer sie wären; führte er sie in sein Hauß/ und empfing sie mit/ aller Freundligkeit/ als seine eigene Freunde und Blutsverwandte; wie Polydectus begehrt der Danae in Unehren. solches Strabo/ in seinem zehnten Buch/ bezeuget. Immittelst verliebte sich Polydectes hefftig in die Danaen/ und lag ihr unablässig an/ seines Willens zu werden/ vermochte sie aber im geringsten nicht zu bewegen. Mit Gewalt aber/ etwas gegen ihr vorzunehmen/ dorffte er/ wegen ihres Sohns/ des Perseus/ der stets um sie/ und nun bereits ziemlich erwachsen war/ nicht wol wagen. Dannenhero suchte er/ wie er den Perseus listig verschicken/ und weit von der Mutter wegbringen möchte. Zu welchem Ende er erdichtete/ daß er der Hippodamia/ des Oenomas Tochter/ die er zu heyrahten gedächte/ einige sonderbare Geschencke senden wolte: Schickte hierauf den Perseus zu denen Gorgonen/ daß er ihme das Haupt der Medusa bringen solte/ solches alsdann seiner Freundin zu geben. Perseus wird zu den Gorgonen gesandt. Seine Meinung aber war/ daß Perseus denen Gorgonen nicht entkommen solte/ und er hernach mit dessen Mutter/ was er wolte/ thun könte. Welches aber anders ausfiel: dann Perseus kam denen Schwestern der Medusa unversehens übern Halß/ nahm ihnen das einige Auge und Zahn/ welche sie unter sich gemein hatten; gab ihnen solches beydes auch nicht wieder/ bis sie ihn geleitet hatten zu den Nymphen/ von welchen er Fersen-Flügel der Musen/ das krumme diamantinne Schwerdt des Mercurius/ Harpe genannt/ des Pluto Helm/ und den grossen Spiegel-Schild der Minerva empfienge. Gorgonen und Medusa. Mit diesen flog er durch die Lufft/ und langte in Spanien/ bey der Stadt Tertessa/ an. Daselbst um wohneten die Gorgonen/ derer Haupt und Haar/ mit schubbichten Schlangen/ durchflochten/ ihre Leiber aber mit geflochtenen Adern/ und die Mäuler voll grimmige Zähne/ wie grosser wilden Schweine-Hauer waren: und kupfferne Hände/ stählerne krumme Klauen oder Nägel/ und guldene [Spaltenumbruch] Flügel zum fliegen hatten. Diese fand er/ zu seinem Glücke/ schlaffend; und schlug er alsobald der Medusa/ ihrer Schwester/ das Haupt ab: Aus dem Blut dieses Haupts ist das Pferd Pegasus/ und ein Theil Schlangen entsprungen. Als nun die Gorgonen hierüber aufwachten; flogen sie auf ihn loß/ ihn zu verschlingen: veränderten auch alle die/ so sie im Angesicht sahen/ in Steine/ dieweil aber Perseus/ mit des Plutons Schilde bedeckt war: vermochten sie nichts auszurichten wider ihn. Nachdem nun Perseus/ mit diesem Haupte/ überall umher Andromeda erlöst. geflogen/ die schöne Andromeda gesehen/ dieselbe erlöst/ und zum Weibe genommen hatte: brachte er endlich das Haupt dem Könige Polydectes. Weil aber dieser dem Perseus solche erlangte Ehre/ daß er nemlich eine solche tapffere That gethan/ misgönnte/ auch noch immerdar ein böses Hertz zu ihm trug und ihn lästerte: nahm er ihm das Haupt wiederum/ Polydectes in Stein verwandelt. und nach vieler Gedult/ verwandelte er ihn in einen Steinfels; indem er ihm dieses Haupt/ dessen Krafft dem Polydectes unbekand war/ sehen ließ. Hierauf gab Perseus dieses Haupt der Minerva/ die solches allezeit auf oder in ihrem Schilde trug. Andere wollen/ daß dem Perseus/ als er wieder zuruck kommen/ auf die Insul Scryphus/ seine Mutter die Danae und Dictys/ des Polydectes Bruder/ begegnet/ indem sie/ sich zu salviren/ in einen Tempel fliehen wolten/ um allda sicher zu seyn für der Gewalt und Uberlast des Polydectes/ welcher bereits alle seine Freunde und Verwandten eingeladen/ in Meinung/ die Danaen zu ehlichen: deswegen ihn Perseus/ samt allen/ die bey ihm zu Gaste gewesen/ bey seiner Ankunfft in Steine verwandelt haben soll/ worauf er die Herrschafft dieses Eylandes dem Dictys überlassen/ sich darvon gemacht/ und/ mit seiner Mutter/ nebst der erlöseten Andromeda/ durch einen grossen Hauffen Cyclopen begleitet/ zu Argos angelangt/ aber allda seinen Großvatter den Acrisius nicht gefunden/ dann weil derselbe des Perseus Rache gefürchtet/ war er nach Larissa geflohen/ also ließ Perseus seine Mutter Danae zu Argos/ bey ihrer Mutter Eurydice/ und zoch/ mit der Andromeda/ und denen Cyclopen/ gerade nach Larissa/ allda er seinen Großvatter/ den Acrisius/ funden/ und ihme gerathen/ wiederum mit nacher Argos zu kehren: Ehe er aber noch von dar abreisete/ ließ er daselbsten/ in der gantzen Stadt/ außruffen/ daß er Freuden-Spiele/ Turniere/ Stechen und dergleichen halten wolte: In welchen Perseus selbst einer von den Kämpffern und Streitern war. Und weil damals die Olympische Spiele noch nicht gebräuchlich waren/ pflegten sie ein Spiel unter das andere zu mischen/ und sich also darinne zu üben. Perseus nahm die Scheibe/ oder den Wurffstein/ ließ daran seine Stärcke und Geschicklichkeit blikken: allein im niederfallen traff der Stein/ durch Unglück/ eben auf des Acrisii Fuß/ worvon dieser auch den Geist aufgeben muste/ und von denen Bürgern zu Larissa/ vor dem Thore/ herrlich begraben ward. Welchen Fall und Begebenheit Pausanias/ in der Corintischen Geschicht/ an einen andern Ort/ nemlich an den Fluß Peneus versetzt. Andere wollen/ daß Teutamus der König von Larissa/ bey des Perseus Ankunfft/ die Begräbnüs-Spiele zu Ehren

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Weil aber dieser dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-481 http://d-nb.info/gnd/118790455 http://viaf.org/viaf/22937584">Perseus</persName> solche erlangte Ehre/ daß er nemlich eine solche tapffere That gethan/ misgönnte/ auch noch immerdar ein böses Hertz zu ihm trug und ihn lästerte: nahm er ihm das Haupt wiederum/ <note place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3120">Polydectes</persName> in Stein verwandelt.</note> und nach vieler Gedult/ verwandelte er ihn in einen Steinfels; indem er ihm dieses Haupt/ dessen Krafft dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3120">Polydectes</persName> unbekand war/ sehen ließ. Hierauf gab <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-481 http://d-nb.info/gnd/118790455 http://viaf.org/viaf/22937584">Perseus</persName> dieses Haupt der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-145 http://d-nb.info/gnd/118986155 http://viaf.org/viaf/13107718">Minerva</persName>/ die solches allezeit auf oder in ihrem Schilde trug. Andere wollen/ daß dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-481 http://d-nb.info/gnd/118790455 http://viaf.org/viaf/22937584">Perseus</persName>/ als er wieder zuruck kommen/ auf die Insul <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1265 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1008842">Scryphus</placeName>/ seine Mutter die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-733 http://d-nb.info/gnd/11943542X http://viaf.org/viaf/2492520">Danae</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3121">Dictys</persName>/ des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3120">Polydectes</persName> Bruder/ begegnet/ indem sie/ sich zu salviren/ in einen Tempel fliehen wolten/ um allda sicher zu seyn für der Gewalt und Uberlast des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3120">Polydectes</persName>/ welcher bereits alle seine Freunde und Verwandten eingeladen/ in Meinung/ die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-733 http://d-nb.info/gnd/11943542X http://viaf.org/viaf/2492520">Danaen</persName> zu ehlichen: deswegen ihn <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-481 http://d-nb.info/gnd/118790455 http://viaf.org/viaf/22937584">Perseus</persName>/ samt allen/ die bey ihm zu Gaste gewesen/ bey seiner Ankunfft in Steine verwandelt haben soll/ worauf er die Herrschafft dieses Eylandes dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3121">Dictys</persName> überlassen/ sich darvon gemacht/ und/ mit seiner Mutter/ nebst der erlöseten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-540 http://d-nb.info/gnd/118649302 http://viaf.org/viaf/57408288">Andromeda</persName>/ durch einen grossen Hauffen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5003">Cyclopen</persName> begleitet/ zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-200 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7010720">Argos</placeName> angelangt/ aber allda seinen Großvatter den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3115">Acrisius</persName> nicht gefunden/ dann weil derselbe des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-481 http://d-nb.info/gnd/118790455 http://viaf.org/viaf/22937584">Perseus</persName> Rache gefürchtet/ war er nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1278 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7010894">Larissa</placeName> geflohen/ also ließ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-481 http://d-nb.info/gnd/118790455 http://viaf.org/viaf/22937584">Perseus</persName> seine Mutter <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-733 http://d-nb.info/gnd/11943542X http://viaf.org/viaf/2492520">Danae</persName> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-200 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7010720">Argos</placeName>/ bey ihrer Mutter <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3116">Eurydice</persName>/ und zoch/ mit der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-540 http://d-nb.info/gnd/118649302 http://viaf.org/viaf/57408288">Andromeda</persName>/ und denen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5003">Cyclopen</persName>/ gerade nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1278 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7010894">Larissa</placeName>/ allda er seinen Großvatter/ den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3115">Acrisius</persName>/ funden/ und ihme gerathen/ wiederum mit nacher <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-200 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7010720">Argos</placeName> zu kehren: Ehe er aber noch von dar abreisete/ ließ er daselbsten/ in der gantzen Stadt/ außruffen/ daß er Freuden-Spiele/ Turniere/ Stechen und dergleichen halten wolte: In welchen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-481 http://d-nb.info/gnd/118790455 http://viaf.org/viaf/22937584">Perseus</persName> selbst einer von den Kämpffern und Streitern war. Und weil damals die Olympische Spiele noch nicht gebräuchlich waren/ pflegten sie ein Spiel unter das andere zu mischen/ und sich also darinne zu üben. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-481 http://d-nb.info/gnd/118790455 http://viaf.org/viaf/22937584">Perseus</persName> nahm die Scheibe/ oder den Wurffstein/ ließ daran seine Stärcke und Geschicklichkeit blikken: allein im niederfallen traff der Stein/ durch Unglück/ eben auf des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3115">Acrisii</persName> Fuß/ worvon dieser auch den Geist aufgeben muste/ und von denen Bürgern zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1278 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7010894">Larissa</placeName>/ vor dem Thore/ herrlich begraben ward. Welchen Fall und Begebenheit <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-331 http://d-nb.info/gnd/118592246 http://viaf.org/viaf/100176033">Pausanias</persName>/ in der Corintischen Geschicht/ an einen andern Ort/ nemlich an den Fluß <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1279 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1128650">Peneus</placeName> versetzt. Andere wollen/ daß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632">Teutamus</persName> der König von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1278 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7010894">Larissa</placeName>/ bey des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-481 http://d-nb.info/gnd/118790455 http://viaf.org/viaf/22937584">Perseus</persName> Ankunfft/ die Begräbnüs-Spiele zu Ehren
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[[Metamorphosis, S. 56]/0232] Schooß/ und ward von ihr in den Busen eingestecket. Darauf nahm er seine rechte Gestalt wiederum an/ und genoß der begehrten Frucht/ wornach alle Liebhaber Verlangen tragen. Einige halten darvor/ Acrisius habe es alsobald gemerckt/ daß seine Tochter schwanger wäre; aber seinen Grimm heimlich verborgen/ bis sie erlöst worden. Andere aber wollen/ daß das Kind bereits drey Jahr alt gewest/ ehe ers in Erfahrung gebracht: und weil er dem Orakel nicht glauben wollen/ daß es des Jupiters Kind wäre/ habe er erstlich die Säugamme getödtet/ hernach Mutter und Kind (welches Perseus benamt gewest/) fest in eine höltzerne Kiste geschlossen/ solche in das Meer geworffen/ und den wilden Wellen übergeben: welche sie auf die Insel Scryphus ausgeworffen/ so eine derer/ im Egeischen Meer gelegenen/ Cycladischen Insulen/ allda Polydectes/ der Sohn des Androtheus und Peristhenes/ aus des Neptunus Geschlecht/ seine Herrschafft hatte. Als nun die Kiste daselbsten ankam/ hatte/ zu allem Glück/ des Königs Bruder Dictys/ allda auf der See/ seine Lust mit der Fischerey/ der dann/ mit seinem Netze/ diese Kiste zu sich zoge. Worauf ihn Danae ersuchte/ daß er solche öffnen wolte. Als er dieses gethan/ und verstanden/ wer sie wären; führte er sie in sein Hauß/ und empfing sie mit/ aller Freundligkeit/ als seine eigene Freunde und Blutsverwandte; wie solches Strabo/ in seinem zehnten Buch/ bezeuget. Immittelst verliebte sich Polydectes hefftig in die Danaen/ und lag ihr unablässig an/ seines Willens zu werden/ vermochte sie aber im geringsten nicht zu bewegen. Mit Gewalt aber/ etwas gegen ihr vorzunehmen/ dorffte er/ wegen ihres Sohns/ des Perseus/ der stets um sie/ und nun bereits ziemlich erwachsen war/ nicht wol wagen. Dannenhero suchte er/ wie er den Perseus listig verschicken/ und weit von der Mutter wegbringen möchte. Zu welchem Ende er erdichtete/ daß er der Hippodamia/ des Oenomas Tochter/ die er zu heyrahten gedächte/ einige sonderbare Geschencke senden wolte: Schickte hierauf den Perseus zu denen Gorgonen/ daß er ihme das Haupt der Medusa bringen solte/ solches alsdann seiner Freundin zu geben. Seine Meinung aber war/ daß Perseus denen Gorgonen nicht entkommen solte/ und er hernach mit dessen Mutter/ was er wolte/ thun könte. Welches aber anders ausfiel: dann Perseus kam denen Schwestern der Medusa unversehens übern Halß/ nahm ihnen das einige Auge und Zahn/ welche sie unter sich gemein hatten; gab ihnen solches beydes auch nicht wieder/ bis sie ihn geleitet hatten zu den Nymphen/ von welchen er Fersen-Flügel der Musen/ das krumme diamantinne Schwerdt des Mercurius/ Harpe genannt/ des Pluto Helm/ und den grossen Spiegel-Schild der Minerva empfienge. Mit diesen flog er durch die Lufft/ und langte in Spanien/ bey der Stadt Tertessa/ an. Daselbst um wohneten die Gorgonen/ derer Haupt und Haar/ mit schubbichten Schlangen/ durchflochten/ ihre Leiber aber mit geflochtenen Adern/ und die Mäuler voll grimmige Zähne/ wie grosser wilden Schweine-Hauer waren: und kupfferne Hände/ stählerne krumme Klauen oder Nägel/ und guldene Flügel zum fliegen hatten. Diese fand er/ zu seinem Glücke/ schlaffend; und schlug er alsobald der Medusa/ ihrer Schwester/ das Haupt ab: Aus dem Blut dieses Haupts ist das Pferd Pegasus/ und ein Theil Schlangen entsprungen. Als nun die Gorgonen hierüber aufwachten; flogen sie auf ihn loß/ ihn zu verschlingen: veränderten auch alle die/ so sie im Angesicht sahen/ in Steine/ dieweil aber Perseus/ mit des Plutons Schilde bedeckt war: vermochten sie nichts auszurichten wider ihn. Nachdem nun Perseus/ mit diesem Haupte/ überall umher geflogen/ die schöne Andromeda gesehen/ dieselbe erlöst/ und zum Weibe genommen hatte: brachte er endlich das Haupt dem Könige Polydectes. Weil aber dieser dem Perseus solche erlangte Ehre/ daß er nemlich eine solche tapffere That gethan/ misgönnte/ auch noch immerdar ein böses Hertz zu ihm trug und ihn lästerte: nahm er ihm das Haupt wiederum/ und nach vieler Gedult/ verwandelte er ihn in einen Steinfels; indem er ihm dieses Haupt/ dessen Krafft dem Polydectes unbekand war/ sehen ließ. Hierauf gab Perseus dieses Haupt der Minerva/ die solches allezeit auf oder in ihrem Schilde trug. Andere wollen/ daß dem Perseus/ als er wieder zuruck kommen/ auf die Insul Scryphus/ seine Mutter die Danae und Dictys/ des Polydectes Bruder/ begegnet/ indem sie/ sich zu salviren/ in einen Tempel fliehen wolten/ um allda sicher zu seyn für der Gewalt und Uberlast des Polydectes/ welcher bereits alle seine Freunde und Verwandten eingeladen/ in Meinung/ die Danaen zu ehlichen: deswegen ihn Perseus/ samt allen/ die bey ihm zu Gaste gewesen/ bey seiner Ankunfft in Steine verwandelt haben soll/ worauf er die Herrschafft dieses Eylandes dem Dictys überlassen/ sich darvon gemacht/ und/ mit seiner Mutter/ nebst der erlöseten Andromeda/ durch einen grossen Hauffen Cyclopen begleitet/ zu Argos angelangt/ aber allda seinen Großvatter den Acrisius nicht gefunden/ dann weil derselbe des Perseus Rache gefürchtet/ war er nach Larissa geflohen/ also ließ Perseus seine Mutter Danae zu Argos/ bey ihrer Mutter Eurydice/ und zoch/ mit der Andromeda/ und denen Cyclopen/ gerade nach Larissa/ allda er seinen Großvatter/ den Acrisius/ funden/ und ihme gerathen/ wiederum mit nacher Argos zu kehren: Ehe er aber noch von dar abreisete/ ließ er daselbsten/ in der gantzen Stadt/ außruffen/ daß er Freuden-Spiele/ Turniere/ Stechen und dergleichen halten wolte: In welchen Perseus selbst einer von den Kämpffern und Streitern war. Und weil damals die Olympische Spiele noch nicht gebräuchlich waren/ pflegten sie ein Spiel unter das andere zu mischen/ und sich also darinne zu üben. Perseus nahm die Scheibe/ oder den Wurffstein/ ließ daran seine Stärcke und Geschicklichkeit blikken: allein im niederfallen traff der Stein/ durch Unglück/ eben auf des Acrisii Fuß/ worvon dieser auch den Geist aufgeben muste/ und von denen Bürgern zu Larissa/ vor dem Thore/ herrlich begraben ward. Welchen Fall und Begebenheit Pausanias/ in der Corintischen Geschicht/ an einen andern Ort/ nemlich an den Fluß Peneus versetzt. Andere wollen/ daß Teutamus der König von Larissa/ bey des Perseus Ankunfft/ die Begräbnüs-Spiele zu Ehren Danae und Perseus treiben auf der See. Polydectus begehrt der Danae in Unehren. Perseus wird zu den Gorgonen gesandt. Gorgonen und Medusa. Andromeda erlöst. Polydectes in Stein verwandelt.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [Metamorphosis, S. 56]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/232>, abgerufen am 28.04.2024.