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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] dem sie allerley Figuren in die Wachs bousiret und verwunderlich-schön vorgestellet.

Gottfried Leygeben von Nürnberg. Aber was sollen wir sagen von Gottfried Leygeb/ von Nürnberg bürtig/ welcher daselbst das grobe widerspenstige Eisen erwehlet/ und dessen unbändige Härte/ durch sonderbaren Fleiß und Erfindung/ dergestalt bezwungen/ das er aus einem Klumpen plumpen Eisens/ von freyer Hand/ zu ewigem Bestand/ nach der ihm eingebildeten Idea, allerhand Bilder von Menschen und Thieren/ oder andern Zierrath/ hervorbringen kan. Es sind hiervon viel Wercke vorhanden/ aber das principalste von denselben ist dieses/ das ich jetzt beschreiben will. Er nahme ein Stück Eisen 67. Pfund schwer/ daraus formirte er mit einem Hammer und Stichel/ den Ritter S. Georg zu Pferd/ mit entblößtem Schwerd/ und unter ihm einen geflügelten Drachen mit sieben wol-erkäntlichen Köpffen/ als eines Löwen/ Bären/ Hundes/ Camels/ Wolfs/ Esels und Schweines/ alles in bester proportion und der Natur gantz ähnlich: Das Angesicht des Ritters praesentirt Sr. Majestät[Spaltenumbruch] Kön. Carls II. von Groß-Britannien Contrafait gantz eigentlich; Des Pferds Haut und Haare waren so subtil ausgearbeitet/ daß einer/ der sie anrührte/ nichts rauhes/ sondern nur lauter Lindheit gespühret/ und konte man die Adern wol ausnehmen/ auch Sattel und Zeug nicht/ noch des Pferdes Stellung verbessern. Er hat auch sonst viel schöne Arbeit verrichtet/ sonderlich Gefässe zu Degen/ Schwerdern/ Pistolen/ und Hirschfängern/ Messerhäffte/ Seulen von Palmzweigen und Bilder/ woraus abzunehmen/ wie hoch es dieser fürtrefliche Meister gebracht habe: der auch deswegen bey Ihr Churfürstl. Durchl. zu Brandenburg in Berlin wol angesehen ist/ und allda in der Zeichenkunst sich best erfahren gemacht. Er hat auch seinen ältesten Sohn Ferdinandum hierinn wol informirt, welcher hierüber die Ingenieur-Kunst so gut begriffen/ daß er in gefährlichen Feldzügen seinem gnädigsten Churfürsten nützliche Dienste thun können: Der jüngere Sohn aber befindet sich bey Erasmus Luter in Leipzig/ die-Mahler-Kunst zu erlernen. Und hiermit sey auch dieser letzte Theil geendet und geschlossen.

[Spaltenumbruch]
Hieher/ zum besten Tantz! Apollo spielet auf.
Du/ Jüngling/ sey Mercur/ führ eine Dam' in Reyen/
Die Aemsigkeit: Die Kunst/ um Arbeit/ ligt zu Kauf.
Die Glori tantzt hernach: Die trägt/ dich zu erfreuen/
Das Lorbeerlaub/ das nur erleuchte Sinne deckt.
Es wird zur Ehre auch der Reichthum sich gesellen:
[Spaltenumbruch] Die Betteley die Hand nur zu den Faulen streckt.
So wird/ durch Ehr und Gut/ das Glück zu dir sich stellen/
Wer dieses Doppel-Paar erwehlt zu seiner Lust:
Der Wolstand mit der Zeit muß seine Jahre zieren.
Wem Leichtes Kinderspiel und Faulheit nur bewust:
Nur Armut/ Schmach und Noth/ wird er zum Tantze führen.
[Abbildung]

[Spaltenumbruch] dem sie allerley Figuren in die Wachs bousiret und verwunderlich-schön vorgestellet.

Gottfried Leygeben von Nürnberg. Aber was sollen wir sagen von Gottfried Leygeb/ von Nürnberg bürtig/ welcher daselbst das grobe widerspenstige Eisen erwehlet/ und dessen unbändige Härte/ durch sonderbaren Fleiß und Erfindung/ dergestalt bezwungen/ das er aus einem Klumpen plumpen Eisens/ von freyer Hand/ zu ewigem Bestand/ nach der ihm eingebildeten Idea, allerhand Bilder von Menschen und Thieren/ oder andern Zierrath/ hervorbringen kan. Es sind hiervon viel Wercke vorhanden/ aber das principalste von denselben ist dieses/ das ich jetzt beschreiben will. Er nahme ein Stück Eisen 67. Pfund schwer/ daraus formirte er mit einem Hammer und Stichel/ den Ritter S. Georg zu Pferd/ mit entblößtem Schwerd/ und unter ihm einen geflügelten Drachen mit sieben wol-erkäntlichen Köpffen/ als eines Löwen/ Bären/ Hundes/ Camels/ Wolfs/ Esels und Schweines/ alles in bester proportion und der Natur gantz ähnlich: Das Angesicht des Ritters praesentirt Sr. Majestät[Spaltenumbruch] Kön. Carls II. von Groß-Britannien Contrafait gantz eigentlich; Des Pferds Haut und Haare waren so subtil ausgearbeitet/ daß einer/ der sie anrührte/ nichts rauhes/ sondern nur lauter Lindheit gespühret/ und konte man die Adern wol ausnehmen/ auch Sattel und Zeug nicht/ noch des Pferdes Stellung verbessern. Er hat auch sonst viel schöne Arbeit verrichtet/ sonderlich Gefässe zu Degen/ Schwerdern/ Pistolen/ und Hirschfängern/ Messerhäffte/ Seulen von Palmzweigen und Bilder/ woraus abzunehmen/ wie hoch es dieser fürtrefliche Meister gebracht habe: der auch deswegen bey Ihr Churfürstl. Durchl. zu Brandenburg in Berlin wol angesehen ist/ und allda in der Zeichenkunst sich best erfahren gemacht. Er hat auch seinen ältesten Sohn Ferdinandum hierinn wol informirt, welcher hierüber die Ingenieur-Kunst so gut begriffen/ daß er in gefährlichen Feldzügen seinem gnädigsten Churfürsten nützliche Dienste thun können: Der jüngere Sohn aber befindet sich bey Erasmus Luter in Leipzig/ die-Mahler-Kunst zu erlernen. Und hiermit sey auch dieser letzte Theil geendet und geschlossen.

[Spaltenumbruch]
Hieher/ zum besten Tantz! Apollo spielet auf.
Du/ Jüngling/ sey Mercur/ führ eine Dam’ in Reyen/
Die Aemsigkeit: Die Kunst/ um Arbeit/ ligt zu Kauf.
Die Glori tantzt hernach: Die trägt/ dich zu erfreuen/
Das Lorbeerlaub/ das nur erleuchte Sinne deckt.
Es wird zur Ehre auch der Reichthum sich gesellen:
[Spaltenumbruch] Die Betteley die Hand nur zu den Faulen streckt.
So wird/ durch Ehr und Gut/ das Glück zu dir sich stellen/
Wer dieses Doppel-Paar erwehlt zu seiner Lust:
Der Wolstand mit der Zeit muß seine Jahre zieren.
Wem Leichtes Kinderspiel und Faulheit nur bewust:
Nur Armut/ Schmach und Noth/ wird er zum Tantze führen.
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[[III (Malerei), S. 86]/0146] dem sie allerley Figuren in die Wachs bousiret und verwunderlich-schön vorgestellet. Aber was sollen wir sagen von Gottfried Leygeb/ von Nürnberg bürtig/ welcher daselbst das grobe widerspenstige Eisen erwehlet/ und dessen unbändige Härte/ durch sonderbaren Fleiß und Erfindung/ dergestalt bezwungen/ das er aus einem Klumpen plumpen Eisens/ von freyer Hand/ zu ewigem Bestand/ nach der ihm eingebildeten Idea, allerhand Bilder von Menschen und Thieren/ oder andern Zierrath/ hervorbringen kan. Es sind hiervon viel Wercke vorhanden/ aber das principalste von denselben ist dieses/ das ich jetzt beschreiben will. Er nahme ein Stück Eisen 67. Pfund schwer/ daraus formirte er mit einem Hammer und Stichel/ den Ritter S. Georg zu Pferd/ mit entblößtem Schwerd/ und unter ihm einen geflügelten Drachen mit sieben wol-erkäntlichen Köpffen/ als eines Löwen/ Bären/ Hundes/ Camels/ Wolfs/ Esels und Schweines/ alles in bester proportion und der Natur gantz ähnlich: Das Angesicht des Ritters praesentirt Sr. Majestät Kön. Carls II. von Groß-Britannien Contrafait gantz eigentlich; Des Pferds Haut und Haare waren so subtil ausgearbeitet/ daß einer/ der sie anrührte/ nichts rauhes/ sondern nur lauter Lindheit gespühret/ und konte man die Adern wol ausnehmen/ auch Sattel und Zeug nicht/ noch des Pferdes Stellung verbessern. Er hat auch sonst viel schöne Arbeit verrichtet/ sonderlich Gefässe zu Degen/ Schwerdern/ Pistolen/ und Hirschfängern/ Messerhäffte/ Seulen von Palmzweigen und Bilder/ woraus abzunehmen/ wie hoch es dieser fürtrefliche Meister gebracht habe: der auch deswegen bey Ihr Churfürstl. Durchl. zu Brandenburg in Berlin wol angesehen ist/ und allda in der Zeichenkunst sich best erfahren gemacht. Er hat auch seinen ältesten Sohn Ferdinandum hierinn wol informirt, welcher hierüber die Ingenieur-Kunst so gut begriffen/ daß er in gefährlichen Feldzügen seinem gnädigsten Churfürsten nützliche Dienste thun können: Der jüngere Sohn aber befindet sich bey Erasmus Luter in Leipzig/ die-Mahler-Kunst zu erlernen. Und hiermit sey auch dieser letzte Theil geendet und geschlossen. Gottfried Leygeben von Nürnberg. Hieher/ zum besten Tantz! Apollo spielet auf. Du/ Jüngling/ sey Mercur/ führ eine Dam’ in Reyen/ Die Aemsigkeit: Die Kunst/ um Arbeit/ ligt zu Kauf. Die Glori tantzt hernach: Die trägt/ dich zu erfreuen/ Das Lorbeerlaub/ das nur erleuchte Sinne deckt. Es wird zur Ehre auch der Reichthum sich gesellen: Die Betteley die Hand nur zu den Faulen streckt. So wird/ durch Ehr und Gut/ das Glück zu dir sich stellen/ Wer dieses Doppel-Paar erwehlt zu seiner Lust: Der Wolstand mit der Zeit muß seine Jahre zieren. Wem Leichtes Kinderspiel und Faulheit nur bewust: Nur Armut/ Schmach und Noth/ wird er zum Tantze führen. [Abbildung [Abbildung] ]

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [III (Malerei), S. 86]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/146>, abgerufen am 22.11.2024.