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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,2. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] dieses wenige genug seyn/ daß er den Tod verschuldet. Seine Grausamkeit/ wuste er mit grosser Verstellung zu bemänteln: also daß kein gewissers Zeichen eines trübseeligen Untergangs ware/ als wann Domitianus einem seine Huld bezeigte/ und ließe er die/ so er nun gleich wolte hinrichten lassen/ mit vielen Gnadversprechen von sich gehen. So hätte man ihn dann wol eine Hyena und Sirene nennen können/ die auch Menschen und Vieh durch Süssigkeit an sich ziehen/ die sie zerreissen wollen.

Sein furchtbares Gastmahl. Das Widerspiel hiervon zeigte er einsmals dem ganzen Senat/ daß man ihn nämlich hingegen nicht zu fürchten hätte/ wann er am meisten zu schrecken gedachte. Er lude sie zu einem Nachtmal/ in ein schwarz-bekleidtes Haus: Da alle Gäste unbegleitet hinein gehen musten. Bey jeder Seule stunde ein Begräbnis mit einem Liechtlein. In dem Saal danzten etliche ganz geschwärzte Knaben/ gleich Gespänstern. Endlich kame Domitianus, und thät eine Rede vom Tode: Daher sie alle ihnen einbildeten/ sie würden sterben müssen. Er ließe sie aber/ nach dem er sie lang genug geveriret/ jedoch durch unbekante Leute/ wieder hinweg begleiten/ und schickte ihnen Geschencke nach/ auch jedem einen von den Knaben/ nachdem er ihnen den schwartzen Schmutz abwaschen lassen.

Sein Stoltz und Ubermüt. Der Stoltz und Ubermut/ als das gröste Laster/ baumte sich auch bey ihm am höchsten auf/ und legte sich starck zu Tage. Sobald er zur Regirung gelanget/ nahme er alle Titel der hohen Aemter an sich/ und ernennte sich selbst zum Burgermeister auf zehen Jahre. Wann etwas unter seinem Namen ausgefärtigt wurde/ muste man darunter schreiben: Dominus ac Deus noster sic fierijubet! diß ist unsers Herrn und Gottes Wille! Im Raht scheuete er sich nicht/ oftmals diese Torheit von sich zusagen: Er hätte von seinem Vatter und Bruder das Reich/ daß er ihnen zuvor gegeben/ wieder empfangen. So dorfte man ihm auch/ im Capitolio, keine andere/ als güldne und silberne/ Statuen aufstellen. Von dem Senat/ oder seinen Rähten/ liesse er ihm gar nicht einreden/ und pflage sie nicht zu fragen/ aber wol seinen Willen ihnen für ein Gesetze aufzutragen. Ja/ welches aller Tyrannen Gewonheit ist/ der Raht muste nicht allein seine Befehle bestättigen/ sondern auch unter ihrem Namen mit ausgehen lassen. Daher sagte von ihm Plinius, in dem Panegyrico Trajani: wir sahen die Rahtsitze gleichsam ohne Zungen/ da es gefährlich war/ dasjenige auszureden/ was man dachte/ und armselig/ nichts widerreden dörffen: dann einer allein brachte alles vor/ deme die andern beystimmen musten. Aber nun darf iederman frey reden/ vor dem was der Kaiser vorgetragen/ und gilt/ nicht die erste/ sondren die beste Stimme.

Sein Haß wider die Gelehrten. Andere Tyrannen/ waren etwan noch den Gelehrten und ihren Künsten hold und geneigt. Aber dieser ungelehrte Unmensch/ ward ein Feind zugleich der Künste und Kunstliebenden: die er [Spaltenumbruch] entweder hinrichten lassen/ oder aus Italien verwiesen. Er verfolgte auch den edlen Römer Cocejum Nervam, und den Philosophum Apollonium, der es mit jenem hielte. Diesen liesse er binden/ bescheren und vor Gericht führen/ ward aber von ihm nur verlachet/ und sagte der wider ihn/ mit einem Homerischen Verse: Mich solst du nicht umbringen/ dann die Götter werden dir solches nicht vergönnen! und mit diesen Worten ist er vor ihm verschwunden. Er war ja vorher ein Patron der Gelehrten/ sonderlich der Poeten: welche mit einem Lorbeerkranze zu krönen/ er den Gebrauch erstlich aufgebracht. Er ward aber durch die Mathematicos erbittert/ die ihme einen jämmerlichen Tod weissagten. Als er einen derselben befraget/ welches Tods dann er selber sterben würde? und derselbe ihm geantwortet/ er würde nun bald von Hunden zerrissen werden: ließe er ihm auf der Stelle das Leben nehmen/ und befahle ihn zu begraben/ damit er der Unwarheit überführt würde. Es begabe sich aber/ als man ihn zu Grab truge/ daß ein grosser Platzregen entstanden/ welcher verursacht/ daß die Träger den Sarg stehen lassen/ und unter Dach geeilet: da dann die Hunde herzu geloffen/ und den Leichnam zerreissend/ die Prophezey wahr gemacht. Und diese Geschicht/ hat diesen Pharao noch feindseeliger gemacht/ da sie ihn hätte zur Lebensbässerung vermahnen sollen.

Er verbietet den Weinbau. Als A. C. 84 viel Wein/ aber wenig Korn/ gewachsen/ bildete er ihm ein/ solches komme daher/ weil man sich mehr auf den Wein- als Ackerbau verlegte: darnach befahle er durch ein Edict/ daß man in Italien keine neue Fexer legen/ in den Provinzen aber alle Reben ausziehen/ und die Berge mit Getraid beseen solte. Er muste aber dieses Mandat wieder aufheben/ weil viel bedrohliche Pasquillen deswegen wider ihn hervorgekommen/ deren einer/ aus dem Griechischen/ also lautet:

Benag mich/ bis zur Wurz! ich wil doch
Trauben geben/

zum Opfer/ wann man dir bald nimmt dein
wildes Leben.

Sein furchtsamkeit. Dieses sein boshaftes Leben/ machte ihn nun ganz unruhig und furchtsam/ also daß er durch jede kleine Dinge erschreckt wurde. Daher liesse er in den Gängen/ wo er zu spatziren pflegte/ glatte Seulen stellen: damit er/ unter dem Gehen/ in selbigem Spiegel sehen künte/ was hinter ihm geschähe. Also pfleget die Tyrannen ein rauschend Blat zu jagen/ und ist ein geringer Unterscheid/ zwischen ihnen und den Gefangenen: weil sie ja so sehr/ als diese/ müssen bewachet werden.

Seine Kriege. Vier Kriege hat er geführt/ wann sie anders Kriege zu nennen sind. Sein erster Zug gienge in Teutschland: da er zwar keinen Feind gesehen/ gleichwol zu Rom im Triumf eingezogen. Der andere und dritte/ gienge wider den dapfern Teutschen König Decebalum (oder Dietwalt) in Dacien/ wo jetzt Siebenbürgen und die Wallachey liget. An

[Spaltenumbruch] dieses wenige genug seyn/ daß er den Tod verschuldet. Seine Grausamkeit/ wuste er mit grosser Verstellung zu bemänteln: also daß kein gewissers Zeichen eines trübseeligen Untergangs ware/ als wann Domitianus einem seine Huld bezeigte/ und ließe er die/ so er nun gleich wolte hinrichten lassen/ mit vielen Gnadversprechen von sich gehen. So hätte man ihn dann wol eine Hyena und Sirene nennen können/ die auch Menschen und Vieh durch Süssigkeit an sich ziehen/ die sie zerreissen wollen.

Sein furchtbares Gastmahl. Das Widerspiel hiervon zeigte er einsmals dem ganzen Senat/ daß man ihn nämlich hingegen nicht zu fürchten hätte/ wann er am meisten zu schrecken gedachte. Er lude sie zu einem Nachtmal/ in ein schwarz-bekleidtes Haus: Da alle Gäste unbegleitet hinein gehen musten. Bey jeder Seule stunde ein Begräbnis mit einem Liechtlein. In dem Saal danzten etliche ganz geschwärzte Knaben/ gleich Gespänstern. Endlich kame Domitianus, und thät eine Rede vom Tode: Daher sie alle ihnen einbildeten/ sie würden sterben müssen. Er ließe sie aber/ nach dem er sie lang genug geveriret/ jedoch durch unbekante Leute/ wieder hinweg begleiten/ und schickte ihnen Geschencke nach/ auch jedem einen von den Knaben/ nachdem er ihnen den schwartzen Schmutz abwaschen lassen.

Sein Stoltz und Ubermüt. Der Stoltz und Ubermut/ als das gröste Laster/ baumte sich auch bey ihm am höchsten auf/ und legte sich starck zu Tage. Sobald er zur Regirung gelanget/ nahme er alle Titel der hohen Aemter an sich/ und ernennte sich selbst zum Burgermeister auf zehen Jahre. Wann etwas unter seinem Namen ausgefärtigt wurde/ muste man darunter schreiben: Dominus ac Deus noster sic fierijubet! diß ist unsers Herrn und Gottes Wille! Im Raht scheuete er sich nicht/ oftmals diese Torheit von sich zusagen: Er hätte von seinem Vatter und Bruder das Reich/ daß er ihnen zuvor gegeben/ wieder empfangen. So dorfte man ihm auch/ im Capitolio, keine andere/ als güldne und silberne/ Statuen aufstellen. Von dem Senat/ oder seinen Rähten/ liesse er ihm gar nicht einreden/ und pflage sie nicht zu fragen/ aber wol seinen Willen ihnen für ein Gesetze aufzutragen. Ja/ welches aller Tyrannen Gewonheit ist/ der Raht muste nicht allein seine Befehle bestättigen/ sondern auch unter ihrem Namen mit ausgehen lassen. Daher sagte von ihm Plinius, in dem Panegyrico Trajani: wir sahen die Rahtsitze gleichsam ohne Zungen/ da es gefährlich war/ dasjenige auszureden/ was man dachte/ und armselig/ nichts widerreden dörffen: dann einer allein brachte alles vor/ deme die andern beystimmen musten. Aber nun darf iederman frey reden/ vor dem was der Kaiser vorgetragen/ und gilt/ nicht die erste/ sondren die beste Stimme.

Sein Haß wider die Gelehrten. Andere Tyrannen/ waren etwan noch den Gelehrten und ihren Künsten hold und geneigt. Aber dieser ungelehrte Unmensch/ ward ein Feind zugleich der Künste und Kunstliebenden: die er [Spaltenumbruch] entweder hinrichten lassen/ oder aus Italien verwiesen. Er verfolgte auch den edlen Römer Cocejum Nervam, und den Philosophum Apollonium, der es mit jenem hielte. Diesen liesse er binden/ bescheren und vor Gericht führen/ ward aber von ihm nur verlachet/ und sagte der wider ihn/ mit einem Homerischen Verse: Mich solst du nicht umbringen/ dann die Götter werden dir solches nicht vergönnen! und mit diesen Worten ist er vor ihm verschwunden. Er war ja vorher ein Patron der Gelehrten/ sonderlich der Poeten: welche mit einem Lorbeerkranze zu krönen/ er den Gebrauch erstlich aufgebracht. Er ward aber durch die Mathematicos erbittert/ die ihme einen jämmerlichen Tod weissagten. Als er einen derselben befraget/ welches Tods dann er selber sterben würde? und derselbe ihm geantwortet/ er würde nun bald von Hunden zerrissen werden: ließe er ihm auf der Stelle das Leben nehmen/ und befahle ihn zu begraben/ damit er der Unwarheit überführt würde. Es begabe sich aber/ als man ihn zu Grab truge/ daß ein grosser Platzregen entstanden/ welcher verursacht/ daß die Träger den Sarg stehen lassen/ und unter Dach geeilet: da dann die Hunde herzu geloffen/ und den Leichnam zerreissend/ die Prophezey wahr gemacht. Und diese Geschicht/ hat diesen Pharao noch feindseeliger gemacht/ da sie ihn hätte zur Lebensbässerung vermahnen sollen.

Er verbietet den Weinbau. Als A. C. 84 viel Wein/ aber wenig Korn/ gewachsen/ bildete er ihm ein/ solches komme daher/ weil man sich mehr auf den Wein- als Ackerbau verlegte: darnach befahle er durch ein Edict/ daß man in Italien keine neue Fexer legen/ in den Provinzen aber alle Reben ausziehen/ und die Berge mit Getraid beseen solte. Er muste aber dieses Mandat wieder aufheben/ weil viel bedrohliche Pasquillen deswegen wider ihn hervorgekommen/ deren einer/ aus dem Griechischen/ also lautet:

Benag mich/ bis zur Wurz! ich wil doch
Trauben geben/

zum Opfer/ wann man dir bald nimmt dein
wildes Leben.

Sein furchtsamkeit. Dieses sein boshaftes Leben/ machte ihn nun ganz unruhig und furchtsam/ also daß er durch jede kleine Dinge erschreckt wurde. Daher liesse er in den Gängen/ wo er zu spatziren pflegte/ glatte Seulen stellen: damit er/ unter dem Gehen/ in selbigem Spiegel sehen künte/ was hinter ihm geschähe. Also pfleget die Tyrannen ein rauschend Blat zu jagen/ und ist ein geringer Unterscheid/ zwischen ihnen und den Gefangenen: weil sie ja so sehr/ als diese/ müssen bewachet werden.

Seine Kriege. Vier Kriege hat er geführt/ wann sie anders Kriege zu nennen sind. Sein erster Zug gienge in Teutschland: da er zwar keinen Feind gesehen/ gleichwol zu Rom im Triumf eingezogen. Der andere und dritte/ gienge wider den dapfern Teutschen König Decebalum (oder Dietwalt) in Dacien/ wo jetzt Siebenbürgen und die Wallachey liget. An

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So dorfte man ihm auch/ im Capitolio, keine andere/ als güldne und silberne/ Statuen aufstellen. Von dem Senat/ oder seinen Rähten/ liesse er ihm gar nicht einreden/ und pflage sie nicht zu fragen/ aber wol seinen Willen ihnen für ein Gesetze aufzutragen. Ja/ welches aller Tyrannen Gewonheit ist/ der Raht muste nicht allein seine Befehle bestättigen/ sondern auch unter ihrem Namen mit ausgehen lassen. Daher sagte von ihm Plinius, in dem Panegyrico Trajani: wir sahen die Rahtsitze gleichsam ohne Zungen/ da es gefährlich war/ dasjenige auszureden/ was man dachte/ und armselig/ nichts widerreden dörffen: dann einer allein brachte alles vor/ deme die andern beystimmen musten. Aber nun darf iederman frey reden/ vor dem was der Kaiser vorgetragen/ und gilt/ nicht die erste/ sondren die beste Stimme. Sein Stoltz und Ubermüt. Andere Tyrannen/ waren etwan noch den Gelehrten und ihren Künsten hold und geneigt. 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Er muste aber dieses Mandat wieder aufheben/ weil viel bedrohliche Pasquillen deswegen wider ihn hervorgekommen/ deren einer/ aus dem Griechischen/ also lautet: Er verbietet den Weinbau. Benag mich/ bis zur Wurz! ich wil doch Trauben geben/ zum Opfer/ wann man dir bald nimmt dein wildes Leben. Dieses sein boshaftes Leben/ machte ihn nun ganz unruhig und furchtsam/ also daß er durch jede kleine Dinge erschreckt wurde. Daher liesse er in den Gängen/ wo er zu spatziren pflegte/ glatte Seulen stellen: damit er/ unter dem Gehen/ in selbigem Spiegel sehen künte/ was hinter ihm geschähe. Also pfleget die Tyrannen ein rauschend Blat zu jagen/ und ist ein geringer Unterscheid/ zwischen ihnen und den Gefangenen: weil sie ja so sehr/ als diese/ müssen bewachet werden. Sein furchtsamkeit. Vier Kriege hat er geführt/ wann sie anders Kriege zu nennen sind. Sein erster Zug gienge in Teutschland: da er zwar keinen Feind gesehen/ gleichwol zu Rom im Triumf eingezogen. Der andere und dritte/ gienge wider den dapfern Teutschen König Decebalum (oder Dietwalt) in Dacien/ wo jetzt Siebenbürgen und die Wallachey liget. An Seine Kriege.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,2. Nürnberg, 1679, S. [II (Skulptur), S. 68]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0202_1679/98>, abgerufen am 24.11.2024.