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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,2. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] allerhand Gewinnsucht hervorkehren müssen/ weswegen er auch Mulio , der Maul Eseltreiber/ genennt worden. Weil er/ Kaiser Neroni in Griechenland nachfolgend/ unter dessen Gesangspiel einschlieffe/ oder oftmals abtratte/ kame er bey ihm in die höchste Ungnade: weswegen er sich von Hof begeben/ und in einen unbekanten Ort/ um vor dem Nero sicher zu leben/ sich niedergelassen. Endlich/ als die Juden wider den Kaiser aufrührten/ durch eine alte Weissagung darzu bewogen/ die da sagte: Es würde um selbige Zeit einer von Judaea ausgehen/ und Kaiser werden/ wurde Vespasianus vom Nero mit grossem Volck dahin gesendet/ sie zu stillen: Dann seine Unverdrossenheit ware schon bekandt worden/ und man furchte sich nicht vor ihme/ weil er nichts von sich selber machte/ und keinen Anhang hatte.

Sein Reichs-Antritt. Aber nach dem Tod Neronis, als er inzwischen mit seiner Kriegskündigkeit und Dapferkeit ihm ein Ansehen gemacht/ auch Otto und Vitellius um das Kaisertum fochten/ ward er/ sowol vom Raht/ als vom Kriegsheer/ zum Kaiser erwehlt: da ihme alsofort die Legionen in Mysiä Vorzeichen seiner Erhöhung. und Egypten zugefallen. Vorzeichen seiner Erhöhung waren/ daß ein Ochs/ auf seinem Mairhof/ da er Abend-Malzeit hielte/ vor ihm auf die Kniehe niedergefallen/ und das Haupt zu seinen Füssen geleget/ und daß alda ein Cypreßbaum/ durch einen Sturmwind aus den Wurzeln gehoben/ an einen andern Ort sich wieder gesetzet/ eingewurzelt und gegrünet. Es hatte ihn auch in Achaia getraumet/ seine und der seinen Glückseeligkeit würde anfahen/ wann er einen aus gerissenen Zahn vom Nero sehen würde: da ihm dann ein solcher/ selbigen Tag/ von einem Medico unversehens vorgezeiget worden. Hierzu kame des Jüdischen Geschichtschreibers Josephi Vorsagung/ welcher als er/ neben andern edlen Juden/ gefänglich vor ihm gebracht worden/ ihn angelacht/ und gesagt: Ihr lasset mich iezt binden/ aber über ein Jahr werdet ihr mich wieder auflösen/ wann ihr Kaiser geworden. Es ward auch solches in der Herzureise zu Alexandria in Egypten bestätigt/ indem ein Blinder/ da er offentlich zu Gericht saße/ ihn angelauffen/ und gebeten/ daß er ihn wolte in die Augen spürzen/ weil ihn getraumt hätte/ daß er alsdann würde sehend werden/ und solches ist auch geschehen.

Seine Regirung Er hatte in seinem ganzen Leben nichts anders verlanget/ als wie das Reich der Römer/ daß durch sovieler unnützlichen Regenten übel-herrschen zerrüttet war/ möchte wieder in Ordnung und guten Wolstand gebracht werden. Nun er das Zepter in die Hand bekommen/ thäte er solches um soviel glücklicher/ beriehte sich fleissig mit dem Senat/ hielte auf offenem Markt Gerichte/ oder thäte solches durch seine Söhne/ wann er abwesend ware/ oder Alters halber nicht dazu kommen konte. Er ließe auch gute Gesetze verfassen/ die böse eingerissene Gewonheiten ernstlich abstellen/ und das verwehnte Kriegsvolk von der Leibwacht/ wieder zu Gehorsam und Kriegszucht bringen. Die Stadt Rom/ welche durch Brand sehr geschändet war/ zierte er mit Gebäuden/ legte selber die erste Hand [Spaltenumbruch] an/ die Steinhaufen auf dem Capitolio hinwegzuraumen/ und befahle den vornehmsten Römern/ auch dergleichen zu thun: da dann das gemeine Volk nachfolgen muste. Dieses thäte er/ nicht allein die Stadt wieder empor zu bringen/ sondern auch/ damit das Volk etwas zu arbeiten hätte/ und nicht müßig gienge. Als auch ein Baumeister/ mit geringem Kosten/ die grösten Seulen auf das Capitolium zu bringen/ sich erbote/ thäte er ihm eine Verehrung/ und ließe ihn abziehen/ sagend: Man müste das Volck an dieser Arbeit sich etwas üben lassen.

Seine Tugenden: die Leutseligkeit/ Er ware ein frommer und leutseeliger Herr/ der sich beflisse/ iederman gutes zu thun/ und niemand zu beleidigen. Sogar seines Feinds Kais. Vitellii Tochter/ hat er/ aller Feindschaft vergessend/ reichlich ausgesteuret. Als er auch vermahnet wurde/ den Metium Pomposianum, von deme ein Geschrey gienge/ daß er einmal regiren würde/ auf die seite schaffen/ thäte er ihm nicht allein nichts arges/ sondern machte ihn auch zum Burgermeister/ und sagte zu denen/ die solches bewunderten: Er wird einmal dieser Wolthat eingedenk seyn. Das hieße/ auf gut Christisch/ das Böse mit Gutem überwinden. Er hatte auch kein Gefallen an der Leute Hinrichtung/ weinte und seufzte/ wann er einen Schuldigen verurtheilen solte/ sagend: Man müste dem Gesetz/ nicht allein der Gerechtigkeit/ sondern auch der Menschlichkeit/ ein Genügen thun.

Gerechtigkeit. Wie fromm er aber gewesen/ so muste er doch von den Bösen sich verfolgt und genötigt sehen/ die Schärfe der Gerechtigkeit an ihnen zu erweisen. Unter diesen ware Julius Sabinus, welcher sich anfangs zum Kaiser aufgeworfen/ aber geschlagen worden: da er auf seinen Mairhof entflohen/ und denselben ansteckend/ die Leute glauben gemacht/ als hätte er sich selbst verbrennet. Aber er ware in seine Begräbnis-Kluft daselbst mit seiner Frauen gestiegen/ und hatte darinn mit ihr zween Söhne gezeuget. Nach neun Jahren ward er ausgeforschet/ und mit den Seinen nach Rom geführet. Die Gemahlin/ Epponina genannt/ stellte vor den Kaiser ihre beyde junge Söhne/ und sagte: Diese/ O Kaiser/ habe ich in der Kruft gezeuget und erzogen/ damit unserer mehr wären/ die deine Majestät um Gnade anflehten. Er und die Umstehende/ hörten zwar solches mit Weinen an. Weil er aber besorgen muste/ dieser Julius und die Seinen möchten der eines den aufrührischen Soldaten dienen/ wider ihn oder seinen Sohn Unruhe anzurichten/ hat er sie alle viere abthun lassen. Andere zween/ den Alienum und Marcellum, hatte er zu hohen Ehren gefördert/ und hielte sie für seine beste Freunde. Als aber kund worden/ daß sie viele von dem Kriegsvolk an sich gehängt/ und wider ihn sich verschworen hätten/ ließe er den einen im Palast/ als er von dem Mahl aufstunde/ gleich niedermachen/ und den andern bey dem Raht anklagen: der dann ihm selber mit einem Scheermesser die Gurgel abgeschnitten. Merkwürdig ist auch/ daß/ als ein Jüngling ihm für ein verliehenes Amt gedanket/ und stark nach Bisem gerochen/ hat er ihn ausgescholten/

[Spaltenumbruch] allerhand Gewinnsucht hervorkehren müssen/ weswegen er auch Mulio , der Maul Eseltreiber/ genennt worden. Weil er/ Kaiser Neroni in Griechenland nachfolgend/ unter dessen Gesangspiel einschlieffe/ oder oftmals abtratte/ kame er bey ihm in die höchste Ungnade: weswegen er sich von Hof begeben/ und in einen unbekanten Ort/ um vor dem Nero sicher zu leben/ sich niedergelassen. Endlich/ als die Juden wider den Kaiser aufrührten/ durch eine alte Weissagung darzu bewogen/ die da sagte: Es würde um selbige Zeit einer von Judaea ausgehen/ und Kaiser werden/ wurde Vespasianus vom Nero mit grossem Volck dahin gesendet/ sie zu stillen: Dann seine Unverdrossenheit ware schon bekandt worden/ und man furchte sich nicht vor ihme/ weil er nichts von sich selber machte/ und keinen Anhang hatte.

Sein Reichs-Antritt. Aber nach dem Tod Neronis, als er inzwischen mit seiner Kriegskündigkeit und Dapferkeit ihm ein Ansehen gemacht/ auch Otto und Vitellius um das Kaisertum fochten/ ward er/ sowol vom Raht/ als vom Kriegsheer/ zum Kaiser erwehlt: da ihme alsofort die Legionen in Mysiä Vorzeichen seiner Erhöhung. und Egypten zugefallen. Vorzeichen seiner Erhöhung waren/ daß ein Ochs/ auf seinem Mairhof/ da er Abend-Malzeit hielte/ vor ihm auf die Kniehe niedergefallen/ und das Haupt zu seinen Füssen geleget/ und daß alda ein Cypreßbaum/ durch einen Sturmwind aus den Wurzeln gehoben/ an einen andern Ort sich wieder gesetzet/ eingewurzelt und gegrünet. Es hatte ihn auch in Achaia getraumet/ seine und der seinen Glückseeligkeit würde anfahen/ wann er einen aus gerissenen Zahn vom Nero sehen würde: da ihm dann ein solcher/ selbigen Tag/ von einem Medico unversehens vorgezeiget worden. Hierzu kame des Jüdischen Geschichtschreibers Josephi Vorsagung/ welcher als er/ neben andern edlen Juden/ gefänglich vor ihm gebracht worden/ ihn angelacht/ und gesagt: Ihr lasset mich iezt binden/ aber über ein Jahr werdet ihr mich wieder auflösen/ wann ihr Kaiser geworden. Es ward auch solches in der Herzureise zu Alexandria in Egypten bestätigt/ indem ein Blinder/ da er offentlich zu Gericht saße/ ihn angelauffen/ und gebeten/ daß er ihn wolte in die Augen spürzen/ weil ihn getraumt hätte/ daß er alsdann würde sehend werden/ und solches ist auch geschehen.

Seine Regirung Er hatte in seinem ganzen Leben nichts anders verlanget/ als wie das Reich der Römer/ daß durch sovieler unnützlichen Regenten übel-herrschen zerrüttet war/ möchte wieder in Ordnung und guten Wolstand gebracht werden. Nun er das Zepter in die Hand bekommen/ thäte er solches um soviel glücklicher/ beriehte sich fleissig mit dem Senat/ hielte auf offenem Markt Gerichte/ oder thäte solches durch seine Söhne/ wann er abwesend ware/ oder Alters halber nicht dazu kommen konte. Er ließe auch gute Gesetze verfassen/ die böse eingerissene Gewonheiten ernstlich abstellen/ und das verwehnte Kriegsvolk von der Leibwacht/ wieder zu Gehorsam und Kriegszucht bringen. Die Stadt Rom/ welche durch Brand sehr geschändet war/ zierte er mit Gebäuden/ legte selber die erste Hand [Spaltenumbruch] an/ die Steinhaufen auf dem Capitolio hinwegzuraumen/ und befahle den vornehmsten Römern/ auch dergleichen zu thun: da dann das gemeine Volk nachfolgen muste. Dieses thäte er/ nicht allein die Stadt wieder empor zu bringen/ sondern auch/ damit das Volk etwas zu arbeiten hätte/ und nicht müßig gienge. Als auch ein Baumeister/ mit geringem Kosten/ die grösten Seulen auf das Capitolium zu bringen/ sich erbote/ thäte er ihm eine Verehrung/ und ließe ihn abziehen/ sagend: Man müste das Volck an dieser Arbeit sich etwas üben lassen.

Seine Tugenden: die Leutseligkeit/ Er ware ein frommer und leutseeliger Herr/ der sich beflisse/ iederman gutes zu thun/ und niemand zu beleidigen. Sogar seines Feinds Kais. Vitellii Tochter/ hat er/ aller Feindschaft vergessend/ reichlich ausgesteuret. Als er auch vermahnet wurde/ den Metium Pomposianum, von deme ein Geschrey gienge/ daß er einmal regiren würde/ auf die seite schaffen/ thäte er ihm nicht allein nichts arges/ sondern machte ihn auch zum Burgermeister/ und sagte zu denen/ die solches bewunderten: Er wird einmal dieser Wolthat eingedenk seyn. Das hieße/ auf gut Christisch/ das Böse mit Gutem überwinden. Er hatte auch kein Gefallen an der Leute Hinrichtung/ weinte und seufzte/ wann er einen Schuldigen verurtheilen solte/ sagend: Man müste dem Gesetz/ nicht allein der Gerechtigkeit/ sondern auch der Menschlichkeit/ ein Genügen thun.

Gerechtigkeit. Wie fromm er aber gewesen/ so muste er doch von den Bösen sich verfolgt und genötigt sehen/ die Schärfe der Gerechtigkeit an ihnen zu erweisen. Unter diesen ware Julius Sabinus, welcher sich anfangs zum Kaiser aufgeworfen/ aber geschlagen worden: da er auf seinen Mairhof entflohen/ und denselben ansteckend/ die Leute glauben gemacht/ als hätte er sich selbst verbrennet. Aber er ware in seine Begräbnis-Kluft daselbst mit seiner Frauen gestiegen/ und hatte darinn mit ihr zween Söhne gezeuget. Nach neun Jahren ward er ausgeforschet/ und mit den Seinen nach Rom geführet. Die Gemahlin/ Epponina genannt/ stellte vor den Kaiser ihre beyde junge Söhne/ und sagte: Diese/ Ô Kaiser/ habe ich in der Kruft gezeuget und erzogen/ damit unserer mehr wären/ die deine Majestät um Gnade anflehten. Er und die Umstehende/ hörten zwar solches mit Weinen an. Weil er aber besorgen muste/ dieser Julius und die Seinen möchten der eines den aufrührischen Soldaten dienen/ wider ihn oder seinen Sohn Unruhe anzurichten/ hat er sie alle viere abthun lassen. Andere zween/ den Alienum und Marcellum, hatte er zu hohen Ehren gefördert/ und hielte sie für seine beste Freunde. Als aber kund worden/ daß sie viele von dem Kriegsvolk an sich gehängt/ und wider ihn sich verschworen hätten/ ließe er den einen im Palast/ als er von dem Mahl aufstunde/ gleich niedermachen/ und den andern bey dem Raht anklagen: der dann ihm selber mit einem Scheermesser die Gurgel abgeschnitten. Merkwürdig ist auch/ daß/ als ein Jüngling ihm für ein verliehenes Amt gedanket/ und stark nach Bisem gerochen/ hat er ihn ausgescholten/

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Aber nach dem Tod Neronis, als er inzwischen mit seiner Kriegskündigkeit und Dapferkeit ihm ein Ansehen gemacht/ auch Otto und Vitellius um das Kaisertum fochten/ ward er/ sowol vom Raht/ als vom Kriegsheer/ zum Kaiser erwehlt: da ihme alsofort die Legionen in Mysiä und Egypten zugefallen. Vorzeichen seiner Erhöhung waren/ daß ein Ochs/ auf seinem Mairhof/ da er Abend-Malzeit hielte/ vor ihm auf die Kniehe niedergefallen/ und das Haupt zu seinen Füssen geleget/ und daß alda ein Cypreßbaum/ durch einen Sturmwind aus den Wurzeln gehoben/ an einen andern Ort sich wieder gesetzet/ eingewurzelt und gegrünet. Es hatte ihn auch in Achaia getraumet/ seine und der seinen Glückseeligkeit würde anfahen/ wann er einen aus gerissenen Zahn vom Nero sehen würde: da ihm dann ein solcher/ selbigen Tag/ von einem Medico unversehens vorgezeiget worden. Hierzu kame des Jüdischen Geschichtschreibers Josephi Vorsagung/ welcher als er/ neben andern edlen Juden/ gefänglich vor ihm gebracht worden/ ihn angelacht/ und gesagt: Ihr lasset mich iezt binden/ aber über ein Jahr werdet ihr mich wieder auflösen/ wann ihr Kaiser geworden. Es ward auch solches in der Herzureise zu Alexandria in Egypten bestätigt/ indem ein Blinder/ da er offentlich zu Gericht saße/ ihn angelauffen/ und gebeten/ daß er ihn wolte in die Augen spürzen/ weil ihn getraumt hätte/ daß er alsdann würde sehend werden/ und solches ist auch geschehen. Sein Reichs-Antritt. Vorzeichen seiner Erhöhung. Er hatte in seinem ganzen Leben nichts anders verlanget/ als wie das Reich der Römer/ daß durch sovieler unnützlichen Regenten übel-herrschen zerrüttet war/ möchte wieder in Ordnung und guten Wolstand gebracht werden. Nun er das Zepter in die Hand bekommen/ thäte er solches um soviel glücklicher/ beriehte sich fleissig mit dem Senat/ hielte auf offenem Markt Gerichte/ oder thäte solches durch seine Söhne/ wann er abwesend ware/ oder Alters halber nicht dazu kommen konte. Er ließe auch gute Gesetze verfassen/ die böse eingerissene Gewonheiten ernstlich abstellen/ und das verwehnte Kriegsvolk von der Leibwacht/ wieder zu Gehorsam und Kriegszucht bringen. Die Stadt Rom/ welche durch Brand sehr geschändet war/ zierte er mit Gebäuden/ legte selber die erste Hand an/ die Steinhaufen auf dem Capitolio hinwegzuraumen/ und befahle den vornehmsten Römern/ auch dergleichen zu thun: da dann das gemeine Volk nachfolgen muste. Dieses thäte er/ nicht allein die Stadt wieder empor zu bringen/ sondern auch/ damit das Volk etwas zu arbeiten hätte/ und nicht müßig gienge. Als auch ein Baumeister/ mit geringem Kosten/ die grösten Seulen auf das Capitolium zu bringen/ sich erbote/ thäte er ihm eine Verehrung/ und ließe ihn abziehen/ sagend: Man müste das Volck an dieser Arbeit sich etwas üben lassen. Seine Regirung Er ware ein frommer und leutseeliger Herr/ der sich beflisse/ iederman gutes zu thun/ und niemand zu beleidigen. Sogar seines Feinds Kais. Vitellii Tochter/ hat er/ aller Feindschaft vergessend/ reichlich ausgesteuret. Als er auch vermahnet wurde/ den Metium Pomposianum, von deme ein Geschrey gienge/ daß er einmal regiren würde/ auf die seite schaffen/ thäte er ihm nicht allein nichts arges/ sondern machte ihn auch zum Burgermeister/ und sagte zu denen/ die solches bewunderten: Er wird einmal dieser Wolthat eingedenk seyn. Das hieße/ auf gut Christisch/ das Böse mit Gutem überwinden. Er hatte auch kein Gefallen an der Leute Hinrichtung/ weinte und seufzte/ wann er einen Schuldigen verurtheilen solte/ sagend: Man müste dem Gesetz/ nicht allein der Gerechtigkeit/ sondern auch der Menschlichkeit/ ein Genügen thun. Seine Tugenden: die Leutseligkeit/ Wie fromm er aber gewesen/ so muste er doch von den Bösen sich verfolgt und genötigt sehen/ die Schärfe der Gerechtigkeit an ihnen zu erweisen. Unter diesen ware Julius Sabinus, welcher sich anfangs zum Kaiser aufgeworfen/ aber geschlagen worden: da er auf seinen Mairhof entflohen/ und denselben ansteckend/ die Leute glauben gemacht/ als hätte er sich selbst verbrennet. Aber er ware in seine Begräbnis-Kluft daselbst mit seiner Frauen gestiegen/ und hatte darinn mit ihr zween Söhne gezeuget. Nach neun Jahren ward er ausgeforschet/ und mit den Seinen nach Rom geführet. Die Gemahlin/ Epponina genannt/ stellte vor den Kaiser ihre beyde junge Söhne/ und sagte: Diese/ Ô Kaiser/ habe ich in der Kruft gezeuget und erzogen/ damit unserer mehr wären/ die deine Majestät um Gnade anflehten. Er und die Umstehende/ hörten zwar solches mit Weinen an. Weil er aber besorgen muste/ dieser Julius und die Seinen möchten der eines den aufrührischen Soldaten dienen/ wider ihn oder seinen Sohn Unruhe anzurichten/ hat er sie alle viere abthun lassen. Andere zween/ den Alienum und Marcellum, hatte er zu hohen Ehren gefördert/ und hielte sie für seine beste Freunde. Als aber kund worden/ daß sie viele von dem Kriegsvolk an sich gehängt/ und wider ihn sich verschworen hätten/ ließe er den einen im Palast/ als er von dem Mahl aufstunde/ gleich niedermachen/ und den andern bey dem Raht anklagen: der dann ihm selber mit einem Scheermesser die Gurgel abgeschnitten. Merkwürdig ist auch/ daß/ als ein Jüngling ihm für ein verliehenes Amt gedanket/ und stark nach Bisem gerochen/ hat er ihn ausgescholten/ Gerechtigkeit.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,2. Nürnberg, 1679, S. [II (Skulptur), S. 58]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0202_1679/84>, abgerufen am 25.11.2024.