Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,2. Nürnberg, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] diese That/ von den Alten/ mit Lobfarben trefflich heraus gemahlet/ wie aus diesem des Martialis Epigrammate abzumerken:

Dum peteret Regem decepta Satellite dex-
tra,

Injecit sacris se petitura focis.
Sed tam saeva pius miracula non tulit ho-
stis,

& raptum flammis jussit abire Virum.
Urere quam potuit contemto Mutius igne,
hanc spectare manum Porsena non po-
tuit.

Major deceptae fama est & gloria dextrae:
si non errasset, fecerat illa minus.
Als nach dem König stach die Rechte/
und verfehlet/

warf sie sich in das Feur der heilgen
Opfer-Glut.

Es hat bald selbst den Feind der Wunder-
Wut gequälet/

drum riß er aus dem Brand die Hand
voll Wunder-Muht.

[Spaltenumbruch] Was konte Mutius so mutig brennen
sehen/

das konte Porsena,die Hand/ nicht schau-
en an.

Der Faust/ weil sie gefehlt/ must hoher
Ruhm zu stehen:

die/ wann sie nicht geirrt/ so viel nicht hätt'
gethan.

Es scheint aber/ sie sey nicht so gar großmütig gewesen: Weil Mutius einem Meuchelmord damit begangen. Doch ist er zu loben/ daß er seinem Vatterland/ mit Gefahr seines Lebens/ einen Dienst gethan/ und durch Verbrennung seiner Faust/ der Römer Standhaftigkeit ihren Feinden gewiesen. Es ist aber/ diese Figur/ neben Kaiser Othonis Bildnis darum geordnet worden/ weil er auch seines Vatterlandes und der Römer zu schonen/ seines eigenen Lebens ein Verschwender worden. Die Figur/ ist von einem schön gearbeiteten Agat abgesehen/ welcher bey Innocentio Ferrari, einem Herrn/ der in raren antichen medaglien/ Kupferstücken/Jubelen und andern curiosen Sachen wol bewandert ist/ in Rom zu sehen.

Kais. Vitellius. Seine Verhältnis. Seine Ehren-Aempter. Sein Reichs-Eintritt. Sein Wol-regiren. Seine Verartung. Seine Grausamkeit. Seine Schwelgerey. Sein Untergang. Sein Bildnis. Currus Bacchi. Der Bock und die Wölfin. Der Weinbruder. Miles cum Spoliis. Miles cum praemio. Sacrificium agreste. Autumnus.

[Spaltenumbruch]

Kaiser Vitellius. DEr Kaiser Vitellius, war von einem alten guten Geschlechte: massen auch sein Vatter mit Kais. Claudio zweymal Burgermeister/ und als der in Britannien abwesend/ Statthalter des Reichs gewesen. Dessen Gemahlin war eine ehrliche und nicht unedle Matron, die Sextilia: die ihn An. Chr. 16 den 24 Septembr. zur Welt gebohren. Das Thema seiner Geburts-stunde wolte/ wie die Mathematici erinnert/ nichts gutes von ihm vorsagen: weswegen der Vatter sich gefürchtet/ ihn in einer offentlichen Verrichtung zu sehen/ wiewol er ihn und seinen Bruder/ in einem Jahr/ nach einander Burgermeister gesehen. Auch die Mutter erschracke und klagte wehmütiglich/ als sie vernahme/ daß er zum Kaiser erklärt worden: weil sie wol absahe/ was Schande er der Familie zuziehen würde. Er war sehr langer Statur, roth von Gesichte/ daß ihme vom Trincken kame/ fettes unterleibs/ und schadhaft an dem einen Schenckel: welcher ihme war verletzt worden/ als er Kais. Cajo einsmals im Rennspiel aufgewartet.

[Spaltenumbruch]

Seine Verhältnis. Seine Kindheit und erste Jugend verbrachte er in der Insel Capreis unter Kais. Tiberii Hurengeschmeiß: massen er in Verdacht gewesen/ daß er selbst dadurch sich empor gebracht und an dreyer Kaiser Höfen beliebt worden. Sonsten diente er Caligulae, wie berührt/ im Rennen/ Claudio im Würffelspiel/ und dem Nero in allen beyden/ doch auch damit angenehm/ indem er/ einen Musikspiel vorstehend/ ihn erbeten/ sich auch hören zu lassen: welches Nero zwar selbst verlanget/ aber gegen dem Volck sich gestellt/ als ob er ihm zuwider wäre/ und darum vom Schauplatz hinweg gegangen ware.

Er hatte nacheinander/ zwey Gemahlinen. Die erste/ Namens Petronia, gebahre ihm einen Sohn Petronium, der einäugicht worden. Diesen/ als die Mutter ihn/ wann er aus des Vatters Gewalt loßkommen würde/ zum Erben eingesetzt/ liesse er zwar von sich/ verschaffte aber/ daß er durch Gift vergienge/ und gabe vor/ er hätte ihm selbst vergeben/ nachdem er das Gifft für den Vatter zugerichtet. Die andere/ Galeria Fundana, gebahre ihm auch Kinder: darunter ein Sohn/ welcher

[Spaltenumbruch] diese That/ von den Alten/ mit Lobfarben trefflich heraus gemahlet/ wie aus diesem des Martialis Epigrammate abzumerken:

Dum peteret Regem decepta Satellite dex-
tra,

Injecit sacris se petitura focis.
Sed tam saeva pius miracula non tulit ho-
stis,

& raptum flammis jussit abire Virum.
Urere quam potuit contemto Mutius igne,
hanc spectare manum Porsena non po-
tuit.

Major deceptae fama est & gloria dextrae:
si non errâsset, fecerat illa minus.
Als nach dem König stach die Rechte/
und verfehlet/

warf sie sich in das Feur der heilgen
Opfer-Glut.

Es hat bald selbst den Feind der Wunder-
Wut gequälet/

drum riß er aus dem Brand die Hand
voll Wunder-Muht.

[Spaltenumbruch] Was konte Mutius so mutig brennen
sehen/

das konte Porsena,die Hand/ nicht schau-
en an.

Der Faust/ weil sie gefehlt/ must hoher
Ruhm zu stehen:

die/ wann sie nicht geirrt/ so viel nicht hätt’
gethan.

Es scheint aber/ sie sey nicht so gar großmütig gewesen: Weil Mutius einem Meuchelmord damit begangen. Doch ist er zu loben/ daß er seinem Vatterland/ mit Gefahr seines Lebens/ einen Dienst gethan/ und durch Verbrennung seiner Faust/ der Römer Standhaftigkeit ihren Feinden gewiesen. Es ist aber/ diese Figur/ neben Kaiser Othonis Bildnis darum geordnet worden/ weil er auch seines Vatterlandes und der Römer zu schonen/ seines eigenen Lebens ein Verschwender worden. Die Figur/ ist von einem schön gearbeiteten Agat abgesehen/ welcher bey Innocentio Ferrari, einem Herrn/ der in raren antichen medaglien/ Kupferstücken/Jubelen und andern curiosen Sachen wol bewandert ist/ in Rom zu sehen.

Kais. Vitellius. Seine Verhältnis. Seine Ehren-Aempter. Sein Reichs-Eintritt. Sein Wol-regiren. Seine Verartung. Seine Grausamkeit. Seine Schwelgerey. Sein Untergang. Sein Bildnis. Currus Bacchi. Der Bock und die Wölfin. Der Weinbruder. Miles cum Spoliis. Miles cum praemio. Sacrificium agreste. Autumnus.

[Spaltenumbruch]

Kaiser Vitellius. DEr Kaiser Vitellius, war von einem alten guten Geschlechte: massen auch sein Vatter mit Kais. Claudio zweymal Burgermeister/ und als der in Britannien abwesend/ Statthalter des Reichs gewesen. Dessen Gemahlin war eine ehrliche und nicht unedle Matron, die Sextilia: die ihn An. Chr. 16 den 24 Septembr. zur Welt gebohren. Das Thema seiner Geburts-stunde wolte/ wie die Mathematici erinnert/ nichts gutes von ihm vorsagen: weswegen der Vatter sich gefürchtet/ ihn in einer offentlichen Verrichtung zu sehen/ wiewol er ihn und seinen Bruder/ in einem Jahr/ nach einander Burgermeister gesehen. Auch die Mutter erschracke und klagte wehmütiglich/ als sie vernahme/ daß er zum Kaiser erklärt worden: weil sie wol absahe/ was Schande er der Familie zuziehen würde. Er war sehr langer Statur, roth von Gesichte/ daß ihme vom Trincken kame/ fettes unterleibs/ und schadhaft an dem einen Schenckel: welcher ihme war verletzt worden/ als er Kais. Cajo einsmals im Rennspiel aufgewartet.

[Spaltenumbruch]

Seine Verhältnis. Seine Kindheit und erste Jugend verbrachte er in der Insel Capreis unter Kais. Tiberii Hurengeschmeiß: massen er in Verdacht gewesen/ daß er selbst dadurch sich empor gebracht und an dreyer Kaiser Höfen beliebt worden. Sonsten diente er Caligulae, wie berührt/ im Rennen/ Claudio im Würffelspiel/ und dem Nero in allen beyden/ doch auch damit angenehm/ indem er/ einen Musikspiel vorstehend/ ihn erbeten/ sich auch hören zu lassen: welches Nero zwar selbst verlanget/ aber gegen dem Volck sich gestellt/ als ob er ihm zuwider wäre/ und darum vom Schauplatz hinweg gegangen ware.

Er hatte nacheinander/ zwey Gemahlinen. Die erste/ Namens Petronia, gebahre ihm einen Sohn Petronium, der einäugicht worden. Diesen/ als die Mutter ihn/ wann er aus des Vatters Gewalt loßkommen würde/ zum Erben eingesetzt/ liesse er zwar von sich/ verschaffte aber/ daß er durch Gift vergienge/ und gabe vor/ er hätte ihm selbst vergeben/ nachdem er das Gifft für den Vatter zugerichtet. Die andere/ Galeria Fundana, gebahre ihm auch Kinder: darunter ein Sohn/ welcher

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div xml:id="d938">
          <p xml:id="p940.10"><pb facs="#f0076" xml:id="pb-941" n="[II (Skulptur), S. 54]"/><cb/>
diese That/ von den Alten/ mit Lobfarben trefflich heraus gemahlet/ wie aus diesem des <hi rendition="#aq"><bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-127"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1378 http://d-nb.info/gnd/11857826X http://viaf.org/viaf/8099277">Martialis</persName> Epigrammate</ref></bibl></hi> abzumerken:</p>
          <lg rendition="#aq" xml:lang="lat" type="poem">
            <l>Dum peteret Regem decepta Satellite dex-<lb/>
tra,</l><lb/>
            <l>Injecit sacris se petitura focis.</l><lb/>
            <l>Sed tam saeva pius miracula non tulit ho-<lb/>
stis,</l><lb/>
            <l>&amp; raptum flammis jussit abire Virum.</l><lb/>
            <l>Urere quam potuit contemto <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1773 http://d-nb.info/gnd/128812524 http://viaf.org/viaf/25665896">Mutius</persName> igne,</l><lb/>
            <l>hanc spectare manum <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-247 http://d-nb.info/gnd/123959306 http://viaf.org/viaf/3393096">Porsena</persName> non po-<lb/>
tuit.</l><lb/>
            <l>Major deceptae fama est &amp; gloria dextrae:</l><lb/>
            <l>si non errâsset, fecerat illa minus.</l><lb/>
          </lg>
          <lg rendition="#c" type="poem">
            <l>Als nach dem König stach die Rechte/<lb/>
und verfehlet/</l><lb/>
            <l>warf sie sich in das Feur der heilgen<lb/>
Opfer-Glut.</l><lb/>
            <l>Es hat bald selbst den Feind der Wunder-<lb/>
Wut gequälet/</l><lb/>
            <l>drum riß er aus dem Brand die Hand<lb/>
voll Wunder-Muht.</l><lb/>
            <cb/>
            <l>Was konte <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1773 http://d-nb.info/gnd/128812524 http://viaf.org/viaf/25665896">Mutius</persName></hi> so mutig brennen<lb/>
sehen/</l><lb/>
            <l>das konte <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-247 http://d-nb.info/gnd/123959306 http://viaf.org/viaf/3393096">Porsena</persName>,</hi>die Hand/ nicht schau-<lb/>
en an.</l><lb/>
            <l>Der Faust/ weil sie gefehlt/ must hoher<lb/>
Ruhm zu stehen:</l><lb/>
            <l>die/ wann sie nicht geirrt/ so viel nicht hätt&#x2019;<lb/>
gethan.</l><lb/>
          </lg>
          <p>Es scheint aber/ sie sey nicht so gar großmütig gewesen: Weil <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1773 http://d-nb.info/gnd/128812524 http://viaf.org/viaf/25665896">Mutius</persName></hi> einem Meuchelmord damit begangen. Doch ist er zu loben/ daß er seinem Vatterland/ mit Gefahr seines Lebens/ einen Dienst gethan/ und durch Verbrennung seiner Faust/ der Römer Standhaftigkeit ihren Feinden gewiesen. Es ist aber/ <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-2682" type="artificialWork">diese Figur</name>/ neben <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-2671" type="artificialWork"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-979 http://d-nb.info/gnd/118787357 http://viaf.org/viaf/84036319">Kaiser <hi rendition="#aq">Othonis</hi></persName> Bildnis</name> darum geordnet worden/ weil er auch seines Vatterlandes und der Römer zu schonen/ seines eigenen Lebens ein Verschwender worden.  Die Figur/ ist von <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-2686" type="artificialWork">einem schön gearbeiteten Agat</name> abgesehen/ welcher bey <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5597">Innocentio Ferrari</persName>,</hi> einem Herrn/ der in raren <hi rendition="#aq">antich</hi>en <hi rendition="#aq">medagli</hi>en/ Kupferstücken/<hi rendition="#aq">Jubel</hi>en und andern <hi rendition="#aq">curios</hi>en Sachen wol bewandert ist/ in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> zu sehen.</p>
        </div>
        <div xml:id="d941">
          <head> <hi rendition="#aq">IX<lb/><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2188 http://d-nb.info/gnd/118805495 http://viaf.org/viaf/16012563">AUL. VITELLIUS IMP.<lb/>
AUG.</persName></hi> </head><lb/>
          <argument>
            <p><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2188 http://d-nb.info/gnd/118805495 http://viaf.org/viaf/16012563">Kais. <hi rendition="#aq">Vitellius</hi></persName>. Seine Verhältnis. Seine Ehren-Aempter. Sein Reichs-Eintritt. Sein Wol-regiren. Seine Verartung. Seine Grausamkeit. Seine Schwelgerey. Sein Untergang. Sein Bildnis. <hi rendition="#aq">Currus Bacchi</hi>. Der Bock und die Wölfin. Der Weinbruder. <hi rendition="#aq">Miles cum Spoliis. Miles cum praemio. Sacrificium agreste. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2269">Autumnus</persName>.</hi></p>
          </argument>
          <cb/>
          <p xml:id="p941.1"><note place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2188 http://d-nb.info/gnd/118805495 http://viaf.org/viaf/16012563">Kaiser <hi rendition="#aq">Vitellius</hi></persName>.</note><hi rendition="#in">D</hi>Er <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2188 http://d-nb.info/gnd/118805495 http://viaf.org/viaf/16012563">Kaiser <hi rendition="#aq">Vitellius</hi></persName>, war von einem alten guten Geschlechte: massen auch sein <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2261">Vatter</persName> mit <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-543 http://d-nb.info/gnd/118521063 http://viaf.org/viaf/87172361">Kais. <hi rendition="#aq">Claudio</hi></persName> zweymal Burgermeister/ und als der in <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1051 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7030316">Britannien</placeName></hi> abwesend/ Statthalter des Reichs gewesen. Dessen Gemahlin war eine ehrliche und nicht unedle <hi rendition="#aq">Matron,</hi> die <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2262">Sextilia</persName></hi>: die ihn <date when="0016-09-24"><hi rendition="#aq">An. Chr.</hi> 16 den 24 <hi rendition="#aq">Septembr</hi>.</date> zur Welt gebohren. Das <hi rendition="#aq">Thema</hi> seiner Geburts-stunde wolte/ wie die <hi rendition="#aq">Mathematici</hi> erinnert/ nichts gutes von ihm vorsagen: weswegen der Vatter sich gefürchtet/ ihn in einer offentlichen Verrichtung zu sehen/ wiewol er ihn und seinen Bruder/ in einem Jahr/ nach einander Burgermeister gesehen. Auch die Mutter erschracke und klagte wehmütiglich/ als sie vernahme/ daß er zum Kaiser erklärt worden: weil sie wol absahe/ was Schande er der <hi rendition="#aq">Familie</hi> zuziehen würde. Er war sehr langer <hi rendition="#aq">Statur,</hi> roth von Gesichte/ daß ihme vom Trincken kame/ fettes unterleibs/ und schadhaft an dem einen Schenckel: welcher ihme war verletzt worden/ als er <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-868 http://d-nb.info/gnd/118518410 http://viaf.org/viaf/59052351">Kais. <hi rendition="#aq">Cajo</hi></persName> einsmals im Rennspiel aufgewartet.</p>
          <cb/>
          <p xml:id="p941.2"><note place="right">Seine Verhältnis.</note> Seine Kindheit und erste Jugend verbrachte er in der Insel <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-840 http://www.geonames.org/3180629/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006855">Capreis</placeName></hi> unter <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-482 http://d-nb.info/gnd/118622501 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115693 http://viaf.org/viaf/89600176">Kais. <hi rendition="#aq">Tiberii</hi></persName> Hurengeschmeiß: massen er in Verdacht gewesen/ daß er selbst dadurch sich empor gebracht und an dreyer Kaiser Höfen beliebt worden. Sonsten diente er <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-868 http://d-nb.info/gnd/118518410 http://viaf.org/viaf/59052351">Caligulae</persName>,</hi> wie berührt/ im Rennen/ <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-543 http://d-nb.info/gnd/118521063 http://viaf.org/viaf/87172361">Claudio</persName></hi> im Würffelspiel/ und dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-219 http://d-nb.info/gnd/118586998 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115696 http://viaf.org/viaf/84036175">Nero</persName> in allen beyden/ doch auch damit angenehm/ indem er/ einen Musikspiel vorstehend/ ihn erbeten/ sich auch hören zu lassen: welches <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-219 http://d-nb.info/gnd/118586998 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115696 http://viaf.org/viaf/84036175">Nero</persName> zwar selbst verlanget/ aber gegen dem Volck sich gestellt/ als ob er ihm zuwider wäre/ und darum vom Schauplatz hinweg gegangen ware.</p>
          <p xml:id="p941.3">Er hatte nacheinander/ zwey Gemahlinen. Die erste/ Namens <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2263">Petronia</persName>,</hi> gebahre ihm einen Sohn <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2264">Petronium</persName>,</hi> der einäugicht worden. Diesen/ als die Mutter ihn/ wann er aus des Vatters Gewalt loßkommen würde/ zum Erben eingesetzt/ liesse er zwar von sich/ verschaffte aber/ daß er durch Gift vergienge/ und gabe vor/ er hätte ihm selbst vergeben/ nachdem er das Gifft für den Vatter zugerichtet. Die andere/ <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2265">Galeria Fundana</persName>,</hi> gebahre ihm auch Kinder: darunter ein Sohn/ welcher
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[II (Skulptur), S. 54]/0076] diese That/ von den Alten/ mit Lobfarben trefflich heraus gemahlet/ wie aus diesem des Martialis Epigrammate abzumerken: Dum peteret Regem decepta Satellite dex- tra, Injecit sacris se petitura focis. Sed tam saeva pius miracula non tulit ho- stis, & raptum flammis jussit abire Virum. Urere quam potuit contemto Mutius igne, hanc spectare manum Porsena non po- tuit. Major deceptae fama est & gloria dextrae: si non errâsset, fecerat illa minus. Als nach dem König stach die Rechte/ und verfehlet/ warf sie sich in das Feur der heilgen Opfer-Glut. Es hat bald selbst den Feind der Wunder- Wut gequälet/ drum riß er aus dem Brand die Hand voll Wunder-Muht. Was konte Mutius so mutig brennen sehen/ das konte Porsena,die Hand/ nicht schau- en an. Der Faust/ weil sie gefehlt/ must hoher Ruhm zu stehen: die/ wann sie nicht geirrt/ so viel nicht hätt’ gethan. Es scheint aber/ sie sey nicht so gar großmütig gewesen: Weil Mutius einem Meuchelmord damit begangen. Doch ist er zu loben/ daß er seinem Vatterland/ mit Gefahr seines Lebens/ einen Dienst gethan/ und durch Verbrennung seiner Faust/ der Römer Standhaftigkeit ihren Feinden gewiesen. Es ist aber/ diese Figur/ neben Kaiser Othonis Bildnis darum geordnet worden/ weil er auch seines Vatterlandes und der Römer zu schonen/ seines eigenen Lebens ein Verschwender worden. Die Figur/ ist von einem schön gearbeiteten Agat abgesehen/ welcher bey Innocentio Ferrari, einem Herrn/ der in raren antichen medaglien/ Kupferstücken/Jubelen und andern curiosen Sachen wol bewandert ist/ in Rom zu sehen. IX AUL. VITELLIUS IMP. AUG. Kais. Vitellius. Seine Verhältnis. Seine Ehren-Aempter. Sein Reichs-Eintritt. Sein Wol-regiren. Seine Verartung. Seine Grausamkeit. Seine Schwelgerey. Sein Untergang. Sein Bildnis. Currus Bacchi. Der Bock und die Wölfin. Der Weinbruder. Miles cum Spoliis. Miles cum praemio. Sacrificium agreste. Autumnus. DEr Kaiser Vitellius, war von einem alten guten Geschlechte: massen auch sein Vatter mit Kais. Claudio zweymal Burgermeister/ und als der in Britannien abwesend/ Statthalter des Reichs gewesen. Dessen Gemahlin war eine ehrliche und nicht unedle Matron, die Sextilia: die ihn An. Chr. 16 den 24 Septembr. zur Welt gebohren. Das Thema seiner Geburts-stunde wolte/ wie die Mathematici erinnert/ nichts gutes von ihm vorsagen: weswegen der Vatter sich gefürchtet/ ihn in einer offentlichen Verrichtung zu sehen/ wiewol er ihn und seinen Bruder/ in einem Jahr/ nach einander Burgermeister gesehen. Auch die Mutter erschracke und klagte wehmütiglich/ als sie vernahme/ daß er zum Kaiser erklärt worden: weil sie wol absahe/ was Schande er der Familie zuziehen würde. Er war sehr langer Statur, roth von Gesichte/ daß ihme vom Trincken kame/ fettes unterleibs/ und schadhaft an dem einen Schenckel: welcher ihme war verletzt worden/ als er Kais. Cajo einsmals im Rennspiel aufgewartet. Kaiser Vitellius. Seine Kindheit und erste Jugend verbrachte er in der Insel Capreis unter Kais. Tiberii Hurengeschmeiß: massen er in Verdacht gewesen/ daß er selbst dadurch sich empor gebracht und an dreyer Kaiser Höfen beliebt worden. Sonsten diente er Caligulae, wie berührt/ im Rennen/ Claudio im Würffelspiel/ und dem Nero in allen beyden/ doch auch damit angenehm/ indem er/ einen Musikspiel vorstehend/ ihn erbeten/ sich auch hören zu lassen: welches Nero zwar selbst verlanget/ aber gegen dem Volck sich gestellt/ als ob er ihm zuwider wäre/ und darum vom Schauplatz hinweg gegangen ware. Seine Verhältnis.Er hatte nacheinander/ zwey Gemahlinen. Die erste/ Namens Petronia, gebahre ihm einen Sohn Petronium, der einäugicht worden. Diesen/ als die Mutter ihn/ wann er aus des Vatters Gewalt loßkommen würde/ zum Erben eingesetzt/ liesse er zwar von sich/ verschaffte aber/ daß er durch Gift vergienge/ und gabe vor/ er hätte ihm selbst vergeben/ nachdem er das Gifft für den Vatter zugerichtet. Die andere/ Galeria Fundana, gebahre ihm auch Kinder: darunter ein Sohn/ welcher

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2013-05-21T09:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-05-21T09:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0202_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0202_1679/76
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,2. Nürnberg, 1679, S. [II (Skulptur), S. 54]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0202_1679/76>, abgerufen am 26.11.2024.