Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,2. Nürnberg, 1679.[Spaltenumbruch] Viel vornehme Römer ließe er mit Brandmahlen schänden/ und verurtheilte sie nachmals/ in Erzgruben und auf gemeinen Strassen zu arbeiten/ oder mit Bestien zu kämpfen/ und ließe sie/ er die Bestie/ zu ihnen verschliessen/ auch mit Sägen voneinander schneiden. Die Eltern nötigte er/ der Kinder Hinrichtung mit anzusehen/ und als sich einer mit seiner Unpäßlichkeit entschuldigt/ ließe er ihn auf der Sänfte herbey holen; einen andern aber/ welcher bate/ daß er doch die Augen zudrucken möchte/ liesse er zugleich mit hinmetzelen. Er selbst sahe die Metzeleyen nicht allein mit an/ sondern rieffe auch immer dem Scharfrichter zu mit diesen Worten: Triff ihn also/ daß er das Sterben fühle. Oftmals klagte er/ daß zu seiner Zeit sich kein großes Unglück begäbe/ und wünschte einen grossen Brand/ Land-Sterb/ Erdbeben oder dergleichen zu beleben. Als einsmals beyde Burgermeister neben ihm sassen/ fienge er an zu lachen/ und gefragt/ warum? sagte er: ich lache/ weil ich mit einem Wink schaffen kan/ daß man euch beyden die Köpfe abreiße. Wie er dann immer einen Soldaten bey sich gehabt/ der die Köpfe meisterlich abhauen konte. Wann er seiner Gemahlin oder einer andern Frauen Nacken küssete/ sagte er: wie ein schöner Nacken! aber wann ich werde wollen/ so muß er über das Schwerd springen. Zuweilen verschlosse er die Kornhäuser/ und ließ den Römern eine Theurung ansagen. Als man ihm sagte/ wie er sich bey den Römern würde verhasst machen/ sagte er: Oderint, dum metuant! Sie mögen mich hassen/ wann sie mich nur fürchten. Er ließe auch/ dieser Wüterichs-Rede/ sich vernehmen: Er wünsche/ daß alle Römer zusammen nur einen Hals hätten/ so könte er solchen mit einem Streich herunter hauen lassen. War eine Henckers- und keine Kaisers-Rede. Gottlosigkeit: Er hätte auch/ wann er gekönt/ wider die Obern und den Himmel gewütet. Als es/ da er ein Saufgelag hielte/ gedonnert und geblitzet/ fuhr er auf/ und forderte den Jupiter zum Kampf/ die Worte Homeri oft wiederholend: Aut tu me tolle, aut ego te! du solst mich/ oder ich will dich ausrotten. Er bildete ihm auch ein/ er wäre der Latinische Jupiter/ (Jupiter Latialis) und schickte in solcher Gestalt sein Bildnis an alle Oerter des Röm. Reichs/ daß man es in den Jovis-Tempeln ausstellen solte. Er ließe den Götzen die Köpfe abnehmen/ und seinen dafür auf den Rumpf stecken. Er wolte auch diesen Götzen/ da er im Guten nicht mochte/ im Bösen nachahmen: deswegen beschlieffe er seine Schwestern/ und triebe allerhand Buhlerey. Er wolte dem Donner nachahmen/ tönete mit eignen darzu bereiteten Gefässen/ und machte einen kleinen Blitz erscheinen: und so oft ein Donnerkeil fiele/ warfe er einen Stein wider die Erde/ und sprache die vor-angezogene Worte. Sonsten ließe er sich öfters/ in Kleidern der Götter/ auch Göttinnnen sehen/ ihre Gestalt an sich zu nehmen. Er gabe vor/ er buhle mit der Göttin Diana oder dem Monde/ und ward hierin beschmeichelt durch L. Vitellium, welcher/ als er ihn fragte/ ob er diese Göttin nicht mit ihm der Liebe pflegen sähe/ die Augen zur Erden [Spaltenumbruch] schluge und antwortete: Nur euch Göttern ist vergönnt/ eiander zu sehen. Diese Finsternis/ war eine rechte Straffe auf die Heiden/ die den nunmehr im Fleisch erschienenen HErrn und Welt-Heiland nicht erkennen/ noch annehmen wolten/ und solchen Wüstlingen unterthänig seyn musten. Seneca schreibt von ihme/ die Natur habe ihn darum hervorgebracht/ um zu zeigen/ was die höchste Lasterhaftigkeit in der höchsten Würde vermöge. Er würde aber anders geredet haben/ wann er des Heil. Pauli Unterrichtung hätte annehmen wollen. und Torheit. Es konte nicht fehlen/ es muste aus diesem Stoltz endlich die Stultitia und Narrheit hervorkeumen. Er hatte ein Pferd/ welches er Incitatum, den Angespörten/ nennte. Dieses muste sein Collega werden/ als er/ nach Gewonheit der Römer/ welches Amt er sonst um 100000 Gulden zu verkauffen pflegte/ das Priesterthum übernahme. Er ließ dasselbe zur Tafel bitten/ ihme vergüldten Habern vorschütten/ und Wein aus Gold zu trincken geben. Er schwure bey dessen Leben und Wolergehen/ und hätte es gar zum Burgermeister gemacht/ wann es nicht verreckt wäre. Er ließe ihm einen Stand von Marmor und eine Krippe von Helfenbein machen/ auch purpurne Decken auflegen. Er widmete ihm ein Haus/ mit behörigen Bedienten und allem Vorraht. Also mochte man wol von ihm sagen: der/ so da lebet wie eine Bestie/ hat keine bässere Gesellschaft/ als Bestien. Aus dem Krieg machte er ein Spiegelfechten/ ließe ein großes Heer zesammen führen/ und zoge zu Feld/ mit dem Vorwand/ daß er wider die Teutschen/ wie sein Vatter/ kriegen wolte. Dieses geschahe vier Monat vor seinem Tode/ da er allerhand Torheiten angestellt/ das Volck am Meer in eine Schlachtordnung stellen lassen/ und sie endlich die Muscheln auflesen heissen/ solche/ als Beuten vom Ocean/ im Triumf nach Rom mit zu bringen. Er wil Gott seyn [...] im Tempel zu Jerusalem/ Das Bäste/ das er in seinem Leben/ wiewol unwissend/ warum er es thäte/ gethan hat/ war dieses/ daß er den Tempel zu Jerusalem ihme selber gewidmet/ und den Landpfleger Petronium dahin gesendet/ sein Bild/ als Caji des neuen Jupiters/ allda aufzustellen: dann weil die Juden den rechten Hohenpriester ihres Tempels verworfen/ und geruffen/ sie hätten keinen König als den Kaiser/ und ihren König JEsum/ den GOTT ihnen und allen Menschen vom Himmel gesandt/ nicht annehmen wollen/ sondern gekreutzigt und getödet hatten/ solten sie den Kaiser/ einen Menschen/ zum Gott annehmen. Sie haben zwar solches abgewendet/ indem sie Petronio entgegen gezogen/ ihre bloße Hälse dargebotten/ und gesagt: Sie wolten lieber alle ihr Leben übergeben/ als ihre alte Religion und Stadt mit solchem Götzenwerk verunreinigen lassen. und verbannet Herodem den Johanes-Mörder. Er hat auch Herodem Antipam gestraffet/ welcher Johannem den Täuffer getödtet/ und sechs Jahre vorher A. 34 den HErrn Christum in der Passion mit seinem Hofgesinde verspottet hatte. Dann als derselbe/ weil er nur Vier-Fürst war/ mit grossem Geschleppe nach Rom kame/ die [Spaltenumbruch] Viel vornehme Römer ließe er mit Brandmahlen schänden/ und verurtheilte sie nachmals/ in Erzgruben und auf gemeinen Strassen zu arbeiten/ oder mit Bestien zu kämpfen/ und ließe sie/ er die Bestie/ zu ihnen verschliessen/ auch mit Sägen voneinander schneiden. Die Eltern nötigte er/ der Kinder Hinrichtung mit anzusehen/ und als sich einer mit seiner Unpäßlichkeit entschuldigt/ ließe er ihn auf der Sänfte herbey holen; einen andern aber/ welcher bate/ daß er doch die Augen zudrucken möchte/ liesse er zugleich mit hinmetzelen. Er selbst sahe die Metzeleyen nicht allein mit an/ sondern rieffe auch immer dem Scharfrichter zu mit diesen Worten: Triff ihn also/ daß er das Sterben fühle. Oftmals klagte er/ daß zu seiner Zeit sich kein großes Unglück begäbe/ und wünschte einen grossen Brand/ Land-Sterb/ Erdbeben oder dergleichen zu beleben. Als einsmals beyde Burgermeister neben ihm sassen/ fienge er an zu lachen/ und gefragt/ warum? sagte er: ich lache/ weil ich mit einem Wink schaffen kan/ daß man euch beyden die Köpfe abreiße. Wie er dann immer einen Soldaten bey sich gehabt/ der die Köpfe meisterlich abhauen konte. Wann er seiner Gemahlin oder einer andern Frauen Nacken küssete/ sagte er: wie ein schöner Nacken! aber wann ich werde wollen/ so muß er über das Schwerd springen. Zuweilen verschlosse er die Kornhäuser/ und ließ den Römern eine Theurung ansagen. Als man ihm sagte/ wie er sich bey den Römern würde verhasst machen/ sagte er: Oderint, dum metuant! Sie mögen mich hassen/ wann sie mich nur fürchten. Er ließe auch/ dieser Wüterichs-Rede/ sich vernehmen: Er wünsche/ daß alle Römer zusammen nur einen Hals hätten/ so könte er solchen mit einem Streich herunter hauen lassen. War eine Henckers- und keine Kaisers-Rede. Gottlosigkeit: Er hätte auch/ wann er gekönt/ wider die Obern und den Himmel gewütet. Als es/ da er ein Saufgelag hielte/ gedonnert und geblitzet/ fuhr er auf/ und forderte den Jupiter zum Kampf/ die Worte Homeri oft wiederholend: Aut tu me tolle, aut ego te! du solst mich/ oder ich will dich ausrotten. Er bildete ihm auch ein/ er wäre der Latinische Jupiter/ (Jupiter Latialis) und schickte in solcher Gestalt sein Bildnis an alle Oerter des Röm. Reichs/ daß man es in den Jovis-Tempeln ausstellen solte. Er ließe den Götzen die Köpfe abnehmen/ und seinen dafür auf den Rumpf stecken. Er wolte auch diesen Götzen/ da er im Guten nicht mochte/ im Bösen nachahmen: deswegen beschlieffe er seine Schwestern/ und triebe allerhand Buhlerey. Er wolte dem Donner nachahmen/ tönete mit eignen darzu bereiteten Gefässen/ und machte einen kleinen Blitz erscheinen: und so oft ein Donnerkeil fiele/ warfe er einen Stein wider die Erde/ und sprache die vor-angezogene Worte. Sonsten ließe er sich öfters/ in Kleidern der Götter/ auch Göttinnnen sehen/ ihre Gestalt an sich zu nehmen. Er gabe vor/ er buhle mit der Göttin Diana oder dem Monde/ und ward hierin beschmeichelt durch L. Vitellium, welcher/ als er ihn fragte/ ob er diese Göttin nicht mit ihm der Liebe pflegen sähe/ die Augen zur Erden [Spaltenumbruch] schluge und antwortete: Nur euch Göttern ist vergönnt/ eiander zu sehen. Diese Finsternis/ war eine rechte Straffe auf die Heiden/ die den nunmehr im Fleisch erschienenen HErrn und Welt-Heiland nicht erkennen/ noch annehmen wolten/ und solchen Wüstlingen unterthänig seyn musten. Seneca schreibt von ihme/ die Natur habe ihn darum hervorgebracht/ um zu zeigen/ was die höchste Lasterhaftigkeit in der höchsten Würde vermöge. Er würde aber anders geredet haben/ wann er des Heil. Pauli Unterrichtung hätte annehmen wollen. und Torheit. Es konte nicht fehlen/ es muste aus diesem Stoltz endlich die Stultitia und Narrheit hervorkeumen. Er hatte ein Pferd/ welches er Incitatum, den Angespörten/ nennte. Dieses muste sein Collega werden/ als er/ nach Gewonheit der Römer/ welches Amt er sonst um 100000 Gulden zu verkauffen pflegte/ das Priesterthum übernahme. Er ließ dasselbe zur Tafel bitten/ ihme vergüldten Habern vorschütten/ und Wein aus Gold zu trincken geben. Er schwure bey dessen Leben und Wolergehen/ und hätte es gar zum Burgermeister gemacht/ wann es nicht verreckt wäre. Er ließe ihm einen Stand von Marmor und eine Krippe von Helfenbein machen/ auch purpurne Decken auflegen. Er widmete ihm ein Haus/ mit behörigen Bedienten und allem Vorraht. Also mochte man wol von ihm sagen: der/ so da lebet wie eine Bestie/ hat keine bässere Gesellschaft/ als Bestien. Aus dem Krieg machte er ein Spiegelfechten/ ließe ein großes Heer zesammen führen/ und zoge zu Feld/ mit dem Vorwand/ daß er wider die Teutschen/ wie sein Vatter/ kriegen wolte. Dieses geschahe vier Monat vor seinem Tode/ da er allerhand Torheiten angestellt/ das Volck am Meer in eine Schlachtordnung stellen lassen/ und sie endlich die Muscheln auflesen heissen/ solche/ als Beuten vom Ocean/ im Triumf nach Rom mit zu bringen. Er wil Gott seyn […] im Tempel zu Jerusalem/ Das Bäste/ das er in seinem Leben/ wiewol unwissend/ warum er es thäte/ gethan hat/ war dieses/ daß er den Tempel zu Jerusalem ihme selber gewidmet/ und den Landpfleger Petronium dahin gesendet/ sein Bild/ als Caji des neuen Jupiters/ allda aufzustellen: dann weil die Juden den rechten Hohenpriester ihres Tempels verworfen/ und geruffen/ sie hätten keinen König als den Kaiser/ und ihren König JEsum/ den GOTT ihnen und allen Menschen vom Himmel gesandt/ nicht annehmen wollen/ sondern gekreutzigt und getödet hatten/ solten sie den Kaiser/ einen Menschen/ zum Gott annehmen. Sie haben zwar solches abgewendet/ indem sie Petronio entgegen gezogen/ ihre bloße Hälse dargebotten/ und gesagt: Sie wolten lieber alle ihr Leben übergeben/ als ihre alte Religion und Stadt mit solchem Götzenwerk verunreinigen lassen. und verbannet Herodem den Johanes-Mörder. Er hat auch Herodem Antipam gestraffet/ welcher Johannem den Täuffer getödtet/ und sechs Jahre vorher A. 34 den HErrn Christum in der Passion mit seinem Hofgesinde verspottet hatte. Dann als derselbe/ weil er nur Vier-Fürst war/ mit grossem Geschleppe nach Rom kame/ die <TEI> <text> <body> <div> <div xml:id="d918"> <p xml:id="p920.5"><pb facs="#f0052" xml:id="pb-921" n="[II (Skulptur), S. 38]"/><cb/> Viel vornehme Römer ließe er mit Brandmahlen schänden/ und verurtheilte sie nachmals/ in Erzgruben und auf gemeinen Strassen zu arbeiten/ oder mit Bestien zu kämpfen/ und ließe sie/ er die Bestie/ zu ihnen verschliessen/ auch mit Sägen voneinander schneiden. Die Eltern nötigte er/ der Kinder Hinrichtung mit anzusehen/ und als sich einer mit seiner Unpäßlichkeit entschuldigt/ ließe er ihn auf der Sänfte herbey holen; einen andern aber/ welcher bate/ daß er doch die Augen zudrucken möchte/ liesse er zugleich mit hinmetzelen. Er selbst sahe die Metzeleyen nicht allein mit an/ sondern rieffe auch immer dem Scharfrichter zu mit diesen Worten: Triff ihn also/ daß er das Sterben fühle. Oftmals klagte er/ daß zu seiner Zeit sich kein großes Unglück begäbe/ und wünschte einen grossen Brand/ Land-Sterb/ Erdbeben oder dergleichen zu beleben. Als einsmals beyde Burgermeister neben ihm sassen/ fienge er an zu lachen/ und gefragt/ warum? sagte er: ich lache/ weil ich mit einem Wink schaffen kan/ daß man euch beyden die Köpfe abreiße. Wie er dann immer einen Soldaten bey sich gehabt/ der die Köpfe meisterlich abhauen konte. Wann er seiner Gemahlin oder einer andern Frauen Nacken küssete/ sagte er: wie ein schöner Nacken! aber wann ich werde wollen/ so muß er über das Schwerd springen. Zuweilen verschlosse er die Kornhäuser/ und ließ den Römern eine Theurung ansagen. Als man ihm sagte/ wie er sich bey den Römern würde verhasst machen/ sagte er: <hi rendition="#aq">Oderint, dum metuant</hi>! 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Viel vornehme Römer ließe er mit Brandmahlen schänden/ und verurtheilte sie nachmals/ in Erzgruben und auf gemeinen Strassen zu arbeiten/ oder mit Bestien zu kämpfen/ und ließe sie/ er die Bestie/ zu ihnen verschliessen/ auch mit Sägen voneinander schneiden. Die Eltern nötigte er/ der Kinder Hinrichtung mit anzusehen/ und als sich einer mit seiner Unpäßlichkeit entschuldigt/ ließe er ihn auf der Sänfte herbey holen; einen andern aber/ welcher bate/ daß er doch die Augen zudrucken möchte/ liesse er zugleich mit hinmetzelen. Er selbst sahe die Metzeleyen nicht allein mit an/ sondern rieffe auch immer dem Scharfrichter zu mit diesen Worten: Triff ihn also/ daß er das Sterben fühle. Oftmals klagte er/ daß zu seiner Zeit sich kein großes Unglück begäbe/ und wünschte einen grossen Brand/ Land-Sterb/ Erdbeben oder dergleichen zu beleben. Als einsmals beyde Burgermeister neben ihm sassen/ fienge er an zu lachen/ und gefragt/ warum? sagte er: ich lache/ weil ich mit einem Wink schaffen kan/ daß man euch beyden die Köpfe abreiße. Wie er dann immer einen Soldaten bey sich gehabt/ der die Köpfe meisterlich abhauen konte. Wann er seiner Gemahlin oder einer andern Frauen Nacken küssete/ sagte er: wie ein schöner Nacken! aber wann ich werde wollen/ so muß er über das Schwerd springen. Zuweilen verschlosse er die Kornhäuser/ und ließ den Römern eine Theurung ansagen. Als man ihm sagte/ wie er sich bey den Römern würde verhasst machen/ sagte er: Oderint, dum metuant! Sie mögen mich hassen/ wann sie mich nur fürchten. Er ließe auch/ dieser Wüterichs-Rede/ sich vernehmen: Er wünsche/ daß alle Römer zusammen nur einen Hals hätten/ so könte er solchen mit einem Streich herunter hauen lassen. War eine Henckers- und keine Kaisers-Rede.
Er hätte auch/ wann er gekönt/ wider die Obern und den Himmel gewütet. Als es/ da er ein Saufgelag hielte/ gedonnert und geblitzet/ fuhr er auf/ und forderte den Jupiter zum Kampf/ die Worte Homeri oft wiederholend: Aut tu me tolle, aut ego te! du solst mich/ oder ich will dich ausrotten. Er bildete ihm auch ein/ er wäre der Latinische Jupiter/ (Jupiter Latialis) und schickte in solcher Gestalt sein Bildnis an alle Oerter des Röm. Reichs/ daß man es in den Jovis-Tempeln ausstellen solte. Er ließe den Götzen die Köpfe abnehmen/ und seinen dafür auf den Rumpf stecken. Er wolte auch diesen Götzen/ da er im Guten nicht mochte/ im Bösen nachahmen: deswegen beschlieffe er seine Schwestern/ und triebe allerhand Buhlerey. Er wolte dem Donner nachahmen/ tönete mit eignen darzu bereiteten Gefässen/ und machte einen kleinen Blitz erscheinen: und so oft ein Donnerkeil fiele/ warfe er einen Stein wider die Erde/ und sprache die vor-angezogene Worte. Sonsten ließe er sich öfters/ in Kleidern der Götter/ auch Göttinnnen sehen/ ihre Gestalt an sich zu nehmen. Er gabe vor/ er buhle mit der Göttin Diana oder dem Monde/ und ward hierin beschmeichelt durch L. Vitellium, welcher/ als er ihn fragte/ ob er diese Göttin nicht mit ihm der Liebe pflegen sähe/ die Augen zur Erden
schluge und antwortete: Nur euch Göttern ist vergönnt/ eiander zu sehen. Diese Finsternis/ war eine rechte Straffe auf die Heiden/ die den nunmehr im Fleisch erschienenen HErrn und Welt-Heiland nicht erkennen/ noch annehmen wolten/ und solchen Wüstlingen unterthänig seyn musten. Seneca schreibt von ihme/ die Natur habe ihn darum hervorgebracht/ um zu zeigen/ was die höchste Lasterhaftigkeit in der höchsten Würde vermöge. Er würde aber anders geredet haben/ wann er des Heil. Pauli Unterrichtung hätte annehmen wollen.
Gottlosigkeit: Es konte nicht fehlen/ es muste aus diesem Stoltz endlich die Stultitia und Narrheit hervorkeumen. Er hatte ein Pferd/ welches er Incitatum, den Angespörten/ nennte. Dieses muste sein Collega werden/ als er/ nach Gewonheit der Römer/ welches Amt er sonst um 100000 Gulden zu verkauffen pflegte/ das Priesterthum übernahme. Er ließ dasselbe zur Tafel bitten/ ihme vergüldten Habern vorschütten/ und Wein aus Gold zu trincken geben. Er schwure bey dessen Leben und Wolergehen/ und hätte es gar zum Burgermeister gemacht/ wann es nicht verreckt wäre. Er ließe ihm einen Stand von Marmor und eine Krippe von Helfenbein machen/ auch purpurne Decken auflegen. Er widmete ihm ein Haus/ mit behörigen Bedienten und allem Vorraht. Also mochte man wol von ihm sagen: der/ so da lebet wie eine Bestie/ hat keine bässere Gesellschaft/ als Bestien. Aus dem Krieg machte er ein Spiegelfechten/ ließe ein großes Heer zesammen führen/ und zoge zu Feld/ mit dem Vorwand/ daß er wider die Teutschen/ wie sein Vatter/ kriegen wolte. Dieses geschahe vier Monat vor seinem Tode/ da er allerhand Torheiten angestellt/ das Volck am Meer in eine Schlachtordnung stellen lassen/ und sie endlich die Muscheln auflesen heissen/ solche/ als Beuten vom Ocean/ im Triumf nach Rom mit zu bringen.
und Torheit. Das Bäste/ das er in seinem Leben/ wiewol unwissend/ warum er es thäte/ gethan hat/ war dieses/ daß er den Tempel zu Jerusalem ihme selber gewidmet/ und den Landpfleger Petronium dahin gesendet/ sein Bild/ als Caji des neuen Jupiters/ allda aufzustellen: dann weil die Juden den rechten Hohenpriester ihres Tempels verworfen/ und geruffen/ sie hätten keinen König als den Kaiser/ und ihren König JEsum/ den GOTT ihnen und allen Menschen vom Himmel gesandt/ nicht annehmen wollen/ sondern gekreutzigt und getödet hatten/ solten sie den Kaiser/ einen Menschen/ zum Gott annehmen. Sie haben zwar solches abgewendet/ indem sie Petronio entgegen gezogen/ ihre bloße Hälse dargebotten/ und gesagt: Sie wolten lieber alle ihr Leben übergeben/ als ihre alte Religion und Stadt mit solchem Götzenwerk verunreinigen lassen.
Er wil Gott seyn im Tempel zu Jerusalem/ Er hat auch Herodem Antipam gestraffet/ welcher Johannem den Täuffer getödtet/ und sechs Jahre vorher A. 34 den HErrn Christum in der Passion mit seinem Hofgesinde verspottet hatte. Dann als derselbe/ weil er nur Vier-Fürst war/ mit grossem Geschleppe nach Rom kame/ die
und verbannet Herodem den Johanes-Mörder.
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(2013-05-21T09:54:31Z)
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