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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,2. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] der diese Figur in eine Oval von Krystall/ davon sie abgesehen worden/ schneiden lassen.

Die andere/ zur rechten/ auf einer Müntze befindlich/ und die dritte zur lincken/ zeigen seine Julia, Cicero und Antonius. Tochter Juliam, und das Bildnis Ciceronis des fürtrefflichen Röm. Redner-Fürstens/ und M. Antonii deren jener Augusti guter Freund/ dieser aber sein abgesagter Feind gewesen.

Der Tempel Jani. Die fünfte Figur machet den Janus-Tempel vorstellig/ welchen er/ als ein Friedfürst/ zugeschlossen: Das vor ihme nur zweymal geschehen. Diesen Janum, von deren auch der erste Monat Januarius den Namen bekommen/ hat man zu Rom im Anfang des Jahrs verehret/ und ihn mit zweyen Angesichtern hinter- und vorwarts gebildet: vermeinend/ daß er mit dem hintern in das alte/ und mit dem vördern in das Neue Jahr gesehen. Er wird hier/ weil ihn auch Augustus verschlossen/ Clusius: sonsten aber ward er/ wann er offen stunde/ Patulcius genennet. Diese Fabel[Spaltenumbruch] ist zweifelsfrey von dem Noah/ der ein Vatter der ersten und andern Welt gewesen und in beyde gesehen/ durch die Heiden abgesehen worden.

Die Zeit/ [od] Saturnus. Die untere sechste Figur/ ist von einem antichen Chalcedonier abgezeichnet/ und ist das Bildnis der fortfliegenden Zeit/ zugleich auch des heidnischen Götzen Sarturni: von welchem die Poeten dichten/ daß unter seiner Regirung sey die erste/ bäste/ güldene Zeit gewesen/ und daß sein Sohn Jupiter ihn habe an Ketten und Bande schliessen lassen/ biß er ihn gar aus den Reich verjaget. Gleichwie alle heidnische Fabeln ursprünglich aus der Heil. Schrifft herfliessen/ also ist leicht zu vermuhten/ daß unter der ersten güldnen Zeit/ die Ovidius im Anfang seiner Verwandlungen schön beschreibet/ das edle Paradeis-Leben unsrer Ertz-Eltern verstanden werde: Aus welchem das erste Kind der Eva/ wie leidige Sünde/ den glückseeligen Adam verstossen hat.

Cl. Tiberius Nero. Seine Eltern und Geburt. Seine Herkunft. Der Name. Seine Gestalt und Gemüt. Seine zwo Gemahlinnen. Seine Söhne. Sein Wahl-Sohn Germanicus. Seine Verrichtungen vor dem Kaisertum. Sein Reichs-Antrit. Seine Verhältnis und Tugenden: Demut/ Genüglichkeit/ Klugheit. Seine Gedult und Sanftmut. Seine Laster. Er weicht aus Rom. Sejanus sein Liebling. Er wird ein Wüterich. Seine Furcht. Sein Absterben. Die Historie JESU Christi. Sein Leiden und Sterben. Bildnis Kaiser Tiberii. Agrippina und Drusus Nero. Medaglie von Rom und Augusto. Schreck-Larve. Germanicus und Agrippina.

[Spaltenumbruch]

Cl. Tiberius Nero. TIBERIUS, der dritte Römische Kaiser war zwar Tiberii Neronis eines edlen Römers und Seine Eltern und Geburt. Liviae Drusillae Sohn/ von deren er A. M. 3930 den 16 Novembr. geboren worden: aber Kais. Augustus, wie in seinem Leben Erwehnung geschehen/ heuratete sie im vierten Jahr hernach/ und bekame also mit ihr diesen Stief Sohn/ den er nachmals im 45 Jahr zum Sohn angenommen/ und mit dem Kaiserthum beerbet.

Seine Herkunft. Er ware altes Adeliches Herkommens/ aus der berühmten Familie der Claudier oder Clodier/ welche kurtz nach deren Erbauung von den Sabinen in die Stadt Rom gekommen: und hat diß Patritien-Geschlecht nicht allein viel grosse Männer/ sondern auch die Vestalin Claudiam gebohren/ welche mit ihrem Gürtel ein Schiff vom Der Name. Sand gezogen. Das Zunam-Wort Nero, hiesse auf Sabinisch einen Starcken oder Strengen. Weil er/ in seinen Jugendjahren im Lager starck[Spaltenumbruch] trincken kunte/ ward er/ mit Veränderung seines Namens/ Caldius Biberius Mero genennet.

Seine Gestalt Er war grosser Statur, starck und untersetzt von Leib/ sonderlich an der lincken Hand/ mit deren Finger einem er einen frischen Apfel durchbohren/ und durch einen Schneller einem Knaben das Haupt verwunden können. Er hatte eine weisse Farbe/ viel kleine Beilen auf dem Kopf/ und grosse Augen/ mit denen er/ vor dem Schlaff/ auch bey Nacht zu sehen vermochte. Er gienge mit Und Gemüte. starrem/ doch etwas gekrümmten Hals/ redte nicht viel oder doch gar langsam. Sonsten war er von Gemüte ungetreu/ ein Heuchler/ und heimlicher Wüterich: welches letzere doch endlich hervorgebrochen. Er liesse sich dessen nicht vermercken/ was er verlangte/ und ware nicht gewillt zu thun/ was er sagte. Er widersprache dem/ was ihm beliebte/ und bewilligte/ was ihm zuwider war. Also redte er immer gegen seinem Willen/ thäte nicht/ was er redte/ und stellte sich als wolte er/ was er nicht wolte. Er hassete die/ so er fördern wolte/ und zeigte sich geneigt gegen denen/ die er hassete.

[Spaltenumbruch] der diese Figur in eine Oval von Krystall/ davon sie abgesehen worden/ schneiden lassen.

Die andere/ zur rechten/ auf einer Müntze befindlich/ und die dritte zur lincken/ zeigen seine Julia, Cicero und Antonius. Tochter Juliam, und das Bildnis Ciceronis des fürtrefflichen Röm. Redner-Fürstens/ und M. Antonii deren jener Augusti guter Freund/ dieser aber sein abgesagter Feind gewesen.

Der Tempel Jani. Die fünfte Figur machet den Janus-Tempel vorstellig/ welchen er/ als ein Friedfürst/ zugeschlossen: Das vor ihme nur zweymal geschehen. Diesen Janum, von deren auch der erste Monat Januarius den Namen bekommen/ hat man zu Rom im Anfang des Jahrs verehret/ und ihn mit zweyen Angesichtern hinter- und vorwarts gebildet: vermeinend/ daß er mit dem hintern in das alte/ und mit dem vördern in das Neue Jahr gesehen. Er wird hier/ weil ihn auch Augustus verschlossen/ Clusius: sonsten aber ward er/ wann er offen stunde/ Patulcius genennet. Diese Fabel[Spaltenumbruch] ist zweifelsfrey von dem Noah/ der ein Vatter der ersten und andern Welt gewesen und in beyde gesehen/ durch die Heiden abgesehen worden.

Die Zeit/ [od] Saturnus. Die untere sechste Figur/ ist von einem antichen Chalcedonier abgezeichnet/ und ist das Bildnis der fortfliegenden Zeit/ zugleich auch des heidnischen Götzen Sarturni: von welchem die Poeten dichten/ daß unter seiner Regirung sey die erste/ bäste/ güldene Zeit gewesen/ und daß sein Sohn Jupiter ihn habe an Ketten und Bande schliessen lassen/ biß er ihn gar aus den Reich verjaget. Gleichwie alle heidnische Fabeln ursprünglich aus der Heil. Schrifft herfliessen/ also ist leicht zu vermuhten/ daß unter der ersten güldnen Zeit/ die Ovidius im Anfang seiner Verwandlungen schön beschreibet/ das edle Paradeis-Leben unsrer Ertz-Eltern verstanden werde: Aus welchem das erste Kind der Eva/ wie leidige Sünde/ den glückseeligen Adam verstossen hat.

Cl. Tiberius Nero. Seine Eltern und Geburt. Seine Herkunft. Der Name. Seine Gestalt und Gemüt. Seine zwo Gemahlinnen. Seine Söhne. Sein Wahl-Sohn Germanicus. Seine Verrichtungen vor dem Kaisertum. Sein Reichs-Antrit. Seine Verhältnis und Tugenden: Demut/ Genüglichkeit/ Klugheit. Seine Gedult und Sanftmut. Seine Laster. Er weicht aus Rom. Sejanus sein Liebling. Er wird ein Wüterich. Seine Furcht. Sein Absterben. Die Historie JESU Christi. Sein Leiden und Sterben. Bildnis Kaiser Tiberii. Agrippina und Drusus Nero. Medaglie von Rom und Augusto. Schreck-Larve. Germanicus und Agrippina.

[Spaltenumbruch]

Cl. Tiberius Nero. TIBERIUS, der dritte Römische Kaiser war zwar Tiberii Neronis eines edlen Römers und Seine Eltern und Geburt. Liviae Drusillae Sohn/ von deren er A. M. 3930 den 16 Novembr. geboren worden: aber Kais. Augustus, wie in seinem Leben Erwehnung geschehen/ heuratete sie im vierten Jahr hernach/ und bekame also mit ihr diesen Stief Sohn/ den er nachmals im 45 Jahr zum Sohn angenommen/ und mit dem Kaiserthum beerbet.

Seine Herkunft. Er ware altes Adeliches Herkommens/ aus der berühmten Familie der Claudier oder Clodier/ welche kurtz nach deren Erbauung von den Sabinen in die Stadt Rom gekommen: und hat diß Patritien-Geschlecht nicht allein viel grosse Männer/ sondern auch die Vestalin Claudiam gebohren/ welche mit ihrem Gürtel ein Schiff vom Der Name. Sand gezogen. Das Zunam-Wort Nero, hiesse auf Sabinisch einen Starcken oder Strengen. Weil er/ in seinen Jugendjahren im Lager starck[Spaltenumbruch] trincken kunte/ ward er/ mit Veränderung seines Namens/ Caldius Biberius Mero genennet.

Seine Gestalt Er war grosser Statur, starck und untersetzt von Leib/ sonderlich an der lincken Hand/ mit deren Finger einem er einen frischen Apfel durchbohren/ und durch einen Schneller einem Knaben das Haupt verwunden können. Er hatte eine weisse Farbe/ viel kleine Beilen auf dem Kopf/ und grosse Augen/ mit denen er/ vor dem Schlaff/ auch bey Nacht zu sehen vermochte. Er gienge mit Und Gemüte. starrem/ doch etwas gekrümmten Hals/ redte nicht viel oder doch gar langsam. Sonsten war er von Gemüte ungetreu/ ein Heuchler/ und heimlicher Wüterich: welches letzere doch endlich hervorgebrochen. Er liesse sich dessen nicht vermercken/ was er verlangte/ und ware nicht gewillt zu thun/ was er sagte. Er widersprache dem/ was ihm beliebte/ und bewilligte/ was ihm zuwider war. Also redte er immer gegen seinem Willen/ thäte nicht/ was er redte/ und stellte sich als wolte er/ was er nicht wolte. Er hassete die/ so er fördern wolte/ und zeigte sich geneigt gegen denen/ die er hassete.

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[[II (Skulptur), S. 32]/0042] der diese Figur in eine Oval von Krystall/ davon sie abgesehen worden/ schneiden lassen. Die andere/ zur rechten/ auf einer Müntze befindlich/ und die dritte zur lincken/ zeigen seine Tochter Juliam, und das Bildnis Ciceronis des fürtrefflichen Röm. Redner-Fürstens/ und M. Antonii deren jener Augusti guter Freund/ dieser aber sein abgesagter Feind gewesen. Julia, Cicero und Antonius. Die fünfte Figur machet den Janus-Tempel vorstellig/ welchen er/ als ein Friedfürst/ zugeschlossen: Das vor ihme nur zweymal geschehen. Diesen Janum, von deren auch der erste Monat Januarius den Namen bekommen/ hat man zu Rom im Anfang des Jahrs verehret/ und ihn mit zweyen Angesichtern hinter- und vorwarts gebildet: vermeinend/ daß er mit dem hintern in das alte/ und mit dem vördern in das Neue Jahr gesehen. Er wird hier/ weil ihn auch Augustus verschlossen/ Clusius: sonsten aber ward er/ wann er offen stunde/ Patulcius genennet. Diese Fabel ist zweifelsfrey von dem Noah/ der ein Vatter der ersten und andern Welt gewesen und in beyde gesehen/ durch die Heiden abgesehen worden. Der Tempel Jani. Die untere sechste Figur/ ist von einem antichen Chalcedonier abgezeichnet/ und ist das Bildnis der fortfliegenden Zeit/ zugleich auch des heidnischen Götzen Sarturni: von welchem die Poeten dichten/ daß unter seiner Regirung sey die erste/ bäste/ güldene Zeit gewesen/ und daß sein Sohn Jupiter ihn habe an Ketten und Bande schliessen lassen/ biß er ihn gar aus den Reich verjaget. Gleichwie alle heidnische Fabeln ursprünglich aus der Heil. Schrifft herfliessen/ also ist leicht zu vermuhten/ daß unter der ersten güldnen Zeit/ die Ovidius im Anfang seiner Verwandlungen schön beschreibet/ das edle Paradeis-Leben unsrer Ertz-Eltern verstanden werde: Aus welchem das erste Kind der Eva/ wie leidige Sünde/ den glückseeligen Adam verstossen hat. Die Zeit/ od Saturnus.III CLAUDIUS TIBERIUS NERO, CAES. IMP. Cl. Tiberius Nero. Seine Eltern und Geburt. Seine Herkunft. Der Name. Seine Gestalt und Gemüt. Seine zwo Gemahlinnen. Seine Söhne. Sein Wahl-Sohn Germanicus. Seine Verrichtungen vor dem Kaisertum. Sein Reichs-Antrit. Seine Verhältnis und Tugenden: Demut/ Genüglichkeit/ Klugheit. Seine Gedult und Sanftmut. Seine Laster. Er weicht aus Rom. Sejanus sein Liebling. Er wird ein Wüterich. Seine Furcht. Sein Absterben. Die Historie JESU Christi. Sein Leiden und Sterben. Bildnis Kaiser Tiberii. Agrippina und Drusus Nero. Medaglie von Rom und Augusto. Schreck-Larve. Germanicus und Agrippina. TIBERIUS, der dritte Römische Kaiser war zwar Tiberii Neronis eines edlen Römers und Liviae Drusillae Sohn/ von deren er A. M. 3930 den 16 Novembr. geboren worden: aber Kais. Augustus, wie in seinem Leben Erwehnung geschehen/ heuratete sie im vierten Jahr hernach/ und bekame also mit ihr diesen Stief Sohn/ den er nachmals im 45 Jahr zum Sohn angenommen/ und mit dem Kaiserthum beerbet. Cl. Tiberius Nero. Seine Eltern und Geburt. Er ware altes Adeliches Herkommens/ aus der berühmten Familie der Claudier oder Clodier/ welche kurtz nach deren Erbauung von den Sabinen in die Stadt Rom gekommen: und hat diß Patritien-Geschlecht nicht allein viel grosse Männer/ sondern auch die Vestalin Claudiam gebohren/ welche mit ihrem Gürtel ein Schiff vom Sand gezogen. Das Zunam-Wort Nero, hiesse auf Sabinisch einen Starcken oder Strengen. Weil er/ in seinen Jugendjahren im Lager starck trincken kunte/ ward er/ mit Veränderung seines Namens/ Caldius Biberius Mero genennet. Seine Herkunft. Der Name. Er war grosser Statur, starck und untersetzt von Leib/ sonderlich an der lincken Hand/ mit deren Finger einem er einen frischen Apfel durchbohren/ und durch einen Schneller einem Knaben das Haupt verwunden können. Er hatte eine weisse Farbe/ viel kleine Beilen auf dem Kopf/ und grosse Augen/ mit denen er/ vor dem Schlaff/ auch bey Nacht zu sehen vermochte. Er gienge mit starrem/ doch etwas gekrümmten Hals/ redte nicht viel oder doch gar langsam. Sonsten war er von Gemüte ungetreu/ ein Heuchler/ und heimlicher Wüterich: welches letzere doch endlich hervorgebrochen. Er liesse sich dessen nicht vermercken/ was er verlangte/ und ware nicht gewillt zu thun/ was er sagte. Er widersprache dem/ was ihm beliebte/ und bewilligte/ was ihm zuwider war. Also redte er immer gegen seinem Willen/ thäte nicht/ was er redte/ und stellte sich als wolte er/ was er nicht wolte. Er hassete die/ so er fördern wolte/ und zeigte sich geneigt gegen denen/ die er hassete. Seine Gestalt Und Gemüte.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,2. Nürnberg, 1679, S. [II (Skulptur), S. 32]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0202_1679/42>, abgerufen am 25.11.2024.