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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,2. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] bey Tomasino, in seinem sehr schönen Buch/ von denen Götter-geschencken / zu finden und zu beschauen. Eben dieselbige Tafel selbst hat Herr Bartholin, auf seiner neulichsten Reise/ zu Rom/ in Jo. Petri Bellorii Studir-Zimmer zu sehen bekommen. Darauf stehet nun Sylvanus zwischen einem Eichen- und Palmbaum/ in einer Hand eine Sichel/ in der andern einen Ast/ oder Zweig/ haltend: zu seiner Lincken stehen ihrer zween/ deren der eine ein Schwein/ so dem Sylvano gewidmet/ zu dessen Schlacht-opffer hält: Zur Rechten/ zwischen zweyen Bauern/ steht ein Bauer-Knab/ welcher nächst dem viereckigten Altar/ mit aufgeblasenen Backen/ auf einer zweyfachen Pfeiffe zugleich spielet: Sintemal (welches wol zu mercken) nicht ein einiges Opfer gesehen wird/ bey welchem sich nicht einer findet/ der zugleich auf zweyen Pfeiffen bläset. Zudem ist solches ausdrücklich zu ersehen aus denen beeden/ allhie stehenden/ küpfernen Schaumüntzen des Käysers Domitiani, auf welchen ein Opfer angezeiget wird/ wie solches in denen hundert-jährigen Schau-spielen üblich und gebräuchlich war.

Die 8. Figur. Unterweilen gab eine Pfeiffe mehr und mancherley Stimmen von sich/ welche nemlich aus mehrern Rohren bestund. Dergleichen diejenige Theocr. Idyl. 8. bey dem Griechischen Poeten Theocrito, mit weissen Wachs zusammen gefüget/ von neunerley Stimmen war; so viel nemlich der Musen sonst ins gemein gezehlet werden. Eben dergleichen hat der niemals gnugsam von uns belobte Herr Bartholinus, zu Rom/ auf einer kleinen Tafel von Hafners-Dohn gemacht/ in des Bellorii Studir-Zimmer in acht genommen; gleichwie solche allhie daraus vorgebildet worden.

II. Tabell. Der II. Tabell.

1. Figur. DIe erste Figur hält in sich eine sehr schöne Bildseule eines so genannten Choraulae, oder Spielmanns/ der denen Comödianten/ in Anführung des Chors/ mit Blasen bedient gewest: Solche Figur aber ist oben aus demjenigen Kunst-buch Fulvii Ursini genommen/ dessen zuvor schon gedacht.Dieses Stuck wurde gleichfalls in Via Appia gefunden/ und ausgegraben. Betreffend diese Choraulas, so liessen sie sich nicht nur allein bey vollen Chor der Schauspiele hören/ und gebrauchen; sondern wurden unterweilen auch zu grossen Gastereyen beruffen/ sich dabey hören zu lassen/ und die Gäste dadurch frölich zumachen. Dannenhero Martial. IIX. epigr. 79. der Römische Poet/ Martialis, diejenige Mahlzeit/ vor allen andern rühmt/ dabey dergleichen Pfeiffer nicht waren: vermuthlich/ wegen des allzugrossen Getöses/ so dem Gehör höchst beschwerlich war.

Die 2. Figur. Was anbelangt den Habit/ oder die Stadtpfeiffers-Röcke/ damit die fürnemsten Musicanten angethan waren; so dienet dieses hiervon zu wissen: Zu Anfang des Jenners/ wie aus Plutarcho bekannt; oder/ wie andere wollen/ im Brachmonat war denen Römischen Stadtpfeiffern zugelassen/[Spaltenumbruch] und für eine sonderbare Freyheit von ihnen gehalten/ daß sie/ mit langen Weiber-Kleidern angethan/ Horat. de Art. Poet. in der Stadt umher ziehen durften. Welche lange Kleidung/ nach etlicher Ausleger Meinung/ ihnen deswegen gestattet worden/ damit sie in solchem Habit desto herrlicher anzusehen wären: Gleichwie dann diejenigen vier Stadtpfeiffer/ mit gekrönten Häuptern/ und langen Schalmeyen/ nach dem alten Gebrauch/ bey denen Opfern/ aufgezogen; als zu sehen in demjenigen Marmelstein/ dessen Abriß der Ritter Cassianus de Puteo ehdessen dem Casalio überschickt/ da solcher eben von dem Glantz der Stadt Rom ein herrliches Buch Casal. part III. de Spl. Urb. Rom. cap. 1. verfertigte. Dergleichen kleine Bildseule von Metall/ welche auf zweyen Pfeiffen zugleich bläset/ ist in des Cardinals Scipionis Burgresii Cabinet anzutreffen; welcher Car. Anton. a Puteo Herrn Bartholinum theilhafftig gemacht; als dem wir auch solche Abzeichnung sonderlich zu dancken Oct. Ferr. part. II. de Re Vest. haben. Von denjenigen langen Röcken der Musicanten/ welche ihnen bis auf die Knorren herab gehangen/ ist bey dem/ unter allen Italiänern fast unvergleichlichen/ Ferrario ausführlich ein mehrers zu lesen.

Die 3. Figur. Ferner so pflegten auch diejenige Pfeiffer ihr Gesicht/ und Lefftzen gleichsam mit einem Mund-Zaum also zu verbinden/ daß sie nur die Pfeiffe darzwischen in den Mund bringen/ und einen rechten Ansatz haben kunten: wie solche Gestalt an einer dreyeckichten Seulen im Capitolio bemercket worden/ dessen Abris Herr Bartholinus dem hochgelehrten Ritter Car. Anton. a Puteo zu dancken hat. In dieser Figur des Fauno bedeutet die Tiger-haut anders nichts/ als das Bachus Fest/ oder die so genandte Fastnacht; womit derjenige Pfeiffer/ bey dergleichen Tantz angethan war/ der in denen Burghesianischen Lustgärten annoch zu sehen. Eben dergleichen hat Bartholinus auch nachmals/ in Joh. Petr. Bellorii Cabinet zu Rom/ angetroffen; nemlich zween solche Pfeiffer/ die mit Tiger-häuten bekleidet waren; den einen davon auf einer Tafel von Hafeners-Dohn/ den andern an einer metallinen Seulen/ so ungefehr drey Schuhe lang gewest: dabey noch viel andere Zugehörungen/ zu solchem Bachus-fest/ zu sehen. Der Gebrauch aber desjenigen Zaums war nicht darzu vermeinet/ daß man die Ungestaltsamkeit des Mundes dadurch bedecken solte; damit die aufgeblasenen Pfeiffers-Backen/ denen Zusehern nicht zuwider wären: sondern daß ihnen die Lefftzen nicht zerspringen möchten/ indem sie mit grosser Gewalt in solche Pfeiffen stossen und blasen mussten; wie Suidas solchen Nutzen anzeiget. Denn es wurde eine ziemliche Stärcke hierzu erfordert/ und zu solchem Ende die Backen mit dem jenigen Zaum wol gefasset. Uber dis/ so wurde auch/ vermittelst dessen/ der allzustarcke Athem dadurch gehemmet/ und also gemässiget/ daß sie/ die Pfeiffer/ desto linder und Scholiast. Aristoph. in Vespis. Plut. lib. de Ira. lieblicher blasen kunten; wie der alte Ausleger des Griechischen Poeten Aristophanis solches sehr wol erkläret hat. Wiewol Plutarchus wil/ daß Marsyas damit auch zugleich sein krummes Maul bedecket habe.

[Spaltenumbruch] bey Tomasino, in seinem sehr schönen Buch/ von denen Götter-geschencken / zu finden und zu beschauen. Eben dieselbige Tafel selbst hat Herr Bartholin, auf seiner neulichsten Reise/ zu Rom/ in Jo. Petri Bellorii Studir-Zimmer zu sehen bekommen. Darauf stehet nun Sylvanus zwischen einem Eichen- und Palmbaum/ in einer Hand eine Sichel/ in der andern einen Ast/ oder Zweig/ haltend: zu seiner Lincken stehen ihrer zween/ deren der eine ein Schwein/ so dem Sylvano gewidmet/ zu dessen Schlacht-opffer hält: Zur Rechten/ zwischen zweyen Bauern/ steht ein Bauer-Knab/ welcher nächst dem viereckigten Altar/ mit aufgeblasenen Backen/ auf einer zweyfachen Pfeiffe zugleich spielet: Sintemal (welches wol zu mercken) nicht ein einiges Opfer gesehen wird/ bey welchem sich nicht einer findet/ der zugleich auf zweyen Pfeiffen bläset. Zudem ist solches ausdrücklich zu ersehen aus denen beeden/ allhie stehenden/ küpfernen Schaumüntzen des Käysers Domitiani, auf welchen ein Opfer angezeiget wird/ wie solches in denen hundert-jährigen Schau-spielen üblich und gebräuchlich war.

Die 8. Figur. Unterweilen gab eine Pfeiffe mehr und mancherley Stimmen von sich/ welche nemlich aus mehrern Rohren bestund. Dergleichen diejenige Theocr. Idyl. 8. bey dem Griechischen Poeten Theocrito, mit weissen Wachs zusammen gefüget/ von neunerley Stimmen war; so viel nemlich der Musen sonst ins gemein gezehlet werden. Eben dergleichen hat der niemals gnugsam von uns belobte Herr Bartholinus, zu Rom/ auf einer kleinen Tafel von Hafners-Dohn gemacht/ in des Bellorii Studir-Zimmer in acht genommen; gleichwie solche allhie daraus vorgebildet worden.

II. Tabell. Der II. Tabell.

1. Figur. DIe erste Figur hält in sich eine sehr schöne Bildseule eines so genannten Choraulae, oder Spielmanns/ der denen Comödianten/ in Anführung des Chors/ mit Blasen bedient gewest: Solche Figur aber ist oben aus demjenigen Kunst-buch Fulvii Ursini genommen/ dessen zuvor schon gedacht.Dieses Stuck wurde gleichfalls in Via Appia gefunden/ und ausgegraben. Betreffend diese Choraulas, so liessen sie sich nicht nur allein bey vollen Chor der Schauspiele hören/ und gebrauchen; sondern wurden unterweilen auch zu grossen Gastereyen beruffen/ sich dabey hören zu lassen/ und die Gäste dadurch frölich zumachen. Dannenhero Martial. IIX. epigr. 79. der Römische Poet/ Martialis, diejenige Mahlzeit/ vor allen andern rühmt/ dabey dergleichen Pfeiffer nicht waren: vermuthlich/ wegen des allzugrossen Getöses/ so dem Gehör höchst beschwerlich war.

Die 2. Figur. Was anbelangt den Habit/ oder die Stadtpfeiffers-Röcke/ damit die fürnemsten Musicanten angethan waren; so dienet dieses hiervon zu wissen: Zu Anfang des Jenners/ wie aus Plutarcho bekannt; oder/ wie andere wollen/ im Brachmonat war denen Römischen Stadtpfeiffern zugelassen/[Spaltenumbruch] und für eine sonderbare Freyheit von ihnen gehalten/ daß sie/ mit langen Weiber-Kleidern angethan/ Horat. de Art. Poët. in der Stadt umher ziehen durften. Welche lange Kleidung/ nach etlicher Ausleger Meinung/ ihnen deswegen gestattet worden/ damit sie in solchem Habit desto herrlicher anzusehen wären: Gleichwie dann diejenigen vier Stadtpfeiffer/ mit gekrönten Häuptern/ und langen Schalmeyen/ nach dem alten Gebrauch/ bey denen Opfern/ aufgezogen; als zu sehen in demjenigen Marmelstein/ dessen Abriß der Ritter Cassianus de Puteo ehdessen dem Casalio überschickt/ da solcher eben von dem Glantz der Stadt Rom ein herrliches Buch Casal. part III. de Spl. Urb. Rom. cap. 1. verfertigte. Dergleichen kleine Bildseule von Metall/ welche auf zweyen Pfeiffen zugleich bläset/ ist in des Cardinals Scipionis Burgresii Cabinet anzutreffen; welcher Car. Anton. à Puteo Herrn Bartholinum theilhafftig gemacht; als dem wir auch solche Abzeichnung sonderlich zu dancken Oct. Ferr. part. II. de Re Vest. haben. Von denjenigen langen Röcken der Musicanten/ welche ihnen bis auf die Knorren herab gehangen/ ist bey dem/ unter allen Italiänern fast unvergleichlichen/ Ferrario ausführlich ein mehrers zu lesen.

Die 3. Figur. Ferner so pflegten auch diejenige Pfeiffer ihr Gesicht/ und Lefftzen gleichsam mit einem Mund-Zaum also zu verbinden/ daß sie nur die Pfeiffe darzwischen in den Mund bringen/ und einen rechten Ansatz haben kunten: wie solche Gestalt an einer dreyeckichten Seulen im Capitolio bemercket worden/ dessen Abris Herr Bartholinus dem hochgelehrten Ritter Car. Anton. à Puteo zu dancken hat. In dieser Figur des Fauno bedeutet die Tiger-haut anders nichts/ als das Bachus Fest/ oder die so genandte Fastnacht; womit derjenige Pfeiffer/ bey dergleichen Tantz angethan war/ der in denen Burghesianischen Lustgärten annoch zu sehen. Eben dergleichen hat Bartholinus auch nachmals/ in Joh. Petr. Bellorii Cabinet zu Rom/ angetroffen; nemlich zween solche Pfeiffer/ die mit Tiger-häuten bekleidet waren; den einen davon auf einer Tafel von Hafeners-Dohn/ den andern an einer metallinen Seulen/ so ungefehr drey Schuhe lang gewest: dabey noch viel andere Zugehörungen/ zu solchem Bachus-fest/ zu sehen. Der Gebrauch aber desjenigen Zaums war nicht darzu vermeinet/ daß man die Ungestaltsamkeit des Mundes dadurch bedecken solte; damit die aufgeblasenen Pfeiffers-Backen/ denen Zusehern nicht zuwider wären: sondern daß ihnen die Lefftzen nicht zerspringen möchten/ indem sie mit grosser Gewalt in solche Pfeiffen stossen und blasen mussten; wie Suidas solchen Nutzen anzeiget. Denn es wurde eine ziemliche Stärcke hierzu erfordert/ und zu solchem Ende die Backen mit dem jenigen Zaum wol gefasset. Uber dis/ so wurde auch/ vermittelst dessen/ der allzustarcke Athem dadurch gehemmet/ und also gemässiget/ daß sie/ die Pfeiffer/ desto linder und Scholiast. Aristoph. in Vespis. Plut. lib. de Ira. lieblicher blasen kunten; wie der alte Ausleger des Griechischen Poeten Aristophanis solches sehr wol erkläret hat. Wiewol Plutarchus wil/ daß Marsyas damit auch zugleich sein krummes Maul bedecket habe.

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        <p xml:id="p891.4"><note place="right"><name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-2460" type="artificialWork">Die 3. Figur</name>.</note> Ferner so pflegten auch diejenige Pfeiffer ihr Gesicht/ und Lefftzen gleichsam mit einem Mund-Zaum also zu verbinden/ daß sie nur die Pfeiffe darzwischen in den Mund bringen/ und einen rechten Ansatz haben kunten: wie solche Gestalt an einer <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-2459 http://arachne.uni-koeln.de/item/objekt/55684" type="artificialWork">dreyeckichten Seulen im <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-191 http://www.geonames.org/3180706/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006963">Capitolio</placeName></hi></name> bemercket worden/ <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-5318" type="artificialWork">dessen Abris</name> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1786 http://d-nb.info/gnd/100023223 http://viaf.org/viaf/66581681">Herr <hi rendition="#aq">Bartholinus</hi></persName> dem hochgelehrten Ritter <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2283">Car. Anton. à Puteo</persName></hi> zu dancken hat. In dieser Figur des <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-605 http://d-nb.info/gnd/11892088X http://viaf.org/viaf/74652040">Fauno</persName></hi> bedeutet die Tiger-haut anders nichts/ als das Bachus Fest/ oder die so genandte Fastnacht; womit derjenige Pfeiffer/ bey dergleichen Tantz angethan war/ der in denen <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-192 http://www.geonames.org/6946429/">Burghesianischen Lustgärten</placeName> annoch zu sehen. Eben dergleichen hat <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1786 http://d-nb.info/gnd/100023223 http://viaf.org/viaf/66581681">Bartholinus</persName></hi> auch nachmals/ in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1738 http://arachne.uni-koeln.de/item/sammlungen/1000352"><hi rendition="#aq">Joh. Petr. Bellorii</hi> Cabinet</placeName> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName>/ angetroffen; nemlich zween solche Pfeiffer/ die mit Tiger-häuten bekleidet waren; den einen davon auf einer Tafel von Hafeners-Dohn/ den andern an einer metallinen Seulen/ so ungefehr drey Schuhe lang gewest: dabey noch viel andere Zugehörungen/ zu solchem Bachus-fest/ zu sehen. Der Gebrauch aber desjenigen Zaums war nicht darzu vermeinet/ daß man die Ungestaltsamkeit des Mundes dadurch bedecken solte; damit die aufgeblasenen Pfeiffers-Backen/ denen Zusehern nicht zuwider wären: sondern daß ihnen die Lefftzen nicht zerspringen möchten/ indem sie mit grosser Gewalt in solche Pfeiffen stossen und blasen mussten; wie <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1887 http://d-nb.info/gnd/100563465 http://viaf.org/viaf/17571897">Suidas</persName></hi> solchen Nutzen anzeiget. Denn es wurde eine ziemliche Stärcke hierzu erfordert/ und zu solchem Ende die Backen mit dem jenigen Zaum wol gefasset. Uber dis/ so wurde auch/ vermittelst dessen/ der allzustarcke Athem dadurch gehemmet/ und also gemässiget/ daß sie/ die Pfeiffer/ desto linder und <note place="right"><hi rendition="#aq">Scholiast. Aristoph.  in Vespis. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-343 http://d-nb.info/gnd/118595237 http://viaf.org/viaf/32140876">Plut.</persName> lib. de Ira.</hi></note> lieblicher blasen kunten; wie der alte Ausleger des Griechischen Poeten <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1735 http://d-nb.info/gnd/118503987 http://viaf.org/viaf/20962036">Aristophanis</persName></hi> solches sehr wol erkläret hat. Wiewol <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-343 http://d-nb.info/gnd/118595237 http://viaf.org/viaf/32140876">Plutarchus</persName></hi> wil/ daß <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-413 http://d-nb.info/gnd/118782193 http://viaf.org/viaf/31695480">Marsyas</persName></hi> damit auch zugleich sein krummes Maul bedecket habe.</p>
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[[II (Skulptur), S. 15]/0015] bey Tomasino, in seinem sehr schönen Buch/ von denen Götter-geschencken / zu finden und zu beschauen. Eben dieselbige Tafel selbst hat Herr Bartholin, auf seiner neulichsten Reise/ zu Rom/ in Jo. Petri Bellorii Studir-Zimmer zu sehen bekommen. Darauf stehet nun Sylvanus zwischen einem Eichen- und Palmbaum/ in einer Hand eine Sichel/ in der andern einen Ast/ oder Zweig/ haltend: zu seiner Lincken stehen ihrer zween/ deren der eine ein Schwein/ so dem Sylvano gewidmet/ zu dessen Schlacht-opffer hält: Zur Rechten/ zwischen zweyen Bauern/ steht ein Bauer-Knab/ welcher nächst dem viereckigten Altar/ mit aufgeblasenen Backen/ auf einer zweyfachen Pfeiffe zugleich spielet: Sintemal (welches wol zu mercken) nicht ein einiges Opfer gesehen wird/ bey welchem sich nicht einer findet/ der zugleich auf zweyen Pfeiffen bläset. Zudem ist solches ausdrücklich zu ersehen aus denen beeden/ allhie stehenden/ küpfernen Schaumüntzen des Käysers Domitiani, auf welchen ein Opfer angezeiget wird/ wie solches in denen hundert-jährigen Schau-spielen üblich und gebräuchlich war. Unterweilen gab eine Pfeiffe mehr und mancherley Stimmen von sich/ welche nemlich aus mehrern Rohren bestund. Dergleichen diejenige bey dem Griechischen Poeten Theocrito, mit weissen Wachs zusammen gefüget/ von neunerley Stimmen war; so viel nemlich der Musen sonst ins gemein gezehlet werden. Eben dergleichen hat der niemals gnugsam von uns belobte Herr Bartholinus, zu Rom/ auf einer kleinen Tafel von Hafners-Dohn gemacht/ in des Bellorii Studir-Zimmer in acht genommen; gleichwie solche allhie daraus vorgebildet worden. Die 8. Figur. Theocr. Idyl. 8. Der II. Tabell. II. Tabell. DIe erste Figur hält in sich eine sehr schöne Bildseule eines so genannten Choraulae, oder Spielmanns/ der denen Comödianten/ in Anführung des Chors/ mit Blasen bedient gewest: Solche Figur aber ist oben aus demjenigen Kunst-buch Fulvii Ursini genommen/ dessen zuvor schon gedacht.Dieses Stuck wurde gleichfalls in Via Appia gefunden/ und ausgegraben. Betreffend diese Choraulas, so liessen sie sich nicht nur allein bey vollen Chor der Schauspiele hören/ und gebrauchen; sondern wurden unterweilen auch zu grossen Gastereyen beruffen/ sich dabey hören zu lassen/ und die Gäste dadurch frölich zumachen. Dannenhero der Römische Poet/ Martialis, diejenige Mahlzeit/ vor allen andern rühmt/ dabey dergleichen Pfeiffer nicht waren: vermuthlich/ wegen des allzugrossen Getöses/ so dem Gehör höchst beschwerlich war. 1. Figur. Martial. IIX. epigr. 79. Was anbelangt den Habit/ oder die Stadtpfeiffers-Röcke/ damit die fürnemsten Musicanten angethan waren; so dienet dieses hiervon zu wissen: Zu Anfang des Jenners/ wie aus Plutarcho bekannt; oder/ wie andere wollen/ im Brachmonat war denen Römischen Stadtpfeiffern zugelassen/ und für eine sonderbare Freyheit von ihnen gehalten/ daß sie/ mit langen Weiber-Kleidern angethan/ in der Stadt umher ziehen durften. Welche lange Kleidung/ nach etlicher Ausleger Meinung/ ihnen deswegen gestattet worden/ damit sie in solchem Habit desto herrlicher anzusehen wären: Gleichwie dann diejenigen vier Stadtpfeiffer/ mit gekrönten Häuptern/ und langen Schalmeyen/ nach dem alten Gebrauch/ bey denen Opfern/ aufgezogen; als zu sehen in demjenigen Marmelstein/ dessen Abriß der Ritter Cassianus de Puteo ehdessen dem Casalio überschickt/ da solcher eben von dem Glantz der Stadt Rom ein herrliches Buch verfertigte. Dergleichen kleine Bildseule von Metall/ welche auf zweyen Pfeiffen zugleich bläset/ ist in des Cardinals Scipionis Burgresii Cabinet anzutreffen; welcher Car. Anton. à Puteo Herrn Bartholinum theilhafftig gemacht; als dem wir auch solche Abzeichnung sonderlich zu dancken haben. Von denjenigen langen Röcken der Musicanten/ welche ihnen bis auf die Knorren herab gehangen/ ist bey dem/ unter allen Italiänern fast unvergleichlichen/ Ferrario ausführlich ein mehrers zu lesen. Die 2. Figur. Horat. de Art. Poët. Casal. part III. de Spl. Urb. Rom. cap. 1. Oct. Ferr. part. II. de Re Vest. Ferner so pflegten auch diejenige Pfeiffer ihr Gesicht/ und Lefftzen gleichsam mit einem Mund-Zaum also zu verbinden/ daß sie nur die Pfeiffe darzwischen in den Mund bringen/ und einen rechten Ansatz haben kunten: wie solche Gestalt an einer dreyeckichten Seulen im Capitolio bemercket worden/ dessen Abris Herr Bartholinus dem hochgelehrten Ritter Car. Anton. à Puteo zu dancken hat. In dieser Figur des Fauno bedeutet die Tiger-haut anders nichts/ als das Bachus Fest/ oder die so genandte Fastnacht; womit derjenige Pfeiffer/ bey dergleichen Tantz angethan war/ der in denen Burghesianischen Lustgärten annoch zu sehen. Eben dergleichen hat Bartholinus auch nachmals/ in Joh. Petr. Bellorii Cabinet zu Rom/ angetroffen; nemlich zween solche Pfeiffer/ die mit Tiger-häuten bekleidet waren; den einen davon auf einer Tafel von Hafeners-Dohn/ den andern an einer metallinen Seulen/ so ungefehr drey Schuhe lang gewest: dabey noch viel andere Zugehörungen/ zu solchem Bachus-fest/ zu sehen. Der Gebrauch aber desjenigen Zaums war nicht darzu vermeinet/ daß man die Ungestaltsamkeit des Mundes dadurch bedecken solte; damit die aufgeblasenen Pfeiffers-Backen/ denen Zusehern nicht zuwider wären: sondern daß ihnen die Lefftzen nicht zerspringen möchten/ indem sie mit grosser Gewalt in solche Pfeiffen stossen und blasen mussten; wie Suidas solchen Nutzen anzeiget. Denn es wurde eine ziemliche Stärcke hierzu erfordert/ und zu solchem Ende die Backen mit dem jenigen Zaum wol gefasset. Uber dis/ so wurde auch/ vermittelst dessen/ der allzustarcke Athem dadurch gehemmet/ und also gemässiget/ daß sie/ die Pfeiffer/ desto linder und lieblicher blasen kunten; wie der alte Ausleger des Griechischen Poeten Aristophanis solches sehr wol erkläret hat. Wiewol Plutarchus wil/ daß Marsyas damit auch zugleich sein krummes Maul bedecket habe. Die 3. Figur. Scholiast. Aristoph. in Vespis. Plut. lib. de Ira.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,2. Nürnberg, 1679, S. [II (Skulptur), S. 15]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0202_1679/15>, abgerufen am 24.11.2024.