Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,2. Nürnberg, 1679.[Spaltenumbruch] und zu meinen Studien dienlich/ nicht geniessen können. Ich habe aber von andern vernommen/ daß ein Uberfluß von allerley Antiquitäten/ sonderlich von Medaglien alda zu sehen/ darinn auch ihrer viele wol erfahren sind. Es hat der Herr Turnetin daselbst allein von Gold/ zwey in dreyhundert antiche-Medaglien/ die fast alle rar und gut sind: darunter vornemlich eine Medaillon vom Valens in Metall. Die Bibliothek ist erfüllet mit einer grossen Menge von Manuscripten/ deren viele noch von der nächsten Zeit nach Christo herkommen/ unter andern die Bibel durch S. Hieronymum übersetzet/ darinn viel Ungemeines/ gleichwie auch aus den andern/ zu ersehen/ mit einer grossen Anzahl anderer vornehmer Bücher/ worüber Herr Sartorius Sorg träget/ und ist selbige täglich zu vermehren und zu verbessern beflissen/ der auch in diesen und andern Dingen sich berühmt gemacht. UNter allen der Schweitzer Eydgenoß-Städten/ ist keine/ die lobwürdiger die Studien und edle Künste/ sonderlich aber der vortrefflichsten Mahlerey/ Handrisse und der gleichen/ mit grossen Kosten und Fleisse samlet/ und in hohe Ehren gesetzt/ als wie der löbliche Magistrat der Stadt Basel gethan hat. Der weltberühmte Erasmus von Rotterdam/ hielte viel von dieser Stadt und Universität/ erwehlte sie auch vor allen zur Wohnung/ und endete allda sein rühmliches Leben. Er liebte/ neben seinen Studien/ insonderheit die Mahlerkunst: deswegen er den damaligen sonst schlechterkannten Hanns Holbein/ wegen seiner Wissenschafft/ sehr werth gehalten; empor gebracht/ und sein wahrer Erheber worden; wie ich in Holbeins Lebens-Beschreibung erwähnt habe. Von dieser edlen Hand/ hatte Erasmus viel Wercke in seiner berühmten Bibliothek und Kunstkammer: welche er hernach dem berühmten Amerbach erblich hinterlassen/ der auch solches mit Holbeins Handrissen und seinem Conterfät mercklich gemehret/ alles von dieser Hand Gemahltes gesamlet/ und also eine fürtreffliche Kunstkammer hinterlassen. Ein löblicher Magistrat daselbst hat/ solche nicht aus der Stadt zu verführen/ dessen Erben nicht gestatten wollen/ sondern dem Vernehmen nach/ 1661. um 9000 Cronen baar Geld erkaufft/ und der Universität alda übergeben: da nun dieser Schatz von männiglich gesehen wird/ neben einer weltberühmten Bibliothek/ die mit einer Menge Manuscripten pranget. Das Vornehmste von diesem Kunst-Schatze/ sind in 20. Original-Tafeln von dem Holbein: worinnen sein Verstand und Fleis mehrers/ als gelobt kan werden/ erscheinet. Unter denselben sind etliche vortreffliche Conterfäte/ auch Figuren/ sonderlich eines todt ligenden Christus Bild verkürzend/ welches von vielen fur tausend Ducaten geschätzt/ unangesehen andere seine gering-geachtete dieses weit übersteigen/ als das Abendmahl Christi/ die Lucretia, die Venus mit dem Cupido, auch sein selbst des Holbeins mit seiner[Spaltenumbruch] Frauen/ und des Erasmi Conterfät in gantzer Statur stehend/ und mit der Feder schreibend; ingleichen des Amerbachs Bildnus. Dabey sind auch hundert und zwantzig Handrisse von Holbein/ groß und klein/ auf allerley Art gezeichnet. Ich kan mit Warheit sagen/ daß/ von Holbeins eigener Hand/ ich so viel Handrisse in Engelland bey dem König Carl/ als meinem ersten Wolthäter/ auch bey dem Grafen von Arondell, und Pembrok, bey der Stadt Basel/ bey Michael Le Blon zu Amsterdam/ bey Merian, auch in meinem Zeichen-Buch/ gesehen/ und habe; daß sie eine wolerfahrne fleissige Hand in acht Jahren schwerlich alle nachmachen könte. Das allervortrefflichste und die Kron von aller seiner Kunst/ ist die Passion Christi/ in acht Feldungen auf einer Tafel gemahlet/ das zu Basel auf dem Rahthaus wol aufbewahret wird: Ein Werck/ darinn alles/ was Unsere Kunst vermag/ zu finden ist/ sowol von Andacht/ als Zier der Bilder geist- und weltlich/ hoch- und nieders Stands/ von Figuren/Gebäuden/Landschafften/ Tag und Nacht. Diese Tafel erzehlet ihres Meisters Ehre und Ruhm/ und darf ihr keine weder in Teutschland noch Italien weichen/ indem sie den Lorbeerkrantz unter den Alten billich träget. In der grossen Kirche an den Orgel-Flügeln ist von seiner Hand gemahlt zu sehen/ der Englische Gruß/ beyderseits der König David mit der Harffe/ und ein Bischoff/ samt anmutig-singenden Engeln. Von dem grossen Todtentantz bey St. Johannes / oder in der Frantzösischen Kirche/ will ich Kürtze halber nur sagen und wünschen/ daß selbiger/ wie er anfangs gewesen/ unübermahlt von andern/ noch zu sehen seyn möchte. Es ist auch daselbst/ gegen ein Eckhaus an/ ein künstlicher Baurentantz in Fresco, oder nassen Kalch gemahlet: wie dann auch ein ander Haus/ auswendig/ von ihme dem Holbein gemahlt/ allda zu sehen ist. Sonsten war daselbst Herr Rudolph Fesch Burgermeister/ eines Burgermeisters Sohn/ der in sechtzigiähriger Ehe/ mit Anna Gebusilerin Einhundert sechtzig fünf Kinder und Kindskinder erlebet. Der Söhne einer war Sebastian Fesch/ der wurde Innhaber einer von ihnen gesamleten berühmten Kunstkammer. Seine Behausung ist inwendig mehr ein Pallast/ als ein Burgerliches Haus/ auch sonst aufs allervernünftigste mit kunstreichen Gemählden und Bildhauerey/ einer vornehmen Bibliothek/ und mit allerhand andern Raritäten/ ungemein und zierlich versehen/ als hätte Minerva daselbst ihre Wohnung genommen. Darinnen verhält sich ein rares Conterfät/ des Erasmus von Rotterdam/ in eine Rundung vom Holbein mit Oelfarbe gemahlet/ sehr curios, auch des Amerbachs Conterfät/ mit unterschiedlich anderen Gemählden/ grau auf grau/ samt dem Baurentantz/ ingleichen vielen andern Kunst-Reliquien und allen des Holbeins Holtzschnitten. Insonderheit verwahret man daselbst ein curioses Buch aller Wercke unsers Albrecht Dürers/ auch anderer Teutschen/ Italiänischen und Niederländischen Kupferstichen/ samt etlichen von Adrian Blomart [Spaltenumbruch] und zu meinen Studien dienlich/ nicht geniessen können. Ich habe aber von andern vernommen/ daß ein Uberfluß von allerley Antiquitäten/ sonderlich von Medaglien alda zu sehen/ darinn auch ihrer viele wol erfahren sind. Es hat der Herr Turnetin daselbst allein von Gold/ zwey in dreyhundert antiche-Medaglien/ die fast alle rar und gut sind: darunter vornemlich eine Medaillon vom Valens in Metall. Die Bibliothek ist erfüllet mit einer grossen Menge von Manuscripten/ deren viele noch von der nächsten Zeit nach Christo herkommen/ unter andern die Bibel durch S. Hieronymum übersetzet/ darinn viel Ungemeines/ gleichwie auch aus den andern/ zu ersehen/ mit einer grossen Anzahl anderer vornehmer Bücher/ worüber Herr Sartorius Sorg träget/ und ist selbige täglich zu vermehren und zu verbessern beflissen/ der auch in diesen und andern Dingen sich berühmt gemacht. UNter allen der Schweitzer Eydgenoß-Städten/ ist keine/ die lobwürdiger die Studien und edle Künste/ sonderlich aber der vortrefflichsten Mahlerey/ Handrisse und der gleichen/ mit grossen Kosten und Fleisse samlet/ und in hohe Ehren gesetzt/ als wie der löbliche Magistrat der Stadt Basel gethan hat. Der weltberühmte Erasmus von Rotterdam/ hielte viel von dieser Stadt und Universität/ erwehlte sie auch vor allen zur Wohnung/ und endete allda sein rühmliches Leben. Er liebte/ neben seinen Studien/ insonderheit die Mahlerkunst: deswegen er den damaligen sonst schlechterkannten Hanns Holbein/ wegen seiner Wissenschafft/ sehr werth gehalten; empor gebracht/ und sein wahrer Erheber worden; wie ich in Holbeins Lebens-Beschreibung erwähnt habe. Von dieser edlen Hand/ hatte Erasmus viel Wercke in seiner berühmten Bibliothek und Kunstkammer: welche er hernach dem berühmten Amerbach erblich hinterlassen/ der auch solches mit Holbeins Handrissen und seinem Conterfät mercklich gemehret/ alles von dieser Hand Gemahltes gesamlet/ und also eine fürtreffliche Kunstkammer hinterlassen. Ein löblicher Magistrat daselbst hat/ solche nicht aus der Stadt zu verführen/ dessen Erben nicht gestatten wollen/ sondern dem Vernehmen nach/ 1661. um 9000 Cronen baar Geld erkaufft/ und der Universität alda übergeben: da nun dieser Schatz von männiglich gesehen wird/ neben einer weltberühmten Bibliothek/ die mit einer Menge Manuscripten pranget. Das Vornehmste von diesem Kunst-Schatze/ sind in 20. Original-Tafeln von dem Holbein: worinnen sein Verstand und Fleis mehrers/ als gelobt kan werden/ erscheinet. Unter denselben sind etliche vortreffliche Conterfäte/ auch Figuren/ sonderlich eines todt ligenden Christus Bild verkürzend/ welches von vielen fur tausend Ducaten geschätzt/ unangesehen andere seine gering-geachtete dieses weit übersteigen/ als das Abendmahl Christi/ die Lucretia, die Venus mit dem Cupido, auch sein selbst des Holbeins mit seiner[Spaltenumbruch] Frauen/ und des Erasmi Conterfät in gantzer Statur stehend/ und mit der Feder schreibend; ingleichen des Amerbachs Bildnus. Dabey sind auch hundert und zwantzig Handrisse von Holbein/ groß und klein/ auf allerley Art gezeichnet. Ich kan mit Warheit sagen/ daß/ von Holbeins eigener Hand/ ich so viel Handrisse in Engelland bey dem König Carl/ als meinem ersten Wolthäter/ auch bey dem Grafen von Arondell, und Pembrok, bey der Stadt Basel/ bey Michael Le Blon zu Amsterdam/ bey Merian, auch in meinem Zeichen-Buch/ gesehen/ und habe; daß sie eine wolerfahrne fleissige Hand in acht Jahren schwerlich alle nachmachen könte. Das allervortrefflichste und die Kron von aller seiner Kunst/ ist die Passion Christi/ in acht Feldungen auf einer Tafel gemahlet/ das zu Basel auf dem Rahthaus wol aufbewahret wird: Ein Werck/ darinn alles/ was Unsere Kunst vermag/ zu finden ist/ sowol von Andacht/ als Zier der Bilder geist- und weltlich/ hoch- und nieders Stands/ von Figuren/Gebäuden/Landschafften/ Tag und Nacht. Diese Tafel erzehlet ihres Meisters Ehre und Ruhm/ und darf ihr keine weder in Teutschland noch Italien weichen/ indem sie den Lorbeerkrantz unter den Alten billich träget. In der grossen Kirche an den Orgel-Flügeln ist von seiner Hand gemahlt zu sehen/ der Englische Gruß/ beyderseits der König David mit der Harffe/ und ein Bischoff/ samt anmutig-singenden Engeln. Von dem grossen Todtentantz bey St. Johannes / oder in der Frantzösischen Kirche/ will ich Kürtze halber nur sagen und wünschen/ daß selbiger/ wie er anfangs gewesen/ unübermahlt von andern/ noch zu sehen seyn möchte. Es ist auch daselbst/ gegen ein Eckhaus an/ ein künstlicher Baurentantz in Fresco, oder nassen Kalch gemahlet: wie dann auch ein ander Haus/ auswendig/ von ihme dem Holbein gemahlt/ allda zu sehen ist. Sonsten war daselbst Herr Rudolph Fesch Burgermeister/ eines Burgermeisters Sohn/ der in sechtzigiähriger Ehe/ mit Anna Gebusilerin Einhundert sechtzig fünf Kinder und Kindskinder erlebet. Der Söhne einer war Sebastian Fesch/ der wurde Innhaber einer von ihnen gesamleten berühmten Kunstkammer. Seine Behausung ist inwendig mehr ein Pallast/ als ein Burgerliches Haus/ auch sonst aufs allervernünftigste mit kunstreichen Gemählden und Bildhauerey/ einer vornehmen Bibliothek/ und mit allerhand andern Raritäten/ ungemein und zierlich versehen/ als hätte Minerva daselbst ihre Wohnung genommen. Darinnen verhält sich ein rares Conterfät/ des Erasmus von Rotterdam/ in eine Rundung vom Holbein mit Oelfarbe gemahlet/ sehr curios, auch des Amerbachs Conterfät/ mit unterschiedlich anderen Gemählden/ grau auf grau/ samt dem Baurentantz/ ingleichen vielen andern Kunst-Reliquien und allen des Holbeins Holtzschnitten. 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Von dem <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-2382" type="artificialWork">grossen Todtentantz</name> bey <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1762">St. Johannes</placeName> / oder in der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1763">Frantzösischen Kirche</placeName>/ will <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> Kürtze halber nur sagen und wünschen/ daß selbiger/ wie er anfangs gewesen/ unübermahlt von andern/ noch zu sehen seyn möchte. Es ist auch daselbst/ gegen ein Eckhaus an/ <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-2380" type="artificialWork">ein künstlicher Baurentantz in <hi rendition="#aq">Fresco,</hi> oder nassen Kalch gemahlet</name>: wie dann auch ein ander Haus/ auswendig/ von ihme dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-14 http://d-nb.info/gnd/118552953 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500005259 http://viaf.org/viaf/4945401">Holbein</persName> gemahlt/ allda zu sehen ist.</p> <p xml:id="p973.6">Sonsten war daselbst Herr <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2629 http://d-nb.info/gnd/124755836 http://viaf.org/viaf/35398078">Rudolph Fesch</persName> Burgermeister/ eines <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2630 http://d-nb.info/gnd/122119673 http://viaf.org/viaf/72267236">Burgermeisters</persName> Sohn/ der in sechtzigiähriger Ehe/ mit <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632">Anna Gebusilerin</persName> Einhundert sechtzig fünf Kinder und Kindskinder erlebet. Der Söhne einer war <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2631 http://d-nb.info/gnd/122952537 http://viaf.org/viaf/37813111">Sebastian Fesch</persName>/ der wurde Innhaber einer von ihnen gesamleten berühmten <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1770">Kunstkammer</placeName>. Seine <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1770">Behausung</placeName> ist inwendig mehr ein Pallast/ als ein Burgerliches Haus/ auch sonst aufs allervernünftigste mit kunstreichen Gemählden und Bildhauerey/ einer vornehmen Bibliothek/ und mit allerhand andern Raritäten/ ungemein und zierlich versehen/ als hätte <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-145 http://d-nb.info/gnd/118986155 http://viaf.org/viaf/13107718">Minerva</persName></hi> daselbst ihre Wohnung genommen. Darinnen verhält sich <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-2793" type="artificialWork">ein rares Conterfät/ <choice><sic>der</sic><corr>des</corr></choice> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-557 http://d-nb.info/gnd/118530666 http://viaf.org/viaf/87673996"><hi rendition="#aq">Erasmus</hi> von Rotterdam</persName>/ in eine Rundung vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-14 http://d-nb.info/gnd/118552953 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500005259 http://viaf.org/viaf/4945401">Holbein</persName> mit Oelfarbe gemahlet</name>/ sehr <hi rendition="#aq">curios,</hi> auch <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-4249" type="artificialWork">des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2831 http://d-nb.info/gnd/118502522 http://viaf.org/viaf/34528701">Amerbachs</persName> Conterfät</name>/ mit unterschiedlich anderen Gemählden/ grau auf grau/ samt dem <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-2381" type="artificialWork">Baurentantz</name>/ ingleichen vielen andern Kunst-<hi rendition="#aq">Reliqui</hi>en und allen des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-14 http://d-nb.info/gnd/118552953 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500005259 http://viaf.org/viaf/4945401">Holbeins</persName> Holtzschnitten. Insonderheit verwahret man daselbst ein <hi rendition="#aq">curioses</hi> Buch aller Wercke unsers <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-12 http://d-nb.info/gnd/11852786X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500115493 http://viaf.org/viaf/54146999">Albrecht Dürers</persName>/ auch anderer Teutschen/ Italiänischen und Niederländischen Kupferstichen/ samt etlichen von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2541 http://d-nb.info/gnd/119176610 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500020711 http://viaf.org/viaf/32800819">Adrian Blomart</persName> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[II (Skulptur), S. 82]/0112]
und zu meinen Studien dienlich/ nicht geniessen können. Ich habe aber von andern vernommen/ daß ein Uberfluß von allerley Antiquitäten/ sonderlich von Medaglien alda zu sehen/ darinn auch ihrer viele wol erfahren sind. Es hat der Herr Turnetin daselbst allein von Gold/ zwey in dreyhundert antiche-Medaglien/ die fast alle rar und gut sind: darunter vornemlich eine Medaillon vom Valens in Metall. Die Bibliothek ist erfüllet mit einer grossen Menge von Manuscripten/ deren viele noch von der nächsten Zeit nach Christo herkommen/ unter andern die Bibel durch S. Hieronymum übersetzet/ darinn viel Ungemeines/ gleichwie auch aus den andern/ zu ersehen/ mit einer grossen Anzahl anderer vornehmer Bücher/ worüber Herr Sartorius Sorg träget/ und ist selbige täglich zu vermehren und zu verbessern beflissen/ der auch in diesen und andern Dingen sich berühmt gemacht.
Basel.
UNter allen der Schweitzer Eydgenoß-Städten/ ist keine/ die lobwürdiger die Studien und edle Künste/ sonderlich aber der vortrefflichsten Mahlerey/ Handrisse und der gleichen/ mit grossen Kosten und Fleisse samlet/ und in hohe Ehren gesetzt/ als wie der löbliche Magistrat der Stadt Basel gethan hat. Der weltberühmte Erasmus von Rotterdam/ hielte viel von dieser Stadt und Universität/ erwehlte sie auch vor allen zur Wohnung/ und endete allda sein rühmliches Leben. Er liebte/ neben seinen Studien/ insonderheit die Mahlerkunst: deswegen er den damaligen sonst schlechterkannten Hanns Holbein/ wegen seiner Wissenschafft/ sehr werth gehalten; empor gebracht/ und sein wahrer Erheber worden; wie ich in Holbeins Lebens-Beschreibung erwähnt habe. Von dieser edlen Hand/ hatte Erasmus viel Wercke in seiner berühmten Bibliothek und Kunstkammer: welche er hernach dem berühmten Amerbach erblich hinterlassen/ der auch solches mit Holbeins Handrissen und seinem Conterfät mercklich gemehret/ alles von dieser Hand Gemahltes gesamlet/ und also eine fürtreffliche Kunstkammer hinterlassen.
Ein löblicher Magistrat daselbst hat/ solche nicht aus der Stadt zu verführen/ dessen Erben nicht gestatten wollen/ sondern dem Vernehmen nach/ 1661. um 9000 Cronen baar Geld erkaufft/ und der Universität alda übergeben: da nun dieser Schatz von männiglich gesehen wird/ neben einer weltberühmten Bibliothek/ die mit einer Menge Manuscripten pranget. Das Vornehmste von diesem Kunst-Schatze/ sind in 20. Original-Tafeln von dem Holbein: worinnen sein Verstand und Fleis mehrers/ als gelobt kan werden/ erscheinet. Unter denselben sind etliche vortreffliche Conterfäte/ auch Figuren/ sonderlich eines todt ligenden Christus Bild verkürzend/ welches von vielen fur tausend Ducaten geschätzt/ unangesehen andere seine gering-geachtete dieses weit übersteigen/ als das Abendmahl Christi/ die Lucretia, die Venus mit dem Cupido, auch sein selbst des Holbeins mit seiner
Frauen/ und des Erasmi Conterfät in gantzer Statur stehend/ und mit der Feder schreibend; ingleichen des Amerbachs Bildnus. Dabey sind auch hundert und zwantzig Handrisse von Holbein/ groß und klein/ auf allerley Art gezeichnet. Ich kan mit Warheit sagen/ daß/ von Holbeins eigener Hand/ ich so viel Handrisse in Engelland bey dem König Carl/ als meinem ersten Wolthäter/ auch bey dem Grafen von Arondell, und Pembrok, bey der Stadt Basel/ bey Michael Le Blon zu Amsterdam/ bey Merian, auch in meinem Zeichen-Buch/ gesehen/ und habe; daß sie eine wolerfahrne fleissige Hand in acht Jahren schwerlich alle nachmachen könte.
Das allervortrefflichste und die Kron von aller seiner Kunst/ ist die Passion Christi/ in acht Feldungen auf einer Tafel gemahlet/ das zu Basel auf dem Rahthaus wol aufbewahret wird: Ein Werck/ darinn alles/ was Unsere Kunst vermag/ zu finden ist/ sowol von Andacht/ als Zier der Bilder geist- und weltlich/ hoch- und nieders Stands/ von Figuren/Gebäuden/Landschafften/ Tag und Nacht. Diese Tafel erzehlet ihres Meisters Ehre und Ruhm/ und darf ihr keine weder in Teutschland noch Italien weichen/ indem sie den Lorbeerkrantz unter den Alten billich träget.
In der grossen Kirche an den Orgel-Flügeln ist von seiner Hand gemahlt zu sehen/ der Englische Gruß/ beyderseits der König David mit der Harffe/ und ein Bischoff/ samt anmutig-singenden Engeln. Von dem grossen Todtentantz bey St. Johannes / oder in der Frantzösischen Kirche/ will ich Kürtze halber nur sagen und wünschen/ daß selbiger/ wie er anfangs gewesen/ unübermahlt von andern/ noch zu sehen seyn möchte. Es ist auch daselbst/ gegen ein Eckhaus an/ ein künstlicher Baurentantz in Fresco, oder nassen Kalch gemahlet: wie dann auch ein ander Haus/ auswendig/ von ihme dem Holbein gemahlt/ allda zu sehen ist.
Sonsten war daselbst Herr Rudolph Fesch Burgermeister/ eines Burgermeisters Sohn/ der in sechtzigiähriger Ehe/ mit Anna Gebusilerin Einhundert sechtzig fünf Kinder und Kindskinder erlebet. Der Söhne einer war Sebastian Fesch/ der wurde Innhaber einer von ihnen gesamleten berühmten Kunstkammer. Seine Behausung ist inwendig mehr ein Pallast/ als ein Burgerliches Haus/ auch sonst aufs allervernünftigste mit kunstreichen Gemählden und Bildhauerey/ einer vornehmen Bibliothek/ und mit allerhand andern Raritäten/ ungemein und zierlich versehen/ als hätte Minerva daselbst ihre Wohnung genommen. Darinnen verhält sich ein rares Conterfät/ des Erasmus von Rotterdam/ in eine Rundung vom Holbein mit Oelfarbe gemahlet/ sehr curios, auch des Amerbachs Conterfät/ mit unterschiedlich anderen Gemählden/ grau auf grau/ samt dem Baurentantz/ ingleichen vielen andern Kunst-Reliquien und allen des Holbeins Holtzschnitten. Insonderheit verwahret man daselbst ein curioses Buch aller Wercke unsers Albrecht Dürers/ auch anderer Teutschen/ Italiänischen und Niederländischen Kupferstichen/ samt etlichen von Adrian Blomart
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Zitationshilfe: | Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,2. Nürnberg, 1679, S. [II (Skulptur), S. 82]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0202_1679/112>, abgerufen am 27.07.2024. |