Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,2. Nürnberg, 1679.[Spaltenumbruch] als der rechten Hand eine Pfeiffe/ in der andern einen Rosen-Krantz. Sie ist in der Römer ersten Zeiten eine vornehme Corteggiana gewesen/ welche Chloris und Flora geheissen/ ein grosses Gut gesamlet/ und die Stadt Rom zum Erben eingesetzt: die man hernach zur Göttin der Blumen gemacht/ und ihr zu Ehren im April ein wiewol unflätiges Fest gehalten. Ist sonst ein gut und wolgemachtes Stuck/ so ich darum auch mit hiehero setzen wollen. 36.Hygiaea, der Artzney.Göttin. Hygiaea war eine Tochter Aesculapii, so die Medicin sehr wol verstanden/ und sind deswegen ihr und ihrem Vatter zu Corintho viel Statuen aufgerichtet worden: Massen ihr dann auch die Kennzeichen ihres Vatters/ als ein Hund und die Schlange/ zu geeignet werden/ den wachsamen Fleiß und Verstand eines guten Medici, und was für grosser Nutze aus deren Wirckungen entstehe/ damit anzuzeigen. Also wird sie allhier vorgestellt/ in der einen Hand eine Schlange/ in der Andern eine Artzney-Schüssel haltend. Ist von einer vornehmen Antichen Hand/ aus weissem Marmorstein/ in Lebens-grösse verfertigt/ bey dem Printzen Justiniano zu sehen/ woran die zierliche action, und anhabende Kleider sehr gerühmet worden. 37.Nilus, der Haupt-Strom in Egypten. NIlus ist der Haupt-Strom in Egypten/ der den Namen von einem König allda bekommen. Er wird allhier abgebildet/ in der einen Hand das Cornu Copiae, und in der Andern etliche Getraid-Aehern haltend. Um ihn herum werden sechszehn Kinder gesehen/ derer zwar etliche durch Länge der Zeit abgebrochen sind/ ingleichen ein Crocodil samt einem Sphynx, auch etlichen Pyramiden und Egyptischen Früchten. Hierdurch wird angedeutet/daß/ wann der Nilus sich in so viel Elebogen hoch ergiesset/ als der kleinen Kinder sind/ als dann ein fruchtbares Jahr erfolge. Beederley Thiere aber sind in Egypten anzutreffen/ auch wird von den Pyramiden noch ein und anderer an diesem Fluß stehend gesehen. Diese Statua des Nilus mehr dann Lebensgrösse in Marmelstein/ der besten Griechischen Mänier/ und einer schönen wol-leibigen vollkommenen Manns-Gestalt/ ist die aller vollkomneste Figur eines solchen Alters/ eine wahre Schuel der Kunst. Und steht a belueder. In des Pabsts Lustgarten allda. 38. Marforius, oder der Rhein-Strom. DIe 38. Statua wurde von Kays. Vespasiano welcher Teutschland überwunden/ zur Gedächtnüs des Rheinstroms aufgerichtet/ und ins gemein von denen Römern Marfuori genannt. Ist ein herrliches Stuck/ aus einem Marmelstein gehauen/ und der Zeit noch auf dem Capitolio in Rom zu sehen. Es war vor diesem des Pasquini[Spaltenumbruch] Gegentheil/ von welchem nachfolgende Italiänische/ zwar in alter Sprach/ und hiernächst verteutschte/ Verse wol würdig zu lesen sind. Seine Inscription. Rede. Quest' e di Roma un nobil Cittadino, Il qual (ne alcun si pensi che io l' in- ganni) nacque conquesta barba, ein questi panni, e fu si grande, in sin ch' era piccino, non mangio mai, ne beve; & e vicino a forse piu di mille e tregento anni, e non dimeno disagi, e si affanni tutti, del mondo,non stima un quattrino sempre. E si puo dir nudo, al acqua, al sole, alvento, e' in terra stassi senza tetto, ne un dente pur, non ch' altro mai si duole, dinatura quieto, grave, & ischietto, candido, di pochissime parole, & a molte facende atto, e perfetto; ancor che per dispetto gia lo storpiasser certi traditori, come vedete, & ha nome MARFVORI Das ist: Dis ist vom alten Rom ein edler Mann/ der in Gestalt/ wie man ihn schauet an/ geboren ward/ mit einem solchen Bart/ und auch zugleich in solcher Kleider-Art. Er ware auch von Jugend auf so groß/ ging auch allzeit so nackend und so bloß/ er aß und tranck zwar nichts/ doch ward er alt/ sein Alter ist ja dreyzehnhundert bald. Er hat/ das Glück und Unglück dieser Erd/ geachtet nie nur eines Hellers wehrt. In Wasser/ Lufft/ im Wind und auf dem Feld/ verblieb' er stets/ gantz ohne Dach und Zelt. An Zähnen er/ wie ich von ihm versteh/ litt keinen Schmertz/ auch sonsten gar kein Weh/ still/ ernsthafft/ frisch/ war immer sein Natur/ auch ohne falsch von wenig Worten nur/ auch sonst bequem zu vielem andern thun. Doch hat man ihn nicht können lassen ruh'n: Weil einige der bösen Schelmen-Rott ihn so zerstückt/ gemacht zu Schand und Spott. In Rom ist er und bleibet wol bekandt: Marforius wird er daselbst genannt. Rhein-Strom. DIese berühmte Statua des Rhein-stroms ist von einer sehr guten Hand/ und durch böse Leute sehr beschädigt an Angesicht/ Händen und Füssen. Es befindet sich aber nicht ohne Ursach [Spaltenumbruch] als der rechten Hand eine Pfeiffe/ in der andern einen Rosen-Krantz. Sie ist in der Römer ersten Zeiten eine vornehme Corteggiana gewesen/ welche Chloris und Flora geheissen/ ein grosses Gut gesamlet/ und die Stadt Rom zum Erben eingesetzt: die man hernach zur Göttin der Blumen gemacht/ und ihr zu Ehren im April ein wiewol unflätiges Fest gehalten. Ist sonst ein gut und wolgemachtes Stuck/ so ich darum auch mit hiehero setzen wollen. 36.Hygiaea, der Artzney.Göttin. Hygiaea war eine Tochter Aesculapii, so die Medicin sehr wol verstanden/ und sind deswegen ihr und ihrem Vatter zu Corintho viel Statuen aufgerichtet worden: Massen ihr dann auch die Kennzeichen ihres Vatters/ als ein Hund und die Schlange/ zu geeignet werden/ den wachsamen Fleiß und Verstand eines guten Medici, und was für grosser Nutze aus deren Wirckungen entstehe/ damit anzuzeigen. Also wird sie allhier vorgestellt/ in der einen Hand eine Schlange/ in der Andern eine Artzney-Schüssel haltend. Ist von einer vornehmen Antichen Hand/ aus weissem Marmorstein/ in Lebens-grösse verfertigt/ bey dem Printzen Justiniano zu sehen/ woran die zierliche action, und anhabende Kleider sehr gerühmet worden. 37.Nilus, der Haupt-Strom in Egypten. NIlus ist der Haupt-Strom in Egypten/ der den Namen von einem König allda bekommen. Er wird allhier abgebildet/ in der einen Hand das Cornu Copiae, und in der Andern etliche Getraid-Aehern haltend. Um ihn herum werden sechszehn Kinder gesehen/ derer zwar etliche durch Länge der Zeit abgebrochen sind/ ingleichen ein Crocodil samt einem Sphynx, auch etlichen Pyramiden und Egyptischen Früchten. Hierdurch wird angedeutet/daß/ wann der Nilus sich in so viel Elebogen hoch ergiesset/ als der kleinen Kinder sind/ als dann ein fruchtbares Jahr erfolge. Beederley Thiere aber sind in Egypten anzutreffen/ auch wird von den Pyramiden noch ein und anderer an diesem Fluß stehend gesehen. Diese Statua des Nilus mehr dann Lebensgrösse in Marmelstein/ der besten Griechischen Mänier/ und einer schönen wol-leibigen vollkommenen Manns-Gestalt/ ist die aller vollkomneste Figur eines solchen Alters/ eine wahre Schuel der Kunst. Und steht a belueder. In des Pabsts Lustgarten allda. 38. Marforius, oder der Rhein-Strom. DIe 38. Statua wurde von Kays. Vespasiano welcher Teutschland überwunden/ zur Gedächtnüs des Rheinstroms aufgerichtet/ und ins gemein von denen Römern Marfuori genannt. Ist ein herrliches Stuck/ aus einem Marmelstein gehauen/ und der Zeit noch auf dem Capitolio in Rom zu sehen. Es war vor diesem des Pasquini[Spaltenumbruch] Gegentheil/ von welchem nachfolgende Italiänische/ zwar in alter Sprach/ und hiernächst verteutschte/ Verse wol würdig zu lesen sind. Seine Inscription. Rede. Quest’ è di Roma un nobil Cittadino, Il qual (ne alcun si pensi che io l’ in- ganni) nacque conquesta barba, ein questi panni, e fù si grande, in sin ch’ era piccino, non mangiò mai, ne bevè; & è vicino à forse più di mille e tregento anni, e non dimeno disagi, e si affanni tutti, del mondo,non stima un quattrino sempre. E si puo dir nudo, al acqua, al sole, alvento, e’ in terra stassi senza tetto, ne un dente pur, non ch’ altro mai si duolè, dinatura quieto, grave, & ischietto, candido, di pochissime parole, & à molte facende atto, e perfetto; ancor che per dispetto già lo storpiasser certi traditori, come vedete, & hà nome MARFVORI Das ist: Dis ist vom alten Rom ein edler Mann/ der in Gestalt/ wie man ihn schauet an/ geboren ward/ mit einem solchen Bart/ und auch zugleich in solcher Kleider-Art. Er ware auch von Jugend auf so groß/ ging auch allzeit so nackend und so bloß/ er aß und tranck zwar nichts/ doch ward er alt/ sein Alter ist ja dreyzehnhundert bald. Er hat/ das Glück und Unglück dieser Erd/ geachtet nie nur eines Hellers wehrt. In Wasser/ Lufft/ im Wind und auf dem Feld/ verblieb’ er stets/ gantz ohne Dach und Zelt. An Zähnen er/ wie ich von ihm versteh/ litt keinen Schmertz/ auch sonsten gar kein Weh/ still/ ernsthafft/ frisch/ war immer sein Natur/ auch ohne falsch von wenig Worten nur/ auch sonst bequem zu vielem andern thun. Doch hat man ihn nicht können lassen ruh’n: Weil einige der bösen Schelmen-Rott ihn so zerstückt/ gemacht zu Schand und Spott. In Rom ist er und bleibet wol bekandt: Marforius wird er daselbst genannt. Rhein-Strom. DIese berühmte Statua des Rhein-stroms ist von einer sehr guten Hand/ und durch böse Leute sehr beschädigt an Angesicht/ Händen und Füssen. Es befindet sich aber nicht ohne Ursach <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0010" xml:id="pb-887" n="[II (Skulptur), S. 12]"/><cb/> als der rechten Hand eine Pfeiffe/ in der andern einen Rosen-Krantz. 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Beederley Thiere aber sind in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-331 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7014986">Egypten</placeName> anzutreffen/ auch wird von den <hi rendition="#aq">Pyramiden</hi> noch ein und anderer an diesem Fluß stehend gesehen.</p> <p><name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-561 http://census.bbaw.de/easydb/censusID=151520" type="artificialWork">Diese <hi rendition="#aq">Statua</hi> des <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1449">Nilus</persName></hi> mehr dann Lebensgrösse in Marmelstein/ der besten Griechischen Mänier/ und einer schönen wol-leibigen vollkommenen Manns-Gestalt/ ist die aller vollkomneste Figur eines solchen Alters/ eine wahre Schuel der Kunst. Und steht <hi rendition="#aq">a belueder</hi>. 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Es befindet sich aber nicht ohne Ursach </p> </div> </body> </text> </TEI> [[II (Skulptur), S. 12]/0010]
als der rechten Hand eine Pfeiffe/ in der andern einen Rosen-Krantz. Sie ist in der Römer ersten Zeiten eine vornehme Corteggiana gewesen/ welche Chloris und Flora geheissen/ ein grosses Gut gesamlet/ und die Stadt Rom zum Erben eingesetzt: die man hernach zur Göttin der Blumen gemacht/ und ihr zu Ehren im April ein wiewol unflätiges Fest gehalten. Ist sonst ein gut und wolgemachtes Stuck/ so ich darum auch mit hiehero setzen wollen.
Hygiaea.
Hh Hygiaea war eine Tochter Aesculapii, so die Medicin sehr wol verstanden/ und sind deswegen ihr und ihrem Vatter zu Corintho viel Statuen aufgerichtet worden: Massen ihr dann auch die Kennzeichen ihres Vatters/ als ein Hund und die Schlange/ zu geeignet werden/ den wachsamen Fleiß und Verstand eines guten Medici, und was für grosser Nutze aus deren Wirckungen entstehe/ damit anzuzeigen. Also wird sie allhier vorgestellt/ in der einen Hand eine Schlange/ in der Andern eine Artzney-Schüssel haltend. Ist von einer vornehmen Antichen Hand/ aus weissem Marmorstein/ in Lebens-grösse verfertigt/ bey dem Printzen Justiniano zu sehen/ woran die zierliche action, und anhabende Kleider sehr gerühmet worden.
36.Hygiaea, der Artzney.Göttin. Nilus.
Ii NIlus ist der Haupt-Strom in Egypten/ der den Namen von einem König allda bekommen. Er wird allhier abgebildet/ in der einen Hand das Cornu Copiae, und in der Andern etliche Getraid-Aehern haltend. Um ihn herum werden sechszehn Kinder gesehen/ derer zwar etliche durch Länge der Zeit abgebrochen sind/ ingleichen ein Crocodil samt einem Sphynx, auch etlichen Pyramiden und Egyptischen Früchten. Hierdurch wird angedeutet/daß/ wann der Nilus sich in so viel Elebogen hoch ergiesset/ als der kleinen Kinder sind/ als dann ein fruchtbares Jahr erfolge. Beederley Thiere aber sind in Egypten anzutreffen/ auch wird von den Pyramiden noch ein und anderer an diesem Fluß stehend gesehen.
37.Nilus, der Haupt-Strom in Egypten. Diese Statua des Nilus mehr dann Lebensgrösse in Marmelstein/ der besten Griechischen Mänier/ und einer schönen wol-leibigen vollkommenen Manns-Gestalt/ ist die aller vollkomneste Figur eines solchen Alters/ eine wahre Schuel der Kunst. Und steht a belueder. In des Pabsts Lustgarten allda.
Marforius, oder Rhenus.
Kk DIe 38. Statua wurde von Kays. Vespasiano welcher Teutschland überwunden/ zur Gedächtnüs des Rheinstroms aufgerichtet/ und ins gemein von denen Römern Marfuori genannt. Ist ein herrliches Stuck/ aus einem Marmelstein gehauen/ und der Zeit noch auf dem Capitolio in Rom zu sehen. Es war vor diesem des Pasquini
Gegentheil/ von welchem nachfolgende Italiänische/ zwar in alter Sprach/ und hiernächst verteutschte/ Verse wol würdig zu lesen sind.
38. Marforius, oder der Rhein-Strom. Quest’ è di Roma un nobil Cittadino,
Il qual (ne alcun si pensi che io l’ in-
ganni)
nacque conquesta barba, ein questi
panni,
e fù si grande, in sin ch’ era piccino,
non mangiò mai, ne bevè; & è vicino
à forse più di mille e tregento anni,
e non dimeno disagi, e si affanni
tutti, del mondo,non stima un quattrino
sempre. E si puo dir nudo, al acqua,
al sole,
alvento, e’ in terra stassi senza tetto,
ne un dente pur, non ch’ altro mai si
duolè,
dinatura quieto, grave, & ischietto,
candido, di pochissime parole,
& à molte facende atto, e perfetto;
ancor che per dispetto
già lo storpiasser certi traditori,
come vedete, & hà nome MARFVORI
Das ist:
Dis ist vom alten Rom ein edler Mann/
der in Gestalt/ wie man ihn schauet an/
geboren ward/ mit einem solchen Bart/
und auch zugleich in solcher Kleider-Art.
Er ware auch von Jugend auf so groß/
ging auch allzeit so nackend und so bloß/
er aß und tranck zwar nichts/ doch ward
er alt/
sein Alter ist ja dreyzehnhundert bald.
Er hat/ das Glück und Unglück dieser
Erd/
geachtet nie nur eines Hellers wehrt.
In Wasser/ Lufft/ im Wind und auf dem
Feld/
verblieb’ er stets/ gantz ohne Dach und
Zelt.
An Zähnen er/ wie ich von ihm versteh/
litt keinen Schmertz/ auch sonsten gar kein
Weh/
still/ ernsthafft/ frisch/ war immer sein
Natur/
auch ohne falsch von wenig Worten nur/
auch sonst bequem zu vielem andern thun.
Doch hat man ihn nicht können lassen
ruh’n:
Weil einige der bösen Schelmen-Rott
ihn so zerstückt/ gemacht zu Schand und
Spott.
In Rom ist er und bleibet wol bekandt:
Marforius wird er daselbst genannt.
Rheinstrom.
Ll DIese berühmte Statua des Rhein-stroms ist von einer sehr guten Hand/ und durch böse Leute sehr beschädigt an Angesicht/ Händen und Füssen. Es befindet sich aber nicht ohne Ursach
Rhein-Strom.
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Zitationshilfe: | Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,2. Nürnberg, 1679, S. [II (Skulptur), S. 12]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0202_1679/10>, abgerufen am 16.02.2025. |