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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,1. Nürnberg, 1679.

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Das VII. Capittel.
Von der Eigenschafft des Erdreichs/
wo die Grund-Veste hinzu setzen.
[Spaltenumbruch]

DAs Fundament, oder Grund-Veste wird eigentlich der Fuß eines iedes Gebäues genennt/ das ist/ derjenige Theil/ so unter der Erden ist/ welcher das gantze Gebäu ober der Erden erhalten mus. Dannenhero ist unter allen Fehlern/ welche in Bauen vorgehen können/ dieser der vornemsten einer/ welche im Grundlegen beschehen; dann sie verursachen des gantzen Gebäues äussersten Ruin, und können mit grosser Ungelegenheit nicht verbessert werden: Deswegen dann der Baumeister allen Fleiß anzuwenden; sintemal an einigen Orten Fundamenten/ oder Grund-Veste von Natur gefunden/ an andern aber Kunst angewendet werden mus. Von Natur haben wir Grund-Vesten/ wann man auf grosse Steine und Felsen oder Tuckstein zu bauen hat/ welche eine Art Erdreichs ist/ so theils Stein in sich hält/ und dieses darff nicht gegraben/ noch durch Hülff der Kunst zugerichtet werden; sondern ist von sich selbst eine treffliche Grund-Veste und starck gnug/ ein jedes grosses Gebäu/ so wol auf Erden/ als im Wasser zu ertragen. Wann aber kein Fundament von der Natur verhanden; so mus man solches durch Kunst verfertigen/ alsdann so wird auf ein dichtes Erdreich/ oder einen Ort/ wo Kieß-Sand/ bewegliches/ weiches/ oder pfutzigtes Erdreich/ gebaut; Wann das Erdreich fein dick und fest ist/ soll man darinnen graben so tieff als einen verständigen Baumeister gutdüncken wird/ und die Beschaffenheit des Gebäues solches vielleicht erfordern möchte. Es soll aber gemeiniglich die Tieffe des Fundaments den 6ten Theil der Höhe des Gebäues erreichen/ wann man anders keine Keller/ oder andere gewölbte Oerter bauen will. Damit man aber die Dicke des Erdreichs recht erkundigen möge/ wird hierzu dienlich seyn/ wann das Brunnen-Graben/ und andere dergleichen Oerter/ wol beobachtet werden. Mann erkennet es auch aus denen Kräutern/ so daselbst wachsen/ wann anders selbige allein auf dicken und festen Erdreich zu wachsen pflegen. Uber das/ ist auch dieses ein Zeichen eines harten Bodens/ wann etwas schweres darauf geworffen wird/ und solcher keinen Laut von sich gibt/ oder zittern thut. Das kan man nun erfahren/ durch eine Trummel welche/ auf die Erde gesetzt/ und leiß darauf geschlagen wird/ nicht lauten thut/ oder wann in einem Geschirr das Wasser sich beweget. Die angelegene/ angräntzende Orte/ werden die Dicke und Festigkeit des Erdreichs auch zu erkennen geben. Wann aber der Ort kießlich und sandigt wäre/ mus man warnehmen/ ob er auf der Erden/ oder im Wasser sey: Dann wann er auf dem Land/ so mus[Spaltenumbruch] man nur dieses wol beobachten/ was oben bey dem festen Land oder Erdreich gesagt worden; Bauet man aber in einen Fluß/ so ist der Kieß und Sand allerdings unnützlich/ weil das Wasser/ mit seinem stetigen Lauff/ solchen immer weg flösset: Dahero mus man graben/ bis man dicken und festen Grund finde/ oder auch/ wann dieses schwer hergienge/ so soll man etwan im Grieß/ oder Sand graben/ hernach Pfäle machen/ und solche einschlagen/ bis sie mit der Spitze auf einen guten und festen Grund kommen/ und so dann darauf bauen. Soll man aber auf einen beweglichen Boden/ der nicht fest gnug ist/ bauen; mus man so lang graben/ bis man dickes Erdreich finde/ und zwar so tieff/ als etwan die Dicke und Grösse des Gebäues solches erheischen mag. Dieses Dicke und zum Bauen beqveme Erdreich ist unterschiedlich: Dann/ wie Albertus sagt/ so ist solches theils Orten so hart/ daß man es mit keinem Eisen von einander thun kan/ anderswo sey es dicker/ dort Schwärtzer/ da weisser/ (welches das schwächste ist) hier wie die Kreide/ und an einem andern Ort wie Tuckstein; Von allen diesen ist keines besser/ als welches mit harter Mühe sich schneiden lässt/ und das selbige/ welches/ wann es genätzet/ nicht zu Koth wird. Man soll auch nicht auf einige alte Ruinen bauen/ man wisse dann zuvor ob sie starck gnug seyn/ das Gebäu zu ertragen/ und wie tieff solche sind. Wird das Erdreich weich und sehr tieff seyn/ als in pfützigten Orten/ so müssen Pfähle gemacht werden/ welche den 8ten Theil der Höh das Gemäuers lang/ und dieser Länge ein Zwölfftheil dick seyn. Hierauf mussen die Pfäle so dichte aneinander gesteckt werden/ daß zwischen solche nichts anders kommen möge/ auch vielmehr offt/ als hart eingeschlagen/ damit das Erdreich zur gnüge dick und fest werde. Man macht die Unterstützungen nicht allein unter den Mauren von aussenher/ ober die Canäle und Wasserleitungen/ sondern auch unter diejenige/ welche in der Erden seyn/ und die Gebäue von einander theilen: Dann wann die Grund-Veste bis auf den halben Theil anders gemacht werden/ als der ander Theil von aussen her/ und nur Balcken von einer Seiten zu der andern in die Länge/ und ein anderer in die Qvere gelegt wird/ so geschicht es offt/ daß die Mauren in der Mitte nieder sincken/ und die äussere/ weil sie unterstützt/ stehen bleiben werden. Weswegen dann alles Gemäuer sich ritzen mus/ die Gebäue verderbt werden/ und sehr schändlich aussehen. Dahero dieser Gefahr gar leicht zu entgehen und weniger Unkosten/ durch die Unterstützung/ kan gemacht werden/ weil noch proportion der Mauren/ auch gedachte Unterstützung/ in der Mitte viel subtiler/ als aussenher seyn mus.

Das VII. Capittel.
Von der Eigenschafft des Erdreichs/
wo die Grund-Veste hinzu setzen.
[Spaltenumbruch]

DAs Fundament, oder Grund-Veste wird eigentlich der Fuß eines iedes Gebäues genennt/ das ist/ derjenige Theil/ so unter der Erden ist/ welcher das gantze Gebäu ober der Erden erhalten mus. Dannenhero ist unter allen Fehlern/ welche in Bauen vorgehen können/ dieser der vornemsten einer/ welche im Grundlegen beschehen; dann sie verursachen des gantzen Gebäues äussersten Ruin, und können mit grosser Ungelegenheit nicht verbessert werden: Deswegen dann der Baumeister allen Fleiß anzuwenden; sintemal an einigen Orten Fundamenten/ oder Grund-Veste von Natur gefunden/ an andern aber Kunst angewendet werden mus. Von Natur haben wir Grund-Vesten/ wann man auf grosse Steine und Felsen oder Tuckstein zu bauen hat/ welche eine Art Erdreichs ist/ so theils Stein in sich hält/ und dieses darff nicht gegraben/ noch durch Hülff der Kunst zugerichtet werden; sondern ist von sich selbst eine treffliche Grund-Veste und starck gnug/ ein jedes grosses Gebäu/ so wol auf Erden/ als im Wasser zu ertragen. Wann aber kein Fundament von der Natur verhanden; so mus man solches durch Kunst verfertigen/ alsdann so wird auf ein dichtes Erdreich/ oder einen Ort/ wo Kieß-Sand/ bewegliches/ weiches/ oder pfutzigtes Erdreich/ gebaut; Wann das Erdreich fein dick und fest ist/ soll man darinnen graben so tieff als einen verständigen Baumeister gutdüncken wird/ und die Beschaffenheit des Gebäues solches vielleicht erfordern möchte. Es soll aber gemeiniglich die Tieffe des Fundaments den 6ten Theil der Höhe des Gebäues erreichen/ wann man anders keine Keller/ oder andere gewölbte Oerter bauen will. Damit man aber die Dicke des Erdreichs recht erkundigen möge/ wird hierzu dienlich seyn/ wann das Brunnen-Graben/ und andere dergleichen Oerter/ wol beobachtet werden. Mann erkennet es auch aus denen Kräutern/ so daselbst wachsen/ wann anders selbige allein auf dicken und festen Erdreich zu wachsen pflegen. Uber das/ ist auch dieses ein Zeichen eines harten Bodens/ wann etwas schweres darauf geworffen wird/ und solcher keinen Laut von sich gibt/ oder zittern thut. Das kan man nun erfahren/ durch eine Trummel welche/ auf die Erde gesetzt/ und leiß darauf geschlagen wird/ nicht lauten thut/ oder wann in einem Geschirr das Wasser sich beweget. Die angelegene/ angräntzende Orte/ werden die Dicke und Festigkeit des Erdreichs auch zu erkennen geben. Wann aber der Ort kießlich und sandigt wäre/ mus man warnehmen/ ob er auf der Erden/ oder im Wasser sey: Dann wann er auf dem Land/ so mus[Spaltenumbruch] man nur dieses wol beobachten/ was oben bey dem festen Land oder Erdreich gesagt worden; Bauet man aber in einen Fluß/ so ist der Kieß und Sand allerdings unnützlich/ weil das Wasser/ mit seinem stetigen Lauff/ solchen immer weg flösset: Dahero mus man graben/ bis man dicken und festen Grund finde/ oder auch/ wann dieses schwer hergienge/ so soll man etwan im Grieß/ oder Sand graben/ hernach Pfäle machen/ und solche einschlagen/ bis sie mit der Spitze auf einen guten und festen Grund kommen/ und so dann darauf bauen. Soll man aber auf einen beweglichen Boden/ der nicht fest gnug ist/ bauen; mus man so lang graben/ bis man dickes Erdreich finde/ und zwar so tieff/ als etwan die Dicke und Grösse des Gebäues solches erheischen mag. Dieses Dicke und zum Bauen beqveme Erdreich ist unterschiedlich: Dann/ wie Albertus sagt/ so ist solches theils Orten so hart/ daß man es mit keinem Eisen von einander thun kan/ anderswo sey es dicker/ dort Schwärtzer/ da weisser/ (welches das schwächste ist) hier wie die Kreide/ und an einem andern Ort wie Tuckstein; Von allen diesen ist keines besser/ als welches mit harter Mühe sich schneiden lässt/ und das selbige/ welches/ wann es genätzet/ nicht zu Koth wird. Man soll auch nicht auf einige alte Ruinen bauen/ man wisse dann zuvor ob sie starck gnug seyn/ das Gebäu zu ertragen/ und wie tieff solche sind. Wird das Erdreich weich und sehr tieff seyn/ als in pfützigten Orten/ so müssen Pfähle gemacht werden/ welche den 8ten Theil der Höh das Gemäuers lang/ und dieser Länge ein Zwölfftheil dick seyn. Hierauf mussen die Pfäle so dichte aneinander gesteckt werden/ daß zwischen solche nichts anders kommen möge/ auch vielmehr offt/ als hart eingeschlagen/ damit das Erdreich zur gnüge dick und fest werde. Man macht die Unterstützungen nicht allein unter den Mauren von aussenher/ ober die Canäle und Wasserleitungen/ sondern auch unter diejenige/ welche in der Erden seyn/ und die Gebäue von einander theilen: Dann wann die Grund-Veste bis auf den halben Theil anders gemacht werden/ als der ander Theil von aussen her/ und nur Balcken von einer Seiten zu der andern in die Länge/ und ein anderer in die Qvere gelegt wird/ so geschicht es offt/ daß die Mauren in der Mitte nieder sincken/ und die äussere/ weil sie unterstützt/ stehen bleiben werden. Weswegen dann alles Gemäuer sich ritzen mus/ die Gebäue verderbt werden/ und sehr schändlich aussehen. 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[[I (Architektur), S. 8]/0205] Das VII. Capittel. Von der Eigenschafft des Erdreichs/ wo die Grund-Veste hinzu setzen. DAs Fundament, oder Grund-Veste wird eigentlich der Fuß eines iedes Gebäues genennt/ das ist/ derjenige Theil/ so unter der Erden ist/ welcher das gantze Gebäu ober der Erden erhalten mus. Dannenhero ist unter allen Fehlern/ welche in Bauen vorgehen können/ dieser der vornemsten einer/ welche im Grundlegen beschehen; dann sie verursachen des gantzen Gebäues äussersten Ruin, und können mit grosser Ungelegenheit nicht verbessert werden: Deswegen dann der Baumeister allen Fleiß anzuwenden; sintemal an einigen Orten Fundamenten/ oder Grund-Veste von Natur gefunden/ an andern aber Kunst angewendet werden mus. Von Natur haben wir Grund-Vesten/ wann man auf grosse Steine und Felsen oder Tuckstein zu bauen hat/ welche eine Art Erdreichs ist/ so theils Stein in sich hält/ und dieses darff nicht gegraben/ noch durch Hülff der Kunst zugerichtet werden; sondern ist von sich selbst eine treffliche Grund-Veste und starck gnug/ ein jedes grosses Gebäu/ so wol auf Erden/ als im Wasser zu ertragen. Wann aber kein Fundament von der Natur verhanden; so mus man solches durch Kunst verfertigen/ alsdann so wird auf ein dichtes Erdreich/ oder einen Ort/ wo Kieß-Sand/ bewegliches/ weiches/ oder pfutzigtes Erdreich/ gebaut; Wann das Erdreich fein dick und fest ist/ soll man darinnen graben so tieff als einen verständigen Baumeister gutdüncken wird/ und die Beschaffenheit des Gebäues solches vielleicht erfordern möchte. Es soll aber gemeiniglich die Tieffe des Fundaments den 6ten Theil der Höhe des Gebäues erreichen/ wann man anders keine Keller/ oder andere gewölbte Oerter bauen will. Damit man aber die Dicke des Erdreichs recht erkundigen möge/ wird hierzu dienlich seyn/ wann das Brunnen-Graben/ und andere dergleichen Oerter/ wol beobachtet werden. Mann erkennet es auch aus denen Kräutern/ so daselbst wachsen/ wann anders selbige allein auf dicken und festen Erdreich zu wachsen pflegen. Uber das/ ist auch dieses ein Zeichen eines harten Bodens/ wann etwas schweres darauf geworffen wird/ und solcher keinen Laut von sich gibt/ oder zittern thut. Das kan man nun erfahren/ durch eine Trummel welche/ auf die Erde gesetzt/ und leiß darauf geschlagen wird/ nicht lauten thut/ oder wann in einem Geschirr das Wasser sich beweget. Die angelegene/ angräntzende Orte/ werden die Dicke und Festigkeit des Erdreichs auch zu erkennen geben. Wann aber der Ort kießlich und sandigt wäre/ mus man warnehmen/ ob er auf der Erden/ oder im Wasser sey: Dann wann er auf dem Land/ so mus man nur dieses wol beobachten/ was oben bey dem festen Land oder Erdreich gesagt worden; Bauet man aber in einen Fluß/ so ist der Kieß und Sand allerdings unnützlich/ weil das Wasser/ mit seinem stetigen Lauff/ solchen immer weg flösset: Dahero mus man graben/ bis man dicken und festen Grund finde/ oder auch/ wann dieses schwer hergienge/ so soll man etwan im Grieß/ oder Sand graben/ hernach Pfäle machen/ und solche einschlagen/ bis sie mit der Spitze auf einen guten und festen Grund kommen/ und so dann darauf bauen. Soll man aber auf einen beweglichen Boden/ der nicht fest gnug ist/ bauen; mus man so lang graben/ bis man dickes Erdreich finde/ und zwar so tieff/ als etwan die Dicke und Grösse des Gebäues solches erheischen mag. Dieses Dicke und zum Bauen beqveme Erdreich ist unterschiedlich: Dann/ wie Albertus sagt/ so ist solches theils Orten so hart/ daß man es mit keinem Eisen von einander thun kan/ anderswo sey es dicker/ dort Schwärtzer/ da weisser/ (welches das schwächste ist) hier wie die Kreide/ und an einem andern Ort wie Tuckstein; Von allen diesen ist keines besser/ als welches mit harter Mühe sich schneiden lässt/ und das selbige/ welches/ wann es genätzet/ nicht zu Koth wird. Man soll auch nicht auf einige alte Ruinen bauen/ man wisse dann zuvor ob sie starck gnug seyn/ das Gebäu zu ertragen/ und wie tieff solche sind. Wird das Erdreich weich und sehr tieff seyn/ als in pfützigten Orten/ so müssen Pfähle gemacht werden/ welche den 8ten Theil der Höh das Gemäuers lang/ und dieser Länge ein Zwölfftheil dick seyn. Hierauf mussen die Pfäle so dichte aneinander gesteckt werden/ daß zwischen solche nichts anders kommen möge/ auch vielmehr offt/ als hart eingeschlagen/ damit das Erdreich zur gnüge dick und fest werde. Man macht die Unterstützungen nicht allein unter den Mauren von aussenher/ ober die Canäle und Wasserleitungen/ sondern auch unter diejenige/ welche in der Erden seyn/ und die Gebäue von einander theilen: Dann wann die Grund-Veste bis auf den halben Theil anders gemacht werden/ als der ander Theil von aussen her/ und nur Balcken von einer Seiten zu der andern in die Länge/ und ein anderer in die Qvere gelegt wird/ so geschicht es offt/ daß die Mauren in der Mitte nieder sincken/ und die äussere/ weil sie unterstützt/ stehen bleiben werden. Weswegen dann alles Gemäuer sich ritzen mus/ die Gebäue verderbt werden/ und sehr schändlich aussehen. Dahero dieser Gefahr gar leicht zu entgehen und weniger Unkosten/ durch die Unterstützung/ kan gemacht werden/ weil noch proportion der Mauren/ auch gedachte Unterstützung/ in der Mitte viel subtiler/ als aussenher seyn mus.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,1. Nürnberg, 1679, S. [I (Architektur), S. 8]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0201_1679/205>, abgerufen am 23.11.2024.