Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.[Spaltenumbruch] reichlich bezahlt worden. Weil er aber Anno 1572. zu Mechlen von dem Kriegsvolk jammerlich überfallen und geplündert worden/ als ist er ganz beraubt Seine Gemälde zu Antorf. und unbekleidet nach Antorf gekommen/ allwo ihn ein Kunst-liebender Herr von Belle in Flandern/ Antonius Couvreur mit Nahmen/ wol empfangen und herrlich gekleidet/ so/ daß ihme nichts gemangelt. Unter andern Sachen/ die er zu Antorf gemacht/ mahlete er ein Buch von miniatur, von allerley Fisch und Vögeln nach dem Leben/ so gewißlich würdig zu sehen/ daselbst aber verließe er das Tuch-Mahlen ganz und gar/ weiln er sahe/ daß andere seine Tuch kauffeten und ganz nachcopirten/ oder wol gar für das ihrige angaben; daher er sich ganz auf das Landschaft-Mahlen/ und Historien Legt sich auf die miniatur. von miniatur gelegt/ sagende: Lasset sie dieses nun mir nachthun. Anno 1584. muste er/ wegen des entstandenen Tumults und feindlichen Zufalls/ aus Antorf/ da er dann nach Bergen auf den Dum gekommen/ und daselbst ungefehr zwey Jahr lang wohnhaft verblieben; von dar aber hatte er sich nach Delf/ und folgends auch nach Amsterdam begeben/ woselbst er viel kunstreiche Stuck von Miniatur verfärtigt/ sonderlich aber die Stadt Amsterdam ganz lebhaft/ beedes zur Seiten des Waßers mit den Schiffen/ als auch zur Seiten des Lands/ nebenst noch andern Geschichten von Dörffern verfärtiget/ wordurch er dann großes Geld erworben. Von seiner kunstreichen Hand sind noch einige fürtrefliche miniaturen zu Amsterdam/ bey dem kunstreichen Herrn Jacob Razet, insonderheit aber ein Crucifix verwunderlich groß zu sehen/ in welchem dann gar viel enthalten/ und er darbey seinen äussersten Fleiß/ so wol in Bildern/ nackenden/ Kleidern/ Pferden/ Landschaften/ und Gebäuden/ gleich als es eine häuffige Histori ist/ die er ganz sinnreich ordinirt/ und sehr künstlich zuwegen gebracht/ angewandt. So gehet auch eine große Mänge von Kupferstichen/ nach seinen Zeichnungen/ unter der Hand herum. Anno 1593. den 20. November, ist er zu Amsterdam/ nachdem er seine erste und lezte Haußfrau/ die er als eine Wittib geheurahtet/ und mit ihr keinen rechten/ sondern Stief-Sohn von ihrem vorigen Herrn hinterlaßen/ gestorben. Seine Lehrlinge. Gemeldter Sohn aber hieße Franz Boels/ und war auch sein Discipel gewesen/ so ebener maßen/ wie sein Vatter/ sehr nett in Landschaften und der miniatur-Arbeit sich herfür gethan. Doch ist er auch in wenig Jahren nach seinem Vatter verschieden. Mehr hatte Bol auch einen Discipel, Jacob Saverey mit Nahmen/ und von Dordrecht gebürtig/ der aber auch Anno 1602. zu Amsterdam an der Pest gestorben/ und wol sein bäster Discipel gewesen/ sintemalen er seine Sachen mit großem Fleiß und guter Gedult verfartiget/ wie nach der Zeit sein Bruder Roelandt Savery, der seinem Meister in den Werken und der Kunst nicht gar ungleich kommen/ auch gethan; das Contrafe von Bol gehet von Golzio in Gestalt eines Epitaphii in Kupfer aus/ so ihme wol gleichet/ und gar gut gezeichnet ist. XCVIII. Franz und Gillis Mostart/ Mahler von HulstES geschihet unter hundert/ ja tausend Menschen wol nicht einmal/ daß zwey Geschwistrige[Spaltenumbruch] einander so ganz ähnlich sehen sollen/ daß sie fast in keinem Stuck und Theil zu unterscheiden/ welches jedoch an diesen zween Zwillingen/ Franz und Gillis Mostart/ sich zugetragen/ dann diese waren/ von ihrer Geburt her/ einander so ganz gleich und ähnlich/ daß sie von ihren eigenen Eltern oft selbst nicht unterschieden werden können/ sie wurden aber zu Hulst in Flandern/ unweit Antorf; zur Welt gebracht/ woselbst sie auch mit ihrem Vatter/ der ein gemeiner Mahler gewesen/ gewohnt/ wiewol sonst ihr Herkommen vom Geschlecht des alten Johann Mostart von Harlem entstanden. Es geschahe aber einsmals/ daß Gillis seines Vatters Werk besehen/ und unversehens sich auf einen Stul/ worauf des Vatters Ballet gelegen/ nidergelassen; Als der Vatter nun gesehen/ daß die Farben also untereinander verschmiert/ rufte er Franzen zu sich/ der aber unschuldig erfunden worden/ nachmals ließe er auch Gillis vor sich kommen/ und beschaute denselben allenthalben/ fande ihn aber so sauber/ daß er denselben gleichfals vor unschuldig gehalten; wie sie nun also beysammen gestanden/ wuste der Vatter selbst nicht/ sie auseinander zu unterscheiden. Ihre Werke. Gillis lernete die Kunst bey Johann Mandyn/ dem Quastemacher/ und Franz bey Heinrich Bleß/ so beyde dann gute Meister worden/ Franz war gut in Landschaften/ und Gillis in Bildern/ absonderlich kleinen; Franz pflegte erstens allezeit selbst seine Bilder zu machen/ endlichen aber nahme er auch andere zu Hülf. Diese Brüder nun kamen Anno 1555. nach Antorf in die Mahlers-Gilt/ woselbst aber Franz/ noch in seiner zarten Jugend/ durch Ansteckung eines vergiften Lufts/ nach viel aus seinen Werken erhaltenem Lob und Ruhm/ gestorben/ deßen besonderer Discipel Johann Soens/ ein sehr künstlicher Meister/ so nachmalen in Italien zu Parma gewohnt/ und sehr ausbündig in Landschaften und kleinen Bildern sich herfürgethan/ so/ daß er keinem in Rom/ Parma oder andern Orten zu weichen Ursach hatte/ gewesen. Gillis bezeugte sich sehr künstlich in Bildern und Historien/ und sonsten auch sehr liebreich im Gespräch/ daß jederman gern bey und um ihn seyn können/ und hatte er mit den Spaniern Macht eiuem Spanier einen artlichen Boßen. ungern zu schaffen; Doch machte er einest für einen Spanier ein Marien-Bild/ der es ihm aber nicht wol bezahlen wollen/ worauf Gillis das Bild genommen/ und es auf seine Staffeley gestellet/ auch mit Wasserfarbe überstrichen/ und demselben nakkende Brüst und Hals gemacht/ so/ daß es mehr einem frechen Weibsbild/ als heiligen Matronen ähnlich geschienen; als nun der Spanier wieder zuruck gekehrt/ hat er denselben hinauf kommen/ aber sich darbey/ als ob er nicht zu Hauß wäre/ verläugnen lassen/ da dann der Spanier/ in Ansehung dieses Bilds/ über den Mahler sich so heftig erzürnet/ daß er zu dem Marggrafen/ der eben bey Ernestus Gillis war/ gelauffen/ und den Mahler verklagt. Indem nun solches geschehen/ wischte Gillis unterdessen die Wasserfarbe wieder ab/ trücknete das Gemähl/ und stellte es wieder an seinen Ort. Der Marggraf aber kam darauf selbst mit dem Spanier/ und sprach: Was hör ich/ Gillis, man berichtet mich einer Ungebühr von euch/ welches mir sehr leid. Gillis aber wiese sie hinauf/ da wurde alles [Spaltenumbruch] reichlich bezahlt worden. Weil er aber Anno 1572. zu Mechlen von dem Kriegsvolk jammerlich überfallen und geplündert worden/ als ist er ganz beraubt Seine Gemälde zu Antorf. und unbekleidet nach Antorf gekommen/ allwo ihn ein Kunst-liebender Herr von Belle in Flandern/ Antonius Couvreur mit Nahmen/ wol empfangen und herrlich gekleidet/ so/ daß ihme nichts gemangelt. Unter andern Sachen/ die er zu Antorf gemacht/ mahlete er ein Buch von miniatur, von allerley Fisch und Vögeln nach dem Leben/ so gewißlich würdig zu sehen/ daselbst aber verließe er das Tuch-Mahlen ganz und gar/ weiln er sahe/ daß andere seine Tuch kauffeten und ganz nachcopirten/ oder wol gar für das ihrige angaben; daher er sich ganz auf das Landschaft-Mahlen/ und Historien Legt sich auf die miniatur. von miniatur gelegt/ sagende: Lasset sie dieses nun mir nachthun. Anno 1584. muste er/ wegen des entstandenen Tumults und feindlichen Zufalls/ aus Antorf/ da er dann nach Bergen auf den Dum gekommen/ und daselbst ungefehr zwey Jahr lang wohnhaft verblieben; von dar aber hatte er sich nach Delf/ und folgends auch nach Amsterdam begeben/ woselbst er viel kunstreiche Stuck von Miniatur verfärtigt/ sonderlich aber die Stadt Amsterdam ganz lebhaft/ beedes zur Seiten des Waßers mit den Schiffen/ als auch zur Seiten des Lands/ nebenst noch andern Geschichten von Dörffern verfärtiget/ wordurch er dann großes Geld erworben. Von seiner kunstreichen Hand sind noch einige fürtrefliche miniaturen zu Amsterdam/ bey dem kunstreichen Herrn Jacob Razet, insonderheit aber ein Crucifix verwunderlich groß zu sehen/ in welchem dann gar viel enthalten/ und er darbey seinen äussersten Fleiß/ so wol in Bildern/ nackenden/ Kleidern/ Pferden/ Landschaften/ und Gebäuden/ gleich als es eine häuffige Histori ist/ die er ganz sinnreich ordinirt/ und sehr künstlich zuwegen gebracht/ angewandt. So gehet auch eine große Mänge von Kupferstichen/ nach seinen Zeichnungen/ unter der Hand herum. Anno 1593. den 20. November, ist er zu Amsterdam/ nachdem er seine erste und lezte Haußfrau/ die er als eine Wittib geheurahtet/ und mit ihr keinen rechten/ sondern Stief-Sohn von ihrem vorigen Herrn hinterlaßen/ gestorben. Seine Lehrlinge. Gemeldter Sohn aber hieße Franz Boels/ und war auch sein Discipel gewesen/ so ebener maßen/ wie sein Vatter/ sehr nett in Landschaften und der miniatur-Arbeit sich herfür gethan. Doch ist er auch in wenig Jahren nach seinem Vatter verschieden. Mehr hatte Bol auch einen Discipel, Jacob Saverey mit Nahmen/ und von Dordrecht gebürtig/ der aber auch Anno 1602. zu Amsterdam an der Pest gestorben/ und wol sein bäster Discipel gewesen/ sintemalen er seine Sachen mit großem Fleiß und guter Gedult verfartiget/ wie nach der Zeit sein Bruder Roelandt Savery, der seinem Meister in den Werken und der Kunst nicht gar ungleich kommen/ auch gethan; das Contrafe von Bol gehet von Golzio in Gestalt eines Epitaphii in Kupfer aus/ so ihme wol gleichet/ und gar gut gezeichnet ist. XCVIII. Franz und Gillis Mostart/ Mahler von HulstES geschihet unter hundert/ ja tausend Menschen wol nicht einmal/ daß zwey Geschwistrige[Spaltenumbruch] einander so ganz ähnlich sehen sollen/ daß sie fast in keinem Stuck und Theil zu unterscheiden/ welches jedoch an diesen zween Zwillingen/ Franz und Gillis Mostart/ sich zugetragen/ dann diese waren/ von ihrer Geburt her/ einander so ganz gleich und ähnlich/ daß sie von ihren eigenen Eltern oft selbst nicht unterschieden werden können/ sie wurden aber zu Hulst in Flandern/ unweit Antorf; zur Welt gebracht/ woselbst sie auch mit ihrem Vatter/ der ein gemeiner Mahler gewesen/ gewohnt/ wiewol sonst ihr Herkommen vom Geschlecht des alten Johann Mostart von Harlem entstanden. Es geschahe aber einsmals/ daß Gillis seines Vatters Werk besehen/ und unversehens sich auf einen Stul/ worauf des Vatters Ballet gelegen/ nidergelassen; Als der Vatter nun gesehen/ daß die Farben also untereinander verschmiert/ rufte er Franzen zu sich/ der aber unschuldig erfunden worden/ nachmals ließe er auch Gillis vor sich kommen/ und beschaute denselben allenthalben/ fande ihn aber so sauber/ daß er denselben gleichfals vor unschuldig gehalten; wie sie nun also beysammen gestanden/ wuste der Vatter selbst nicht/ sie auseinander zu unterscheiden. Ihre Werke. Gillis lernete die Kunst bey Johann Mandyn/ dem Quastemacher/ und Franz bey Heinrich Bleß/ so beyde dann gute Meister worden/ Franz war gut in Landschaften/ und Gillis in Bildern/ absonderlich kleinen; Franz pflegte erstens allezeit selbst seine Bilder zu machen/ endlichen aber nahme er auch andere zu Hülf. Diese Brüder nun kamen Anno 1555. nach Antorf in die Mahlers-Gilt/ woselbst aber Franz/ noch in seiner zarten Jugend/ durch Ansteckung eines vergiften Lufts/ nach viel aus seinen Werken erhaltenem Lob und Ruhm/ gestorben/ deßen besonderer Discipel Johann Soens/ ein sehr künstlicher Meister/ so nachmalen in Italien zu Parma gewohnt/ und sehr ausbündig in Landschaften und kleinen Bildern sich herfürgethan/ so/ daß er keinem in Rom/ Parma oder andern Orten zu weichen Ursach hatte/ gewesen. Gillis bezeugte sich sehr künstlich in Bildern und Historien/ und sonsten auch sehr liebreich im Gespräch/ daß jederman gern bey und um ihn seyn können/ und hatte er mit den Spaniern Macht eiuem Spanier einen artlichen Boßen. ungern zu schaffen; Doch machte er einest für einen Spanier ein Marien-Bild/ der es ihm aber nicht wol bezahlen wollen/ worauf Gillis das Bild genommen/ und es auf seine Staffeley gestellet/ auch mit Wasserfarbe überstrichen/ und demselben nakkende Brüst und Hals gemacht/ so/ daß es mehr einem frechen Weibsbild/ als heiligen Matronen ähnlich geschienen; als nun der Spanier wieder zuruck gekehrt/ hat er denselben hinauf kommen/ aber sich darbey/ als ob er nicht zu Hauß wäre/ verläugnen lassen/ da dann der Spanier/ in Ansehung dieses Bilds/ über den Mahler sich so heftig erzürnet/ daß er zu dem Marggrafen/ der eben bey Ernestus Gillis war/ gelauffen/ und den Mahler verklagt. Indem nun solches geschehen/ wischte Gillis unterdessen die Wasserfarbe wieder ab/ trücknete das Gemähl/ und stellte es wieder an seinen Ort. Der Marggraf aber kam darauf selbst mit dem Spanier/ und sprach: Was hör ich/ Gillis, man berichtet mich einer Ungebühr von euch/ welches mir sehr leid. Gillis aber wiese sie hinauf/ da wurde alles <TEI> <text> <body> <div> <div> <div> <p><pb facs="#f0077" xml:id="pb-495" n="[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 273]"/><cb/> reichlich bezahlt worden. Weil er aber <date rendition="#aq" when="1572">Anno 1572.</date> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-330 http://www.geonames.org/2791537/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7008736">Mechlen</placeName> von dem Kriegsvolk jammerlich überfallen und geplündert worden/ als ist er ganz beraubt <note place="right">Seine Gemälde zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-66 http://www.geonames.org/2803138/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7007856">Antorf</placeName>.</note> und unbekleidet nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-66 http://www.geonames.org/2803138/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7007856">Antorf</placeName> gekommen/ allwo ihn ein Kunst-liebender Herr von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-775 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7008936">Belle</placeName> in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-62 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7024097">Flandern</placeName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1832"><hi rendition="#aq">Antonius Couvreur</hi></persName> mit Nahmen/ wol empfangen und herrlich gekleidet/ so/ daß ihme nichts gemangelt. Unter andern Sachen/ die er zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-66 http://www.geonames.org/2803138/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7007856">Antorf</placeName> gemacht/ mahlete er ein Buch von <hi rendition="#aq">miniatur,</hi> von allerley Fisch und Vögeln nach dem Leben/ so gewißlich würdig zu sehen/ daselbst aber verließe er das Tuch-Mahlen ganz und gar/ weiln er sahe/ daß andere seine Tuch kauffeten und ganz nachcopirten/ oder wol gar für das ihrige angaben; daher er sich ganz auf das Landschaft-Mahlen/ und Historien <note place="right">Legt sich auf die <hi rendition="#aq">miniatur</hi>.</note> von <hi rendition="#aq">miniatur</hi> gelegt/ sagende: Lasset sie dieses nun mir nachthun. <date rendition="#aq" when="1584">Anno 1584.</date> muste er/ wegen des entstandenen <hi rendition="#aq">Tumults</hi> und feindlichen Zufalls/ aus <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-66 http://www.geonames.org/2803138/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7007856">Antorf</placeName>/ da er dann nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-776 http://www.geonames.org/2759145/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7006822">Bergen auf den Dum</placeName> gekommen/ und daselbst ungefehr zwey Jahr lang wohnhaft verblieben; von dar aber hatte er sich nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-376 http://www.geonames.org/2757345/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7006804">Delf</placeName>/ und folgends auch nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-13 http://www.geonames.org/2759794/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7006952">Amsterdam</placeName> begeben/ woselbst er viel kunstreiche Stuck von <hi rendition="#aq">Miniatur</hi> verfärtigt/ sonderlich aber die Stadt <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-13 http://www.geonames.org/2759794/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7006952">Amsterdam</placeName> ganz lebhaft/ beedes zur Seiten des Waßers mit den Schiffen/ als auch zur Seiten des Lands/ nebenst noch andern Geschichten von Dörffern verfärtiget/ wordurch er dann großes Geld erworben.</p> <p>Von seiner kunstreichen Hand sind noch einige fürtrefliche <hi rendition="#aq">miniatur</hi>en zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-13 http://www.geonames.org/2759794/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7006952">Amsterdam</placeName>/ bey dem kunstreichen Herrn <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1817"><hi rendition="#aq">Jacob Razet</hi></persName>, insonderheit aber ein <hi rendition="#aq">Crucifix</hi> verwunderlich groß zu sehen/ in welchem dann gar viel enthalten/ und er darbey seinen äussersten Fleiß/ so wol in Bildern/ nackenden/ Kleidern/ Pferden/ Landschaften/ und Gebäuden/ gleich als es eine häuffige Histori ist/ die er ganz sinnreich <hi rendition="#aq">ordini</hi>rt/ und sehr künstlich zuwegen gebracht/ angewandt. So gehet auch eine große Mänge von Kupferstichen/ nach seinen Zeichnungen/ unter der Hand herum. <date when="1593-11-20"><hi rendition="#aq">Anno</hi> 1593. den 20. <hi rendition="#aq">November</hi></date>, ist er zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-13 http://www.geonames.org/2759794/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7006952">Amsterdam</placeName>/ nachdem er seine erste und lezte Haußfrau/ die er als eine Wittib geheurahtet/ und mit ihr keinen rechten/ sondern Stief-Sohn von ihrem vorigen Herrn hinterlaßen/ gestorben. <note place="right">Seine Lehrlinge.</note> Gemeldter Sohn aber hieße <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1833 http://d-nb.info/gnd/139264825 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500017853">Franz Boels</persName>/ und war auch sein <hi rendition="#aq">Discipel</hi> gewesen/ so ebener maßen/ wie sein Vatter/ sehr nett in Landschaften und der <hi rendition="#aq">miniatur</hi>-Arbeit sich herfür gethan. Doch ist er auch in wenig Jahren nach seinem Vatter verschieden. Mehr hatte <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1800 http://d-nb.info/gnd/139264973 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500032961 http://viaf.org/viaf/51962465">Bol</persName> auch einen <hi rendition="#aq">Discipel, <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1828 http://d-nb.info/gnd/129241741 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500003277">Jacob Saverey</persName></hi> mit Nahmen/ und von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-714 http://www.geonames.org/2756668/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7006798">Dordrecht</placeName> gebürtig/ der aber auch <date rendition="#aq" when="1602">Anno 1602.</date> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-13 http://www.geonames.org/2759794/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7006952">Amsterdam</placeName> an der Pest gestorben/ und wol sein bäster <hi rendition="#aq">Discipel</hi> gewesen/ sintemalen er seine Sachen mit großem Fleiß und guter Gedult verfartiget/ wie nach der Zeit sein Bruder <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1829 http://d-nb.info/gnd/118838709 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500121039 http://viaf.org/viaf/5728201"><hi rendition="#aq">Roelandt Savery</hi></persName>, der seinem Meister in den Werken und der Kunst nicht gar ungleich kommen/ auch gethan; das <hi rendition="#aq">Contrafe</hi> von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1800 http://d-nb.info/gnd/139264973 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500032961 http://viaf.org/viaf/51962465">Bol</persName> gehet von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1004 http://d-nb.info/gnd/118540610 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500023327 http://viaf.org/viaf/19737376"><hi rendition="#aq">Golzio</hi></persName> in Gestalt eines <hi rendition="#aq">Epitaphii</hi> in Kupfer aus/ so ihme wol gleichet/ und gar gut gezeichnet ist.</p> <p xml:id="p495.1"><note place="right"><hi rendition="#aq">XCVIII.</hi><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-933 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500014195 http://viaf.org/viaf/95767973">Franz</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1801 http://d-nb.info/gnd/121083128 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500013761">Gillis Mostart</persName>/ Mahler von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-767 http://www.geonames.org/2753439/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=1047867">Hulst</placeName></note>ES geschihet unter hundert/ ja tausend Menschen wol nicht einmal/ daß zwey Geschwistrige<cb/> einander so ganz ähnlich sehen sollen/ daß sie fast in keinem Stuck und Theil zu unterscheiden/ welches jedoch an diesen zween Zwillingen/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-933 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500014195 http://viaf.org/viaf/95767973">Franz</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1801 http://d-nb.info/gnd/121083128 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500013761">Gillis Mostart</persName>/ sich zugetragen/ dann diese waren/ von ihrer Geburt her/ einander so ganz gleich und ähnlich/ daß sie von ihren eigenen Eltern oft selbst nicht unterschieden werden können/ sie wurden aber zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-767 http://www.geonames.org/2753439/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=1047867">Hulst</placeName> in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-62 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7024097">Flandern</placeName>/ unweit <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-66 http://www.geonames.org/2803138/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7007856">Antorf</placeName>; zur Welt gebracht/ woselbst sie auch mit ihrem Vatter/ der ein gemeiner Mahler gewesen/ gewohnt/ wiewol sonst ihr Herkommen vom Geschlecht des alten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1394 http://d-nb.info/gnd/131805339 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500006027 http://viaf.org/viaf/50369907">Johann Mostart</persName> von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-45 http://www.geonames.org/2755003/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7007048">Harlem</placeName> entstanden. Es geschahe aber einsmals/ daß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1801 http://d-nb.info/gnd/121083128 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500013761">Gillis</persName> seines Vatters Werk besehen/ und unversehens sich auf einen Stul/ worauf des Vatters Ballet gelegen/ nidergelassen; Als der Vatter nun gesehen/ daß die Farben also untereinander verschmiert/ rufte er <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-933 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500014195 http://viaf.org/viaf/95767973">Franzen</persName> zu sich/ der aber unschuldig erfunden worden/ nachmals ließe er auch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1801 http://d-nb.info/gnd/121083128 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500013761">Gillis</persName> vor sich kommen/ und beschaute denselben allenthalben/ fande ihn aber so sauber/ daß er denselben gleichfals vor unschuldig gehalten; wie sie nun also beysammen gestanden/ wuste der Vatter selbst nicht/ sie auseinander zu unterscheiden.</p> <p><note place="right">Ihre Werke.</note><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1801 http://d-nb.info/gnd/121083128 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500013761">Gillis</persName> lernete die Kunst bey <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-361 http://d-nb.info/gnd/129744735 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500032277 http://viaf.org/viaf/71354716">Johann Mandyn</persName>/ dem Quastemacher/ und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-933 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500014195 http://viaf.org/viaf/95767973">Franz</persName> bey <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-934 http://d-nb.info/gnd/121067483 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500120673">Heinrich Bleß</persName>/ so beyde dann gute Meister worden/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-933 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500014195 http://viaf.org/viaf/95767973">Franz</persName> war gut in Landschaften/ und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1801 http://d-nb.info/gnd/121083128 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500013761">Gillis</persName> in Bildern/ absonderlich kleinen; <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-933 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500014195 http://viaf.org/viaf/95767973">Franz</persName> pflegte erstens allezeit selbst seine Bilder zu machen/ endlichen aber nahme er auch andere zu Hülf. Diese Brüder nun kamen <date rendition="#aq" when="1555">Anno 1555.</date> nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-66 http://www.geonames.org/2803138/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7007856">Antorf</placeName> in die Mahlers-Gilt/ woselbst aber <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-933 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500014195 http://viaf.org/viaf/95767973">Franz</persName>/ noch in seiner zarten Jugend/ durch Ansteckung eines vergiften Lufts/ nach viel aus seinen Werken erhaltenem Lob und Ruhm/ gestorben/ deßen besonderer <hi rendition="#aq">Discipel</hi> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1830 http://d-nb.info/gnd/129873136 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500001542 http://viaf.org/viaf/95689932">Johann Soens</persName>/ ein sehr künstlicher Meister/ so nachmalen in <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-352 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=1000080">Italien</placeName></hi> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-530 http://www.geonames.org/3171457/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7004942"><hi rendition="#aq">Parma</hi></placeName> gewohnt/ und sehr ausbündig in Landschaften und kleinen Bildern sich herfürgethan/ so/ daß er keinem in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000874">Rom</placeName>/ <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-530 http://www.geonames.org/3171457/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7004942"><hi rendition="#aq">Parma</hi></placeName> oder andern Orten zu weichen Ursach hatte/ gewesen. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1801 http://d-nb.info/gnd/121083128 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500013761">Gillis</persName> bezeugte sich sehr künstlich in Bildern und Historien/ und sonsten auch sehr liebreich im Gespräch/ daß jederman gern bey und um ihn seyn können/ und hatte er mit den Spaniern <note place="right">Macht eiuem Spanier einen artlichen Boßen.</note> ungern zu schaffen; Doch machte er einest für einen Spanier ein <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">Marien</persName>-Bild/ der es ihm aber nicht wol bezahlen wollen/ worauf <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1801 http://d-nb.info/gnd/121083128 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500013761">Gillis</persName> das Bild genommen/ und es auf seine Staffeley gestellet/ auch mit Wasserfarbe überstrichen/ und demselben nakkende Brüst und Hals gemacht/ so/ daß es mehr einem frechen Weibsbild/ als heiligen <hi rendition="#aq">Matron</hi>en ähnlich geschienen; als nun der Spanier wieder zuruck gekehrt/ hat er denselben hinauf kommen/ aber sich darbey/ als ob er nicht zu Hauß wäre/ verläugnen lassen/ da dann der Spanier/ in Ansehung dieses Bilds/ über den Mahler sich so heftig erzürnet/ daß er zu dem Marggrafen/ der eben bey <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4906 http://d-nb.info/gnd/120580497 http://viaf.org/viaf/45135798"><hi rendition="#aq">Ernestus Gillis</hi></persName> war/ gelauffen/ und den Mahler verklagt. Indem nun solches geschehen/ wischte <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1801 http://d-nb.info/gnd/121083128 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500013761"><hi rendition="#aq">Gillis</hi></persName> unterdessen die Wasserfarbe wieder ab/ trücknete das Gemähl/ und stellte es wieder an seinen Ort. Der Marggraf aber kam darauf selbst mit dem Spanier/ und sprach: Was hör ich/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1801 http://d-nb.info/gnd/121083128 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500013761"><hi rendition="#aq">Gillis</hi></persName>, man berichtet mich einer Ungebühr von euch/ welches mir sehr leid. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1801 http://d-nb.info/gnd/121083128 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500013761"><hi rendition="#aq">Gillis</hi></persName> aber wiese sie hinauf/ da wurde alles </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 273]/0077]
reichlich bezahlt worden. Weil er aber Anno 1572. zu Mechlen von dem Kriegsvolk jammerlich überfallen und geplündert worden/ als ist er ganz beraubt und unbekleidet nach Antorf gekommen/ allwo ihn ein Kunst-liebender Herr von Belle in Flandern/ Antonius Couvreur mit Nahmen/ wol empfangen und herrlich gekleidet/ so/ daß ihme nichts gemangelt. Unter andern Sachen/ die er zu Antorf gemacht/ mahlete er ein Buch von miniatur, von allerley Fisch und Vögeln nach dem Leben/ so gewißlich würdig zu sehen/ daselbst aber verließe er das Tuch-Mahlen ganz und gar/ weiln er sahe/ daß andere seine Tuch kauffeten und ganz nachcopirten/ oder wol gar für das ihrige angaben; daher er sich ganz auf das Landschaft-Mahlen/ und Historien von miniatur gelegt/ sagende: Lasset sie dieses nun mir nachthun. Anno 1584. muste er/ wegen des entstandenen Tumults und feindlichen Zufalls/ aus Antorf/ da er dann nach Bergen auf den Dum gekommen/ und daselbst ungefehr zwey Jahr lang wohnhaft verblieben; von dar aber hatte er sich nach Delf/ und folgends auch nach Amsterdam begeben/ woselbst er viel kunstreiche Stuck von Miniatur verfärtigt/ sonderlich aber die Stadt Amsterdam ganz lebhaft/ beedes zur Seiten des Waßers mit den Schiffen/ als auch zur Seiten des Lands/ nebenst noch andern Geschichten von Dörffern verfärtiget/ wordurch er dann großes Geld erworben.
Seine Gemälde zu Antorf.
Legt sich auf die miniatur. Von seiner kunstreichen Hand sind noch einige fürtrefliche miniaturen zu Amsterdam/ bey dem kunstreichen Herrn Jacob Razet, insonderheit aber ein Crucifix verwunderlich groß zu sehen/ in welchem dann gar viel enthalten/ und er darbey seinen äussersten Fleiß/ so wol in Bildern/ nackenden/ Kleidern/ Pferden/ Landschaften/ und Gebäuden/ gleich als es eine häuffige Histori ist/ die er ganz sinnreich ordinirt/ und sehr künstlich zuwegen gebracht/ angewandt. So gehet auch eine große Mänge von Kupferstichen/ nach seinen Zeichnungen/ unter der Hand herum. Anno 1593. den 20. November, ist er zu Amsterdam/ nachdem er seine erste und lezte Haußfrau/ die er als eine Wittib geheurahtet/ und mit ihr keinen rechten/ sondern Stief-Sohn von ihrem vorigen Herrn hinterlaßen/ gestorben. Gemeldter Sohn aber hieße Franz Boels/ und war auch sein Discipel gewesen/ so ebener maßen/ wie sein Vatter/ sehr nett in Landschaften und der miniatur-Arbeit sich herfür gethan. Doch ist er auch in wenig Jahren nach seinem Vatter verschieden. Mehr hatte Bol auch einen Discipel, Jacob Saverey mit Nahmen/ und von Dordrecht gebürtig/ der aber auch Anno 1602. zu Amsterdam an der Pest gestorben/ und wol sein bäster Discipel gewesen/ sintemalen er seine Sachen mit großem Fleiß und guter Gedult verfartiget/ wie nach der Zeit sein Bruder Roelandt Savery, der seinem Meister in den Werken und der Kunst nicht gar ungleich kommen/ auch gethan; das Contrafe von Bol gehet von Golzio in Gestalt eines Epitaphii in Kupfer aus/ so ihme wol gleichet/ und gar gut gezeichnet ist.
Seine Lehrlinge. ES geschihet unter hundert/ ja tausend Menschen wol nicht einmal/ daß zwey Geschwistrige
einander so ganz ähnlich sehen sollen/ daß sie fast in keinem Stuck und Theil zu unterscheiden/ welches jedoch an diesen zween Zwillingen/ Franz und Gillis Mostart/ sich zugetragen/ dann diese waren/ von ihrer Geburt her/ einander so ganz gleich und ähnlich/ daß sie von ihren eigenen Eltern oft selbst nicht unterschieden werden können/ sie wurden aber zu Hulst in Flandern/ unweit Antorf; zur Welt gebracht/ woselbst sie auch mit ihrem Vatter/ der ein gemeiner Mahler gewesen/ gewohnt/ wiewol sonst ihr Herkommen vom Geschlecht des alten Johann Mostart von Harlem entstanden. Es geschahe aber einsmals/ daß Gillis seines Vatters Werk besehen/ und unversehens sich auf einen Stul/ worauf des Vatters Ballet gelegen/ nidergelassen; Als der Vatter nun gesehen/ daß die Farben also untereinander verschmiert/ rufte er Franzen zu sich/ der aber unschuldig erfunden worden/ nachmals ließe er auch Gillis vor sich kommen/ und beschaute denselben allenthalben/ fande ihn aber so sauber/ daß er denselben gleichfals vor unschuldig gehalten; wie sie nun also beysammen gestanden/ wuste der Vatter selbst nicht/ sie auseinander zu unterscheiden.
XCVIII. Franz und Gillis Mostart/ Mahler von Hulst Gillis lernete die Kunst bey Johann Mandyn/ dem Quastemacher/ und Franz bey Heinrich Bleß/ so beyde dann gute Meister worden/ Franz war gut in Landschaften/ und Gillis in Bildern/ absonderlich kleinen; Franz pflegte erstens allezeit selbst seine Bilder zu machen/ endlichen aber nahme er auch andere zu Hülf. Diese Brüder nun kamen Anno 1555. nach Antorf in die Mahlers-Gilt/ woselbst aber Franz/ noch in seiner zarten Jugend/ durch Ansteckung eines vergiften Lufts/ nach viel aus seinen Werken erhaltenem Lob und Ruhm/ gestorben/ deßen besonderer Discipel Johann Soens/ ein sehr künstlicher Meister/ so nachmalen in Italien zu Parma gewohnt/ und sehr ausbündig in Landschaften und kleinen Bildern sich herfürgethan/ so/ daß er keinem in Rom/ Parma oder andern Orten zu weichen Ursach hatte/ gewesen. Gillis bezeugte sich sehr künstlich in Bildern und Historien/ und sonsten auch sehr liebreich im Gespräch/ daß jederman gern bey und um ihn seyn können/ und hatte er mit den Spaniern ungern zu schaffen; Doch machte er einest für einen Spanier ein Marien-Bild/ der es ihm aber nicht wol bezahlen wollen/ worauf Gillis das Bild genommen/ und es auf seine Staffeley gestellet/ auch mit Wasserfarbe überstrichen/ und demselben nakkende Brüst und Hals gemacht/ so/ daß es mehr einem frechen Weibsbild/ als heiligen Matronen ähnlich geschienen; als nun der Spanier wieder zuruck gekehrt/ hat er denselben hinauf kommen/ aber sich darbey/ als ob er nicht zu Hauß wäre/ verläugnen lassen/ da dann der Spanier/ in Ansehung dieses Bilds/ über den Mahler sich so heftig erzürnet/ daß er zu dem Marggrafen/ der eben bey Ernestus Gillis war/ gelauffen/ und den Mahler verklagt. Indem nun solches geschehen/ wischte Gillis unterdessen die Wasserfarbe wieder ab/ trücknete das Gemähl/ und stellte es wieder an seinen Ort. Der Marggraf aber kam darauf selbst mit dem Spanier/ und sprach: Was hör ich/ Gillis, man berichtet mich einer Ungebühr von euch/ welches mir sehr leid. Gillis aber wiese sie hinauf/ da wurde alles
Ihre Werke.
Macht eiuem Spanier einen artlichen Boßen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/77 |
Zitationshilfe: | Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 273]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/77>, abgerufen am 16.02.2025. |