Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] ich gedachtem Herrn Le Blon Hans Holbeins eignes Contrafät in ein Rund sehr fürtreflich gemacht/ zu dankbarer Erkantnus empfangener Wolthaten/ als ich meinen Abschied daselbst von ihme genommen/ und nacher Teutschland verreist. Dieser Herr hat lang vorher/ auf inständiges Bitten/ dem Buchhalter Johann Lössert/ für 3000. Gulden verkauft/ eine stehende Maria auf eine Tafel gemahlt/ mit dem Kindlein auf dem Arm/ unter der ein Teppich/ worauf etliche vor ihr knien/ die nach dem Leben contrafätet seyn/ darvon in unsern Sandrartischen Zeichen-Buch die Original-Handriß die Herrlichkeit dieses edlen Bilds zu erkennen geben: Neben welchen ich noch mehr von dieser hoch-würdigen Hand/ und unter andern eine Passion in folio habe/ worvon mir zwar zwey Stuck abgehen/ die vorhin weggekommen/ aber noch unter den Leuten seyn müßen/ für welche ich 200. Gülden/ so ich die bekommen möchte/ geben wolte/ damit ich ihme Holbein zu Ehren/ diese Passion complet denen Liebhabern zeigen möchte.

Die Italiäner selbst folgten ihm nach. Schließlich sein Lob zusammen zu fassen/ so ist er noch in seinen Leb-Zeiten in so hohem Wehrt gewesen/ daß die fürnehmste Italiener keinen Scheu getragen/ aus seinen Inventionen viel in ihre Werke zu bringen/ sonderlich Michael Angelo Caravaggio, als da Mattheus von dem Zoll durch Christum beruffen wird/ auch den Spieler/ der das Geld vom Tisch abstreicht/ und anders mehr; so erinnere ich mich/ daß/ als Anno 1627. der hochberühmte Paul Rubens auch Utrecht/ allda die Virtuose sonderlich den Hundhorst zu besuchen kommen/ und ihn allda und von dannen auf Amsterdam begleitet/ auch unterwegs im Schiff in dem Büchlein Holbeins über dem gezeichneten Toden-Tanz speculirt/ Rubens selbigen sehr hoch gelobt/ mit Vermelden/ ich/ als ein Jüngling solte es mir wol befohlen seyn laßen/ danner selbst habe dieses/ wie auch des Tobias Stimmers Büchlein in der Jugend nachgezeichnet/ hiervon Ursach nehmend/ daß er fast den ganzen Weg von Holbein/ Albert Dürer/ Stimmer und andern alten Teutschen/ gar löblich und schöne Discurs geführt. Endlich wer seine Arbeit siht/ wird bekennen müßen/ daß er in allen seinen Werken eine schöne Invention, Stellung und Ordinanz gehabt/ und seine Gemälde viel anders[Spaltenumbruch] als andere Mahler angeleget. So bestehet der Innhalt seiner Sachen meistens in alten und fürtreflichen Historien/ als von Anna/ der Mutter Samuel/ und Elcana ihrem Mann/ auch wie des Urias Tod dem David angekündet wird. Ferner wie Abisag zu ihm kommt/ und Hirams Bot dem Salomon einen Brief bringt/ sehr herrlich/ und über all moderne manier, wie Salomon auf einem Thron sitzet/ in einem reichen Königlichen Kleid/ und mit nackenden Armen/ wie die Antichen, als ob sie beraubt/ gemacht/ über welches Bild/ unserm Künstler zu Lob und Ehr/ der fürtrefliche Lateinische Poet Nicolaus Barbonius, viele und künstliche Lateinische Verse gefärtiget hat: Es seyn auch viel des Holbeins Handriße/ durch unsers Wenceslaus Hollards Hand/ sehr fleißig in Kupfer/ auch theils von des Königs in Engeland Hof-Mahler von der Borch geätzt/ in Truck zusehen/ sonderlich wie die Königin Saba den Salomon auf seinem Königlichen Thron besuchet.

Sein Tod.Nachdem nun dieser Künstler der Welt durch seine edle Kunst viel Zierde ertheilt/ hat er/ weil alle irdische Ding vergänglich/ sich auch zu der Vergänglichkeit dieser Welt wenden/ und von selbiger den Abschied nehmen müßen/ als er zu Londen/ im 56ten Jahr seines Alters/ Anno 1554. an der Pest gestorben/ seinen Namen zwar der Ewigkeit/ seinen Leichnam aber einer ungewißen Höle einverleibend: Wie dann der hochberühmte Reichs-Marschalk Graf von Arondel sich höchlich bemühet zu erfahren/ wo und in welche Kirche er begraben worden/ inwillens seine wolverdiente Ehre mit einem kostbaren Epitaphio zu verewigen. Weil er aber in Pest-Zeit gestorben/ und nach Land-üblichen Gebrauch unter andern in eine Grube geworffen worden/ als haben deßen Gräfliche Excellenz, auch durch äußerste angewandte fleißige Nachforschung nichts sicheres erfahren können: Doch ist ihme in aller Kunst-Verständigen Gedächtnis ein Preiß-volles Epitaphium aufgerichtet worden/ welches denen unbeständigen Zeiten nicht unterworfen/ sondern länger/ als Marmor bestehen/ dessen Lob wie ein immer-grünender Lorbeerbaum grünen/ und in unausdenkliche Jahre fortwachsen wird.

[Abbildung]

Der wunderbare Sphinx sich machte manche Beute
Durch List und Grausamkeit, und würgte sehr viel Leute:
Wer Menschen Klugheit liebt und Thieres Stärke hegt,
Der wird durch keine Noht noch Feindes List bewegt.

[Spaltenumbruch] ich gedachtem Herrn Le Blon Hans Holbeins eignes Contrafät in ein Rund sehr fürtreflich gemacht/ zu dankbarer Erkantnus empfangener Wolthaten/ als ich meinen Abschied daselbst von ihme genommen/ und nacher Teutschland verreist. Dieser Herr hat lang vorher/ auf inständiges Bitten/ dem Buchhalter Johann Lössert/ für 3000. Gulden verkauft/ eine stehende Maria auf eine Tafel gemahlt/ mit dem Kindlein auf dem Arm/ unter der ein Teppich/ worauf etliche vor ihr knien/ die nach dem Leben contrafätet seyn/ darvon in unsern Sandrartischen Zeichen-Buch die Original-Handriß die Herrlichkeit dieses edlen Bilds zu erkennen geben: Neben welchen ich noch mehr von dieser hoch-würdigen Hand/ und unter andern eine Passion in folio habe/ worvon mir zwar zwey Stuck abgehen/ die vorhin weggekommen/ aber noch unter den Leuten seyn müßen/ für welche ich 200. Gülden/ so ich die bekommen möchte/ geben wolte/ damit ich ihme Holbein zu Ehren/ diese Passion complet denen Liebhabern zeigen möchte.

Die Italiäner selbst folgten ihm nach. Schließlich sein Lob zusammen zu fassen/ so ist er noch in seinen Leb-Zeiten in so hohem Wehrt gewesen/ daß die fürnehmste Italiener keinen Scheu getragen/ aus seinen Inventionen viel in ihre Werke zu bringen/ sonderlich Michael Angelo Caravaggio, als da Mattheus von dem Zoll durch Christum beruffen wird/ auch den Spieler/ der das Geld vom Tisch abstreicht/ und anders mehr; so erinnere ich mich/ daß/ als Anno 1627. der hochberühmte Paul Rubens auch Utrecht/ allda die Virtuose sonderlich den Hundhorst zu besuchen kommen/ und ihn allda und von dannen auf Amsterdam begleitet/ auch unterwegs im Schiff in dem Büchlein Holbeins über dem gezeichneten Toden-Tanz speculirt/ Rubens selbigen sehr hoch gelobt/ mit Vermelden/ ich/ als ein Jüngling solte es mir wol befohlen seyn laßen/ danner selbst habe dieses/ wie auch des Tobias Stimmers Büchlein in der Jugend nachgezeichnet/ hiervon Ursach nehmend/ daß er fast den ganzen Weg von Holbein/ Albert Dürer/ Stimmer und andern alten Teutschen/ gar löblich und schöne Discurs geführt. Endlich wer seine Arbeit siht/ wird bekennen müßen/ daß er in allen seinen Werken eine schöne Invention, Stellung und Ordinanz gehabt/ und seine Gemälde viel anders[Spaltenumbruch] als andere Mahler angeleget. So bestehet der Innhalt seiner Sachen meistens in alten und fürtreflichen Historien/ als von Anna/ der Mutter Samuel/ und Elcana ihrem Mann/ auch wie des Urias Tod dem David angekündet wird. Ferner wie Abisag zu ihm kommt/ und Hirams Bot dem Salomon einen Brief bringt/ sehr herrlich/ und über all moderne manier, wie Salomon auf einem Thron sitzet/ in einem reichen Königlichen Kleid/ und mit nackenden Armen/ wie die Antichen, als ob sie beraubt/ gemacht/ über welches Bild/ unserm Künstler zu Lob und Ehr/ der fürtrefliche Lateinische Poët Nicolaus Barbonius, viele und künstliche Lateinische Verse gefärtiget hat: Es seyn auch viel des Holbeins Handriße/ durch unsers Wenceslaus Hollards Hand/ sehr fleißig in Kupfer/ auch theils von des Königs in Engeland Hof-Mahler von der Borch geätzt/ in Truck zusehen/ sonderlich wie die Königin Saba den Salomon auf seinem Königlichen Thron besuchet.

Sein Tod.Nachdem nun dieser Künstler der Welt durch seine edle Kunst viel Zierde ertheilt/ hat er/ weil alle irdische Ding vergänglich/ sich auch zu der Vergänglichkeit dieser Welt wenden/ und von selbiger den Abschied nehmen müßen/ als er zu Londen/ im 56ten Jahr seines Alters/ Anno 1554. an der Pest gestorben/ seinen Namen zwar der Ewigkeit/ seinen Leichnam aber einer ungewißen Höle einverleibend: Wie dann der hochberühmte Reichs-Marschalk Graf von Arondel sich höchlich bemühet zu erfahren/ wo und in welche Kirche er begraben worden/ inwillens seine wolverdiente Ehre mit einem kostbaren Epitaphio zu verewigen. Weil er aber in Pest-Zeit gestorben/ und nach Land-üblichen Gebrauch unter andern in eine Grube geworffen worden/ als haben deßen Gräfliche Excellenz, auch durch äußerste angewandte fleißige Nachforschung nichts sicheres erfahren können: Doch ist ihme in aller Kunst-Verständigen Gedächtnis ein Preiß-volles Epitaphium aufgerichtet worden/ welches denen unbeständigen Zeiten nicht unterworfen/ sondern länger/ als Marmor bestehen/ dessen Lob wie ein immer-grünender Lorbeerbaum grünen/ und in unausdenkliche Jahre fortwachsen wird.

[Abbildung]

Der wunderbare Sphinx sich machte manche Beute
Durch List und Grausamkeit, und würgte sehr viel Leute:
Wer Menschen Klugheit liebt und Thieres Stärke hegt,
Der wird durch keine Noht noch Feindes List bewegt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <p><pb facs="#f0052" xml:id="pb-472" n="[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 252]"/><cb/><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> gedachtem Herrn <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1137 http://d-nb.info/gnd/120159562 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500009502 http://viaf.org/viaf/95739039"><hi rendition="#aq">Le Blon</hi></persName> <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-2833"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-14 http://d-nb.info/gnd/118552953 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500005259 http://viaf.org/viaf/4945401">Hans Holbeins</persName> eignes Contrafät in ein Rund</name> sehr fürtreflich gemacht/ zu dankbarer Erkantnus empfangener Wolthaten/ als <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> meinen Abschied daselbst von ihme genommen/ und nacher <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-257 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000084">Teutschland</placeName> verreist. Dieser Herr hat lang vorher/ auf inständiges Bitten/ dem Buchhalter <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1006">Johann Lössert</persName>/ für 3000. Gulden verkauft/ <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-1552">eine stehende <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">Maria</persName> auf eine Tafel gemahlt/ mit dem Kindlein auf dem Arm/ unter der ein Teppich/ worauf etliche vor ihr knien/ die nach dem Leben <hi rendition="#aq">contraf</hi>ätet seyn</name>/ <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-2426">darvon in unsern <hi rendition="#aq">Sandrarti</hi>schen Zeichen-Buch die <hi rendition="#aq">Original</hi>-Handriß die Herrlichkeit dieses edlen Bilds zu erkennen geben</name>: Neben welchen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> noch mehr von dieser hoch-würdigen Hand/ und unter andern <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-3080">eine <hi rendition="#aq">Passion</hi> in <hi rendition="#aq">folio</hi></name> habe/ worvon <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">mir</persName> zwar zwey Stuck abgehen/ die vorhin weggekommen/ aber noch unter den Leuten seyn müßen/ für welche <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> 200. Gülden/ so <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> die bekommen möchte/ geben wolte/ damit <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> ihme <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-14 http://d-nb.info/gnd/118552953 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500005259 http://viaf.org/viaf/4945401">Holbein</persName> zu Ehren/ diese <hi rendition="#aq">Passion complet</hi> denen Liebhabern zeigen möchte.</p>
          <p><note place="right">Die Italiäner selbst folgten ihm nach.</note> Schließlich sein Lob zusammen zu fassen/ so ist er noch in seinen Leb-Zeiten in so hohem Wehrt gewesen/ daß die fürnehmste Italiener keinen Scheu getragen/ aus seinen <hi rendition="#aq">Invention</hi>en viel in ihre Werke zu bringen/ sonderlich <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1 http://d-nb.info/gnd/118519034 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115312 http://viaf.org/viaf/12317003"><hi rendition="#aq">Michael Angelo Caravaggio</hi></persName>, als da <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-2843"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-616 http://d-nb.info/gnd/118578979 http://viaf.org/viaf/54940534"><hi rendition="#aq">Mattheus</hi></persName> von dem Zoll durch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christum</persName> beruffen wird</name>/ auch <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-2427">den Spieler/ der das Geld vom Tisch abstreicht</name>/ und anders mehr; so erinnere <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">mich</persName>/ daß/ als <date when="1627">Anno 1627.</date> der hochberühmte <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-61 http://d-nb.info/gnd/11860354X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500002921 http://viaf.org/viaf/56647196"><hi rendition="#aq">Paul Rubens</hi></persName> auch <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-247 http://www.geonames.org/2745912/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006926">Utrecht</placeName>/ allda die <hi rendition="#aq">Virtuose</hi> sonderlich den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-67 http://d-nb.info/gnd/118983431 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115494 http://viaf.org/viaf/17494224">Hundhorst</persName> zu besuchen kommen/ und ihn allda und von dannen auf <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-13 http://www.geonames.org/2759794/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006952">Amsterdam</placeName> begleitet/ auch unterwegs im Schiff in dem Büchlein <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-14 http://d-nb.info/gnd/118552953 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500005259 http://viaf.org/viaf/4945401">Holbeins</persName> über dem <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-2383">gezeichneten Toden-Tanz</name> <hi rendition="#aq">speculi</hi>rt/ <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-61 http://d-nb.info/gnd/11860354X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500002921 http://viaf.org/viaf/56647196">Rubens</persName></hi> selbigen sehr hoch gelobt/ mit Vermelden/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName>/ als ein Jüngling solte es <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">mir</persName> wol befohlen seyn laßen/ danner selbst habe dieses/ wie auch des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-53 http://d-nb.info/gnd/118755366 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500012932 http://viaf.org/viaf/71658491">Tobias Stimmers</persName> Büchlein in der Jugend nachgezeichnet/ hiervon Ursach nehmend/ daß er fast den ganzen Weg von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-14 http://d-nb.info/gnd/118552953 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500005259 http://viaf.org/viaf/4945401">Holbein</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-12 http://d-nb.info/gnd/11852786X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115493 http://viaf.org/viaf/54146999">Albert Dürer</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-53 http://d-nb.info/gnd/118755366 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500012932 http://viaf.org/viaf/71658491">Stimmer</persName> und andern alten Teutschen/ gar löblich und schöne <hi rendition="#aq">Discurs</hi> geführt. Endlich wer seine Arbeit siht/ wird bekennen müßen/ daß er in allen seinen Werken eine schöne <hi rendition="#aq">Invention,</hi> Stellung und <hi rendition="#aq">Ordinanz</hi> gehabt/ und seine Gemälde viel anders<cb/>
als andere Mahler angeleget. So bestehet der Innhalt seiner Sachen meistens in alten und fürtreflichen Historien/ als <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-3025 http://www.britishmuseum.org/research/search_the_collection_database/search_results_ids.aspx?IdNum=1904%2C0206.86.36">von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2994 http://d-nb.info/gnd/119067803 http://viaf.org/viaf/25404650">Anna</persName>/ der Mutter <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1153 http://d-nb.info/gnd/118605313 http://viaf.org/viaf/52482141">Samuel</persName>/ und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1154 http://d-nb.info/gnd/13379928X http://viaf.org/viaf/38117256">Elcana</persName> ihrem Mann</name>/ auch <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-3026 http://www.britishmuseum.org/research/search_the_collection_database/search_results_ids.aspx?IdNum=1904%2C0206.86.42">wie des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1156">Urias</persName> Tod dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-814 http://d-nb.info/gnd/118523929 http://viaf.org/viaf/44163634">David</persName> angekündet wird</name>. Ferner <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-3028 http://www.britishmuseum.org/research/search_the_collection_database/search_results_ids.aspx?IdNum=1904%2C0206.86.45">wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1157 http://d-nb.info/gnd/119193469 http://viaf.org/viaf/74657758">Abisag</persName> zu ihm kommt</name>/ und <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-3027 http://www.britishmuseum.org/research/search_the_collection_database/search_results_ids.aspx?IdNum=1904%2C0206.86.46"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1158 http://d-nb.info/gnd/118705164 http://viaf.org/viaf/54942954">Hirams</persName> Bot dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-445 http://d-nb.info/gnd/118605100 http://viaf.org/viaf/100963493">Salomon</persName> einen Brief bringt</name>/ sehr herrlich/ und über all <hi rendition="#aq">moderne manier,</hi> <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-3761">wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-445 http://d-nb.info/gnd/118605100 http://viaf.org/viaf/100963493">Salomon</persName> auf einem Thron sitzet/ in einem reichen Königlichen Kleid/ und mit nackenden Armen/ wie die <hi rendition="#aq">Antichen,</hi></name> als ob sie beraubt/ gemacht/ über welches Bild/ unserm Künstler zu Lob und Ehr/ der fürtrefliche Lateinische <hi rendition="#aq">Poët <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1160 http://d-nb.info/gnd/124213294 http://viaf.org/viaf/61581703">Nicolaus Barbonius</persName>,</hi> viele und künstliche Lateinische Verse gefärtiget hat: Es seyn auch viel des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-14 http://d-nb.info/gnd/118552953 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500005259 http://viaf.org/viaf/4945401">Holbeins</persName> Handriße/ durch unsers <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1162 http://d-nb.info/gnd/118553070 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500028368 http://viaf.org/viaf/54449428"><hi rendition="#aq">Wenceslaus</hi> Hollards</persName> Hand/ sehr fleißig in Kupfer/ auch theils von des Königs in Engeland Hof-Mahler <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2623 http://d-nb.info/gnd/130840025 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500015672">von der Borch</persName> geätzt/ in Truck zusehen/ sonderlich <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-3044,3045 http://www.britishmuseum.org/research/search_the_collection_database/search_results_ids.aspx?IdNum=1875%2C0710.598">wie die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1164 http://d-nb.info/gnd/118564404 http://viaf.org/viaf/33240975">Königin Saba</persName> den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-445 http://d-nb.info/gnd/118605100 http://viaf.org/viaf/100963493">Salomon</persName> auf seinem Königlichen Thron besuchet</name>.</p>
          <p><note place="right">Sein Tod.</note>Nachdem nun dieser Künstler der Welt durch seine edle Kunst viel Zierde ertheilt/ hat er/ weil alle irdische Ding vergänglich/ sich auch zu der Vergänglichkeit dieser Welt wenden/ und von selbiger den Abschied nehmen müßen/ als er zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-342 http://www.geonames.org/2643743/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7011781">Londen</placeName>/ im 56ten Jahr seines Alters/ <date when="1554">Anno 1554.</date> an der Pest gestorben/ seinen Namen zwar der Ewigkeit/ seinen Leichnam aber einer ungewißen Höle einverleibend: Wie dann der hochberühmte Reichs-Marschalk <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1054 http://d-nb.info/gnd/11864601X http://viaf.org/viaf/41868983">Graf von <hi rendition="#aq">Arondel</hi></persName> sich höchlich bemühet zu erfahren/ wo und in welche Kirche er begraben worden/ inwillens seine wolverdiente Ehre mit einem kostbaren <hi rendition="#aq">Epitaphio</hi> zu verewigen. Weil er aber in Pest-Zeit gestorben/ und nach Land-üblichen Gebrauch unter andern in eine Grube geworffen worden/ als haben deßen Gräfliche <hi rendition="#aq">Excellenz,</hi> auch durch äußerste angewandte fleißige Nachforschung nichts sicheres erfahren können: Doch ist ihme in aller Kunst-Verständigen Gedächtnis ein Preiß-volles <hi rendition="#aq">Epitaphium</hi> aufgerichtet worden/ welches denen unbeständigen Zeiten nicht unterworfen/ sondern länger/ als Marmor bestehen/ dessen Lob wie ein immer-grünender Lorbeerbaum grünen/ und in unausdenkliche Jahre fortwachsen wird.</p>
          <figure rendition="#c" xml:id="figure-0472.1">
            <figure facs="figure-0472-1.jpg"/>
            <p>Der wunderbare <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4704 http://d-nb.info/gnd/4136733-9"><hi rendition="#aq">Sphinx</hi></persName> sich machte manche Beute<lb/>
Durch List und Grausamkeit, und würgte sehr viel Leute:<lb/>
Wer Menschen Klugheit liebt und Thieres Stärke hegt,<lb/>
Der wird durch keine Noht noch Feindes List bewegt.</p>
          </figure>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 252]/0052] ich gedachtem Herrn Le Blon Hans Holbeins eignes Contrafät in ein Rund sehr fürtreflich gemacht/ zu dankbarer Erkantnus empfangener Wolthaten/ als ich meinen Abschied daselbst von ihme genommen/ und nacher Teutschland verreist. Dieser Herr hat lang vorher/ auf inständiges Bitten/ dem Buchhalter Johann Lössert/ für 3000. Gulden verkauft/ eine stehende Maria auf eine Tafel gemahlt/ mit dem Kindlein auf dem Arm/ unter der ein Teppich/ worauf etliche vor ihr knien/ die nach dem Leben contrafätet seyn/ darvon in unsern Sandrartischen Zeichen-Buch die Original-Handriß die Herrlichkeit dieses edlen Bilds zu erkennen geben: Neben welchen ich noch mehr von dieser hoch-würdigen Hand/ und unter andern eine Passion in folio habe/ worvon mir zwar zwey Stuck abgehen/ die vorhin weggekommen/ aber noch unter den Leuten seyn müßen/ für welche ich 200. Gülden/ so ich die bekommen möchte/ geben wolte/ damit ich ihme Holbein zu Ehren/ diese Passion complet denen Liebhabern zeigen möchte. Schließlich sein Lob zusammen zu fassen/ so ist er noch in seinen Leb-Zeiten in so hohem Wehrt gewesen/ daß die fürnehmste Italiener keinen Scheu getragen/ aus seinen Inventionen viel in ihre Werke zu bringen/ sonderlich Michael Angelo Caravaggio, als da Mattheus von dem Zoll durch Christum beruffen wird/ auch den Spieler/ der das Geld vom Tisch abstreicht/ und anders mehr; so erinnere ich mich/ daß/ als Anno 1627. der hochberühmte Paul Rubens auch Utrecht/ allda die Virtuose sonderlich den Hundhorst zu besuchen kommen/ und ihn allda und von dannen auf Amsterdam begleitet/ auch unterwegs im Schiff in dem Büchlein Holbeins über dem gezeichneten Toden-Tanz speculirt/ Rubens selbigen sehr hoch gelobt/ mit Vermelden/ ich/ als ein Jüngling solte es mir wol befohlen seyn laßen/ danner selbst habe dieses/ wie auch des Tobias Stimmers Büchlein in der Jugend nachgezeichnet/ hiervon Ursach nehmend/ daß er fast den ganzen Weg von Holbein/ Albert Dürer/ Stimmer und andern alten Teutschen/ gar löblich und schöne Discurs geführt. Endlich wer seine Arbeit siht/ wird bekennen müßen/ daß er in allen seinen Werken eine schöne Invention, Stellung und Ordinanz gehabt/ und seine Gemälde viel anders als andere Mahler angeleget. So bestehet der Innhalt seiner Sachen meistens in alten und fürtreflichen Historien/ als von Anna/ der Mutter Samuel/ und Elcana ihrem Mann/ auch wie des Urias Tod dem David angekündet wird. Ferner wie Abisag zu ihm kommt/ und Hirams Bot dem Salomon einen Brief bringt/ sehr herrlich/ und über all moderne manier, wie Salomon auf einem Thron sitzet/ in einem reichen Königlichen Kleid/ und mit nackenden Armen/ wie die Antichen, als ob sie beraubt/ gemacht/ über welches Bild/ unserm Künstler zu Lob und Ehr/ der fürtrefliche Lateinische Poët Nicolaus Barbonius, viele und künstliche Lateinische Verse gefärtiget hat: Es seyn auch viel des Holbeins Handriße/ durch unsers Wenceslaus Hollards Hand/ sehr fleißig in Kupfer/ auch theils von des Königs in Engeland Hof-Mahler von der Borch geätzt/ in Truck zusehen/ sonderlich wie die Königin Saba den Salomon auf seinem Königlichen Thron besuchet. Die Italiäner selbst folgten ihm nach. Nachdem nun dieser Künstler der Welt durch seine edle Kunst viel Zierde ertheilt/ hat er/ weil alle irdische Ding vergänglich/ sich auch zu der Vergänglichkeit dieser Welt wenden/ und von selbiger den Abschied nehmen müßen/ als er zu Londen/ im 56ten Jahr seines Alters/ Anno 1554. an der Pest gestorben/ seinen Namen zwar der Ewigkeit/ seinen Leichnam aber einer ungewißen Höle einverleibend: Wie dann der hochberühmte Reichs-Marschalk Graf von Arondel sich höchlich bemühet zu erfahren/ wo und in welche Kirche er begraben worden/ inwillens seine wolverdiente Ehre mit einem kostbaren Epitaphio zu verewigen. Weil er aber in Pest-Zeit gestorben/ und nach Land-üblichen Gebrauch unter andern in eine Grube geworffen worden/ als haben deßen Gräfliche Excellenz, auch durch äußerste angewandte fleißige Nachforschung nichts sicheres erfahren können: Doch ist ihme in aller Kunst-Verständigen Gedächtnis ein Preiß-volles Epitaphium aufgerichtet worden/ welches denen unbeständigen Zeiten nicht unterworfen/ sondern länger/ als Marmor bestehen/ dessen Lob wie ein immer-grünender Lorbeerbaum grünen/ und in unausdenkliche Jahre fortwachsen wird. Sein Tod. [Abbildung [Abbildung] Der wunderbare Sphinx sich machte manche Beute Durch List und Grausamkeit, und würgte sehr viel Leute: Wer Menschen Klugheit liebt und Thieres Stärke hegt, Der wird durch keine Noht noch Feindes List bewegt. ]

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2013-05-21T09:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-05-21T09:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/52
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 252]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/52>, abgerufen am 25.11.2024.