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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] homo, und drey Könige/ einen Goldgulden/ oder 28. Stiber/ nach seinem Tod aber sind sie je länger je theurer worden/ zumal da dieselbe durch die curiose Holländische Liebhabere/ dern Landsmann er gewesen/ immer höher hinauf getrieben worden/ welche/ gleich als im Wettstreit/ getrachtet/ daß einer mehrer und bäßere Truck von seiner Hand haben möchte/ unter denselben Liebhabern ware auch der hochberühmte Herr von Spiring/ Königlicher Schwedischer Abgesandter/ der in seinem unvergleichen Kunst-Cabinet die vollkomneste Abdrück von allen gehabt/ auch/ zu mehrerer completirung seines schönen Buchs/ für ein Kupfer-Abdruck oder Stuck in quarto, genant der Eulenspiegel/ das ich sonst bey niemand gesehen/ 400. Gulden/ und noch für ein anders/ wie Abraham die Agar mit Ismael hinweg sendet/ sonst die große Agar genant (dann er auch eine kleinere gemacht) so ein wenig größer als die vorige gewesen/ per 500. Gulden bezahlt/ und dergleichen große Kunst-Liebhaber sind damals sehr viel in Amsterdam gewesen/ wie mich dann auch der Kunst-berühmte Herr Johann Ulrich Mayr versichert/ daß er seinem Lehrmeister/ Herrn Renbrand/ für 14. Stuck von dieses Künstlers saubersten Abdrucken/ als das Ecce homo, S.Pauli Reise nach Damasco, die große Creutzigung/ der Magdalenen Tanz und andere/ in einem offentlichen Ausruff 1400. Gulden bezahlen sehen.

Unser fürtreflicher Lucas begabe sich darauf auch in den Ehestand/ und vermählte sich mit einer vom Adel/ des Geschlechts von Boßhausen/ und vertriebe viel Zeit mit banquetirn/ gleich als jezuweilen bey dem Adel und Reichen gebräuchlich ist; Etliche wollen/ daß er mit Albert Dürer stäts in die Wette gearbeitet/ und so bald Albert etwas in Kupfer gebracht/ selbiges nachgestochen habe/ so/ daß einer über des andern Werk sich selbst verwundert/ und endlich so vertreulich worden seyen/daß/ als Albert in Niderland zu Leyden angelangt/ sie beyde einander gecontrafätet/ auch ihre Zeit miteinander in aller Freundlichkeit durchbracht haben/ Lucas war [...] klein und zart von Person/ wie sein Brust-Contrafät/ so er selbst/ da er noch jung und ohne Bart gewesen/ mit einer großen Mütze und Federn darauf/ in seinem Bußen einen Todtenkopf habend/ gemacht/ ausweißet.

Seine Gemälde. Die Gemählde/ so von ihme gemacht/ und noch gefunden werden/ sind wenig/ aber höchstverwunderlich und sehr angenehm/ doch über alles ist ein Altar/ mit zweyen Flügeln/ welchen vor meiner Zeit Goltzius zu Harlem gehabt/ nachdem er denselbigen/ Anno 1602. zu Leyden um großen Preiß/ mit höchstem Vergnügen/ erkauffet/ darauf ist die Historie von dem Blinden von Jericho/ dem Bartimaeno, Timaei Sohn/ wie selbiger sehend wird/ gebildet/ als der Evangelist Marcus am 10. Capitel schreibt/ die Arbeit ist sehr schön/ vernünftig/ mit köstlicher Ordnung und Zeichnung/ und sind auch die Thüren innen und außen schön gemahlet; die Nackende und Gesichter seyn ganz unterschiedlich/ lieblich und freudig gemacht/ und hat jedwederes Bild seine besondere Kleidung/ und die Heupter mit schönen Bünten/ Hüten und Hauben auf sonderbare Weiße geziert. In der Bildnus Christi sieht[Spaltenumbruch] man eine lobwürdige Einfalt/ und eine barmherzige Gutthätig- und Mildigkeit/ neben der Wolneigung/ dem Blinden zu helfen. In dem Blinden/ den sein Jung hinzu führet/ sihet man die rechte Art/ wie er seine Hand ausstrecket/ um sich zu heben/ sehr natürlich. Der Grund ist wahr/ hinten her kommen Bäume und Büsche/ so nett und künstlich geformt/ daß man dergleichen nicht leicht zu sehen bekommen wird/ weil es scheint/ daß alles/ als in einem Feld/ nach der Ordnung entweicht/ sehr natürlich zu sehen seye; Hinter der Landschaft komt/ zu Fortsetzung der Historie/ wie Christus an dem unfruchtbaren Feigenbaum Frucht suchet/ worbey einige Häußer und Gebäude/ die Landschaft zu vermehren; Dieses Stuck hat er im Jahr 1531. gemacht/ von außen stehet ein Manns- und Frauen-Bild/ die ein Wappen halten/ und sehr artig und schön gemahlet seyn; und ist dieses das lezte Werk von Oel-Farbe/ das dieser sehr berühmte Meister gemacht/ indeme er gleichsam sein äußerstes Vermögen in der Kunst zeigen wollen/ um seines Namens Unsterblichkeit zu hinterlaßen/ dann er nur zwey Jahr darüber gelebt.

Seine Gemälde zu Leyden. Wiederum stehet von seiner Hand ein herrliches Stuck auf dem Rahthauß zu Leyden/ so das jüngste Gericht/ und für ein fürtrefflich gutes Stuck gehalten wird; darein kommen gar viele nackende Manns- und Frauen-Bilder/ darinnen zu sehen/ wie treflich er das Leben beobachtet/ absonderlich in der Frauen Leibern/ in denen er die Zärtigkeit ganz eigentlich abgebildet/ außen her sind zwey große sitzende Bilder/ als Petrus und Paulus/ auf jedwedern Thür eines/ und ist dieses Werk so fürtrefflich/ daß viele ausländische Potentaten darnach fragen lassen/ selbiges zu kauffen/ es ist aber allezeit von gedachtem hochlöblichen Stadt-Raht abgeschlagen worden/ weil sie sich der Gedächtnus ihres edlen Burgers nicht berauben wollen/ ob schon grosse Summen darfür geschlagen worden: Ferner ist in eines Edelmanns/ Franz Hoogstraet/ zu Leyden/ Hauß ein Stuck von seiner Hand gewesen/ so ein ausschließlicher Kasten war/ mit darein gemachtem halben Marien-Bild/ deren unter Theil mit einem Stein bedekt scheinet/ das Kindlein war sehr lieblich/ und hatte einen Weintrauben in der Hand/ womit er vermuhtlich ausbilden wollen/ daß Christus der wahre Weinstock seye. Zur andern Seiten war eine bätende Frau/ welche hinter ihr Magdalenam hatte/ die jener Christum auf Marien Schoß wiese; der hinter Theil war von Gesträuß und Bäumen sehr verwunderlich/ außen her war die Verkündigung Mariae in einem ganzen Bild/ sehr schön von Kleidung/ welches Stuck nachmals der große Kunst-Liebhaber/ Kayser Rudolphus, an sich gebracht/ und stunde auf lezterzehlten Gemälden ein datum von 22. und beynebens des Künstlers gewöhnliches Zeichen L.

Andere seine Werke zu Amsterdam Mehr ist von ihme ein köstliches Stuck zu Amsterdam bey dem Buchhalter Jan Lossert/ so die Historie der Kinder von Israel abbildet/ wie sie um das güldene Kalb tanzen und banquetiren/ nach Anleitung des Biblischen Texts/ da gesagt wird/ das Volk saß nider zum Essen und Trinken/ und stund auf zum Spielen. In diesen Banquetierern siehet man sehr lebhaft des Volks unkeusche Begierden/

[Spaltenumbruch] homo, und drey Könige/ einen Goldgulden/ oder 28. Stiber/ nach seinem Tod aber sind sie je länger je theurer worden/ zumal da dieselbe durch die curiose Holländische Liebhabere/ dern Landsmann er gewesen/ immer höher hinauf getrieben worden/ welche/ gleich als im Wettstreit/ getrachtet/ daß einer mehrer und bäßere Truck von seiner Hand haben möchte/ unter denselben Liebhabern ware auch der hochberühmte Herr von Spiring/ Königlicher Schwedischer Abgesandter/ der in seinem unvergleichen Kunst-Cabinet die vollkomneste Abdrück von allen gehabt/ auch/ zu mehrerer completirung seines schönen Buchs/ für ein Kupfer-Abdruck oder Stuck in quarto, genant der Eulenspiegel/ das ich sonst bey niemand gesehen/ 400. Gulden/ und noch für ein anders/ wie Abraham die Agar mit Ismael hinweg sendet/ sonst die große Agar genant (dann er auch eine kleinere gemacht) so ein wenig größer als die vorige gewesen/ per 500. Gulden bezahlt/ und dergleichen große Kunst-Liebhaber sind damals sehr viel in Amsterdam gewesen/ wie mich dann auch der Kunst-berühmte Herr Johann Ulrich Mayr versichert/ daß er seinem Lehrmeister/ Herrn Renbrand/ für 14. Stuck von dieses Künstlers saubersten Abdrucken/ als das Ecce homo, S.Pauli Reise nach Damasco, die große Creutzigung/ der Magdalenen Tanz und andere/ in einem offentlichen Ausruff 1400. Gulden bezahlen sehen.

Unser fürtreflicher Lucas begabe sich darauf auch in den Ehestand/ und vermählte sich mit einer vom Adel/ des Geschlechts von Boßhausen/ und vertriebe viel Zeit mit banquetirn/ gleich als jezuweilen bey dem Adel und Reichen gebräuchlich ist; Etliche wollen/ daß er mit Albert Dürer stäts in die Wette gearbeitet/ und so bald Albert etwas in Kupfer gebracht/ selbiges nachgestochen habe/ so/ daß einer über des andern Werk sich selbst verwundert/ und endlich so vertreulich worden seyen/daß/ als Albert in Niderland zu Leyden angelangt/ sie beyde einander gecontrafätet/ auch ihre Zeit miteinander in aller Freundlichkeit durchbracht haben/ Lucas war […] klein und zart von Person/ wie sein Brust-Contrafät/ so er selbst/ da er noch jung und ohne Bart gewesen/ mit einer großen Mütze und Federn darauf/ in seinem Bußen einen Todtenkopf habend/ gemacht/ ausweißet.

Seine Gemälde. Die Gemählde/ so von ihme gemacht/ und noch gefunden werden/ sind wenig/ aber höchstverwunderlich und sehr angenehm/ doch über alles ist ein Altar/ mit zweyen Flügeln/ welchen vor meiner Zeit Goltzius zu Harlem gehabt/ nachdem er denselbigen/ Anno 1602. zu Leyden um großen Preiß/ mit höchstem Vergnügen/ erkauffet/ darauf ist die Historie von dem Blinden von Jericho/ dem Bartimaeno, Timaei Sohn/ wie selbiger sehend wird/ gebildet/ als der Evangelist Marcus am 10. Capitel schreibt/ die Arbeit ist sehr schön/ vernünftig/ mit köstlicher Ordnung und Zeichnung/ und sind auch die Thüren innen und außen schön gemahlet; die Nackende und Gesichter seyn ganz unterschiedlich/ lieblich und freudig gemacht/ und hat jedwederes Bild seine besondere Kleidung/ und die Heupter mit schönen Bünten/ Hüten und Hauben auf sonderbare Weiße geziert. In der Bildnus Christi sieht[Spaltenumbruch] man eine lobwürdige Einfalt/ und eine barmherzige Gutthätig- und Mildigkeit/ neben der Wolneigung/ dem Blinden zu helfen. In dem Blinden/ den sein Jung hinzu führet/ sihet man die rechte Art/ wie er seine Hand ausstrecket/ um sich zu heben/ sehr natürlich. Der Grund ist wahr/ hinten her kommen Bäume und Büsche/ so nett und künstlich geformt/ daß man dergleichen nicht leicht zu sehen bekommen wird/ weil es scheint/ daß alles/ als in einem Feld/ nach der Ordnung entweicht/ sehr natürlich zu sehen seye; Hinter der Landschaft komt/ zu Fortsetzung der Historie/ wie Christus an dem unfruchtbaren Feigenbaum Frucht suchet/ worbey einige Häußer und Gebäude/ die Landschaft zu vermehren; Dieses Stuck hat er im Jahr 1531. gemacht/ von außen stehet ein Manns- und Frauen-Bild/ die ein Wappen halten/ und sehr artig und schön gemahlet seyn; und ist dieses das lezte Werk von Oel-Farbe/ das dieser sehr berühmte Meister gemacht/ indeme er gleichsam sein äußerstes Vermögen in der Kunst zeigen wollen/ um seines Namens Unsterblichkeit zu hinterlaßen/ dann er nur zwey Jahr darüber gelebt.

Seine Gemälde zu Leyden. Wiederum stehet von seiner Hand ein herrliches Stuck auf dem Rahthauß zu Leyden/ so das jüngste Gericht/ und für ein fürtrefflich gutes Stuck gehalten wird; darein kommen gar viele nackende Manns- und Frauen-Bilder/ darinnen zu sehen/ wie treflich er das Leben beobachtet/ absonderlich in der Frauen Leibern/ in denen er die Zärtigkeit ganz eigentlich abgebildet/ außen her sind zwey große sitzende Bilder/ als Petrus und Paulus/ auf jedwedern Thür eines/ und ist dieses Werk so fürtrefflich/ daß viele ausländische Potentaten darnach fragen lassen/ selbiges zu kauffen/ es ist aber allezeit von gedachtem hochlöblichen Stadt-Raht abgeschlagen worden/ weil sie sich der Gedächtnus ihres edlen Burgers nicht berauben wollen/ ob schon grosse Summen darfür geschlagen worden: Ferner ist in eines Edelmanns/ Franz Hoogstraet/ zu Leyden/ Hauß ein Stuck von seiner Hand gewesen/ so ein ausschließlicher Kasten war/ mit darein gemachtem halben Marien-Bild/ deren unter Theil mit einem Stein bedekt scheinet/ das Kindlein war sehr lieblich/ und hatte einen Weintrauben in der Hand/ womit er vermuhtlich ausbilden wollen/ daß Christus der wahre Weinstock seye. Zur andern Seiten war eine bätende Frau/ welche hinter ihr Magdalenam hatte/ die jener Christum auf Marien Schoß wiese; der hinter Theil war von Gesträuß und Bäumen sehr verwunderlich/ außen her war die Verkündigung Mariae in einem ganzen Bild/ sehr schön von Kleidung/ welches Stuck nachmals der große Kunst-Liebhaber/ Kayser Rudolphus, an sich gebracht/ und stunde auf lezterzehlten Gemälden ein datum von 22. und beynebens des Künstlers gewöhnliches Zeichen L.

Andere seine Werke zu Amsterdam Mehr ist von ihme ein köstliches Stuck zu Amsterdam bey dem Buchhalter Jan Lossert/ so die Historie der Kinder von Israel abbildet/ wie sie um das güldene Kalb tanzen und banquetiren/ nach Anleitung des Biblischen Texts/ da gesagt wird/ das Volk saß nider zum Essen und Trinken/ und stund auf zum Spielen. In diesen Banquetierern siehet man sehr lebhaft des Volks unkeusche Begierden/

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          <p><note place="right">Seine Gemälde zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-246 http://www.geonames.org/2751773/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006809">Leyden</placeName>.</note> Wiederum stehet von seiner Hand ein herrliches Stuck auf dem <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-370">Rahthauß zu Leyden</placeName>/ so <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-2057">das jüngste Gericht</name>/ und für ein fürtrefflich gutes Stuck gehalten wird; darein kommen gar viele nackende Manns- und Frauen-Bilder/ darinnen zu sehen/ wie treflich er das Leben beobachtet/ absonderlich in der Frauen Leibern/ in denen er die Zärtigkeit ganz eigentlich abgebildet/ <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-2058">außen her sind zwey große sitzende Bilder/ als <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-355 http://d-nb.info/gnd/118593323 http://viaf.org/viaf/54940864">Petrus</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-256 http://d-nb.info/gnd/118641549 http://viaf.org/viaf/100178828">Paulus</persName>/ auf jedwedern Thür eines</name>/ und ist dieses Werk so fürtrefflich/ daß viele ausländische Potentaten darnach fragen lassen/ selbiges zu kauffen/ es ist aber allezeit von gedachtem hochlöblichen Stadt-Raht abgeschlagen worden/ weil sie sich der Gedächtnus ihres edlen Burgers nicht berauben wollen/ ob schon grosse Summen darfür geschlagen worden: Ferner ist in eines Edelmanns/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4132">Franz Hoogstraet</persName>/ zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-246 http://www.geonames.org/2751773/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006809">Leyden</placeName>/ Hauß ein Stuck von seiner Hand gewesen/ so ein ausschließlicher Kasten war/ mit darein gemachtem <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-2062">halben Marien-Bild/ deren unter Theil mit einem Stein bedekt scheinet/ das Kindlein war sehr lieblich/ und hatte einen Weintrauben in der Hand/ womit er vermuhtlich ausbilden wollen/ daß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christus</persName> der wahre Weinstock seye. Zur andern Seiten war eine bätende Frau/ welche hinter ihr <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-386 http://d-nb.info/gnd/118577840 http://viaf.org/viaf/25394709"><hi rendition="#aq">Magdalenam</hi></persName> hatte/ die jener <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christum</persName> auf <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">Marien</persName> Schoß wiese</name>; der hinter Theil war von Gesträuß und Bäumen sehr verwunderlich/ <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-2063">außen her war die Verkündigung Mariae in einem ganzen Bild</name>/ sehr schön von Kleidung/ welches Stuck nachmals der große Kunst-Liebhaber/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-571 http://d-nb.info/gnd/118603701 http://viaf.org/viaf/15562150">Kayser <hi rendition="#aq">Rudolphus</hi></persName>, an sich gebracht/ und stunde auf lezterzehlten Gemälden ein <hi rendition="#aq">datum</hi> von 22. und beynebens des Künstlers gewöhnliches Zeichen <hi rendition="#aq">L.</hi></p>
          <p><note place="right">Andere seine Werke zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-13 http://www.geonames.org/2759794/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006952">Amsterdam</placeName></note> Mehr ist von ihme ein köstliches Stuck zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-13 http://www.geonames.org/2759794/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006952">Amsterdam</placeName> bey dem Buchhalter <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1006">Jan Lossert</persName>/ so <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-2059">die Historie der Kinder von Israel abbildet/ wie sie um das güldene Kalb tanzen und banquetiren</name>/ nach Anleitung des Biblischen Texts/ da gesagt wird/ das Volk saß nider zum Essen und Trinken/ und stund auf zum Spielen. In diesen Banquetierern siehet man sehr lebhaft des Volks unkeusche Begierden/
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[[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 240]/0036] homo, und drey Könige/ einen Goldgulden/ oder 28. Stiber/ nach seinem Tod aber sind sie je länger je theurer worden/ zumal da dieselbe durch die curiose Holländische Liebhabere/ dern Landsmann er gewesen/ immer höher hinauf getrieben worden/ welche/ gleich als im Wettstreit/ getrachtet/ daß einer mehrer und bäßere Truck von seiner Hand haben möchte/ unter denselben Liebhabern ware auch der hochberühmte Herr von Spiring/ Königlicher Schwedischer Abgesandter/ der in seinem unvergleichen Kunst-Cabinet die vollkomneste Abdrück von allen gehabt/ auch/ zu mehrerer completirung seines schönen Buchs/ für ein Kupfer-Abdruck oder Stuck in quarto, genant der Eulenspiegel/ das ich sonst bey niemand gesehen/ 400. Gulden/ und noch für ein anders/ wie Abraham die Agar mit Ismael hinweg sendet/ sonst die große Agar genant (dann er auch eine kleinere gemacht) so ein wenig größer als die vorige gewesen/ per 500. Gulden bezahlt/ und dergleichen große Kunst-Liebhaber sind damals sehr viel in Amsterdam gewesen/ wie mich dann auch der Kunst-berühmte Herr Johann Ulrich Mayr versichert/ daß er seinem Lehrmeister/ Herrn Renbrand/ für 14. Stuck von dieses Künstlers saubersten Abdrucken/ als das Ecce homo, S.Pauli Reise nach Damasco, die große Creutzigung/ der Magdalenen Tanz und andere/ in einem offentlichen Ausruff 1400. Gulden bezahlen sehen. Unser fürtreflicher Lucas begabe sich darauf auch in den Ehestand/ und vermählte sich mit einer vom Adel/ des Geschlechts von Boßhausen/ und vertriebe viel Zeit mit banquetirn/ gleich als jezuweilen bey dem Adel und Reichen gebräuchlich ist; Etliche wollen/ daß er mit Albert Dürer stäts in die Wette gearbeitet/ und so bald Albert etwas in Kupfer gebracht/ selbiges nachgestochen habe/ so/ daß einer über des andern Werk sich selbst verwundert/ und endlich so vertreulich worden seyen/daß/ als Albert in Niderland zu Leyden angelangt/ sie beyde einander gecontrafätet/ auch ihre Zeit miteinander in aller Freundlichkeit durchbracht haben/ Lucas war klein und zart von Person/ wie sein Brust-Contrafät/ so er selbst/ da er noch jung und ohne Bart gewesen/ mit einer großen Mütze und Federn darauf/ in seinem Bußen einen Todtenkopf habend/ gemacht/ ausweißet. Die Gemählde/ so von ihme gemacht/ und noch gefunden werden/ sind wenig/ aber höchstverwunderlich und sehr angenehm/ doch über alles ist ein Altar/ mit zweyen Flügeln/ welchen vor meiner Zeit Goltzius zu Harlem gehabt/ nachdem er denselbigen/ Anno 1602. zu Leyden um großen Preiß/ mit höchstem Vergnügen/ erkauffet/ darauf ist die Historie von dem Blinden von Jericho/ dem Bartimaeno, Timaei Sohn/ wie selbiger sehend wird/ gebildet/ als der Evangelist Marcus am 10. Capitel schreibt/ die Arbeit ist sehr schön/ vernünftig/ mit köstlicher Ordnung und Zeichnung/ und sind auch die Thüren innen und außen schön gemahlet; die Nackende und Gesichter seyn ganz unterschiedlich/ lieblich und freudig gemacht/ und hat jedwederes Bild seine besondere Kleidung/ und die Heupter mit schönen Bünten/ Hüten und Hauben auf sonderbare Weiße geziert. In der Bildnus Christi sieht man eine lobwürdige Einfalt/ und eine barmherzige Gutthätig- und Mildigkeit/ neben der Wolneigung/ dem Blinden zu helfen. In dem Blinden/ den sein Jung hinzu führet/ sihet man die rechte Art/ wie er seine Hand ausstrecket/ um sich zu heben/ sehr natürlich. Der Grund ist wahr/ hinten her kommen Bäume und Büsche/ so nett und künstlich geformt/ daß man dergleichen nicht leicht zu sehen bekommen wird/ weil es scheint/ daß alles/ als in einem Feld/ nach der Ordnung entweicht/ sehr natürlich zu sehen seye; Hinter der Landschaft komt/ zu Fortsetzung der Historie/ wie Christus an dem unfruchtbaren Feigenbaum Frucht suchet/ worbey einige Häußer und Gebäude/ die Landschaft zu vermehren; Dieses Stuck hat er im Jahr 1531. gemacht/ von außen stehet ein Manns- und Frauen-Bild/ die ein Wappen halten/ und sehr artig und schön gemahlet seyn; und ist dieses das lezte Werk von Oel-Farbe/ das dieser sehr berühmte Meister gemacht/ indeme er gleichsam sein äußerstes Vermögen in der Kunst zeigen wollen/ um seines Namens Unsterblichkeit zu hinterlaßen/ dann er nur zwey Jahr darüber gelebt. Seine Gemälde. Wiederum stehet von seiner Hand ein herrliches Stuck auf dem Rahthauß zu Leyden/ so das jüngste Gericht/ und für ein fürtrefflich gutes Stuck gehalten wird; darein kommen gar viele nackende Manns- und Frauen-Bilder/ darinnen zu sehen/ wie treflich er das Leben beobachtet/ absonderlich in der Frauen Leibern/ in denen er die Zärtigkeit ganz eigentlich abgebildet/ außen her sind zwey große sitzende Bilder/ als Petrus und Paulus/ auf jedwedern Thür eines/ und ist dieses Werk so fürtrefflich/ daß viele ausländische Potentaten darnach fragen lassen/ selbiges zu kauffen/ es ist aber allezeit von gedachtem hochlöblichen Stadt-Raht abgeschlagen worden/ weil sie sich der Gedächtnus ihres edlen Burgers nicht berauben wollen/ ob schon grosse Summen darfür geschlagen worden: Ferner ist in eines Edelmanns/ Franz Hoogstraet/ zu Leyden/ Hauß ein Stuck von seiner Hand gewesen/ so ein ausschließlicher Kasten war/ mit darein gemachtem halben Marien-Bild/ deren unter Theil mit einem Stein bedekt scheinet/ das Kindlein war sehr lieblich/ und hatte einen Weintrauben in der Hand/ womit er vermuhtlich ausbilden wollen/ daß Christus der wahre Weinstock seye. Zur andern Seiten war eine bätende Frau/ welche hinter ihr Magdalenam hatte/ die jener Christum auf Marien Schoß wiese; der hinter Theil war von Gesträuß und Bäumen sehr verwunderlich/ außen her war die Verkündigung Mariae in einem ganzen Bild/ sehr schön von Kleidung/ welches Stuck nachmals der große Kunst-Liebhaber/ Kayser Rudolphus, an sich gebracht/ und stunde auf lezterzehlten Gemälden ein datum von 22. und beynebens des Künstlers gewöhnliches Zeichen L. Seine Gemälde zu Leyden. Mehr ist von ihme ein köstliches Stuck zu Amsterdam bey dem Buchhalter Jan Lossert/ so die Historie der Kinder von Israel abbildet/ wie sie um das güldene Kalb tanzen und banquetiren/ nach Anleitung des Biblischen Texts/ da gesagt wird/ das Volk saß nider zum Essen und Trinken/ und stund auf zum Spielen. In diesen Banquetierern siehet man sehr lebhaft des Volks unkeusche Begierden/ Andere seine Werke zu Amsterdam

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 240]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/36>, abgerufen am 24.11.2024.