Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.[Spaltenumbruch] weil bißhero von Teutscher Nation keiner gefunden worden/ der sich dessen (wie oft man sich gleich/ solches werkstellig zu machen/ verlauten lassen) unterfangen hätte. Mir wäre solches/ wo es geschehen/ in Warheit eine nicht geringe Bey-Hülffe gewesen/ als wordurch ich/ sonderlich in Beschreibung der berühmtesten Hoch-Teutschen Mahler/ manche Mühe gespahret hätte/ da ich/ in Ermanglung dessen/ alles erst gleichsam ans dem Staube suchen/ ausspühren/ und deßwegen hier und dar vielfältige Nachfrag haben müssen. Es hat mir aber insonderheit in dieser Sache sehr wol geholffen/ und ist mir die jenige in meiner Jugend eingenommene information des alten Mahlers Hanns Vetters zu Frankfurt/ und des Thonauers zu München glüklich zu statten kommen/ als welche beede noch von der Schul Albert Dürers entsprossen; wie ich ferner solches nicht wenig zu danken habe dem berühmten Alexander Abondio zu München/ der vor sich selbst sehr nachforschend in seiner Jugend gewesen/ und von denen alten Teutschen alles selbst fleißig erfahren/ gesehen/ und von seinem alten Vatter/ einem curiosen Kunstreichen Mann/ vernommen/ und ich also durch allerley dergleichen Mittel unsere Teutsche Kunst-Mahlere/ nach Möglichkeit/ dergestalt zusammen gebracht/ daß andere nach mir die Fortsetzung gar leichtlich zu Werke richten können. Ich bekenne zwar hierbey freywillig/ daß ich/ wie gern ich mehrern und umständigern Bericht von eines und andern Künstlers Stadt/ Geburts- und Ableibens-Zeit geben wollen/ dannoch/ nach angewandter großer Bemühung im Nachfragen und Schreiben/ ein mehrers nicht erhalten können. Worüber sich auch eben nicht so groß zu verwundern/ dann fraget man zuweilen einen von seinem eignen Vatter/ wann er geboren und gestorben/ wird er oft weniger als nichts davon zu sagen wissen/ weil man solche Sachen nicht jedesmals/ wie wol billig seyn solte/ der Feder anbefiehlet; doch will ich/ wie Varro, Plinius und andere gethan/ mich erzeigen/ und sagen: dieser oder jener lebte zu dieses oder jenes Käysers/ Herzogs oder Grafens Zeiten/ gleichwie auch die Alten einige Olympiades benamset/ in welchen ihre Künstlere gelebet/ oder ihre Preisens-wehrte Arbeit verrichtet haben. Im Gegentheil ist unlaugbar/ daß die Schriften der Italianer denen auserlesnen Kunst-Geistern/ ihr Leben und Lob belangend/ ein großes Liecht gegeben/ insonderheit unter andern die jenigen von Vassarie, als der gar weitläuffig von seinen Landsleuten handelt/ darzu ihm ein merkliches die Autorität seines Herrn/ des Groß-Herzogs von Florenz/ beförderlich gewesen. Ingleichen seynd der Nieder-Teutschen berühmteste Mahlere/ durch Carln Vermanders großen Fleiß und Eifer löblich eingerichtet/ mir auch sehr dienstlich zu diesem meinem Vorhaben gewesen. [Spaltenumbruch]Indem ich aber von unsern Hoch- und Nieder-Teutschen Kunst-Mahlern/ ohne fernern Umschweif/ den Anfang mache/ will ich zu allererst von den hocherleuchten und fürtreflichen Künstlern Hubert und Johann von Eyk/ als welche allbereit zu ihrer Zeit in unserer Kunst sehr große Wunder/ mit Zuwegenbringung einer gründlichen Art von Mahlen/ und wolersonnenen Weise der Zeichnung/ gethan/ Anregung thun/ daß zu verwundern/ wie in solcher frühen Zeit ihre Werke also treflich geleuchtet haben/ dann ich finde nicht/ daß vor ihnen/ weder in Hoch- noch Nieder-Teutschland/ etwas in dieser Kunst denkwürdigers gedacht oder gesehen/ gehört oder bekannt gemachet worden. Auch eben sie selbst waren es/ die alle dazumals lebende Italianer in Kunstübertroffen/ denen zu gefallen etliche selbiger Nation zu ihnen heraus gesandt wurden/ dern Kunst zu ergreiffen/ sonderlich aber das von ihnen ersonnenes heilsames Mittel der Oel-Farben zu erlernen; Folgends werde ich nach ihnen die/ biß auf unsere Zeit/ in sonderbarer Hochachtung gewesne Verbesserer dieser nie genug belobten Kunst/ so gut mir möglich ist/ erzehlen/ und da ich etwan einige mit Stillschweigen vorbey gehen mögte/ wolle ihme niemand die Gedanken machen/ als ob solches mit Willen und wissentlich/ oder aus Abgunst/ sondern aus Mangel besserer Wissen- und Bekanntschaft geschehen/ zumalen ich niemand etwas zu kurz zu thun gewillet/ auch/ Gott Lob! mein Gemüt gegen meinen Nechsten nicht also böß-astig beschaffen ist/ sondern ich wünsche vielmehr/ daß alle in der Mahl-Kunst Erfahrenheit mich weit übersteigen mögen/ als der ich/ ohne das graues Alters/ mir die gute Ruhe/ ihnen sämtlichen aber wünsche/ daß sie das von dem Allmächtigen erschaffnes Beweglich- und Unbewegliches in der Welt und Natur noch bässer/ als itzo/ und mit höherer Wissenschaft in dieser edlen Kunst/ von Jahr zu Jahren/ erheben/ und zu grösserer Vollkommenheit bringen wögen/ alsdann/ wann solches geschicht/ ist mein Verlangen erfüllet/ und hab ich meinen Zweck völlig erreichet/ weßhalben ich dieses schweres und mühsames Werk denen Kunst-beflissenen Teutschen vorgearbeitet und ans Liecht gegeben. Lezlich wird der vernünftige Leser selbst leichtlich abnehmen können/ was große Müh und Arbeit ich etliche Jahr nacheinander in diesem Werk angewen det/ indem ich/ mit Hindansetzung aller meiner andern functionen/ einig und allein die Zeit mit Zeichnen für die Kupferstecher/ und mit dem beschwerlichen Schreiben und corrigiren zugebracht/ geschweige der unglaublich glaublich-großen baaren Ausgaben/ weil ich nichts gesparet/ sondern ihme zu lieb und gut mir diese Sache höchst-eiferig angelegen seyn lassen. Er lebe wol/ und gebrauche sich also dieser Arbeit mit gutem Nutzen und angenehmen Wolgefallen. [Spaltenumbruch] weil bißhero von Teutscher Nation keiner gefunden worden/ der sich dessen (wie oft man sich gleich/ solches werkstellig zu machen/ verlauten lassen) unterfangen hätte. Mir wäre solches/ wo es geschehen/ in Warheit eine nicht geringe Bey-Hülffe gewesen/ als wordurch ich/ sonderlich in Beschreibung der berühmtesten Hoch-Teutschen Mahler/ manche Mühe gespahret hätte/ da ich/ in Ermanglung dessen/ alles erst gleichsam ans dem Staube suchen/ ausspühren/ und deßwegen hier und dar vielfältige Nachfrag haben müssen. Es hat mir aber insonderheit in dieser Sache sehr wol geholffen/ und ist mir die jenige in meiner Jugend eingenommene information des alten Mahlers Hanns Vetters zu Frankfurt/ und des Thonauers zu München glüklich zu statten kommen/ als welche beede noch von der Schul Albert Dürers entsprossen; wie ich ferner solches nicht wenig zu danken habe dem berühmten Alexander Abondio zu München/ der vor sich selbst sehr nachforschend in seiner Jugend gewesen/ und von denen alten Teutschen alles selbst fleißig erfahren/ gesehen/ und von seinem alten Vatter/ einem curiosen Kunstreichen Mann/ vernommen/ und ich also durch allerley dergleichen Mittel unsere Teutsche Kunst-Mahlere/ nach Möglichkeit/ dergestalt zusammen gebracht/ daß andere nach mir die Fortsetzung gar leichtlich zu Werke richten können. Ich bekenne zwar hierbey freywillig/ daß ich/ wie gern ich mehrern und umständigern Bericht von eines und andern Künstlers Stadt/ Geburts- und Ableibens-Zeit geben wollen/ dannoch/ nach angewandter großer Bemühung im Nachfragen und Schreiben/ ein mehrers nicht erhalten können. Worüber sich auch eben nicht so groß zu verwundern/ dann fraget man zuweilen einen von seinem eignen Vatter/ wann er geboren und gestorben/ wird er oft weniger als nichts davon zu sagen wissen/ weil man solche Sachen nicht jedesmals/ wie wol billig seyn solte/ der Feder anbefiehlet; doch will ich/ wie Varro, Plinius und andere gethan/ mich erzeigen/ und sagen: dieser oder jener lebte zu dieses oder jenes Käysers/ Herzogs oder Grafens Zeiten/ gleichwie auch die Alten einige Olympiades benamset/ in welchen ihre Künstlere gelebet/ oder ihre Preisens-wehrte Arbeit verrichtet haben. Im Gegentheil ist unlaugbar/ daß die Schriften der Italianer denen auserlesnen Kunst-Geistern/ ihr Leben und Lob belangend/ ein großes Liecht gegeben/ insonderheit unter andern die jenigen von Vassarie, als der gar weitläuffig von seinen Landsleuten handelt/ darzu ihm ein merkliches die Autorität seines Herrn/ des Groß-Herzogs von Florenz/ beförderlich gewesen. Ingleichen seynd der Nieder-Teutschen berühmteste Mahlere/ durch Carln Vermanders großen Fleiß und Eifer löblich eingerichtet/ mir auch sehr dienstlich zu diesem meinem Vorhaben gewesen. [Spaltenumbruch]Indem ich aber von unsern Hoch- und Nieder-Teutschen Kunst-Mahlern/ ohne fernern Umschweif/ den Anfang mache/ will ich zu allererst von den hocherleuchten und fürtreflichen Künstlern Hubert und Johann von Eyk/ als welche allbereit zu ihrer Zeit in unserer Kunst sehr große Wunder/ mit Zuwegenbringung einer gründlichen Art von Mahlen/ und wolersonnenen Weise der Zeichnung/ gethan/ Anregung thun/ daß zu verwundern/ wie in solcher frühen Zeit ihre Werke also treflich geleuchtet haben/ dann ich finde nicht/ daß vor ihnen/ weder in Hoch- noch Nieder-Teutschland/ etwas in dieser Kunst denkwürdigers gedacht oder gesehen/ gehört oder bekannt gemachet worden. Auch eben sie selbst waren es/ die alle dazumals lebende Italianer in Kunstübertroffen/ denen zu gefallen etliche selbiger Nation zu ihnen heraus gesandt wurden/ dern Kunst zu ergreiffen/ sonderlich aber das von ihnen ersonnenes heilsames Mittel der Oel-Farben zu erlernen; Folgends werde ich nach ihnen die/ biß auf unsere Zeit/ in sonderbarer Hochachtung gewesne Verbesserer dieser nie genug belobten Kunst/ so gut mir möglich ist/ erzehlen/ und da ich etwan einige mit Stillschweigen vorbey gehen mögte/ wolle ihme niemand die Gedanken machen/ als ob solches mit Willen und wissentlich/ oder aus Abgunst/ sondern aus Mangel besserer Wissen- und Bekanntschaft geschehen/ zumalen ich niemand etwas zu kurz zu thun gewillet/ auch/ Gott Lob! mein Gemüt gegen meinen Nechsten nicht also böß-astig beschaffen ist/ sondern ich wünsche vielmehr/ daß alle in der Mahl-Kunst Erfahrenheit mich weit übersteigen mögen/ als der ich/ ohne das graues Alters/ mir die gute Ruhe/ ihnen sämtlichen aber wünsche/ daß sie das von dem Allmächtigen erschaffnes Beweglich- und Unbewegliches in der Welt und Natur noch bässer/ als itzo/ und mit höherer Wissenschaft in dieser edlen Kunst/ von Jahr zu Jahren/ erheben/ und zu grösserer Vollkommenheit bringen wögen/ alsdann/ wann solches geschicht/ ist mein Verlangen erfüllet/ und hab ich meinen Zweck völlig erreichet/ weßhalben ich dieses schweres und mühsames Werk denen Kunst-beflissenen Teutschen vorgearbeitet und ans Liecht gegeben. Lezlich wird der vernünftige Leser selbst leichtlich abnehmen können/ was große Müh und Arbeit ich etliche Jahr nacheinander in diesem Werk angewen det/ indem ich/ mit Hindansetzung aller meiner andern functionen/ einig und allein die Zeit mit Zeichnen für die Kupferstecher/ und mit dem beschwerlichen Schreiben und corrigiren zugebracht/ geschweige der unglaublich glaublich-großen baaren Ausgaben/ weil ich nichts gesparet/ sondern ihme zu lieb und gut mir diese Sache höchst-eiferig angelegen seyn lassen. Er lebe wol/ und gebrauche sich also dieser Arbeit mit gutem Nutzen und angenehmen Wolgefallen. <TEI> <text> <front> <div n="1"> <div type="preface"> <p><pb facs="#f0002" xml:id="pb-427" n="[II, Buch 3 (niederl. u. dt. 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Worüber sich auch eben nicht so groß zu verwundern/ dann fraget man zuweilen einen von seinem eignen Vatter/ wann er geboren und gestorben/ wird er oft weniger als nichts davon zu sagen wissen/ weil man solche Sachen nicht jedesmals/ wie wol billig seyn solte/ der Feder anbefiehlet; doch will <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName>/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-76 http://d-nb.info/gnd/118626183 http://viaf.org/viaf/100219311"><hi rendition="#aq">Varro</hi></persName>, <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-326 http://d-nb.info/gnd/118595083 http://viaf.org/viaf/100219162"><hi rendition="#aq">Plinius</hi></persName> und andere gethan/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">mich</persName> erzeigen/ und sagen: dieser oder jener lebte zu dieses oder jenes Käysers/ Herzogs oder Grafens Zeiten/ gleichwie auch die Alten einige <hi rendition="#aq">Olympiades</hi> benamset/ in welchen ihre Künstlere gelebet/ oder ihre Preisens-wehrte Arbeit verrichtet haben.</p> <p>Im Gegentheil ist unlaugbar/ daß die Schriften der <hi rendition="#aq">Italianer</hi> denen auserlesnen Kunst-Geistern/ ihr Leben und Lob belangend/ ein großes Liecht gegeben/ insonderheit unter andern die jenigen von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-78 http://d-nb.info/gnd/118626213 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500017608 http://viaf.org/viaf/46768219"><hi rendition="#aq">Vassarie</hi></persName>, als der gar weitläuffig von seinen Landsleuten handelt/ darzu ihm ein merkliches die <hi rendition="#aq">Autorität</hi> seines Herrn/ des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-250 http://d-nb.info/gnd/118638521 http://viaf.org/viaf/72187375">Groß-Herzogs von Florenz</persName>/ beförderlich gewesen. 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Auch eben sie selbst waren es/ die alle dazumals lebende <hi rendition="#aq">Italian</hi>er in Kunstübertroffen/ denen zu gefallen etliche selbiger <hi rendition="#aq">Nation</hi> zu ihnen heraus gesandt wurden/ dern Kunst zu ergreiffen/ sonderlich aber das von ihnen ersonnenes heilsames Mittel der Oel-Farben zu erlernen; Folgends werde <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> nach ihnen die/ biß auf unsere Zeit/ in sonderbarer Hochachtung gewesne Verbesserer dieser nie genug belobten Kunst/ so gut <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">mir</persName> möglich ist/ erzehlen/ und da <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> etwan einige mit Stillschweigen vorbey gehen mögte/ wolle ihme niemand die Gedanken machen/ als ob solches mit Willen und wissentlich/ oder aus Abgunst/ sondern aus Mangel besserer Wissen- und Bekanntschaft geschehen/ zumalen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> niemand etwas zu kurz zu thun gewillet/ auch/ Gott Lob! mein Gemüt gegen meinen Nechsten nicht also böß-astig beschaffen ist/ sondern <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> wünsche vielmehr/ daß alle in der Mahl-Kunst Erfahrenheit <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">mich</persName> weit übersteigen mögen/ als der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName>/ ohne das graues Alters/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">mir</persName> die gute Ruhe/ ihnen sämtlichen aber wünsche/ daß sie das von dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-204">Allmächtigen</persName> erschaffnes Beweglich- und Unbewegliches in der Welt und Natur noch bässer/ als itzo/ und mit höherer Wissenschaft in dieser edlen Kunst/ von Jahr zu Jahren/ erheben/ und zu grösserer Vollkommenheit bringen wögen/ alsdann/ wann solches geschicht/ ist mein Verlangen erfüllet/ und hab <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> meinen Zweck völlig erreichet/ weßhalben <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> dieses schweres und mühsames Werk denen Kunst-beflissenen Teutschen vorgearbeitet und ans Liecht gegeben.</p> <p>Lezlich wird der vernünftige Leser selbst leichtlich abnehmen können/ was große Müh und Arbeit <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> etliche Jahr nacheinander in diesem Werk angewen det/ indem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName>/ mit Hindansetzung aller meiner andern <hi rendition="#aq">function</hi>en/ einig und allein die Zeit mit Zeichnen für die Kupferstecher/ und mit dem beschwerlichen Schreiben und <hi rendition="#aq">corrigi</hi>ren zugebracht/ geschweige der unglaublich glaublich-großen baaren Ausgaben/ weil <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> nichts gesparet/ sondern ihme zu lieb und gut <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">mir</persName> diese Sache höchst-eiferig angelegen seyn lassen. Er lebe wol/ und gebrauche sich also dieser Arbeit mit gutem Nutzen und angenehmen Wolgefallen.</p> </div> </div> </front> <body> <div> </div> </body> </text> </TEI> [[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 212]/0002]
weil bißhero von Teutscher Nation keiner gefunden worden/ der sich dessen (wie oft man sich gleich/ solches werkstellig zu machen/ verlauten lassen) unterfangen hätte. Mir wäre solches/ wo es geschehen/ in Warheit eine nicht geringe Bey-Hülffe gewesen/ als wordurch ich/ sonderlich in Beschreibung der berühmtesten Hoch-Teutschen Mahler/ manche Mühe gespahret hätte/ da ich/ in Ermanglung dessen/ alles erst gleichsam ans dem Staube suchen/ ausspühren/ und deßwegen hier und dar vielfältige Nachfrag haben müssen. Es hat mir aber insonderheit in dieser Sache sehr wol geholffen/ und ist mir die jenige in meiner Jugend eingenommene information des alten Mahlers Hanns Vetters zu Frankfurt/ und des Thonauers zu München glüklich zu statten kommen/ als welche beede noch von der Schul Albert Dürers entsprossen; wie ich ferner solches nicht wenig zu danken habe dem berühmten Alexander Abondio zu München/ der vor sich selbst sehr nachforschend in seiner Jugend gewesen/ und von denen alten Teutschen alles selbst fleißig erfahren/ gesehen/ und von seinem alten Vatter/ einem curiosen Kunstreichen Mann/ vernommen/ und ich also durch allerley dergleichen Mittel unsere Teutsche Kunst-Mahlere/ nach Möglichkeit/ dergestalt zusammen gebracht/ daß andere nach mir die Fortsetzung gar leichtlich zu Werke richten können.
Ich bekenne zwar hierbey freywillig/ daß ich/ wie gern ich mehrern und umständigern Bericht von eines und andern Künstlers Stadt/ Geburts- und Ableibens-Zeit geben wollen/ dannoch/ nach angewandter großer Bemühung im Nachfragen und Schreiben/ ein mehrers nicht erhalten können. Worüber sich auch eben nicht so groß zu verwundern/ dann fraget man zuweilen einen von seinem eignen Vatter/ wann er geboren und gestorben/ wird er oft weniger als nichts davon zu sagen wissen/ weil man solche Sachen nicht jedesmals/ wie wol billig seyn solte/ der Feder anbefiehlet; doch will ich/ wie Varro, Plinius und andere gethan/ mich erzeigen/ und sagen: dieser oder jener lebte zu dieses oder jenes Käysers/ Herzogs oder Grafens Zeiten/ gleichwie auch die Alten einige Olympiades benamset/ in welchen ihre Künstlere gelebet/ oder ihre Preisens-wehrte Arbeit verrichtet haben.
Im Gegentheil ist unlaugbar/ daß die Schriften der Italianer denen auserlesnen Kunst-Geistern/ ihr Leben und Lob belangend/ ein großes Liecht gegeben/ insonderheit unter andern die jenigen von Vassarie, als der gar weitläuffig von seinen Landsleuten handelt/ darzu ihm ein merkliches die Autorität seines Herrn/ des Groß-Herzogs von Florenz/ beförderlich gewesen. Ingleichen seynd der Nieder-Teutschen berühmteste Mahlere/ durch Carln Vermanders großen Fleiß und Eifer löblich eingerichtet/ mir auch sehr dienstlich zu diesem meinem Vorhaben gewesen.
Indem ich aber von unsern Hoch- und Nieder-Teutschen Kunst-Mahlern/ ohne fernern Umschweif/ den Anfang mache/ will ich zu allererst von den hocherleuchten und fürtreflichen Künstlern Hubert und Johann von Eyk/ als welche allbereit zu ihrer Zeit in unserer Kunst sehr große Wunder/ mit Zuwegenbringung einer gründlichen Art von Mahlen/ und wolersonnenen Weise der Zeichnung/ gethan/ Anregung thun/ daß zu verwundern/ wie in solcher frühen Zeit ihre Werke also treflich geleuchtet haben/ dann ich finde nicht/ daß vor ihnen/ weder in Hoch- noch Nieder-Teutschland/ etwas in dieser Kunst denkwürdigers gedacht oder gesehen/ gehört oder bekannt gemachet worden. Auch eben sie selbst waren es/ die alle dazumals lebende Italianer in Kunstübertroffen/ denen zu gefallen etliche selbiger Nation zu ihnen heraus gesandt wurden/ dern Kunst zu ergreiffen/ sonderlich aber das von ihnen ersonnenes heilsames Mittel der Oel-Farben zu erlernen; Folgends werde ich nach ihnen die/ biß auf unsere Zeit/ in sonderbarer Hochachtung gewesne Verbesserer dieser nie genug belobten Kunst/ so gut mir möglich ist/ erzehlen/ und da ich etwan einige mit Stillschweigen vorbey gehen mögte/ wolle ihme niemand die Gedanken machen/ als ob solches mit Willen und wissentlich/ oder aus Abgunst/ sondern aus Mangel besserer Wissen- und Bekanntschaft geschehen/ zumalen ich niemand etwas zu kurz zu thun gewillet/ auch/ Gott Lob! mein Gemüt gegen meinen Nechsten nicht also böß-astig beschaffen ist/ sondern ich wünsche vielmehr/ daß alle in der Mahl-Kunst Erfahrenheit mich weit übersteigen mögen/ als der ich/ ohne das graues Alters/ mir die gute Ruhe/ ihnen sämtlichen aber wünsche/ daß sie das von dem Allmächtigen erschaffnes Beweglich- und Unbewegliches in der Welt und Natur noch bässer/ als itzo/ und mit höherer Wissenschaft in dieser edlen Kunst/ von Jahr zu Jahren/ erheben/ und zu grösserer Vollkommenheit bringen wögen/ alsdann/ wann solches geschicht/ ist mein Verlangen erfüllet/ und hab ich meinen Zweck völlig erreichet/ weßhalben ich dieses schweres und mühsames Werk denen Kunst-beflissenen Teutschen vorgearbeitet und ans Liecht gegeben.
Lezlich wird der vernünftige Leser selbst leichtlich abnehmen können/ was große Müh und Arbeit ich etliche Jahr nacheinander in diesem Werk angewen det/ indem ich/ mit Hindansetzung aller meiner andern functionen/ einig und allein die Zeit mit Zeichnen für die Kupferstecher/ und mit dem beschwerlichen Schreiben und corrigiren zugebracht/ geschweige der unglaublich glaublich-großen baaren Ausgaben/ weil ich nichts gesparet/ sondern ihme zu lieb und gut mir diese Sache höchst-eiferig angelegen seyn lassen. Er lebe wol/ und gebrauche sich also dieser Arbeit mit gutem Nutzen und angenehmen Wolgefallen.
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Zitationshilfe: | Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 212]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/2>, abgerufen am 04.07.2024. |